BFC Dynamo vs. Chemnitzer FC: Hitzige Nullnummer im RL-Spitzenspiel

BFC Dynamo vs. Chemnitzer FC: Hitzige Nullnummer im RL-Spitzenspiel

Nur etwas mehr als fünf Kilometer bzw. zwanzig Minuten Weg sind es von meinem Lichtenberger Zuhause oder auch von meinem derzeitigen Domizil in Friedrichshain zu diesem Stadion. Und doch trennen mich als langjähriger Unioner zumindest gefühlsmäßig eigentlich doch Welten zu diesem Verein. Die Betonung liegt auf eigentlich, denn aufgrund einer gewissen sportlichen Entfernung der beiden Klubs hat sich mein innerliches Verhältnis zu diesem Club doch etwas entspannt und ist - auch wenn es zugegebenermaßen nicht unbedingt mein Lieblingsklub ist - als Fan des Gesamtberliner Fußballs mit all seinen Facetten doch einem gewissen neutralen Interesse gewichen. 

Nun kündigten also vor kurzem Hopper-Freunde aus Schottland und die damit verbundene Anfrage für den Besuch des zurückliegenden Spitzenspiel der Regionalliga Nordost an. Schnelle Tour plus Ostklassiker - da sagt man doch relativ schnell ja. So also ging es für mich von der Arbeit schnell nachhause und dann den kurzen Weg zum Sportforum Hohenschönhausen. Die Kontrollen waren mehr als entspannt und genauso ruhig verlief auch die übliche Fotorunde im Stadion, wo man bei aller Rivalität doch immer wieder feststellte, dass dieses Stadion doch durch seinen noch teilweise vorhandenen alten Ostblock-Charme und durch seine Lage zwischen Kiez und Industriegebieten definitiv mit zu den absoluten Perlen der Berliner Stadionlandschaft gehört. Dann noch ein leckeres Abendbrot in Form des BFC-Klassikers "Jagdwurst im Brötchen" genossen.

Auf ins Spiel! Und hier muss man echt sagen, dass mich der Gastgeber BFC Dynamo wirklich beeindruckt, beweist man doch gerade echte Steher-Qualitäten und hat sich nach Anfangsschwierigkeiten zu Beginn der Saison wieder zu einem echten Spitzenteam gemausert. Das Team, vor diesem Spieltag mit zweiunddreißig Punkten aus neunzehn Spielen auf Platz fünf liegend, war somit bis auf drei Punkte auf den Überraschungs-Tabellenführer aus Erfurt herangekommen, auch wenn diese noch zwei Spiele weniger auf dem Konto hatten. 

Nichtsdestotrotz konnte man mit einem Dreier vorerst mit diesen gleichziehen und Erfurt schon etwas unter Druck setzten. Die Voraussetzungen dafür waren aufgrund mehrerer Faktoren doch mehr als gut. Da wäre zum einen die ausgesprochene Heimstärke, die das heimische Sportforum zur Festung macht und wo man bis dato sieben seiner zehn Heimspiele gewinnen konnte, zudem mit vier Siegen und zwölf Punkten die fast optimale Ausbeute aus den letzten fünf Spielen geholt werden konnte. Ein weiterer Baustein ist aber auch die große mentale Stärke der Weinrot-Weißen, welche sich auch von einem Rückstand nicht aus der Ruhe bringen lassen und aus diesen noch elf Punkte holen konnte.

Aber die seit bis zu diesem Zeitpunkt seit elf Ligaspielen ungeschlagenen Gäste vom Chemnitzer FC kamen mit absoluten Bestwerten hier zu diesem Spiel. Mit 35 Punkten aus 18 Spielen und punktgleich mit dem Spitzenreiter auf Platz zwei liegend, konnte man seinerseits zumindest vorübergehend an die Tabellenspitze springen. Auch hierbei sprach vieles für das Team aus Sachsen, ist man doch mit vier Siegen, vier Unentschieden und nur einer Niederlage aus den bisherigen Auswärtsspielen doch sehr stark in der Fremde und holte wie oben schon angedeutet mit drei Siegen und elf Punkten aus den letzten fünf Spielen doch eine recht ordentliche Bilanz. Somit hieß es also: Heimmonster gegen auswärtsstarke Gäste - und alles war angerichtet für eine spannende und unvorhersehbare Partie.

