Echte Revierteufel! Schalke 04 auf den Spuren der Tasmanischen und Roten Teufel

Echte Revierteufel! Schalke 04 auf den Spuren der Tasmanischen und Roten Teufel

Das war teuflisch gut! Wir schrieben den 17. Januar 2020, als der FC Schalke 04 am Freitagabend die Borussen aus Mönchengladbach mit 2:0 wegputzte. „Neuzugang Gregoritsch führt Königsblau zum Sieg“, hieß es bei DAZN. Kurz nach der Pause schoss Serdar das erste Bundesligator des Jahres 2020, zehn Minuten später vollendete nach genialer Kombination Neuzugang Gregoritsch zum 2:0. Die Knappen waren auf Rang fünf zu finden, der Rückstand zu Rang zwei betrug gerade mal drei Punkte. Alles drin. Also alles, bis auf die Meisterschale. Was nach dem coolen 2:0-Sieg folgte? Eine derbe 0:5-Klatsche beim FC Bayern München. Na jut, sachte man sich. Mund abwischen, paar Pils saufen und nächstes Heimspiel kieken. Nach einem 0:0 bei der Alten Dame in Berlin folgte das Heimspiel daheim Auf Schalke gegen den SC Paderborn 07. Teuflich gut war da nix mehr. Als „Baby born“ spielte man gegen den Tabellenletzten aus Paderborn nur 1:1. Da wurde schon der eine oder andere ein bisschen muffig und angepisst.

Verrückt! Auch in Mainz kam Schalke nicht über ein torloses Remis hinaus. Nun aber, ein Heimsieg und weiter oben dran bleiben! Das Duell gegen RasenBallsport Leipzig wurde jedoch zum Desaster. „Königsblau geht in roter Torflut unter“, hieß es nun bei DAZN. „Es geht alles viel zu schnell für die Schalker“, erklärte der Kommentator beim Gegentreffer zum 0:5. Besserung in Sicht? Pustekuchen? 0:3 in Köln und ein mageres 1:1 gegen Hoffenheim. Dann kam die Corona-Pause. Es konnte ja wirklich nur besser werden. Wurde es aber nicht! Mit einem 0:4 bei Borussia Dortmund wurde wieder der Spielbetrieb aufgenommen. Die Saison wurde ein Desaster sondergleichen. 0:3 gegen Augsburg, 1:2 in Düsseldorf, 0:1 gegen Bremen, 1:1 bei Union Berlin, 1:1 gegen Bayer 04 Leverkusen, 1:2 in Frankfurt, 1:4 gegen Wolfsburg und ein abschließendes 0:4 beim SC Freiburg. Man spielte wie ein Absteiger, doch hatte man Glück, dass das Punktepolster aus der Hinrunde groß genug war. Mit Rang 12 wurde die Saison 2019/20 abgeschlossen.

Neue Saison, neues Glück? Wieder Pustekuchen. Mit sage und schreibe 0:8 ließen sich die Knappen beim amtierenden Deutschen Meister abschlachten. „ACHTungserfolg des Meisters“, heiß es nun bei DAZN. Und das war noch höflich ausgedrückt. „Ein Abend zum Genießen in Rot“, erklärte der Kommentator. Und für Königsblau? Vom Regen in die Traufe. Der Wahnsinn nahm seinen Lauf. Gegen den SV Werder Bremen gab es eine 1:3-Niederlage, und man konnte getrost behaupten, dass es besser war, dass nur so wenige Zuschauer zugelassen waren. Um Himmelswillen, das konnte sich doch ein S04-Fan nicht mehr antun. Hohn und Spott wurden ausgekübelt. Auf den Pressekonferenzen wurden die üblichen Parolen geschwungen. Man müsse daraus lernen und Schlüsse ziehen. Passiert ist nix. Bei RB Leipzig verlor Schalke 04 mit 0:4, gegen die Eisernen aus Berlin-Köpenick wurde dann immerhin ein Pünktchen (1:1) erkämpft.

