Hertha vs. KSC: Fanfreundschaft, Stadionmarsch, Pyro und ein Remis

Hertha vs. KSC: Fanfreundschaft, Stadionmarsch, Pyro und ein Remis

Es gibt in Deutschland diese legendären Fanfreundschaften wie Schalke & Nürnberg oder Kaiserslautern & 1860. Zu eben diese zählt auch die Fanfreundschaft zwischen Hertha BSC  und dem Karlsruher SC, welche immerhin seit dem Jahre 1976 Bestand hat. So kam es am vergangenen Wochenende im Berliner Olympiastadion in der zweiten Liga erstmals seit rund zwölfeinhalb Jahren zum Aufeinandertreffen von Hertha und dem KSC und den befreundeten Fans, das durchaus seine (positiven) Spuren hinterließ.

Um dem Ganzen den passenden Rahmen zu geben, ließ sich die Berliner Fanszene zusammen mit dem Verein richtig was einfallen. Angefangen von einem großen gemeinsamen Fanfest in einer der Messehallen am ICC am frühen Mittag, über einen späteren gemeinsamen Fanmarsch vom Theodor-Heuss-Platz zum Stadion bis hin zum veränderten Gästeblock, welcher für dieses Spiel in Anlehnung an den Platz der Fanszene im alten Wildparkparkstadion in den Oberrang der Gegentribüne gelegt wurde. Kurzum, es war ein richtig voller Tag. Leider verspätete sich, wie man später hörte, die Ankunft des Sonderzuges um vier Stunden,  sodass das Fanfest letztlich leider von einem Großteil der Gäste nicht allzu lange genossen werden konnte. Sei es drum, denn das nächste Highlight wartete und dass wollte ich mir schlichtweg nicht entgehen lassen - und dies war der Fanmarsch zum Stadion.

Am Theodor-Heuss-Platz angekommen wurden meine Erwartungen sogar übertroffen. So waren bereits mehr als eine dreiviertel Stunde mehrere tausend Laute auf dem Platz, die mit Pyro und lautstarken Fangesängen jetzt schon für eine echte Gänsehautatmosphäre sorgten. Vor Ort ging es noch fix in den nun rappevollen Rewe, um sich mit Getränken zu versorgen - dann konnte es wirklich losgehen!

Was dann folgte, kann man einfach nur als puren Wahnsinn beschreiben. Rund 15.000 Fans beider Lager zogen nun etwa drei Stunden vor dem Spiel mit Fackeln, Rauch und Fangesängen die rund drei bis vier Kilometer lange Strecke zum Stadion, wo viele am Straßenrand auch erstmal staunend stehen blieben bzw. man auch aus den Fenstern reichlich Publikum hatte. So erreichte dieser eindrucksvoller Tross nach etwas mehr als einer Stunde die Tore des Stadion. Nach einer kleinen Wartezeit und einer sehr entspannten Kontrolle ging es aufs Stadiongelände, und es blieb noch genug Zeit für eine Chili-Krakauer.

Die sportliche Ausgangslange ist indes schnell erzählt. Die Gastgeber von Hertha BSC, die nach einem schwachen Saisonstart so langsam wieder in Fahrt kommen, holten zwei Siege, ein Unentschieden und zwei Niederlagen aus den letzten fünf Spielen. Somit lag man vor diesem Spiel mit 16 Punkten aus zwölf Spielen bzw. vier Punkten Vorsprung auf die Abstiegsränge auf dem zwölften Platz. Da man zudem in der DFB-Pokal-Zweitrundenpartie den Bundesligisten 1. FSV Mainz 05 mit einem souveränen aus dem Pokal schoss, ging man wohl auch als leichter Favorit ins Rennen.

Mit nur einem Sieg bzw. vier Punkten aus den letzten fünf Spielen, sah es dagegen bei den Gästen vom Karlsruher SC doch etwas düsterer aus, zumal man die letzten zwei Spiele ohne jeden Punkt blieb. Somit lag man aktuell mit zwölf Punkten aus ebenso vielen Spielen auf dem sechzehnten Rang, sprich Relegationsplatz, wobei bei fünf Punkten auf die direkten Abstiegsränge noch etwas Luft war. Aber auch ist es nur ein Punkt zum ersten Nichtabstiegsplatz, sodass aber auch dringend gepunktet werden sollte, möchte man in Zukunft nicht im Keller festsitzen.

