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BFC Dynamo vs. Jena: Polizeieinsatz, Dadashov-Doppelpack und mega Abendhimmel
Hot„Lust auf Fußball? Gibt auch ne Limo …“ Zaghaftes Antesten beim jüngeren Sohnemann, der nicht ganz so mit dem „Bambule-Gen“ infiziert ist wie der Größere. Während es beim Größeren beim Fußball gar nicht wild genug sein kann / konnte, war / ist es dem Kleineren meist zu hektisch und zu laut. Aber gut. Bei dem einen oder anderen Spiel brachen auch bei ihm schon mal die Emotionen heraus. Unvergessen, als er nach dem Duell BFC Dynamo vs. BSG Chemie Leipzig völlig aus der Kalten den Gästetrainer beim Vorbeilaufen als „Fettes Superschwein!“ beschimpfte. „Oh meine Güte. Mein kleiner Bruder!“, staunte der Größere nur und streichelte ihm über dem Kopf. Gut, dachte ich mir. Wenn es schon gegen die „Chemie-Schweinchen“ so eskaliert, dann warten wir mit dem Duell Hansa Rostock vs. St. Pauli lieber noch ein wenig.
„Gibt es im Stadion Pommes?“, wurde ich gestern Nachmittag gefragt. Nach dem Spiel, erklärte ich. Versprochen! „Und hat der heutige Gegner auch einen Trainer?“, hakte er nach. „Ähm ja, na klar. Aber den beschimpfen wir heute nicht!“, erklärte ich. Zur Randale kam es bereits eine halbe Stunde vor Anpfiff, als wir beide auf der Sitzplatztribüne paar Runden Uno spielten und er verloren hatte. Kurzerhand wurde die Festigkeit der Sitzschale getestet und vor Wut auf den Boden gestampft. Ruhig, Kleiner! Im weiteren Verlauf des Abends schraubte er jedoch seine Emotionen weit runter und genoss völlig friedlich das Ganze, sodass ich in aller Ruhe meine Arbeit verrichten konnte.
Ich war gespannt auf das Spiel, waren die Duelle zwischen dem BFC Dynamo und dem FC Carl Zeiss Jena meist ziemlich würzig. Würde der BFC oben aufschließen können oder würden die Jungs aus dem Paradies die Wende schaffen? Mit zwei Siegen und zwei Unentschieden fiel der Saisonstart wahrlich bescheiden aus. Nichtsdestotrotz reiste am gestrigen Abend eine ordentliche Truppe Gästefans an, die sich in der Gästekurve hübsch einrichtete und pünktlich zum Anpfiff mit dem Support loslegte.
Insgesamt hatten sich 2.699 Zuschauer eingefunden, und auf dem Rasen nahm zu Beginn der BFC Dynamo nun wieder mit dem alten Wappen auf der Brust - das Heft in die Hand. Ein abgeblockter Schuss, Gefahr nach einem hereingebrachten Freistoß - das schaute bereits sehr ordentlich aus! Während aus dem Gästeblock ein „Auf geht’s Jena, kämpfen und siegen!“ ertönte, forderte BFC-Spieler Vasileios Dedidis, der aus Jena nach Berlin wechselte, immer wieder die Heimfans auf, richtig Alarm zu machen. Und in der Tat wurde es auf den Rängen lauter - der BFC Dynamo blieb am Drücker.
Wenig später wechselten die Blicke allerdings in Richtung Gästekurve. Im oberen Bereich suchten behelmte Polizeibeamte das Gespräch mit ein paar Jena-Fans, wenig später enterten Einsatzkräfte den Innenraum. Erstaunen. Wat denn nu los? Ein Anlass war nicht erkennbar. Später war zu vernehmen, dass wohl eine Zaunfahne ein Fluchttor versperrte. Verständlich, dass ein Fluchttor frei gelassen sein muss, doch hätte es wohl auch eine andere Form der Kommunikation geben können. Glücklicherweise blieben die Gästefans ruhig, wenig später rückte die behelmte Polizei wieder aus dem Innenraum ab. Gut so! Solidarität zeigte die Gegengerade, die ein „Bu*** raus“-Gesang anstimmte.
Nach dem kurzen Aufreger ging der FC Carl Zeiss Jena, der von Minute zu Minute besser ins Spiel kam - in der 22. Minute ging ein Freistoß von Lukas Lämmel an die Latte -, prompt mit 1:0 in Führung. Joshua Endres bekam den Ball, eilte nach vorn und schob souverän ein. Feines Zuspiel, tolle Ballannahme, schön den Gegenspieler ausgespielt und prima abgeschlossen. Das konnte sich sehen lassen! Sollte der Knoten beim FC Carl Zeiss Jena tatsächlich platzen?
Nein! Denn es folgte wenig später der Auftritt des Rückkehrers Rufat Dadashov! Nur drei Minuten nach der Gästeführung war er in der 34. Minute zur Stelle und nickte nach feiner Hereingabe von Chris Reher mit dem Kopf ein. Fetter Jubel auf den Rängen - fetter Jubel an der Eckfahne - der Fotografenkollege Patrick bekam sein Foto des Abends! Und es ging weiter! Wiederum nur drei Minuten später nahm Dadashov aus der Distanz Maß und haute den Ball links unten rein. Bähm! 2:1 für die Berliner! Dieses Mal wurde ordentlich vor der Gegengerade gejubelt.
Im späteren Verlauf gab es noch zwei andere Hingucker. Zum einen bot der rötliche Abendhimmel hinter der Gegentribüne wundervolle Fotomotive, zum anderen gab es in der zweiten Halbzeit noch ein paar Blinker im dunklen Gästeblock zu sehen. Während am Horizont noch die Abendröte zu sehen war, zog über uns eine dunkle Wolkenfront heran und ließ kurz einen leichten Nieselregen einsetzen.
Auf dem Rasen ließen die Gäste das große Aufbäumen vermissen. Der BFC Dynamo kontrollierte im Großen und Ganzen das Spielgeschehen, kurz vor Schluss gab es nach einem Ellenbogeneinsatz im Zweikampf noch Gelb-Rot für den zuvor eingewechselten Gästespieler Benjamin Zank.
Hier sollte nix mehr anbrennen. Der BFC Dynamo brachte die knappe Führung über die Zeit und feierte schließlich den zweiten Sieg in Folge. Zehn Punkte aus fünf Spielen - darauf lässt sich aufbauen. Der FC Carl Zeiss Jena ist indes auf Rang 15 zu finden und wartet auf seinen ersten Saisonsieg. Nach einem Pläuschchen nach Abpfiff mit einem sympatischen Wattenscheider machten wir die Düse, damit das Versprechen noch eingehalten werden konnte. Pommes beim Imbiss in Friedrichsfelde. Na dann man tau!
Fotos: Marco Bertram
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