Und nun wurde es historisch, liebe Freunde! Das Derby in Dortmund wurde mit 0:3 verloren - und nun waren es sage und schreibe 21 Ligaspiele in Folge, die nicht gewonnen wurden. Der 1. FC Nürnberg wurde in jener Statistik überholt, gleichgezogen wurde nun mit dem 1. FC Kaiserslautern, der SpVgg Blau-Weiß 90 Berlin und der SG Dynamo Dresden (zu jenem Zeitpunkt noch 1. FC Dynamo). Die Schalker schafften jedoch das, was andere nicht „geschafft“ hatten. Während die anderen Vertreter im Laufe einer Saison solch desaströse Negativserien hatten, bleibt die Seuche bei den Schalkern saisonübergeifend bestehen.

Schauen wir uns indes die Serien der anderen drei einmal genauer an. Wie der Zufall es wollte, war ich am 15. Oktober 1994 live vor Ort im Rudolf-Harbig-Stadion. Vor 20.750 Zuschauern erzielte Ekström in der 18. Minute den Treffer des Tages. Der 1. FC Dynamo Dresden konnte gegen den 1. FC Kaiserslautern mit 1:0 gewinnen und stand zu jenem Zeitpunkt auf Platz 12. Wer hätte ahnen können, dass nun 21 Spiele ohne Sieg folgen würden?! Erst am 20. Mai 1995 konnte Dynamo wieder einen Sieg feiern. Mit 2:1 wurde gegen keinen Geringeren gewonnen als gegen den FC Schalke 04! Wir halten fest: Letzter Sieg gegen Kaiserslautern, erster Sieg gegen Schalke 04! Am Ende stieg Dynamo Dresden sportlich ab, erhielt für die 2. Bundesliga keine Lizenz und fand sich in der Regionalliga Nordost wieder. Es sollte Jahre dauern, bis Dynamo Dresden in den Profifußball zurückkehren würde.

Der nächste Fall: Die Roten Teufel vom Betzenberg. Es geschah in der Saison 2011/12, als von Oktober 2011 bis April 2012 nicht gewonnen werden konnte. Im Oktober 2011 gab es noch zwei Siege zu feiern, und zwar beim FC Schalke 04 und gegen den SC Freiburg. Es folgten die Monate der Tränen und Strapazen. Erst am 32. Spieltag konnte der 1. FC Kaiserslautern wieder gewinnen. Am 21. April 2012 wurde gegen den Tabellennachbarn Hertha BSC mit 2:1 gewonnen. Die Berliner waren pappesatt, doch den Roten Teufeln nutzte der Sieg quasi nix mehr. Ähnlich wie im Fall Dynamo Dresden erfolgte das Ende der Negativserie viel zu spät. Mit 23 Punkten verabschiedete sich der 1. FC Kaiserslautern aus der 1. Bundesliga, und wir alle wissen, wo dieser einst so stolze Klub nun spielt.

Wir spannen einen weiteren Bogen. Am Ende der Saison 1985/86 stieg Hertha BSC aus der 2. Bundesliga in die Oberliga ab, und zeitgleich packte die SpVgg Blau-Weiß 90 den Sprung in das Fußballoberhaus. Wachablösung in West-Berlin?! Unvergessen bleibt der Auftritt von Bernhard Brink und der BW90-Mannschaft im Aktuellen Sportstudio. „Wir sind heiß auf Blau-Weiß…“ Das erste Heimspiel gegen den 1. FC Kaiserslautern wollten am 9. August 1986 immerhin 36.722 Zuschauer sehen. Die Partie ging zwar mit 1:4 verloren, doch immerhin erzielte Karl-Heinz Riedle in der 24. Minute das erste Bundesligastor für die Blau-Weißen. Es war der Ausgleichstreffer zum 1:1.

