BFC Dynamo entlässt Igor Lazic: Ein Rückblick auf zahllose Enttäuschungen

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Es ist Montag, der 5.12.2011. Die Uhr schlägt 14:36 Uhr, als die offizielle Pressemeldung verkündet wird: Der BFC Dynamo trennt sich mit sofortiger Wirkung von Cheftrainer Igor Lazic und reagiert somit auf die sportliche Talfahrt der letzten Monate. Nach nur elf Ligaspielen und einem Pokalspiel ist nun Schluss. Die Bilanz von Lazic ließ stark zu wünschen übrig. Bei nur fünf Siegen (Pokal inbegriffen) und sieben Niederlagen steht der BFC Dynamo weit hinter den Erwartungen vieler Fans. Eigentlich sollte Lazic den BFC Dynamo nach oben führen, nachdem Heiko Bonan nach Saudi-Arabien gewechselt war.

Igor LazicEs ist Montag, der 5.12.2011. Die Uhr schlägt 14:36 Uhr, als die offizielle Pressemeldung verkündet wird: Der BFC Dynamo trennt sich mit sofortiger Wirkung von Cheftrainer Igor Lazic und reagiert somit auf die sportliche Talfahrt der letzten Monate. Nach nur elf Ligaspielen und einem Pokalspiel ist nun Schluss. Die Bilanz von Lazic ließ stark zu wünschen übrig. Bei nur fünf Siegen (Pokal inbegriffen) und sieben Niederlagen steht der BFC Dynamo weit hinter den Erwartungen vieler Fans. Eigentlich sollte Lazic den BFC Dynamo nach oben führen, nachdem Heiko Bonan nach Saudi-Arabien gewechselt war.

Das Bild jedoch war ein anderes. Es kamen kaum noch Zuschauer zu den Heimspielen und die eifrigen Auswärtsfahrer ärgerten sich mehr und mehr. Aber es war nicht nur Igor Lazic, der oftmals in der Kritik stand. Auch die Leistungen der Spieler ließen zu wünschen übrig. Immer öfter gerieten sie ins Fadenkreuz der Fans. Vorgeworfen wurde ihnen nicht nur die Lustlosigkeit am Spiel. Nein, auch diverse Partyexzesse und mutwilliges schlecht spielen gegenüber dem Trainer standen im Raum.

PokalsiegSchaut man sich den BFC Dynamo im zweiten Halbjahr 2011 an, dann fragt man sich allen ernstes was da passiert ist?! Blicken wir einmal zurück: Es war der 8.6.2011 – der BFC Dynamo spielte vor 5.100 Zuschauern im Berliner Pilsner Pokal Finale gegen den SFC Stern 1900 und gewann mit 2:0. Der BFC Dynamo qualifizierte sich somit für den DFB-Pokal. Die Fans hatten jahrelang auf dieses Ereignis gewartet. Endlich hatte es geklappt. Finanziell gesehen - für den BFC Dynamo ein echter Traum. Man bekam den 1.FC Kaiserslautern zugelost. Mehr als 10.000 Zuschauer kamen am 30.7.2011 in den Jahn-Sportpark, um dieses Ereignis zu verfolgen. Die Stimmung war trotz des anhaltenden Regens gigantisch. Wann hatte der BFC das letzte Mal vor solch einer Kulisse gespielt?

UfftaDie größte Uffta wurde angestimmt und es wurde frenetisch gefeiert. Das Spiel ging mit 0:3 verloren. Manch einer sagte sich: „War doch abzusehen“, doch einem anderen Teil passten die provokanten Gesten und Äußerungen der mitgereisten Lauternfans ganz und gar nicht. Es passierte das, was alle vermeiden wollten. Binnen fünf Minuten wurde dieses Fußballfest zu einer Farce. Einige Randalierer stürmten in den Innenraum und gelangten durch ein geöffnetes Tor in den Block der Gäste. Die Polizei schaut mehr oder weniger zu und griff erst viel zu spät ein. Im Nachhinein wurden die Ursachen gesucht, weshalb Polizei und Ordnerdienst so massiv versagten.

Jedoch zurück zum eigentlichen Thema. Der Spielbetrieb in der Oberliga ging wieder los. Der BFC Dynamo spielte anfangs auswärts in Lichterfelde und siegte mit 4:0. Die ersten Leute redeten vom Aufstieg. Auf den Boden der Tatsachen wurden jene Fans zurückgeworfen, als man nur eine Woche später das erste Heimspiel der Saison gegen die TSG Neustrelitz mit 0:1 verlor. Es kamen nur knapp 600 Zuschauer ins Sportforum. Sieht so echte Euphorie aus? Nein!
Es folgten ein Remis in Malchow und ein erneutes Remis im zweiten Heimspiel gegen den Aufstiegsaspiranten Torgelow. Auch zu jenem Spiel kamen nur knapp 750 Fans. Die Hiobsbotschaft kam nach dem Spiel. Auf der Pressekonferenz verkündete Trainer Heiko Bonan seinen Abschied. Wer will es Ihm übel nehmen, wenn man das Angebot hat, mit Thomas Doll in Arabien im Trainerstab zu fungieren?