Und so stimmungsvoll die Partie auf den Rängen startete, so brauchte sie auf dem Feld doch ihre Zeit, um auf Touren zu kommen. Und als sie dann lief, sorgte sie gleich mal für einen unerwarteten Paukenschlag in Form der 1:0-Gästeführung. Es war die zehnte Minute, als eine scharfe Ecke in den Strafraum segelte, dessen Folge eine versuchte Rettungstat eines Gastgebers unhaltbar für den eigenen Keeper im Netz landete. Schon wieder mal zurückliegen? Eigentlich ein schlechtes Omen, geriet man in der bisherigen Saison sechsmal in Rückstand und verlor auch alle diese Spiele. Und diesmal? Naja, eine nun etwas aktivere Hertha-Elf kam erstmal nicht sonderlich weit, um passend auf diesen Rückstand zu antworten. Da aber auch die Gäste nicht wirklich Zählbares herausspielten, blieb es erstmal bei dieser knappen Gästeführung.

Nach einer knappen halben Stunde sorgte letztlich die erste richtige Chance für den ersten Treffer der Heimelf, wenn auch hier unter leichter Zuhilfenahme der Gästeabwehr, da nach einer guten Hereingabe von rechts in den Strafraum der Winkel des Kopfballs aus sechs Metern doch sehr ungünstig war, der Keeper jedoch zu spät reagierte und so der Ball zu besagtem 1:1 den Weg ins Netz fand. Dieser Treffer schien nun auch die weiteren Berliner Angriffsbemühungen zu beflügeln, denn Hertha kam nun in der Folge immer mehr zu guten Gelegenheiten, verpasste jedoch mehrmals, diese zu verwerten. Erst drei Minuten vor dem Halbzeitpfiff gelang es der Heimelf, das Spiel zu drehen, als erneut eine Ecke von rechts scharf in den Strafraum segelte, der Karlsruher Keeper diese unterlief und so ein Gewühl im Strafraum entstand, in dessen Folge das 2:1 für die Hausherren fiel.

Das Spiel gedreht und doch wollten nun die Berliner das Ding noch vor der Pause festmachen. Erste eine Riesenparade des eben gescholtenen KSC-Schlussmanns in der zweiten Minuten der Nachspielzeit, der nach einem Distanzschuss den Ball noch gerade so zur Ecke klären konnte, dann eine Minute später ein Volleyschuss, den erneut der Keeper der Gäste noch gerade so klären konnte, sorgten für ordentlich Torgefahr. Da beides jedoch ohne Erfolg blieb, ging es vorerst mit dieser verdienten 2:1-Führung des Favoriten in die Pause.

Dass diese Führung jedoch noch auf tönernen Füßen stand, sollte sich bereits zwei Minuten nach Wiederanpfiff beweisen, denn wenn der KSC mal gefährlich nach vorne kam, dann richtig, und hier war es eine Ecke von rechts, die in den Strafraum der Berliner segelte, der folgende Abschluss aus Nahdistanz vom Keeper aber noch gerade so zur Ecke geklärt werden konnte. Aber auch in der Folge überließ die Hertha den Karlsruher Gästen viel Raum und lauerte im Gegenzug ihrerseits auf schnelle Gegenstöße. Nur nutzten die Gäste diese Räume viel zu wenig und spielten zu oft hinten rum, während die Taktik der Hausherren aufzugehen schien.

So spielten sich die Gastgeber zum Beispiel nach etwas mehr als einer Stunde über links in den Strafraum, wo ein Angreifer einfach mal aus halblinker Position abzog und der Schuss an den Innenpfosten prallte. Da der jedoch wieder aus dem Tor sprang, blieb es vorerst bei dieser knappen Führung. Auch bot sich eine solche Riesenchance zwölf Minuten vor dem Ende, als sich ein Herthaner im Strafraum gegen seinen Gegenspieler durchsetzte, dann aber freistehend im eins gegen eins aus zehn Metern in halblinker Position am langen Pfosten vorbeischoss. Es sollten keine zwei Minuten in dieser Drangphase der Hausherren vergehen, da tauschte man erneut nach einem schnellen Konter vor dem gegnerischen Gehäuse auf, doch geriet beim Schuss aus zehn Metern freistehender zentraler Position in Rücklage und ballerte so diese Chance weit über das Tor.