Und hey, den ersten Sieg gab es am dritten Spieltag im heimischen Olympiastadion zu sehen. Vor 33.000 Zuschauern wurde das Spiel noch gedreht, aus einem 1:2 wurde noch ein 3:2. Kalle Riedle machte in der 81. und 90.+1. Minute noch zwei Buden. Nun hieß es wirklich: „Wir sind heiß auf Blau-Weiß…“ Wer hätte ahnen können, dass eine Serie von 21 Partien ohne Sieg folgen würde? Beendet wurde die üble Serie am 24. April 1987. Am Freitagabend wurde bei Eintracht Frankfurt im Waldstadion vor 8.000 Zuschauern mit 3:1 gewonnen. Wieder schoss Kalle Riedle zwei Tore. Apropos, beim Durchzählen komme ich gerade sogar auf 22 Spiele in Folge ohne Bundesligasieg, doch vielleicht habe ich nur einen Denkfehler oder es wurde ein Spiel dazwischen auf einen späteren Zeitpunkt verlegt. Die Kollegen des ZDF werden es schon wissen. 

Fakt ist, der FC Schalke 04 kann noch Großes schaffen. Und zwar Rang eins in diesem Ranking erklimmen. Den ewigen Rekord hält nämlich Tasmania Berlin! Als SC Tasmania 1900 Berlin rückte der Verein kurzfristig in die 1. Bundesliga nach. Die Spieler waren teils gerade im Urlaub, als es hieß: Hey, wir spielen 1965/66 in der 1. Bundesliga! Hertha BSC wurde wegen finanzieller Unregelmäßigkeiten ausgeschlossen, und stattdessen durfte Tasmania oben ran. Die Spieler wurden nun kurzerhand Vollprofis und mussten schauen, ob sie im Fußballoberhaus der Sache gewachsen sind. Zu verlieren gab es ja nix. 

Gesagt, getan. Vor 81.524 Zuschauern (!) wurde der Karlsruher SC mit 2:0 geschlagen, beide Treffer erzielte Wulf-Ingo Usbeck. Es waren zwei Tore für die Ewigkeit! Nichts zu holen war allerdings in den folgenden 31 Spielen. Mal ein wackeres Pünktchen, aber eben kein Sieg. Aber ins Nirvana sollte die Negativserie nicht laufen. Würde der Nachfolgeverein SV Tasmania Berlin (gegründet 1973) eines Tages wieder in der 1. Bundesliga spielen - davon gehe ich sogar fest aus *zwinkersmilie* -, würde diese blöde Serie rein statistisch betrachtet wohl mitunter weiter laufen. Aber wie gesagt, dieser Sache wurde ein Riegel vorgeschoben. Am 21. Mai 1966 feierten rund 2.000 Zuschauer im Berliner Olympiastadion einen 2:1-Sieg gegen Borussia Neunkirchen. Lothar Zeh und Wolfgang Neumann schossen die Tore und verhinderten somit, dass die grässliche Serie irgendwann im Jahr 2034 weiterlaufen würde. Ähnlich froh dürfen die Jungs von der SpVgg Blau-Weiß 90 Berlin sein. Auch ihre Negativserie wurde formal beendet. Und klar, auch die der Lauterer und der Dynamos aus Elbflorenz.

Saisonübergreifend Rekorde zu schreiben - das schafft nur der FC Schalke 04! Nun gilt es, noch den Rekord der Tasmanischen Teufel aus Berlin-Neukölln zu knacken. Jungs, dat schafft Ihr! 31 Spiele - ein Kinderspiel. Gegen den VfB Stuttgart wird es am kommenden Freitag wohl ein Unentschieden, und in Mainz ist dann wohl wieder eine Niederlage eingeplant. Glück auf! Und wenn es bombe wird, wird 2022/23 gegen Rot-Weiss Essen gespielt. Mein turus-Kollege und bester Freund im Pott freut sich schon wie Bolle! ;-)

Fotos: Marco Bertram, Fabian S., Arnaud Schonder, Marco Hensel

Artikel wurde veröffentlicht am
27 Oktober 2020

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