NordwallCo-Trainer Rene „Atze“ Gritschke und Marco Reimann übernahmen das Training. Noch in jener Woche wurde mit Igor Lazic ein neuer Trainer vorgestellt. Viele Leute freuten sich auf den neuen Trainer, einige hingegen munkelten schon vorab, er sei der falsche Mann für den BFC. Hätte man doch lieber einen Trainer genommen, der bereits in Verbindung mit dem BFC stand. Das erste Spiel des neuen Trainers fand im Jahn-Sportpark statt. Ohne Zuschauer! Das erste Geisterspiel aufgrund der Ausschreitungen im DFB Pokal.
Es wurde viel geredet, viel gebrüllt – aber der BFC Dynamo wirkte verunsichert, gewann dieses Spiel jedoch mit 2:0. Der zweite Saisonsieg war in trockenen Tüchern. Der neue Besen hatte gut gekehrt. Im zweiten Spiel musste Igor Lazic zeigen, dass er die Truppe nach oben führen will. Es ging zu den Amateuren von Hansa Rostock. Bis sieben Minuten vor Spielende sah alles nach einem Sieg des BFC aus, doch ein Doppelschlag binnen sieben Minuten zwang den BFC in die Knie. Am Ende hieß es 1:2 aus Sicht der Weinroten.

Alte FörsteriWelch eine Ernüchterung. Die mitgereisten Fans waren sauer. Wie konnte man ein Spiel so leichtfertig aus der Hand geben? Die Woche drauf fand das zweite und somit letzte Geisterspiel im Jahn-Sportpark statt. Der Gegner: Germania Schöneiche. Ein sehr unbequemer Gegner. Hatte man doch schon öfters Probleme gegen dieses Team. Und auch an jenem Abend spielte der BFC Dynamo völlig verunsichert und ideenlos. Antworten auf diese Planlosigkeit konnte mir niemand geben. Man verlor mit 0:2 und die Diskussionen um den neuen Trainer begannen.
Nun blickte man auf das Spiel gegen den Erzfeind aus Köpenick. Keinesfalls wollte man dieses Spiel beim 1. FC Union Berlin II verlieren. Der BFC Dynamo nahm aufgrund der Kartendiskussionen keine der Gästeblockkarten in Empfang und verzichtete auf einen Besuch im Stadion An der Alten Försterei. Zeitgleich fand im Sportforum die Verabschiedung von Nico Thomaschewski statt und das Spiel in Berlin-Köpenick wurde via Liveticker ins Vereinsheim übertragen. Das Spiel war aus Sicht des BFC unterste Schublade. Man führte nach vier Minuten beim Erzfeind und gab sich danach dennoch kategorisch auf. Kein Spielfluss, keine Ideen, Abspielfehler, Luftlöcher und sonstige Fehler, die man dort am laufenden Band sah. Einfach nur grauenhaft. Das Spiel ging mit 2:4 verloren. Hört sich vielleicht knapp an, jedoch hätte man den BFC auch mit drei, vier Gegentoren mehr nach Hause schicken können.

Köpenicker SCDie Kritik seitens der Fans kannte nun keine Grenzen. Trainer und Spieler bekamen ihr Fett weg. Eine Woche später ging es abermals nach Köpenick. Dieses Mal zum Pokalspiel gegen den Köpenicker SC. Die Jungs vom KSC waren natürlich äußerst motiviert. Der BFC Dynamo ist in der Krise und wir schmeißen ihn aus dem Pokal, so die Aussage vorweg. Das dies sogar fast klappte, war bezeichnend für die Situation beim BFC Dynamo. Mit Mühe und Not gewann der BFC im Elfmeterschießen und so manch ein Fan fasste sich nur noch an den Kopf. Einen großen Kredit erspielte man sich durch das Weiterkommen im Pokal nicht wirklich.
So kamen zum Oberligaalltag gegen den Brandenburger SC Süd 05 nur knapp 500 Zuschauer. Der Gegner (selbst sportlich in der Krise) machte es dem BFC äußerst leicht und somit konnte man mit 3:0 den Platz als Sieger verlassen. Fünf Tage später stand wieder einmal ein Ligaspiel im Jahn-Sportpark auf dem Programm. Es war zwar kein Geisterspiel angesetzt, jedoch fanden trotzdem kaum Zuschauer den Weg ins Stadion. Immerhin musste es gegen Türkiyemspor ran. Hatte man doch in der Saison zuvor gegen die Mannen aus Kreuzberg mit 3:0 gewonnen und zog ins Finale des Berliner Pilsner Pokals ein. Zu jenem Spiel kamen weit mehr als 2.000 Zuschauer ins Sportforum. An diesem Freitagabend begrüßte man weniger als 700 Zuschauer. Bei Türkiyemspor spürte man, genau wie beim BFC, große Verunsicherung in allen Ecken. Der von Krisen gebeutelte Verein aus Kreuzberg kämpfte jedoch mit Mann und Maus und rettete ein 1:0 über die Zeit. Der BFC hätte noch 360 Minuten spielen können, er hätte wahrscheinlich dennoch nicht getroffen. Eklatante Abspielfehler, Abschlussschwäche vor dem Tor, Ideenlosigkeit...

