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Alles auf Sieg: Elfmeter entscheidet das WSV vs. RWE Traditionsduell
Erst die Pokalpleite im Tal, dann elf Tage später der Aufstieg in Liga 3: Der Mai 2022 war für die Fans von Rot-Weiss Essen eine wahre Achterbahnfahrt. Dabei war vielleicht sogar der damals hochverdiente Sieg des Wuppertaler SV im Halbfinale des Niederrheinpokals gegen RWE am 3. Mai der finale Wendepunkt für den Aufstieg. Denn nach der Pokalpleite musste der Cheftrainer Christian Neidhart seinen Stuhl räumen, Jörn Nowak und Vincent Wagner setzten neue Impulse und das wenige Tage später schwere Auswärtsspiel gegen den SV Rödinghausen wurde gewonnen. Da tags zuvor der SC Wiedenbrück Preußen Münster (Mitkonkurrent um den Aufstieg) einen 0:0 abluchste war der Weg für „Rot-Weiss“ frei.
Nun spielt Rot-Weiss Essen in Liga 3 und hat aktuell unter seinem Cheftrainer Christoph Dabrowski ein passables Polster von acht Punkten auf die Abstiegsränge. Der Wuppertaler SV spielt in der Regionalliga West zwar eine starke Saison, aber an Preußen Münster führt in dieser Runde kein Weg vorbei. Mit 13 Punkten Rückstand zur Tabellenspitze rangiert die „rot blaue Einheit“ auf Platz drei der Liga. Aber der Wuppertaler SV hat ein neuen Lieblingswettbewerb für sich gefunden: den Niederrheinpokal. Vor zwei Jahren konnte der WSV den Pokal gegen den SV Straelen (2:1) gewinnen und unterlag wenige später in der ersten Runde des DFB Pokals dann nur knapp dem VfL Bochum (1:2). Im vergangenen Jahr zog Rot-Blau nach dem 3:1 Sieg über Rot-Weiss wieder ins Endspiel ein und wieder gegen den SV Straelen. Diesmal zog der WSV aber den Kürzeren und der Ligakonkurrent von der niederländischen Grenze gewann mit 1:0.
Man merkt: Der Wuppertaler SV hat Bock auf Pokal und seine Fans auch. Auch in dieser Saison sollte der Einzug ins Finale gelingen. Erste größere Hürde gestern das Viertelfinale gegen Rot-Weiss Essen. Mit einer sehenswerten und gelungenen großen Fahnenchoreo mit Pyroelementen heizte die Horst-Szymaniak-Tribüne (Nordtribüne) unter dem Motto „Alles auf Sieg“ das Stadion am Zoo ein. 9.782 Zuschauer kamen ins weite Rund, darunter gut 1.500 Anhänger aus Essen, die den Wuppertalern das Thema Support und Stimmung überließen. Die aktive Fanszene aus Essen blieb dem Spiel fern. „Alles auf Sieg“ also. Ein Motto übrigens, das auch die Essener Fans schon einmal zur Einstimmung nutzten, beim DFB Pokalspiel gegen Fortuna Düsseldorf 2015.
Pokalmodus an und zwar bei beiden Teams. Das Spiel war bei frostigen Temperaturen und tiefem Rasen direkt auf Höchsttemperatur. Beide Mannschaften schenkten sich nichts und der Klassenunterschied war über das gesamte Spiel gesehen nicht erkennbar. RWE wusste vor allem in der ersten Hälfte mit guten und schnellen Angriffen zu gefallen. In der 16. Spielminute wurde Isaiah Young im Wuppertaler Strafraum gefoult. Unter Protesten zeigte der Schiedsrichter auf den Punkt. Elfmeter ja, aber ob Isaiah Young beim vorherigen Zuspiel im Abseits war oder nicht, ist nicht ganz einfach zu sagen. Den Strafstoß verwandelte Felix Bastians souverän zur Führung. RWE drängte weiter auf das Wuppertaler Tor mit schnellen Angriffen, von denen die meisten (insgesamt sechs) aufgrund einer vermeintlichen Abseitsstellung zurückgepfiffen wurde.
Die zweite Halbzeit des Pokalspiels wurde wild, aber vor allem vom Wuppertaler SV. Während Rot-Weiss Essen (man musste auf elf Spieler krankheitsbedingt verzichten) kaum noch Vorstöße gelang und die Spitze um Ron Berlinski sich so gut wie gar nicht in Szene setzen konnte, zeigte der WSV dass mit ihm immer zu rechnen ist. Über weite Strecken der zweiten Halbzeit hatten die Wuppertaler das Spiel in der Hand, konnten aber den Ball nicht im Tor unterbringen. Auch dank dem Essener Schlussmann Jakob Golz, der vor ein paar Tagen seinen Vertrag an der Hafenstraße bis 2025 verlängert hatte, hielt RWE die knappe Führung. Angetrieben von den Heimzuschauern auf den drei Tribünen versuchte der WSV es mit der „Brechstange“, aber der Ausgleich und damit der Gang in die Verlängerung wollte nicht fallen. Immer war bei den Schussversuchen ein Essener Abwehrbein im Weg. Wer von den Zuschauern sich bei der Eiseskälte eine Verlängerung wirklich gewünscht hätte ist nicht überliefert.
Die finale Entscheidung fiel dann aber kurz vor Schluss, als Marco Königs nach einem überharten Einsteigen gegen den Essener Mustafa Kourouma mit glatt rot vom Platz musste. Über diese Karte hätte sich auch der Wuppertaler Moritz Montag ein paar Minuten zuvor nicht beschweren dürfen, nachdem er nach einem Zweikampf mit Ron Berlinski mal eben nach diesem schlug. Ein echter Pokalfight eben mit einer härteren Spielweise seitens des WSV vor allem in Halbzeit zwei mit der der Ausgleich erzwungen werden sollte. Am Ende blieb es beim knappen Sieg von Rot-Weiss Essen. Im Halbfinale wartet nun der 1. FC Bocholt.
Alle Fotos: (c) Sportfoto Agentur frontalvision.com
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