Zu Gast bei den Schanzern: Ein Blick auf die Fanszene des FC Ingolstadt 04

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IngolstadtDie Zweitligapartie FC Ingolstadt 04 gegen SV Sandhausen bot sich als guter Anlass an, bei den Schanzern vorbeizuschauen und mit Martin von der Black Red Company (BRC ´08) – eine der beiden dortigen aktiven Fangruppen – zu sprechen. Neben der BRC ´08 gibt es noch die Supporters Ingolstadt, die gemeinsam mit der BRC ´08 die Südtribüne im Ingolstädter Stadion bildet. Über dem Fanblock dieser Tribüne hängt ein großes astrein angefertigtes Banner. Von der Optik her muss sich dieses Banner vor dem der Dortmunder Südtribüne keinesfalls verstecken.

IngolstadtDie Zweitligapartie FC Ingolstadt 04 gegen SV Sandhausen bot sich als guter Anlass an, bei den Schanzern vorbeizuschauen und mit Martin von der Black Red Company (BRC ´08) – eine der beiden dortigen aktiven Fangruppen – zu sprechen. Neben der BRC ´08 gibt es noch die Supporters Ingolstadt, die gemeinsam mit der BRC ´08 die Südtribüne im Ingolstädter Stadion bildet. Über dem Fanblock dieser Tribüne hängt ein großes astrein angefertigtes Banner. Von der Optik her muss sich dieses Banner vor dem der Dortmunder Südtribüne keinesfalls verstecken.

SüdtribüneInsgesamt hat die BRC ´08 derzeit 17 Mitglieder im Alter zwischen 16 und 22 Jahren. Als wirkliche Ultras sehen sich diese jedoch nicht, dafür sei die Szene noch schlichtweg zu klein. Allerdings wird der Verein nach Kräften unterstützt – und das nach Möglichkeit auch auswärts. Insgesamt betrachtet ist das Verhältnis mit den Verantwortlichen des Vereins sehr gut. Der FC Ingolstadt 04 ist in der Regel sehr kritisch, was mögliche Stadionverbote angeht. So wird der jeweilige Anlass genau hinterfragt, die Betroffenen werden befragt, Verbote werden nicht blind erteilt. 

Als echten Erfolg der Ingolstädter Fanszene kann sich bewertet werden, dass der Verein beim Spiel gegen Sandhausen und auch zuvor beim Donau-Derby gegen Jahn Regensburg auf die Problematik des DFL-Papiers hinwies und die Zuschauer auf die Aktion „Ich fühle mich sicher“ aufmerksam machte. 

Audi SportparkHinter ihren Blöcken der Südtribüne im Audi Sportpark betreiben die Supporters und die BRC ´08 einen eigenen Verkaufsstand, der untereinander geteilt wird, und an dem gängige Zeitschriften wie „Blickfang Ultrà“ und „Erlebnis Fußball“ verkauft werden. Des Weiteren werden selbstverständlich auch eigene Utensilien wie Aufkleber an den Fan gebracht. Zu jedem Heimspiel herausgebracht wird außerdem eine kostenlose Kurvenzeitung mit dem Namen „INamorado“, die sogar mit einem farbigen Cover aufwartet. Dieses Magazin beleuchtet unter anderem die aktuelle Sicherheitspolitik von DFL und DFB und informiert darüber hinaus über aktuelle Gegner sowie über zurückliegende Auswärts- und Heimspiele.

Zum Spiel Ingolstadt gegen Sandhausen: Von der Tabellensituation war die Ausgangslage sonnenklar. Der Tabellensiebte der 2. Bundesliga traf auf den 18. Erwähnt werden sollte hierbei, dass die Ingolstädter Fans der BRC ´08 freundschaftliche Kontakte zu den Hellenstein Supporters in Heidenheim pflegen. Dieses liegt ganz in der Nähe von Aalen. Die Gäste aus Sandhausen sind wiederum mit den Jungs des VfR Aalen befreundet. Aalen und Heidenheim trennen auf dem Straßenweg gerade einmal 24 Kilometer. Anfeindungen zwischen diesen beiden dortigen Fanszenen stehen an der Tagesordnung. Die Grundkonstellation vor dem Spiel Ingolstadt gegen Sandhausen war somit durchaus interessant. 

SandhausenDie Fans des SV Sandhausen (Sandhausen liegt noch ein ganzes Stück weiter westlich bei Heidelberg) waren allesamt komplett in Schwarz angereist. Dazu schwarz-weiße Wintermützen. Schätzungsweise rund 80 Fans hatten sich im Gästeblock eingefunden. Der Großteil von ihnen gehörte ganz klar der aktiven Szene an. Vor Anpfiff brauchte es drei, vier Anläufe, ehe man sich geschlossen und zentral gesammelt hatte. Anschließend legten diese einen sehens- und hörenswerten Support hin. In der ersten Halbzeit waren die Gästefans überaus aktiv, in der zweiten Halbzeit ließ die Unterstützung jedoch stark nach. Zwischendurch wurde sich sogar hingesetzt und eine komplette Pause eingelegt. Erst kurz und dann natürlich nach dem 1:1-Ausgleichstreffer des SV Sandhausen wurden die schwarz gekleideten Fans wieder aktiv. Nach dem Tor wurde sogar von einigen Leuten der Zaun gestürmt.

