NK Olimpija Ljubljana vs. NK Maribor: Mächtig was los beim slowenischen Pokalfinale

NK Olimpija Ljubljana vs. NK Maribor: Mächtig was los beim slowenischen Pokalfinale

Nach 2019 sollten wieder die größten Rivalen im Land zum Pokalfinale in der charmanten und liebenswerten Kleinstadt Celje aufeinandertreffen. Das Spektakel wollte man sich nicht nehmen lassen, so wurde die Nachtfahrt in die slowenische Hauptstadt Ljubljana kurzerhand organisiert. Leider war man nach Feierabend auf die Deutsche Bahn angewiesen, um zum Startpunkt des FlixBus in München zu kommen. Das „leider“ stellte sich absolut gerechtfertigt raus, da es schon zu Abfahrt Probleme gab den Bahnhof zu verlassen.

Nach aufgenommener Fahrt sollte es nicht besser werden, da es anscheinend an einem kleinen Stellwerk einen „Blitzeinschlag“ gab. Das bedeutete natürlich, die gebuchte Verbindung war nicht mehr erreichbar. „Das geht ja gut los! “. Zum Glück stellte der FlixBus 50 Minuten später noch eine Verbindung bereit und es gab die Möglichkeit spontan umzubuchen. Selbst das wurde noch knapp, aber zum Glück konnte mein wartender Mitstreiter den Busfahrer mit einer halben Packung Zigaretten überzeugen „ein paar Minuten“ zu warten.

Ein bisschen übermüdet, dennoch pünktlich trafen wir in Ljubljana ein. Da man schon vor ein paar Jahren hier war und die Stadt absolut für sehenswert empfand, folgte Sightseeing 2.0. Es ist eine Stadt mit vielen grünen Plätzen und interessanten Brücken. Die malerischen Ufer sorgten schnell für ein spürbar entschleunigtes Lebensgefühl entgegen dem zu hektischen deutschen Alltag. Was wir auch feststellten, war die Tatsache, dass die Menschen nicht so aufdringlich sind wie zum Beispiel auf Märkten oder in der Fußgängerzone, als es in anderen Ländern mit einem niedrigen Bruttoinlandsprodukt der Fall ist.

Es stand ein Frühstück mit slowenischen Freunden an, welche wir auf einer anderen Hopping-Tour vor ein paar Jahren kennenlernten. Da wir sehr an der slowenischen Kultur interessiert sind, hatten wir gleich viel Gesprächsstoff. So wurde uns berichtet, dass der Slowene den Sport und die Rekreation liebt. Im Sommer sind sie an der Adriaküste und im Winter in den Bergen zum Ski-fahren. Gerne würden sie ins Ausland fahren oder fliegen, um andere Kulturen kennen zu lernen, aber aufgrund der Gehälter ist es ein schwieriges Unterfangen. Große Hoffnung setzt man auf Basketball Star Luka Doncic, der in der NBA bei den Dalles Mavericks spielt und zu den besten Spielern zählt. Und natürlich auf die Qualifikation zur Fußball EM 2024, damit sich die Spieler für größere Clubs beweisen und so das Land bekannter machen können.

Was auch auffällig ist, dass viele Legionäre, vor allem Kroaten, in der 1.Liga, namens „PrvaLiga Telekom Slovenije“, spielen. Sie erhoffen sich in der slowenischen Liga die Brücke nach Österreich oder vielleicht sogar noch weiter, wo natürlich bessere Gehälter bezahlt werden und andere infrastrukturelle Bedingungen herrschen. So sind zwar alle Erstliga-Spieler Profis, aufgefüllt mit Studenten, aber so kann es schon mal vorkommen, dass etliche Kilometer gefahren werden müssen, um vernünftig trainieren zu können.

Die Gespräche mit unseren Bekannten waren so interessant, dass wir fast noch den Zug nach Celje verpasst haben, aber zum Glück sind wir jung und sportlich (Smiley). Im Hostel angekommen, wurde erstmal bisschen Schlaf nachgeholt, was auch dringend nötig war nach 24 Stunden im wachen Zustand. Meine Begleitung konnte anscheinend, trotz wenig Beinfreiheit im FlixBus, schlafen, sodass er die benachbarte Kneipe bevorzugte, um sich ein paar Liter des exzellenten Lasko Biers einzulassen. Danach wurde in der City lecker gespeist und mit vollen Magen und leider viel zu viel Regen die imposante Burg besichtigt. Der traumhafte Blick ins Tal ist absolut empfehlenswert! Zum Glück kostet das Taxi in Celje nicht so viel und so ließen wir uns nochmal zum Hostel kutschieren, um uns trockene Kleidung überzuziehen, bevor wir uns weiter zum Ground fahren ließen. 