BFC ViktoriaDer BFC Fan wusste gar nicht, wie ihm geschieht. Eine einzige Talfahrt. Das einzige, was konstant blieb, war die schlechte Leistung. Zum nächsten Heimspiel gegen Anker Wismar begrüßte der BFC Dynamo nur noch treue 350 Fans. Zwar gewann der BFC dieses Spiel mit 2:0, jedoch interessierte das niemanden mehr so recht.
Eine Woche ging es ins schöne Friedrich-Ebert-Stadion zum Aufsteiger BFC Viktoria 89. Man wusste, dass sich dieser ach so kleine Verein ganz schön gemausert hatte und gut mitspielen würde. Wie es beim BFC derzeit nicht anders zu erwarten war, blieb man auch bei diesem Spiel unter seinen Erwartungen und vergeigte das Ganze mit 0:1. Unberechtigter Handelfmeter hin, unberechtigter Handelfmeter her. Die BFC-Fans hatten nun die Nase gestrichen voll.

Zwei Wochen später zum Heimspiel gegen Union Fürstenwalde, ebenfalls ein Aufsteiger, tat man sich wiederum schwer. Zwar gewannen die Hausherren mit 3:2, ansehnlich war das Spiel jedoch definitiv nicht. Auch die 370 Zuschauer, die den Weg ins Sportforum gefunden hatten, verschwanden ziemlich schnell nach Abpfiff. Da es ja so oder so nur hoch und runter ging, erwarteten zahlreiche Fans in Neubrandenburg eh keine Besserung im Spielablauf, jedoch steht ein echter Fan zu seinem Verein und unterstützt ihn auch in dieser schwierigen Zeit. Der BFC holte zwei Rückstände auf und konnte zwischendurch auf 2:2 ausgleichen, jedoch verlor man dieses Spiel mit 2:3. Auch der harte Kern des BFC hatte nun kein Quäntchen Lust mehr auf dieses lustlose Gekicke, welches teilweise fabriziert wurde.
Die folgerichtige Konsequenz kam am vergangenen Sonntag. Gerade einmal 240 Fans wollten sich das Heimspiel gegen Altlüdersdorf anschauen. Und nicht einmal die 240 Fans hatten Grund zur Freude. 0:1 lautete das Ergebnis nach 90 Minuten Spielzeit.

Koffer packen ...Das Fass lief über. Die Seiten im Forum des BFC Dynamo füllten sich schneller und schneller. Frustabbau und bitterböse Worte in Richtung Trainer, Spieler und Vereinsführung waren die Folge. Keine 24 Stunden später musste der Trainer nun seine Koffer packen. Er übernahm eine Truppe, die aufsteigen wollte und an sich selbst scheiterte. Eine Truppe, die das Fußballspielen innerhalb von Wochen verlernt hatte. Eine Truppe, die nicht mehr lachte. Eine Truppe, die innerhalb eines halben Jahres den Fans das Lachen nahm. Willkommen beim BFC Dynamo im zweiten Halbjahr 2011. Wo aus Freudentränen Tränen der Wut wurden. Welch eine Enttäuschung. Selten standen die Chancen so gut, aufsteigen zu können. Die neu gestaltete Regionalliga war zum greifen nahe. Auf Duelle gegen Lok Leipzig, den Halleschen FC, den 1. FC Magdeburg und den FSV Zwickau hätten sich die Fans des BFC Dynamo – ganz besonders die älteren unter ihnen – gefreut. Fakt ist, der BFC Dynamo steht sportlich betrachtet vor einem Scherbenhaufen. Wieder einmal muss von vorn, ganz vorn angefangen werden...

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