„Hansarebellen“ - Rückblick aufs hanseatische Wochenende

„Treffpunkt Kino“ hieß es für mich am vergangenen Donnerstag. Ein Besuch im Rostocker Capitol ist auch immer eine kleine Reise zurück in die Kindheit. „Der Augenzeuge läuft“ war die Wochenschau der DDR als Vorfilm, dazu ein voller Kinosaal, wenn endlich wieder die Olsenbande gezeigt wurde. Das Licht ging aus, ein paar Kinder kreischten und wir versanken in die Faszination der Lichtspielwelt. Dieses Mal wurden aber nicht „Egon, Benny und Kjeld“ im Capitol gezeigt, sondern die „Wochenendrebellen“. Jason ist Asperger-Autist, die Störung ist genetisch bedingt und nicht heilbar. Aber Betroffene können lernen, damit gut zu leben.

Jason wurde kein Verein „in die Wiege gelegt“, sodass er sich mit seinem Vater Mirco deutschlandweit auf die Suche nach seinem Fußballverein begibt. Die Kriterien von Jason sind sehr hoch (kein Maskottchen, kein Spielerkreis), sodass die Suche nach seinem Lieblingsverein noch nicht beendet ist. Der Film fasziniert besonders durch den jungen Schauspieler Cecilio Andresen als Jason, welcher sehr authentisch den Autisten darstellt. Der Film wird jeden Fußballfan hier begeistern, denn laute Stadiongesänge wurden fantastisch in Szene gesetzt und wirken auf der großen Leinwand besonders stark und laut. Durch meinen Sohn Fiete konnte ich mich in Jason sehr gut hineinversetzen, es gibt mehrere emotionale Szenen im Film, welche im dunklen Kino besonders wirken. Ein Film zum Lachen und Weinen. 

Unser Sportwochenende begann diesmal schon am Freitagabend beim Handball. Neben Hansa ist der HC Empor Rostock meine zweite Leidenschaft im Rostocker Sport. Der Handballverein lebt als Drittligist momentan hauptsächlich von seiner Vergangenheit - da waren wir als SC Empor Rostock mehrfacher DDR-Meister und Pokalsieger sowie Europapokalsieger. 

Nach dem Abstieg aus der 2. Bundesliga werden die Spiele wieder in der nur knapp 700 Zuschauer fassenden Sporthalle in Reutershagen ausgetragen, da die fast 5.000 Zuschauer fassende Stadthalle durch überzogene Hallenmiete nicht zu finanzieren ist. Ich mag Handball sehr gerne sehen, da es klare Regeln gibt und es ein leidenschaftlicher Sport ist. Nun hofften wir auf 3 Siege am Wochenende. Den ersten Sieg konnten Fiete und ich durch ein 32:25 gegen den Nachwuchs der Füchse aus Berlin bejubeln. 

Am Sonnabend gab es dann vor dem Hansa Heimspiel wieder Fischbrötchen, Brause und Musik von Horst Köbbert. Im Ostseestadion wurde unser ehemaliger Trainer Jens Härtel mit Applaus begrüßt. Mir gefällt diese Art der Anerkennung für verdienstvolle ehemalige Trainer oder Spieler, welche ihre kurze nordische Anerkennung erhalten. Es muss ja nicht wie in Magdeburg ausarten, wo man einen Jens Härtel noch mehrere Jahre nachweinte. 

Olli Schubert begrüßte vor dem Spiel einen Radfahrer im Ostseestadion. Sandi aus Australien hat Wurzeln durch seinen Urgroßvater in Rostock. Der 72-Jährige schnappte sich sein Fahrrad und fuhr als Hansamitglied nach Rostock. Großartige Leistung und schon wieder viel Applaus der Ränge. „Sandi“ tippte auf einen 1:0-Sieg für Hansa. 

Für weiteren Applaus sorgte die wieder mal sehr gelungene Choreo auf der Südtribüne. Unter dem Motto „Unsere Kogge auf hoher See eine Macht, lässt unseren Heimathafen strahlen in voller Pracht“, entstanden in tausenden Stunden ehrenamtlicher Arbeit, wurde eine Symphonie der Hansamaler und Kleindarsteller mit Fahnen gezeigt. 

Im Gästeblock bestaunten rund 800 Landratten die Südtribüne und unser lautes Ostseestadion. Kapitän Alois hatte unsere Crew wieder verändert, denn dieses Mal begannen Rossipal, Strauß und Ingelsson für David, Bachmann und Neidhart. Diese Veränderungen hätten eigentlich zur Beute im Netz führen müssen, aber die Chancen von Schumacher, Perera und Roßbach reichten nicht zur Führung. Das torlose Halbzeitergebnis ließ oftmals nichts Gutes befürchten, denn die Leichtmatrosen aus Braunschweig hatten ein paar Fischköder ausgelegt, welche auch zum einzigen Tor führen könnten. 

Die zweite Hälfte spielte sich auf einer Sandbank ab, denn das Spiel versandete. Wenig bis keine Chancen auf beiden Seiten. Es schien sich eine Punkteteilung anzudeuten. Aber noch ein Eckball kurz vor Schluss für Hansa. Rossipals präziser Ball landete auf dem Kopf von Jasper van der Werff, welcher zum 1:0 ins Fischernetz der Braunschweiger einschlug. Das Ostseestadion tobte wie beim Neptunfest oder der Äquatortaufe auf hoher See. Ich liebe diesen Ergebnissport und mir sind Analysen über Schienenspieler, Basics und Abwehrketten vollkommen egal. Ich umarmte Fiete heute besonders und wir freuten uns über den zweiten Sieg aus drei Spielen am Wochenende. 

Am Sonntag gab es dann für uns leider keinen geplanten Milchreis zum Mittagessen im Ostseestadion, aber dafür wieder Fischbrötchen und Brause. Rund 900 Zuschauer hofften auf den zweiten Heimsieg unseres A-Teams gegen den FC Eilenburg. Aus der 16.000 Einwohnerstadt, nördlich von Leipzig, waren sogar 20 Fans mitgereist. Sicherlich auch für sie und ihre Mannschaft ein besonderes Spiel, denn ein großes Stadion, moderne Umkleiden, Umfeld eines Bundesligisten und ein Besuch am Strand von Warnemünde wirken vermutlich motivierend. 

Hansas Nachwuchs spielte die erste Halbzeit völlig verunsichert und mutlos, was sich auch in Chancen und Torschüssen widerspiegelte, denn diese gab es nicht. Die Sachsen passten sich der Flaute im Ostseestadion an, aber es reichte durch einen verwandelten Elfmeter zur Halbzeitführung. Zur Pause gab es einen dreifachen Wechsel, welcher sich durch das 1:1 durch Tim Krohn auszahlte. Ein paar Minuten wurde es besser auf Hansaseite, aber danach glich unser Fußballspiel dem der ersten Hälfte. 

Eilenburg gelang in der 68. Minute die erneute Führung, sündigte dann aber bei weiteren klaren Chancen. Ihr ahnt, - es kam, wie es dann meist kommt. In der letzten Spielsekunde gelang Nkoa der 2:2 Ausgleich.  Die „Hansarebellen“ erlebten mit dem 2:2 Ausgleichstreffer einen schönen Abschluss des Sportwochenendes.  Ahoi Heiko

Bericht & Fotos: Heiko Neubert

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