Am Stadion Zdezele angekommen, kümmerten wir uns erstmal um die Tickets. Das lief problemlos ab - selbst bei so einem Spiel. Anders als in Deutschland, wo man durch die vielen „Eventfans“ nur noch an Tickets durch Losverfahren, Abos oder Apps kommt. Der Kommerz ist hier noch weit entfernt - zum Glück! Obwohl die Unsitte der personalisierten Tickets auch in Slowenien keinen Halt macht. Das Verfahren ist nur ein anderes. So kann man das Ticket problemlos ohne Ausweis an der Kasse kaufen, man sollte dann per Kugelschreiber Name und Adresse aufs Ticket schreiben, was dann am Einlass gegengeprüft wird. Der Sinn erschließt sich mir nicht! Allerdings wurde es bei dem Spiel auch nicht umgesetzt, obwohl der Vordruck auf dem Ticket vorhanden war.

Pünktlich zum Anpfiff setzte der Regen wieder ein und es wurde von Minute zu Minute mehr. Um es vorwegzunehmen: Wir standen 120 Minuten im strömenden Regen! „Hoppen ist halt kein Luxus!“  Die „Viola Maribor“ machte auch 70 Prozent der Zuschauer aus. Sie setzten zum Intro eine Choreo ein, bei der eine Blockfahne mit einem Totenkopf hoch gezogen wurde, umrahmt mit Bengalos und einem Spruchband „Maribor bis ins Grab“. Anders als die „Green Dragons“ Ljubljana, die auf optische Umrandung zum Intro verzichtete. Das sind die beiden größten und verhasstesten Fanszenen im Land, sonst gibt es nur noch kleinere, die man aber auch an einer Hand abzählen kann. 

Nachdem die Feuerwehrleute die Rauchfackeln vom Platz getragen haben, rollte der Ball bzw. nicht, da wegen des Regens und des Pokalfinales der Frauen, welches vorher stattfand, der Platz schon ordentlich in Mitleidenschaft gezogen wurde. Trotzdem erspielte sich Maribor die besseren Torchancen, welche in der Champions League Gruppenphase 2014/15 auf Schalke und zu Hause im „Volkgarten“ gegen Chelsea einen Punkt holten. Ein Tor gelang allerdings vorerst nicht. Das Spiel war geprägt von rassigen Zweikämpfen, die Spieler hauten sich in alles rein, auch wenn es die „Pfütze“ war. 

Man merkte konsequent, wie wichtig dieses Spiel für Stadt, Verein und Fan ist. Begleitet wurde das Spiel immer wieder von unzähligen Pyrofackeln auf beiden Seiten. Als die Feuerwehrleute mit der Räumung nicht mehr hinterherkamen und noch zwei Leuchtspuren Richtung „Green Dragons“ geschossen wurde, unterbrach der Schiri für ca. 10 Minuten, ohne die Spieler in die Kabine zu schicken. Nachdem das Spiel wieder aufgenommen wurde, gab es noch vereinzelt Chancen auf beiden Seiten. Alles stellte sich schon auf die Verlängerung ein, bis ein Maribor Spieler nach einer Ecke im Strafraum umgerissen wurde und der Unparteiische auf den Punkt zeigte - und das in der 12. Minute der Nachspielzeit! Wahnsinn! 

Der Schütze sollte der Kroate Marko Tolic sein, mit dem höchsten Marktwert der Liga von 1,5 Millionen, laut transfermarkt.de. Fast schon in einer arroganten Art und Weise lupfte er die Pille in die Mitte des Gehäuses. Doch da der Torwart das Spiel durchschaute, gab es Verlängerung. Unglaublich! Wo erst Ljubljana in Führung ging und Viola kurz vor Schluss ausglich. Wiederum stellte sich fast alles auf ein Elfmeterschießen ein. 

Fast identisch zum ersten Elfmeter, nach einer Ecke, wurde ein Spieler umgerissen, diesmal nur andersrum. Nach langer Diskussion und Videobeweis zeigte der Referee abermals auf den Punkt. Kurzer Anlauf, rechts oben, drin! Olimpija Pokalsieger! Am Ende standen drei Tore, elf Gelbe, eine Gelb-Rote und eine Rote auf dem Spielberichtbogen. Was für ein geiles Spiel, getragen von einer mega Atmosphäre, vor allem durch „Viola Maribor“!

Zum „Trocknen“ ging es anschließend noch in die ortsansässige Disco, wo wir bei Balkan-Mukke und ein paar Cocktails den fabelhaften Tag mit vielen spannenden Erlebnissen ausklingen ließen. Kurzum: Das Land und die Menschen sind eine Pracht! Wir kommen wieder! 

Bericht & Fotos: Lars Hänel

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Artikel wurde veröffentlicht am
15 Mai 2023

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