Nur gibt es da halt auch dieses Sprichwort mit den nicht genutzten Chancen und deren eventuellen Folgen - und so kam es auch diesmal. Zwar rettete der Berliner Keeper neun Minuten vor Ende der regulären Spielzeit noch einmal bei einem Schuss aus Nahdistanz zur Ecke, doch nur eine Minute später folgte ein Diagonalball in den Strafraum der Berliner, der Schuss wurde durch zwei Verteidiger abgefälscht und schlug so unhaltbar für den Keeper zum 2:2-Gästeausgleich im Gehäuse ein. Dieser Treffer saß und zwar dermaßen, dass die Berliner keine richtige Antwort mehr für neue Impulse fanden. Im Gegenteil, man hatte sogar noch etwas Glück, dass man nicht ohne Punkte blieb, doch der Schuss eines freistehenden KSC-Angreifers ging gerade so am langen Pfosten vorbei.

Dann war Schluss und so endete dieses Freundschafts-Duell mit einem auf den ersten Blick vielleicht glücklichen, bei weiterem Hinsehen jedoch nicht unbedingt unverdienten Unentschieden.  Zwar hatten die Berliner zumindest optisch etwas mehr vom Spiel, brachten sich durch ihren Chancenwucher selbst um den Erfolg, während die Gäste sich diese Punkteteilung durch eine fast optimale Chancenverwertung verdienten. Wem dieser Punkt nun mehr nützt? Die Saison wird es zeigen.

Ein paar Worte zu den Fans: Zum wirklich eindrucksvollen Fanmarsch habe ich bereits einiges gesagt, aber auch im Stadion setzte sich dieser Eindruck ohne Unterbrechung fort. Angefangen von der gemeinsamen Choreo über das halbe Stadion mit Fahnen und wandernden Logos beider Vereine is hin zum starken Dauersupport beider Fanlager. Insbesondere die Gästefans waren da für mich heute echt der Hammer. Akustisch und auch optisch mehr als stark mit Pyro im Block, Blinkern und Schwenkern über die gesamte Zeit bis hin zur gemeinsamen riesigen Pyro-Show in der 70. Minute, als dann auch der Stadionsprecher mit seinen Durchsagen aufgab. Insofern war dieses Spiel auch in dieser Hinsicht ein absolut sehenswertes Highlight, in dem auch drinsteckte, was es versprach.

Fazit: Hatte ich mir viel von diesem Tag versprochen, so wurde es diesmal eben auch dieses Hammer-Erlebnis. Angefangen vom Fanmarsch bis hin zur gesamten Atmosphäre vor und während des Spiels war dies somit auch der absolut passende Rahmen für diese lang vorbereitete Freundschafts-Duell.

Bericht & Fotos: Groundhopping Berlin und Co. (Link zur Facebook-Seite)

Stadionname:
  • Olympiastadion Berlin
Inhalt über Klub(s):
Artikel wurde veröffentlicht am
14 November 2023
Spielergebnis:
2:2
Zuschauerzahl:
58.851
Gästefans
8000

Ligen

Inhalt über Liga
2. Bundesliga

Benutzer-Kommentare

4 Kommentare
Hast du schon ein Konto?
Datenschutz
Durch das Anhaken der folgenden Checkbox und des Buttons "Absenden" erlaube ich turus.net die Speicherung meiner oben eingegeben Daten:
Um eine Übersicht über die Kommentare / Bewertungen zu erhalten und Missbrauch zu vermeiden wird auf turus.net der Inhalt der Felder "Name", "Titel" "Kommentartext" (alles keine Pflichtfelder / also nur wenn angegeben), die Bewertung sowie Deine IP-Adresse und Zeitstempel Deines Kommentars gespeichert. Du kannst die Speicherung Deines Kommentars jederzeit widerrufen. Schreibe uns einfach eine E-Mail: "kommentar / at / turus.net". Mehr Informationen welche personenbezogenen Daten gespeichert werden, findest Du in unserer Datenschutzerklärung.
Ich stimme der Speicherung meiner personenbezogenen Daten zu:
Kommentare
T
Kommentar melden Kommentare (0) | War dieser Kommentar hilfreich für dich? 1 0
EM
Kommentar melden Kommentare (0) | War dieser Kommentar hilfreich für dich? 2 0
G
Kommentar melden Kommentare (0) | War dieser Kommentar hilfreich für dich? 2 0
G
Kommentar melden Kommentare (0) | War dieser Kommentar hilfreich für dich? 2 0