Der sechsmalige Meister Lech Poznan gegen den achtmaligen Meister Legia Warszawa – am Sonntag trafen im Stadion Miejski geballte Tradition und Popularität aufeinander. Das polnische Gipfeltreffen lockte exakt 40.632 Zuschauer an, für polnische Verhältnisse eine echte Hausnummer. Die große Frage im Vorfeld der Partie lautete: Werden Gästefans aus Warschau vor Ort sein? Davon ganz abgesehen darf die Frage nach dem gefüllten Gästeblock inzwischen bei fast jedem polnischen Fußballspiel gestellt werden. Kaum ein Verein, der nicht von Einschränkungen und Verboten betroffen ist.
Lech Poznan vs. Legia Warszawa: Sensationelle Stimmung, 1.300 Gästefans trotzen Verbot
Der sechsmalige Meister Lech Poznan gegen den achtmaligen Meister Legia Warszawa – am Sonntag trafen im Stadion Miejski geballte Tradition und Popularität aufeinander. Das polnische Gipfeltreffen lockte exakt 40.632 Zuschauer an, für polnische Verhältnisse eine echte Hausnummer. Die große Frage im Vorfeld der Partie lautete: Werden Gästefans aus Warschau vor Ort sein? Davon ganz abgesehen darf die Frage nach dem gefüllten Gästeblock inzwischen bei fast jedem polnischen Fußballspiel gestellt werden. Kaum ein Verein, der nicht von Einschränkungen und Verboten betroffen ist.
Nach der gemeinsamen Pyro-Aktion mit den Anhängern von Pogon Szczecin galt für die Fans von Legia Warszawa erst recht: Kein Gästekontingent für das mit Spannung erwartete Gipfeltreffen in Poznan. Allerdings gelang es rund 1.300 Legia-Fans Eintrittskarten (vermutlich für den Heimbereich) für diese Partie zu erwerben. Letztendlich wurde für die angereisten Jungs aus der polnischen Hauptstadt doch der Gästeblock geöffnet, so dass alles seine Ordnung hatte und einem echten Fußballfest nichts mehr im Wege stand.
Bereits anderthalb Stunden vor Anpfiff war die Stimmung im Stadion Miejski sehr ordentlich. Auf Heimseite waren bereits zwei der drei Ränge gut gefüllt und die ersten „Liebesbekundungen“ wurden ausgetauscht. Vor dem Spiel wurde dazu aufgerufen, Konfetti mitzubringen. Absoluter Wahnsinn, wie viele Zuschauer diesem Aufruf gefolgt waren! Beim Einlaufen der Mannschaften konnte das Schnipsel-Inferno beginnen. Welch ein Anblick, welch eine Kulisse! Auf Lech-Seite wurde zudem mittig eine Blockfahne gezeigt, auf der eine mollige Frau mit Knollennase, strohigem Haar und Legia-Kleidchen an der Stange tanzte – oder besser gesagt klammerte. Der Spruch dazu: „Ona tu jest i tańczy dla mnie” (Sie ist hier, um für mich zu tanzen).
Auf Legia-Seite wurden indes Grüße in die im Knast befindlichen Kumpels gesandt. Namen von zahlreichen Personen wurden schwarz auf weiß präsentiert. Was den Support anging, gibt es eigentlich nur ein einziger Begriff, der das Spektakel umschreiben kann: Sensationell! Phasenweise wurde es im Stadion so laut, dass man sein eigenes Wort nicht mehr verstehen konnte. Dazu auf Heimseite (die Mitmachquote war enorm hoch) eine Hüpfeinlage auf sämtlichen drei Rängen, Schalparaden und Armeinsatz. Brachialer Gesang auch bei den 1.300 Legia-Fans, die über 90 Minuten hinweg versuchten gegen die blau-weiße Wand anzukommen. Obwohl man es bei Lech bekanntlich schwer hat, sich als Gästefan Gehör verschaffen zu können – die Legia-Fans schafften dies ab und zu.
Und das vor allem bei den drei Toren der Gäste aus Warschau. Besonders in der ersten Halbzeit spielte Legia unglaublich effektiv. In einem recht ausgeglichenen Spiel setzte Legia seine Konter wie Nadelstiche. Jakub Kosecki (10. Minute), Jakub Wawrzyniak (14. Minute) und Miroslav Radovic (32. Minute) legten den Grundstein für den Erfolg der Gäste. Wer jedoch gedacht hatte, der Support würde auf Heimseite auf Grund des 0:3-Rückstandes abflauen, der sah sich getäuscht. Weiter ging es im Programm. Richtig laut wurde es noch einmal in der 74. Minute, als Bartosz Slusarski den Anschlusstreffer zum 1:3 erzielte. Noch einmal keimte Hoffnung auf, doch die Legia-Abwehr zeigte sich sattelfest und ließ keinen weiteren Gegentreffer zu. Am Ende gewannen die Hauptstädter das „6-Punkte-Spiel“ und konnten somit den Platz an der Sonne in der polnischen Ekstraklasa behaupten.
Text: Ricardo Lichtenfeld
Fotos: Sandy Hartenstein & Ricardo Lichtenfeld