So kam es dann auch, denn schon mit dem Anpfiff begann eine robust geführte Partie zweier an sich gleich starker Teams, jedoch mit leichten offensiven Vorteilen für Heimelf. Bei den Gästen dagegen überzeugte die wie immer bockstarke Abwehr der Himmelblauen, die kaum etwas zuließ. Erst nach etwas mehr als einer Viertelstunde sollte es dann erstmals etwas aufregender werden, als eine Ecke der Gastgeber in den Strafraum der Gäste segelte, dort per Kopfball aus Nahdistanz wuchtig aufs Tor kam und noch gerade so vom Verteidiger auf der Linie geklärt werden konnte. Aber die Gefahr war noch nicht gebannt, denn nur Sekunden später kam der Ball aus fast identischer Position zum Abschuss, doch erneut konnte der Ball noch im letzten Moment zur Ecke geklärt werden.

In einer von teils sehr hart geführten Zweikämpfen um jeden Ball geprägten Partie sollte es dann bis zur 36. Minute dauern, als auch die Gäste mit einer Großchance erstmals gefährlich vor das Tor kamen, doch der CFC-Angreifer schoss nach einer Freistoßchance aus dem linken Halbfeld und dem folgenden Schuss aus Nahdistanz am kurzen Pfosten freistehend knapp am Tor vorbei. Dann allerdings hatte diese mehrfach Glück, als der Keeper der Gäste sich mehrmals beim Herauslaufen aus dem Strafraum arg verschätzte, die Heimelf aber wiederum dies zu kompliziert versuchte zu lösen und damit diese Möglichkeiten leichtfertig vergab.

Dies sollte es dann auch fürs Erste gewesen sein, denn dann war in dieser doch recht unterhaltsamen Halbzeit Schluss und das Unentschieden doch verdient, da die Heimelf zwar leicht besser war, doch noch zu ineffektiv agierte und sich sehr oft an der himmelblauen Defensive die Zähne ausbiss.

Die zweite Hälfte begann und noch dachte keiner der beiden Teams daran, überhaupt in ihrer Intensität nachzulassen. Ganz im Gegenteil, irgendwie war jetzt noch mehr Feuer drin und jeder Kampf um den Ball wurde noch verbissener geführt, und so manches Mal waren dann doch etwas zu viel Emotionen auf dem Feld. So kam es vermehrt zu Reibereien, welche vereinzelt auch zu Rudelbildungen und auch zu mehreren gelben Karte führten. Rein sportlich aber blieb es beim alten Spiel der leicht überlegenen Heimelf, die jedoch weiterhin die vorhandenen Angriffe zu unkonzentriert zu Ende führte bzw. an der stabilen Abwehr der Gäste scheiterte und somit sich selbst um den Lohn brachte. Dies ist aber auch ein Lob an die Himmelblauen, denn so hielten sie in diesem turbulenten Spiel ihren Kasten sauber, wobei dies wohl auch leider seinen Tribut einer mangelnden Offensive geschah.

So näherte sich dieses Spiel langsam aber sich dem Ende mit dem heranschleichenden Gefühl einer sich nahenden Nullnummer und doch brachten sich die Gäste acht Minuten vor dem Ende noch einmal selbst in größte Schwierigkeiten, als sich ein schon gelb verwarnter Spiel in der eigenen Hälfte an der Strafraumgrenze zu einem Ellbogenschlag gegen einen Gegenspieler hinreißen ließ und mit Gelb-Rot der Platz verlassen musste. Da aber auch in der Überzahl die Weinrot-Weißen weiterhin nicht wirklich etwas damit anzufangen wussten, blieb es bis zum Schluss bei dieser Nullnummer, wobei gerade ein Freistoß aus guter Position in der Nachspielzeit, der ohne Chance in der Mauer landete, dafür exemplarisch.

