VSG Altglienicke vs. 1.FC Neubrandenburg: Leckere Bouletten, eine fahrbare Stadionsprecherhütte und eine 2:3-Niederlage

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VSG Altglienicke vs. 1.FC Neubrandenburg: Leckere Bouletten, eine fahrbare Stadionsprecherhütte und eine 2:3-Niederlage

imageIm Berliner Stadtteil Treptow-Köpenick, zwischen der Altglienicker Kirche und der Grundschule am Berg liegt das kleine aber feine Stadion der VSG Altglienicke. Und hier wird seit gar nicht allzu langer Zeit richtig erfolgreicher Fußball gespielt. Binnen acht Jahren hat sich der Verein aus dem Berliner Südosten von der Kreisliga B in die überregionale Oberliga geschossen. Nicht weniger als fünf Aufstiege konnte die VSG also in diesem kurzen Zeitraum feiern. Trotz seines Erfolges ist der Verein auf dem Teppich geblieben. Der Eintritt kostet ermäßigt vier, das Bier zwei Euro. Die selbstgemachte Boulette gibt es für unschlagbare 1,50 Taler.

Niederlagen oder gar eine ganze Negativ-Serie kannte man am Alten Schönefelder Weg höchstens aus der Zeitung. Nach dem Aufstieg in die NOFV-Oberliga Nord konnte dieser positive Trend sogar fortgesetzt werden – und das, obwohl es nun gegen Kaliber wie den BFC Dynamo oder die U23 des FC Hansa Rostock geht. Zu Hause, auf dem Sportplatz, an dessen Rand ein fahrbares Stadionsprecherhäuschen den Charme des Kiezes widerspiegelt, blieb die VSG in der kompletten Hinrunde ungeschlagen.
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Jetzt aber, da die endlos scheinende Winterpause vorüber ist und der Frühling sich doch noch bereit erklärt hat im Nordosten Deutschlands vorbeizuschauen, scheinen die Blau-Weißen von einem Fluch heimgesucht worden zu sein. Seit dem Rückrundenauftakt gegen Pommern Greifswald (2:0 - Auswärtssieg) konnte kein Dreier mehr eingesackt werden. Kürzlich musste man sogar die erste Heimspielniederlage hinnehmen (0:2 gegen Altlüdersdorf).

Der Abstand zum einzigen Aufstiegsplatz der Klasse ist seitdem in unerreichbare Ferne gerückt und auch zu den Abstiegsrängen hatte man vor dem Spiel ein sicheres Acht-Punkte-Polster.
Dass Coach Daniel Böhm angesichts dieser Werte Probleme bekommen könnte, seine Truppe für das Match gegen den abstiegsbedrohten 1.FC Neubrandenburg zu motivieren, konnte an diesem Samstag zunächst nicht festgestellt werden. Die Anfangsviertelstunde gehörte klar den Gastgebern. Beinahe wäre die VSG bereits nach vier Minuten in Führung gegangen, doch Patrick Kroll fehlten bei einer flachen Hereingabe von links zwei Schritte. Somit ging der Ball an Freund und Feind vorbei ins Toraus. Da sich der Gastgeber auch in den Folgeminuten mit der besseren Spielanlage präsentierte, warteten die 123 zahlenden Zuschauer auf den Rängen darauf, den Ball im FCN-Gehäuse zappeln zu sehen.
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Klarer Fall von „Denkste“! Nach einem viel zu lässigen Rückpass vom früheren Unioner Publikumsliebling Ronny Nikol auf seinen Keeper Stein, konnte Neubrandenburgs Nawotke den Ball abfangen, Stein umkurven und locker zum 0:1 einschieben (20.). Der mittlerweile 38-jährige Nikol, der bisher eine starke erste Saison bei den Altlgienickern absolviert, schien nach diesem ungewohnten Schnitzer geschockt und erreichte im gesamten Spiel nicht mehr seine gewohnte Leistung.

Lange währte die Gästeführung dennoch nicht. Nach einer wunderschönen Kombination über rechts gelang VSG-Kapitän Wanski eine Traumflanke, die Dennis Rehausen nur noch aus drei Metern zu verwandeln brauchte (31.).

Ein sehenswerter Treffer, der der Volkssportgemeinschaft jedoch nicht zur nötigen Ruhe verhalf. Bereits vier Minuten nach dem Ausgleichstreffer ging der Gast aus Mecklenburg-Vorpommern nämlich erneut in Führung. Michael Gaede tauchte plötzlich frei vor Stein auf, zögerte kurz und netzte selbstbewusst ein. Beim Stand von 1:2 ging es zurück in die kleinen Umkleidekabinen.

AltglienickeAuf den Rängen spielte sich wenig Spektakuläres ab. Die wenigen mitgereisten Fans aus Neubrandenburg brachten zwar vor dem Spiel eine Zaunfahne hinter dem Tor an – und handelten sich prompt einen im feinsten Sächsisch vorgetragenen Rüffel des Stadionsprechers ein – akustisch war von beiden Fangruppen bis auf ein paar Pöbeleien jedoch nichts zu hören.  
Ähnlich müde wie die Zuschauer auf den Rängen kamen die VSG’ler auf das Feld zurück. Schon drei Minuten nach Wiederanpfiff musste der an diesem Nachmittag nicht zu beneidende Stein ein drittes Mal den Ball aus dem Netz holen.
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Auch danach blieb das von vielen Zuschauern erwartete Aufbäumen der Hausherren aus. Das Spiel plätscherte bis tief in die Schlussphase hinein vor sich hin, ehe die VSG doch noch zu Schlussoffensive blies. In Minute 85 scheiterte Rehausen noch am Aluminium, doch wenig später verwandelte Eric Palmer einen berechtigten Foulelfmeter zum 2:3 (88.). In der Nachspielzeit warf Altglienicke alles nach vorne. Sogar Keeper Stein ließ sich im gegnerischen Strafraum blicken. Doch es half alles nichts.

AltglienickeKurz darauf war die zweite Heimniederlage für den Aufsteiger besiegelt. Was aber noch schwerer wiegt: die Pleite trug das Prädikat „verdient“. Offenbar muss also der Bart von VSG-Verteidiger Paul Kirsten nun doch noch weiter wachsen. Der 28-jährige beteuerte kurz vor dem Spiel, er wolle ihn erst nach dem nächsten Sieg wieder stutzen.

Der vom früheren BFC-Dynamo-Erfolgstrainer Jürgen Bogs trainierte 1. FC Neubrandenburg konnte sich hingegen über den ersten Sieg seit vier Spieltagen freuen. Ein Sieg, mit dem sich die Bogs-Elf vorübergehend auf einen Nichtabstiegsplatz hieven konnte.

Fotos: Glenn Dawson & Matthias Dehmel

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