Es könnte alles so einfach sein, ist es manchmal aber nicht! Vor vielen vielen Wochen bereits das Geburtstagswochenende im Westen des Landes geplant und alles Dazugehörige gebucht und abbezahlt. Nur dass sich zwei Tage vor der Abreise Herr Wesselsky mal wieder dafür entscheidet die Deutsche Bahn zu erpressen. Glücklicherweise hatten wir viel Zeit eingepackt und verzichteten auf den entspannten ICE-Trip und begannen den Roadtrip mit Abellio, Cantus und National Express. Zur Überraschung aller Beteiligten verpassten wir keinerlei Anschlüsse und erreichten das Ziel Aachen überpünktlich. Statt Kaffee und Kuchen und einem ekelhaften Pilsken aus dem Bordbistro, gab es diverse selbst geschmierte Bemmen und dutzende Aktionsflaschen Bier aus dem Netto des Vertrauens. Die Stimmung super, die zehnstündige Fahrt verging wie im Flug.
Alemania Aachen ist auf Aufstiegskurs und weckt alte Erinnerungen
Zeit, zum Wesentlichen zu Kommen. Die Begleitung suchte den Weg nach Kerkrade, hatte mehr Bock auf elektronische Stadionklänge. Meine Wenigkeit spazierte durch halb Aachen zum Tivoli. Um es vorwegzunehmen - dort treffen Welten aufeinander. Meghan Makarowski, ihrerseits für die Pressearbeit der Alemannia verantwortlich, vergab mir ohne viel TamTam eine Presseakkreditierung und zeigte sich auch im Stadion sehr emsig. Der Pressebereich an sich ist für die vierte Liga völlig verschwendet und viel zu professionell. Da habe ich in diversen Erstligastadien weniger Komfort bekommen. Respekt und Danke nochmal!
Völlig überfordert oder deplatziert waren die Ordner an den Stadiontoren, die die einfachsten Fragen stetig weg lächelten und keinerlei Antworten geben konnten. Auch die Dame am Medienempfang hatte keinerlei Plan, was abgeht und wo sich die Räumlichkeiten befinden - und das, obwohl sie stundenlang an den dazugehörigen Hinweisschildern stand. Nun ja. Es überwiegt der positive Eindruck.
Bleiben wir beim Positiven. Aachen ist Spitzenreiter der Regionalliga West, hat fristgerecht die Anträge für die dritte Liga abgegeben und schaffte es, gegen Düsseldorf über 25.000 Zuschauer an den Tivoli zu locken. Für mich war dies ein neuer Zuschauerrekord in dieser Spielklasse, knapp vor dem Duell zwischen dem 1. FC Lok Leipzig und RB Leipzig in den 2010er Jahren.
Für die Alemannia freut es mich enorm, da ich mit diesem Verein groß geworden bin. Als 97er Jahrgang bekomme ich immer noch Schweißausbrüche, wenn ich an Namen wie Kristian Nicht, Marius Ebbers oder Laurentiu Reghecampf denke. Ich habe in meinem Leben mehr Aachen-Spieler aus dem Panini Album herumgereicht als Joints. Auf dem DSF hat damals nicht nur Mo Idrissou LKW gezogen, sondern auch des öfteren Aachen meinen Abend gerettet.
Und nach all den Jahren voller Tristesse und Bedeutungslosigkeit scheint Aachen auf die Landkarte zurückzukehren. Und natürlich lockt der Erfolg aktuell auch wieder einige "Erfolgsfans" an, aber der Zulauf und das Potential sind schon beachtlich. Während der Partie gegen Düsseldorf, die verdient mit 2:1 gewonnen werden konnte, zeigten sich auch ein Großteil der Sitzer immer wieder bereit in den Support von Karlsbande und Co einzusteigen. Auch die Choreo zu Beginn wusste durchaus zu gefallen.
Man möchte in Bocholt niemandem auf den Schlips treten, aber jeder Fußballnostalgiker ohne konkrete Abneigung gegen die Alemannia wird den Jungs aus der Kaiserstadt den Aufstieg gönnen. Auch wir wünschen viel Erfolg und werden bestimmt auch mal wieder vorbei kommen.
Bericht & Fotos: Max W.
- Tivoli