Spannend, lehrreich, authentisch: SAM Jastrzębsko Stare vs. Okoń Sapowice

Spannend, lehrreich, authentisch: SAM Jastrzębsko Stare vs. Okoń Sapowice

Eine Kreisliga-Partie - hierzulande A-Klasa genannt - stand auf dem heutigen Plan. KS SAM Jastrzębsko Stare gegen KS Okoń Sapowice lautete die Ansetzung, welche mit Sicherheit die Herzen von Freunden ungewöhnlicher Vereinsnamen höher schlagen lässt. Das Dorf Jastrzębsko Stare liegt an der Eisenbahn-Trasse „Berlin-Warszawa“, und man benötigt bis dorthin nur ein Stündchen von Poznań. Wäre der Name nicht so interessant und läge der Ort nicht auf der Eisenbahn-Strecke, dessen anliegende Plätze ich zu komplettieren versuche, dann wäre ich mit großer Wahrscheinlichkeit nicht so schnell hier gelandet. 

Die Einheimischen werden mit Sicherheit beim Thema Bahnhofsgebäude anderer Meinung sein, aber schon dieser verfallene Ort als Empfang und die Tatsache, dass ich der einzige war, der hier beim Halt ausstieg, weckten nun noch mehr mein Interesse. Die Eisenbahn der Koleje Wielkopolskie war auf die Minute pünktlich und ließ mir den perfekt berechneten Puffer von 7 Minuten, in denen ich die 600 m bis zum Sportplatz zu bewältigen hatte, was mit einem schnellen Marsch auch realistisch umsetzbar ist. Mit dem Eintreffen ging es auch schon ohne Trödeleien los. 

An der Kasse wanderten ein paar Taler in eine Spendenbox für einen erkrankten jungen Mann aus der Gemeinschaft des Gastgebers. Außerdem konnte man auch durch den Kauf eines Schals zusätzlich behilflich sein. Ich schätze, dass am Ende jeder Dritte der ca. 70 Anwesenden hier einen Schal trug, was für das Drumherum natürlich noch ein weiterer schöner Farbtupfer für eine echte Fußballatmosphäre war. Ein wenig akustische Unterstützung hat gefehlt. Andererseits ist es auch kein Zirkus mit dressierten Individuen. Der Platz konnte auch punkten. Auf einen Wall wurden zwei Reihen besserer Schalensitze gesetzt. Im Allgemeinen war das hier aufgrund der Enge Fußball zum Anfassen. Das Dach der Umkleide bietet auch einen guten Schutz, wenn es man wie heute einen ordentlichen Regenschauer gibt. Jetzt muss nur noch das Spiel passen! Bitte einmal mit Spannung! 

SAM ging gleich nach drei Minuten in Führung und erspielte sich im weiteren Verlauf in einer recht ausgeglichenen Begegnung die besseren Torchancen, nur die hätte man auch besser verwerten sollen. Okoń machte es nach 20 in der zweiten Hälfte gespielten Minuten effektiver und setzte der Hartnäckigkeit kurz vor Schluss mit dem Siegtreffer noch die Krone auf. Was mir jetzt noch fehlte, war die Antwort auf meine Frage bezüglich des Namens. Bei Okoń (Barsch) ist es leicht. Der frühere Platz des Vereins lag direkt an einem fischreichen See, den ich auch gerne zum Schwimmen nutze. Aber was soll SAM sein? „Sam“ bedeutet im Polnischen so viel wie „selbst“, was mir doch etwas abwegig erschien. Ich tippte eher auf einen Sponsor und fragte einfach einen der Offiziellen. Dieser wusste es nicht, kannte aber einen, der es wissen musste und nahm mich an die Hand und führte mich zu ihm. 

Dann wurde mir eine Begründung geliefert, die ich nie so erwartet hätte, und hoffentlich lesen jetzt auch zukünftige Vereinsgründer mit, die triste Namen-Gebilde wie FC Schwedt, FC Eisenhüttenstadt, 1. FC Frankfurt als Vorbilder für den Namen ihres neuen Vereins nehmen möchten. SAM soll einerseits als selbst/allein verstanden werden, da der Verein aus eigener Kraft reaktiviert wurde. Die Leute, die das vollbrachten waren allein (sam), ehrgeizig (ambitny) und relativ jung (młody). Das war jetzt einleuchtend. Einfach anpacken und seinen Verein schaffen! Wie zu Zeiten des SV Blau Weiss Berlin. An dieser Stelle möchte ich den Leuten, die aktuell wieder den Weg durch die Kreisliga B gehen, meinen Respekt ausdrücken. Ich hätte es nicht anders gemacht.

Ich bedankte mich mehrmals und wünschte dem Verein nach dem Spiel trotz dieser Niederlage noch alles Gute für den weiteren Saisonverlauf. Etwas verwundert waren die Leute von SAM schon darüber, weshalb ich heute hier war. Als ich neben der Geschichte mit dem Namen noch die äußerst familiäre Atmosphäre und den Platz mit seinem extrem geringen Abstand zum Zuschauerbereich lobte, waren wir uns einig, dass man das nur in den unteren Klassen erleben kann. Das schafft der Profifußball nicht.

Fotos: Michael

Artikel wurde veröffentlicht am
13 November 2023

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