IngolstadtIngolstadts Szene versammelte sich mittig auf der Südtribüne. Auf einem sehr hohen Podest hatten die zwei Vorsänger einen prima Überblick. Dennoch hatten die beiden es nicht geschafft, wirklich viele Zuschauer zu animieren, sich aktiv bei der Unterstützung der Mannschaft zu beteiligen. Es blieb letztendlich meist ein sehr schmaler Block an Fans, die den Mund aufbekamen und dazu ihre Hände bewegten. Sicherlich war es schwer, genau zu schätzen, wie viele Fans sich nun aktiv beteiligt hatten. Um die 50 werden es gewesen sei, die dauerhaft supportet haben. 

Beim Einlaufen der Mannschaften wurde von den beiden Vorsängern ein Spruchband im Graffiti-Style mit der Aufschrift „Wir fühlen uns“ hochgehalten. Dazu gab es dann im Block rund 30 Tapeten mit der passenden Antwort „SICHER“. Eine nette, sehenswerte Aktion, die wie eingangs erwähnt sogar vom Verein selbst unterstützt wurde. 

IngolstadtAuf dem grünen Rasen war der FC Ingolstadt 04 die ganz klar bessere Mannschaft, die es aber einfach nicht schaffte, in Führung zu gehen. So entwickelte sich ein sehr zähes Spiel, bei dem das Team des SV Sandhausen so gut wie kaum in den Sechszehner der Ingolstädter kam. In der 19. Spielminute brachten die Jungs aus der Audi-Metropole schließlich einen hübschen Angriff zum Erfolg. Christian Eigler machte das 1:0 nach Vorarbeit von Stefan Leitl kar. Diese knappe Führung sollte auch bis zur Halbzeitpause Bestand haben.

Im zweiten Spielabschnitt waren die Ingolstädter dem 2:0 weitaus näher als die Sandhäuser dem Ausgleich. Nachdem allerdings Ingolstadt es nicht schaffte, den Sack zu zumachen, geschah das, was so häufig passiert. Die Gäste brachten einen Angriff zu Ende und lochten in der 82. Minute (Nico Klotz) zum 1:1 ein. Was nun erst recht, jedoch auch bereits vorher negativ auffiel, war das sehr anspruchsvolle Publikum. Nörgeln gehörte auf der Haupttribüne und der Gegentribüne scheinbar zum guten Ton. Bereits nach zwei, drei Fehlpässen, die bei einem harten und intensiv geführten Spiel nun einfach dazu gehören, wurde lautstark gepfiffen. 

Audi SportparkAbsoluter negativer Höhepunkt: Als Sandhausen der Ausgleich gelang, sprangen zahlreiche Heimfans (kein Tippfehler!) auf, lachten hämisch und applaudierten abfällig. Selten zuvor konnte so drastisch beobachtet werden, wie eigene Fans (zahlreiche von ihnen bereits etwas älter) – allesamt mit Trikot, Schals oder Mützen ausgestattet – auf solch hämische Art auf Missgeschicke der eigenen Mannschaft reagieren. Nach der Fusion von MTV und ESV im Jahr 2004 scheint Ingolstadt noch in den Kinderschuhen zu stecken. Da muss noch einiges passieren, denn noch ziehen der große FC Bayern, der TSV 1860 München und auch der 1. FC Nürnberg und der FC Augsburg zahlreiche Fußballfreunde aus der Ingolstädter Region ab, die man sicherlich eher beim eigenen Verein gebrauchen könnte.

Audi SportparkEin weiteres Problem sind sicherlich auch die zahlreichen Zuschauer, die einfach zu viel erwarten, nachdem sie am Vortag beim FC Bayern all die Stars wie Robben, Martinez und Ribery Fallrückzieher und Hackentricks haben machen sehen. Erwarten die Zuschauer auf der Ingolstädter Haupttribüne dann ähnliches? Zu Erinnerung: Der FC Ingolstadt 04 spielt in der 2. Bundesliga – und das gar nicht mal so schlecht. Eine weitere Sache, welche die meisten kaum auf dem Zettel haben. Der Ingolstädter Eishockey in Form des ERC Ingolstadt bindet ebenfalls zahlreiche Sportinteressierte an sich. Immerhin seit 2003 spielt der ERC in der DEL und konkurriert allein aus diesem Grund mit dem Fußballverein FC Ingolstadt 04. 

Sicherlich wird auch der FC Ingolstadt 04 eine große, stabile Szene haben. Eine neue Generation an Fans, die zahlreich hinter ihrer Mannschaft stehen. Wie viele Fan-Generation allerdings hierfür kämpfen uns sich aufopfern müssen, bleibt indes noch völlig offen...

Anmerkung: Besten Dank an Martin und die BRC ´08 für die Gastfreundschaft! Viele Grüße an dieser Stelle von den turus.net-Redaktionen in Essen und Berlin nach Ingolstadt!

Fotos: Christopher Wode

> zur turus-Fotostrecke: FC Ingolstadt 04

> zur privaten Seite des Autors: www.harza.de

 

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