So endete dieses Spiel also mit einem für die Gäste zwar leicht glücklichen, dennoch nicht unbedingt unverdienten torlosen Unentschieden, das den Chemnitzer FC vorübergehend zum Spitzenreiter machte. Ich schreibe deshalb verdient, da man mit dieser Leistung in diesem harten Spitzenspiel seine Klasse beweisen und somit seine Serie ohne Niederlage halten konnte. Aber auch die Heimelf, die damit weiterhin Chancen auf die Tabellenspitze hatte, sollte sich nicht allzu ärgern, denn dafür war die Leistung doch dann zu gut, auf die man weiter bauen kann, zumal auch diese ihre positive Serie halten konnte.

Ein paar Worte zu den Fans. So munter es auf dem Rasen zuging, so schwappten die Emotionen auch recht schnell auf die Ränge über und dies führte zu einer Atmosphäre, die diesem Spiel würdig war. Angefangen von einer Fahnen-Choreo der Gäste und einer optischen Aktion mit Trikot auf der Heimseite folgten rasch „Nettigkeiten“ zwischen den Fangruppen und lauter Support für das eigene Team, welcher insbesondere in der zweiten Hälfte dann vollends zu überzeugen wusste. 

Den Höhepunkt bildete eine mehr als nette Pyroshow der Gästefans kurz nach dem Wiederanpfiff, die aber auch zu einer kurzen Spielunterbrechung führen sollte.  Insofern kam man wirklich voll auf seine Kosten und auch der Applaus der jeweiligen Fangruppen für ihre Teams war hochverdient, wobei sich bei den Heimfans am Rande des Gästeblocks sich doch die eine oder andere offene Einladung für ein „nettes Gespräch“ befinden sollte. Diese wurden, soweit mitbekommen, dann aber doch dankend abgelehnt. 

 

Mein persönliches Fazit: Ein zwar torloses, aber dennoch mehr als unterhaltsames und turbulentes Spitzenspiel mit acht gelben und einer gelb-roten Karte. Und auch der passende Rahmen auf den Rängen in diesem wirklich lohnenden Ground machte diesen Abend zu einem wirklich grandiosen Erlebnis, welcher vollends zu überzeugen wusste und eines Spitzenspiels würdig war. Somit gerne wieder und auf weitere solcher Erlebnisse!

Anmerkung: Eine Sache gab es dann aber doch noch, die ich nicht ganz so prickelnd fand, auch wenn dies vielleicht nur meine Einzelmeinung ist. Diese Sache geschah auf der Heimfahrt in der Straßenbahn, in der ein recht aggressiver Heimfan einem nicht weiter auffälligen Gästefan Schläge androhte und auf die Herausgabe des Schals inklusive des gemeinsamen Aussteigens drängte. Das Ganze ging zwar gerade noch gut, doch hätte die Sache genauso gut eskalieren können.  Dieses Materialziehen mag vielleicht auf Ultra-Ebene deren Ding sein, aber wenn es dann normale Fans trifft, sorry, dann bin ich persönlich raus und finde es einfach asozial. Zumal unnötigerweise solche Umstände dazu führen, dass der Ruf ganzer Fan-Gruppierungen nur noch mehr drunter leidet.

Bericht & Fotos: Groundhopping Berlin und Co. (externer Link)

Stadionname:
  • Stadion im Sportforum Hohenschönhausen
Inhalt über Klub(s):
Artikel wurde veröffentlicht am
13 Februar 2023
Spielergebnis:
0:0
Zuschauerzahl:
2.304

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Inhalt über Liga
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