BFC Dynamo vs. VfB Stuttgart: Ibisevic machte den kleinen Unterschied aus

MB Updated 05 August 2013
BFC Dynamo

UfftaDie 31. Minute werden die Fans des BFC Dynamo so schnell nicht vergessen. Denn in dieser lag die Sensation in der Luft. Besser noch: Sie schien zum Greifen nahe. Eine halbe Stunde lang konnten die Weinroten aus Berlin-Hohenschönhausen gegen den VfB Stuttgart ihren Kasten sauber halten und gut mithalten. Dann fehlten dem Oberligisten sogar nur wenige Zentimeter, um in Führung zu gehen. Nach einem der stets gefährlichen Einwürfe des Mannschaftskapitäns Björn Brunnemann kam Christof Köhne an den Ball, versuchte sein Glück und traf – nur den rechten Innenpfosten. Das hätte das 1:0 sein können. Müssen. Wer weiß, wie dann mit der Führung des Außenseiters das weitere Spiel verlaufen wäre.

BFcerHätte, hätte, Fahrrad... ach lassen wir das. Beginnen wir lieber erst einmal mit der Vorgeschichte. Groß war die Euphorie beim BFC Dynamo. Die Berliner Innenstadt war am Sonntagnachmittag in weinroter Hand. Überall sammelten sich die dynamischen Fans in Biergärten und Kneipen und zogen anschließend in kleinen Gruppen gen Jahn-Sportpark in Berlin Prenzlauer Berg. Von Krawallsuche oder Aggression soweit keine Spur. Zumindest nicht mehr als bei einem normalen Bundesligaspiel. An der Kreuzung Schönhauser Allee / Eberswalder Straße wurde unter der U-Bahn, die dort als Hochbahn verkehrt, eine kleine Uffta zelebriert. Vom befürchteten Schwabenhass war indes kaum etwas zu spüren.

VfB StuttgartIm Stadion war alles gut vorbereitet. Vom Pressebereich bis zum Ordnerdienst, der an diesem Tage alles im Griff hatte. Davon ganz abgesehen hatte er auch eigentlich nichts zu tun. Im Gegensatz zum Kaiserslautern-Spiel von zwei Jahren befand sich die Fankurve nicht auf der Gegengerade, sondern hinter dem Tor. Diese war bereits vor dem Spiel restlos ausverkauft. Hinzu kamen zahlreiche BFC-Fans, die eine 30-Euro-Karte erworben hatten und auf der Gegengerade ihren Platz einnahmen. Schätzungsweise rund 7.000 Zuschauer drückten dem BFC Dynamo die Daumen, insgesamt waren 9.227 zahlende Fußballfreunde vor Ort. Unter ihnen rund 1.000 angereiste VfB-Fans sowie etliche schwäbische Sympathisanten, die mittlerweile in Berlin wohnen.

VfB StuttgartDiese hatten bereits in der dritten Minute den Torschrei auf den Lippen, doch Georg Niedermeiers Kopfball ging nur an die Oberkante der Latte. Nicht wenige im Rund befürchteten nun, dass der VfB sogleich Volldampf geben und den Deckel zumachen würde. Doch der BFC Dynamo – und das überraschte aufgrund der erfolgreichen Testspiele gegen diverse Regionalligisten nicht wirklich – konnte gut gegenhalten und wusste phasenweise sogar mit ordentlichen Spielzügen zu überzeugen. Sicherlich hatten die Stuttgarter erwartungsgemäß die größeren Spielanteile, jedoch konnten sie sich gegen die mutig aufspielenden Berliner keine Tormöglichkeiten im Minutentakt herausspielen.

BFCUnd dann kam die besagte 31. Spielminute, in der der Ball an den Innenpfosten ging. „Dynamo, Dynamo!“ ertönte es lautstark von den Rängen. Nun herrschte richtige Pokalatmosphäre. Der BFC-Anhang spürte, hier ging etwas. Umso bitterer aus Berliner Sicht der 0:1-Rückstand fünf Minuten vor der Pause. Alexandru Maxim brachte von der linken Seite aus den Ball rein, Vedad Ibisisevic köpfte aus kurzer Distanz ein. Dies ging so fix, dass den Gegentreffer manch ein Zuschauer zuerst gar nicht recht mitbekam, zumal der Stuttgarter Jubel auf der Gegenseite kaum zu vernehmen war. Ernüchterung, als die Spieler in Richtung Mittelkreis trabten und die Anzeigetafel das 0:1 anzeigte.

BFC vs. VfBIm zweiten Spielabschnitt ein ähnlicher Anblick. Die Stuttgarter mit größerem Spielanteil, die Berliner mit der nötigen Portion Können und Selbstbewusstsein, um vielleicht doch noch das Ding zu biegen. Und in der Tat. Zum einen köpfte Djibril N´Diaye kurz nach der Pause neben das Tor, zum anderen gelang Björn Brunnemann nach einer Stunde fast mit einem langen Heber der Ausgleich. Ab der 65. Minute legte der BFC Dynamo sogar noch ein Schippchen drauf. Die Fans spürten dies und trieben ihre Jungs auf dem Rasen mächtig an. Nach einem guten hereingebrachten Freistoß köpfte Patrick Brendel in der 70. Minute fast das 1:1. Das konnte in der Schlussphase noch richtig lustig und spannend werden – das war völlig klar.

ElferDoch wie bereits in der ersten Halbzeit zerplatzte völlig aus der Kalten der Traum. Dieses Mal nun sogar endgültig. Foulelfmeter für den VfB Stuttgart in der 76. Minute. Ibisevic trat an und verwandelte souverän. 2:0 für den Pokalfinalisten von 2013. Der Drops war auf gut Deutsch gesagt gelutscht. Zwar bemühte sich die Mannschaft des BFC Dynamo weiterhin, doch mit zwei Toren rechnete nun wirklich niemand mehr. Nach fünf Minuten trauriger Stille dann die beste Reaktion der Fans, die man zeigen kann. Kein Wutausbruch, keine Provokationen. Stattdessen Partystimmung in der Kurve und auf der Gegengerade. Eine lautstarke Uffta mit großer Beteiligung. Anschließend noch der eine oder andere Klassiker. Als ein paar BFCer bereits auf dem Zaun waren, genügten ein paar mahnende Worte der schwarz gekleideten Ordner.

BFCMit einem „Hoch sollen sie leben...“ wurde die vorbeiziehende Mannschaft nach Abpfiff gefeiert. Stehender Applaus für die gute Leistung aus sämtlichen Ecken. Nur zu klar, dass die Spieler trotzdem recht traurig dreinschauten. Wenn man als Fünftligist gegen einen Erstligisten bereits am Sensationserfolg geschnuppert hatte, ist dies allzu verständlich. Die erbrachte Leistung und die hervorragende Stimmung unter den Fans muss der BFC Dynamo nun in die am kommenden Wochenende startende Oberligasaison mitnehmen. Denn eine Sache war bereits vor dem DFB-Pokalspiel klar: Der wirkliche Ernst des Fußballlebens beginnt mit dem Heimspiel gegen den 1. FC Neubrandenburg. Um den lang ersehnten Aufstieg in die Regionalliga nun endlich zu packen, müssen gleich am ersten Spieltag die ersten drei Punkte her!

Fotos Marco Bertram

> zur turus-Fotostrecke: BFC Dynamo

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Inhalt über Klub(s):
Artikel wurde veröffentlicht am
05 August 2013
Spielergebnis:
0:2
Zuschauerzahl:
9.227
Gästefans
2000

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DFB-Pokal

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