Zwei Tage unterwegs mit den Jungs und Mädels der SCL Tigers aus Langnau. Samstags beim Heimspiel gegen den Hockeyclub aus Lugano ganz dekadent im Pressebereich und Sonntags das volle Programm im Fanbus, sowie im Gästeblock der Tiger. Als Unterstützer eines ostdeutschen Fussballvereines wurde man über die Tage hinweg zwar mit mehreren Vorurteilen konfrontiert, schlussendlich aber akzeptiert und als interessantes Mitglied der Gruppe aufgenommen. Zumindest an diesen beiden Tagen. Als neutrale Schweiz verhalten sich auch im Sport die meisten Szenen eher neutral und versuchen die Politik aus den Stadien und Arenen fernzuhalten. Gefällt mir.
Unterwegs mit den Fans der SCL Tigers aus Langnau
Daher kommen wir auch schnell zum Sportlichen. Zwei wichtige Spiele standen auf dem Programm. Die jeweiligen Gegner aus Lugano und Davos waren durchaus gleichwertig einzuschätzen und so gingen die Meinungen und Erwartungshaltungen weit auseinander. Mit den nun fest eingespielten null Punkten dürften aber auch die größten Pessimisten nicht gerechnet haben. Vor allem weil es in beiden Duellen eher unnötiger Natur war. Der Reihe nach.
Gegen Lugano kassierte man eine 3:5-Niederlage, weil man vor allem die Anfangsminuten verpennte und im Anschluss zahlreiche gute Möglichkeiten verballerte. In der ausverkauften Eishalle von Langnau hatten die knapp einhundert angereisten Halbitaliener stets gute Laune und zogen zum Spielende nicht nur ihre Schals in die Höhe, sondern auch ihre Oberteile aus. Zwischendurch wurden immer wieder Nettigkeiten beider Fanszenen ausgetauscht und auch einige Normalos in Nähe des kleinen Gästebereiches beteiligten sich. Zu einer Konfrontation von Angesicht zu Angesicht sollte es aber nicht kommen.
Im strömenden Abendregen des Emmentales erlebte man keine besonders lange Nacht, denn nur knapp neun Stunden nach Beendigung des Heimspieles traf man sich bereits mit einer guten Anzahl an Leuten zur Abfahrt nach Davos. Verschnaufpausen gibt es im Eishockey eher selten, wenngleich der Sonntag ein eher untypischer Spieltag in der ersten Schweizer Liga darstellt. Auf der Raststätte noch ein Grillerchen eingelegt, mehrere gute Gespräche mit Männern geführt, die gewillt waren sich meiner Sprache anzupassen und dann war man nach über vier Stunden auch schon im Wintersportort. Die Straßen und Berge wunderschön mit Schnee bedeckt, Kinder und Familien fuhren mit Skiern zur Halle.
Die 200 Gästefans, allesamt in gelb, waren frühzeitig vor Ort. Der Rest der Halle war eher englisch geprägt. Die Teams liefen bereits zum Bullypunkt, als die letzten hundert Zuschauer ihre Plätze betraten. Der Gästemob mit einer schönen Choreo, die Fanszene aus Davos mit Stimmungsboykott im ersten Drittel. Hassobjekte? Polizei, Verband und der HC Lugano. Grund? Ein Szenemitglied des HC Davos wurde mit einem dreijährigen Stadionverbot belegt, weil er in Lugano einen Aufkleber in der Halle verteilt hat. Absolut verhältnismäßig natürlich.
Als sich im zweiten Drittel auch Davos am Support beteiligte, wurde auch die Stimmung der Langnauer etwas besser. Und auch wenn die Halle diesmal nicht ganz ausverkauft war, dürfte sich vor allem Davos mal über einen vollen Gästeblock gefreut haben. Passiert auch nicht alle Tage.
Die durch den Spengler-Cup bekannten Davoser, die fast ausschließlich Fans von außerhalb haben, gewannen das Spiel dann auch nicht ganz unverdient, wenn man sich die Statistiken anschaut. Für die leidgeplagten SCL Tigers geht der Blick leider wieder nach unten.
Bericht & Fotos: Max W.