Chemnitzer FC vs. Erzgebirge Aue: Irrer Heimsieg und krassester Support seit Jahren

Chemnitzer FC vs. Erzgebirge Aue: Irrer Heimsieg und krassester Support seit Jahren

Der 22. März 2023 wird wohl noch eine Weile in den nicht gerade erfolgsverwöhnten Köpfen der Chemnitzer Anhängerschaft in Erinnerung bleiben. Zu schwankend die Leistungen in der aktuellen Saison, um effektiv ganz oben anzugreifen - da muss wohl mal wieder der Sachsenpokal als Rettung der Spielzeit herhalten. Nicht umsonst sind die Karl-Marx-Städter auch als Real Madrid des regionalen Pokalwettbewerbes bekannt. Während dessen die Madrilenen jeglicher schlechter Form trotzen und reihenweise den Henkelpott der UEFA in den Himmel recken darf, begnügen sich die Himmelblauen mit der Schale des SFV. Und das Jahr, für Jahr, für Jahr.

Die Partie gegen den FC Erzgebirge Aue sollte aber nicht nur deswegen eine interessante Partie werden, sondern auch die Vorzeichen eines beinahe ausverkauften Stadions und die Tatsache, dass die letzten beiden direkten Duelle schon knapp sieben bis acht Jahre zurückliegen, setzte dem Ganzen noch die Krone auf. Dass sich die Anhänger beider Vereine nicht unbedingt riechen können, ist einfach mit der letzten Auseinandersetzung in Chemnitz herbeizuführen, als die Himmelblauen bereits Stunden vor Beginn der Partie von dutzenden Gästen aus Aue im eigenen Pub überrascht und überfallen worden.

Im Vorfeld des gestrigen Duells sollte es allerdings ruhig und entspannt bleiben. Ein paar Polizeistreifen an Bahnhof und Stadionvorfeld, aber grundlegend eher deeskalierend eingestellt. Die üblichen Wasserwerfer oder Helikopter konnte ich auch nicht vernehmen. Hier wurden offenbar mal ein paar szenekundige Beamte eingesetzt, die die Situation realistisch einschätzen konnten. Hut ab.

Im Pressebereich angekommen, nahm ich mit meiner kalten Wiener neben MDR-Legende Lutz Lindemann Platz, der natürlich ein paar Anekdoten von früher für die Herrschaften drumherum parat hatte. Reicht wohl nicht aus, dass er uns bereits im TV damit - hm ja - ein wenig nervt.

Über kleinere Umwege war ich endlich im Innenraum angekommen, das Stadion war bereits 30 Minuten vor Spielbeginn gut gefüllt. Im Gästeblock wurde noch der Zaun beflaggt, im Heimbereich streiften sich die letzten Personen noch ihre Mottojacke und/oder Sturmhaube über. Der Anteil an rot-weiß befleckten Maskierungen sollte hierbei nicht unerheblich bleiben.

Meine Erwartungen an coole Fotos und ein wenig Action richteten sich sowieso eher in Richtung der Himmelblauen, die der Partie wohl doch etwas mehr Bedeutung schenkten als ihre Konkurrenten. Die "Schachter", wie sie liebevoll genannt werden, haben nach den Derbys gegen Dynamo und Zwickau vielleicht auch schon etwas Müdigkeit verspürt. Die Choreographie wusste dennoch zu Gefallen. Schlicht hunderte bedruckte "Schals" in den Höhe gestreckt und den Block in weiß erstrahlen lassen.

Auf der Gegenseite gab's erwartungsgemäß etwas mehr Action und vor den weißen Senkrechtstreifen, die in der Hälfte der Kurve bereits verschwunden waren, sollten die Funken fliegen und auch der Chemnitzer Nachthimmel wurde ein wenig beleuchtet, aus meiner Position aber nicht wahrnehmbar. Nebenbei fiel natürlich auch noch der Chemnitzer Führungstreffer nach wenigen Sekunden und so war das Gefühlschaos des armen turus-Redakteurs am lodern, denn man wusste gar nicht, wohin man zuerst schauen sollte.

Aus dem Innenraum betrachtet war die Stimmung das ganze Spiel überwiegend grundsolide. Für Chemnitzer Verhältnisse war dies wohl der krasseste Support seit Jahren. Im Gästeblock sprang der Funken nicht über, aber die Leistung der eigenen Mannschaft gab auch nicht viel Anlass zur Ekstase. Auch die unzähligen Capos auf dem Zaun konnten daran nichts ändern.

Die zweite Halbzeit wurde standesgemäß in der VIP-Area im Rücken einer der Leonhardt-Brüder verfolgt. Vom Gästeblock bekam ich mittlerweile noch weniger mit als vorher, dafür überzeugte die Südkurve umso mehr. Die Mannschaft lieferte einen unfassbaren Kampf und spielte Aue teilweise an die Wand. Einzig und allein "Hassobjekt" Martin Männel zeigte in bestechender Form und flückte einige Hochkaräter von der Torlinie.

Parallel zum wohl "krassesten Support der letzten Jahre" lieferten die Jungs aus Chemnitz und Cottbus wohl auch die pyroreichste Partie der Vereinsgeschichte. Rote Bengalos, weiße Bengalos, Strobolichter, blauer Rauch, schwarzer Rauch, Raketen usw. Die Vielfalt war erstaunlich und hätte gut und gerne auch für ein richtiges episches Chaos-Intro sorgen können.

Verbrannte Fanutensilien durften natürlich auch nicht fehlen. Während man in der Südkurve mehrere Shirts, Hoodies, Schals und Fahnen in Asche zerbröseln ließ, versuchte man im Gästeblock gefühlt zwanzig Minuten lang eine ziemlich uninteressant ausschauende Fahne mit Chemnitzer Vereinslogo anzuzünden, aber da dies nicht wie geplant funktionierte, warf man die paar mitgebrachten Goodies einfach wieder in den eigenen Block zurück.

Fazit: Aue kann sich nun vollends auf den Klassenerhalt in der dritten Liga konzentrieren und wird zuschauen müssen, wenn der Chemnitzer FC eventuell erneut am DFB-Pokal teilnehmen darf. Neben drei sehr namenhaften potentiellen Gegner, wären auch noch drei unterklassige Mannschaften im Topf für das kommende Halbfinale.

Bericht: schwarze_natascha" (externer Link zu Instagram)

Fotos: Schwarze Natascha, Sachseninformer (externer Link)

> zur turus-Fotostrecke: Chemnitzer FC

> zur turus-Fotostrecke: FC Erzgebirge Aue

Stadionname:
  • Stadion an der Gellertstraße
Artikel wurde veröffentlicht am
23 März 2023
Spielergebnis:
3:0
Zuschauerzahl:
14.006

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