Chemnitzer FC vs. 1. FC Lok Leipzig: Warm-up für das Pokalfinale

Da sind wir mal wieder - Der 1.FC Lok Leipzig gastiert beim Chemnitzer FC. Mittlerweile ein echter Dauerbrenner auf unserer Plattform. Gleichzeitig handelt es sich bei dieser Partie auch um das Vorspiel zum baldigen Sachsenpokalendspiel im Bruno-Plache-Stadion. Die Devise der heutigen Partie ist also - Vorsicht, Geduld und geringes Risiko. Niemand der Akteure möchte sich zu sehr verausgaben, geschweige denn seine Finalteilnahme durch eine unnötige Verletzung riskieren. Dass ich es zum Sachsenderby noch ins Stadion geschafft habe, gleicht auch einem unnötigen Risiko, denn nach meiner Zahn-OP vier Tage zuvor wäre es wohl vernünftiger gewesen mir das Spiel im MDR-Livestream anzuschauen.

Die Zugfahrt verlief mit reichlich Kamillentee dann auch ziemlich entspannt. Ab und zu waren mal ein paar Lokfans zu sehen und ab Narsdorf ist auch die Polizei des Öfteren in Erscheinung getreten. Einige von ihnen betraten dann auch fröhlich und gut gelaunt das Zugabteil und brachten den ein oder anderen Fahrgast in Erregung. Eine ältere Dame nebenan zeigte sich regelrecht besorgt, als sie erfuhr, dass Fußballfans des 1. FC Lok Leipzig im Zug sitzen würden. Eine deutlich jüngere Dame vor uns tippte wild auf ihrem Smartphone herum und berichtete einer mir unbekannten Person, dass sie etwas Angst hätte, da "Lok Leipzig immer für Schlägereien bekannt" sei. 

Dass alle ansässigen Personen bereits seit knapp vierzig Minuten problemlos im ruhigen und tiefenentspannten Zug saßen, wurde völlig außer Acht gelassen. Angekommen am Chemnitzer Hauptbahnhof das selbe Bild - Fünfzig bis Einhundert Polizisten und Polizistinnen warteten bereits auf einen weniger großen Fanmob der Loksche. Glücklicherweise wurden wir durchgelassen und konnten später beobachten, wie die knapp dreißig Lokisten von der Staatsmacht zum Stadion begleitet wurden. Einige Minuten später wurden wir von der Chemnitzer Zivilpolizei aber auch noch zur Passkontrolle gebeten. Ein Typ mit Hugo-Boss-Klamotten und Kamillentee hat offenbar den Gesamteindruck des wunderschönen Bahnhofes gestört. Alles etwas übertrieben, aber auch kein Grund zur Aufregung.

Vor dem Stadion noch die eine oder andere bekannte Hand der Chemnitzer Fanszene begrüßt und ab in den Akkreditierungsbereich. Der CFC hat sich am heutigen Tage nicht lumpen lassen uns gar zu dritt Eintritt zu gewähren, wenngleich am Ende nur zwei Personen erschienen. Mein geschundener Magen hatte sich erstmals seit einer Woche wieder auf halbwegs festes Essen gefreut und war schlussendlich absolut enttäuscht, dass die Himmelblauen gar kein Essen im Pressbereich anboten. Nicht mal die obligatorischen Wiener gab es. Nun gut, dann wenigstens ein kühles Wasser, da ich aufgrund der Operation auch keinerlei heiße Getränke zu mir nehmen darf, aber auch hier die nächste Enttäuschung - Brütend heißer Tee und lauwarmer Kaffee. Perfekt! 

Leicht angefressen und sichtbar hungrig nun also die Erkundungstour durch die Mixed Zone, in den Innenraum, auf die Pressetribüne. Denn auch im dritten Anlauf haben wir immer noch nicht verstanden, wie man ohne Verrenkungen und sinnlos weite Wege auf die Pressetribüne gelangt. Im Gästeblock positionierten sich knapp 500 Gästefans hinter einer prächtigen "Lokomotive"-Zaunfahne, welche vor mehreren Jahren noch Teil einer Choreographie war und am Freitag wiederverwendet werden sollte. 

Trotz ähnlicher Anzahl an Zuschauern wie beim letzten Gastauftritt in Chemnitz war die Stimmung im Allgemeinen etwas gedämpfter, aber keinesfalls schlecht. Der Sitzplatzbereich an der Gellertstraße ist halt einfach ein wenig breiter und dadurch leidet oftmals die Mitmachtquote. Die Heimkurve des CFC hat auch keine Wurzeln ausgerissen und beschränkte sich oftmals auf Pöbelgesänge in Richtung des kommenden Finalgegners. "Schiebt die Lok aufs Abstellgleis" wurde mindestens sechs bis sieben Mal angestimmt. 

Auf dem Spielfeld entwickelte sich eine gut anzuschauende Partie, die vom völlig überforderten Schiedsrichtergespann etwas kaputt gemacht wurde. Klarste Fehlentscheidungen auf beiden Seiten, die dem CFC schlussendlich sogar den Sieg kosteten. Sollte mich jemand fragen, wer den Sieg verdienter gehabt hätte, dann wäre es wohl dennoch der 1. FC Lok, der über neunzig Minuten hinweg ein wenig gefährlicher wirkte und durch einen Elfmeter von Djamal Ziane die größte Chance des Spieles vergab. Torschütze Osman Atilgan legte sich zur Halbzeitpause noch mit einem Fan nahe der Katakomben an und zog den Ärger von Chemnitz-Boss Arnold auf sich, der wie ein Berserker in die Mixed-Zone rannte und Atilgan wüst beschimpfte (Völlig in Ordnung und ohne Beleidigungen). 

Tumulte und etwas Aufregung gab es Mitte der zweiten Halbzeit allerdings doch noch im Gästeblock. Ein random Typ mit Kippe im Maul zündete aus dem Nichts ein billiges Strobolicht in seiner Hand. Das missfiel dem Großteil der Fanszene, die den Übeltäter sofort zur Rede stellte. Dieser bekam im Laufe der Diskussion noch Hilfe der "Ultras Ü50". Das Ganze artete in den Folgeminuten in ein kleineres Handgemenge aus, welches schlussendlich mit versöhnlichem Shake-Hands beendet werden sollte. Auch der Verein wird die ganze Aktion mit scharfem Block beobachtet haben, denn das einzelne und sinnlose Zünden von Pyrotechnik ist der Vereinskasse des 1. FC Lok ein Dorn im Auge.

Am 03. Juni 2023 kommt es dann also zum großen Showdown um den Sachsenpokal - dann allerdings in Leipzig. Auch hier werden wir selbstverständlich vor Ort sein! 

Bericht & Fotos: schwarze_natascha" (externer Link zu Instagram)