Fußball ist Freiheit: Entspanntes Stelldichein beim SV Traktor Boxhagen

MB Updated

„Fußball ist Freiheit“, mit diesem Zitat von Bob Marley wird man auf der Webseite des SV Traktor Boxhagen begrüßt. „Auf, Traktor, auf!“ Was klingt wie ein DDR-Überbleibsel irgendwo in der mecklenburgischen Provinz, ist in der Realität ein Fußballclub, dessen erste Herrenmannschaft auf dem hübsch gelegenen Kunstrasenplatz an der Hauffstraße in Berlin-Lichtenberg ihre Heimspiele austrägt. Komm doch mal vorbei, hieß es am Mittwoch. Abends ist die zweite Mannschaft von Roter Stern Nordost Berlin zu Gast. Das könnte eine entspannte Runde mit bekannten Gesichtern werden.

Trakor gegen Roter Stern„Fußball ist Freiheit“, mit diesem Zitat von Bob Marley wird man auf der Webseite des SV Traktor Boxhagen begrüßt. „Auf, Traktor, auf!“ Was klingt wie ein DDR-Überbleibsel irgendwo in der mecklenburgischen Provinz, ist in der Realität ein Fußballclub, dessen erste Herrenmannschaft auf dem hübsch gelegenen Kunstrasenplatz an der Hauffstraße in Berlin-Lichtenberg ihre Heimspiele austrägt. Komm doch mal vorbei, hieß es am Mittwoch. Abends ist die zweite Mannschaft von Roter Stern Nordost Berlin zu Gast. Das könnte eine entspannte Runde mit bekannten Gesichtern werden.

Anpfiff 20 Uhr. Direkt nach dem Zweitligaspiel Hertha BSC gegen Dynamo Dresden mit der S-Bahn in Richtung Wartenberg durchgedüst. Eine Station hinter Ostkreuz am Nöldnerplatz ausgestiegen, die Eindrücke vom Olympiastadion noch frisch im Kopf, beim Imbiss noch ein gekühltes Fläschchen geholt. Fußball ohne Bier geht nicht – und der überteuerte, alkoholreduzierte Gerstensaft im und am Berliner Olympiastadion war nicht wirklich ein Genuss. 

Traktor BoxhagenMit der Flasche in der Hand ging es das erste Mal im Leben vom S-Bahnhof Nöldnerplatz aus in die andere Richtung. Als Kind hatten sich die dort abgestellten Reichsbahn-Waggons eingeprägt. Nöldnerplatz wirkte immer grau und trist. Das Viertel an der dortigen Türrschmidtstraße wollte man nicht wirklich betreten. Komplett umgeben von Gleisanlagen erschien es wie eine skurrile No-Go-Area. Der Anblick ist in der Gegenwart in der Tat ein völlig anderer. Sanierte Altbauten, nettes Ambiente. Am nordöstlichen Rand die Sportanlage an der Hauffstraße.

Trakor BoxhagenEin pünktliches Erscheinen war nicht zu schaffen. Die Partie zwischen dem SV Traktor Boxhagen und Roter Stern Nordost Berlin II war bereits im vollen Gange. Es stand bereits 3:0 für die Hausherren, die sich über ihre weinroten Trikots grüne Leibchen streifen mussten. Der Grund: Auch die Gäste von Roter Stern traten in Weinrot an. Trakor mit schwarzen Hosen, Roter Stern mit weißen Hosen – dieser Unterschied genügte dem Schiedsrichter nicht. Es sollte alles seine Ordnung haben. Zumal ein Kamerateam und eine Handvoll stadtbekannte Fotografen und Autoren vor Ort waren. Eine internationale Mischung aus Schotten, Australiern, Mecklenburgern und Berlinern war es, die dort am Rande des Kunstrasenplatzes zusammenfand. 

HauffstraßeGelöste Stimmung. Der Imbiss war auch geöffnet. Ein paar Würste lagen noch auf dem Grill. Ein 0,5er Bier gab es für schlappe 1,20 Euro. Rekordverdächtig! Preiswerter als in manch einem Späti! Ein Kollege wollte lieber Wein und bekam diesen in einem 0,3er Becher ausgeschenkt. Für zwei Euro. Die frisch geöffnete Flasche wurde auf Wunsch kühl oder warm gehalten. Bei diesem fairen Preis lag es auf der Hand, dass man nachschenken ließ. Und richtig. Am Ende des Spiels war die Flasche leer. Und das für 4,80 Euro. Dafür gibt´s bei anderen Fußballvereinen einen halben Liter schale Bierplärre. Sei, wie es sei. Bei Bier und Plausch wurde weniger auf das Spielgeschehen geachtet.

Willkommen in der Berliner Freizeit Kreisliga A Staffel 1. Neben Traktor Boxhagen und der zweiten Mannschaft von Roter Stern spielen unter anderen die klangvollen Klubs Rapid Rummelsburg, Biber Sport Club Spandau II, BSC Comet und Fortschritt in dieser Liga. Die Freizeit Kreisliga A bildet den Unterbau des Freizeitfußballs. Aufsteigen kann man in die Freizeit Bezirksliga, die Freizeit Landesliga und schließlich in die Freizeit Verbandsliga. In letzterer sind zum Beispiel SG Aufbau Alex, Living Legends Berlin, Polar Pinguin, Bosna Hercegovina, Prenzlauer Berger Teufel und der FC Britische Löwen zu Hause. Der eine oder andere Freizeitklub schafft den Sprung in den „regulären“ Spielbetrieb des BFV. So spielt zum Beispiel der FK Srbija Berlin, der vor wenigen Jahren noch in der Freizeitliga den Ball rollen ließ, mittlerweile in der Kreisliga B.

Roter Stern NordostKleinere Brötchen backen indes die Jungs vom SV Traktor Boxhagen. Erst vor kurzem wurde der Spielbetrieb von Kleinfeld auf Großfeld umgestellt. Ein erster Schritt in eine große Zukunft? Ein Schrittchen weiter ist bereits die erste Mannschaft von Roter Stern Nordost, die in der Freizeit Landesliga spielt. THC Franziskaner FC, Knallrot Wilmersdorf, SG Laterne und Borussia Billerbeck heißen unter anderen die dortigen Gegner. Und ja, es gibt sogar die Ultras Nordost, die in der Vergangenheit schon mal den einen oder anderen Rauchtopf und Bengalo gezündet haben. Unterstützt wird sowohl die erste als auch die zweite Mannschaft. Nach den Partien sitzt man schon mal bei einem Bier mit den Spielern zusammen und hört entspannt Musik. Grund genug, die Sache in Kürze einmal näher zu beleuchten. Denn wer meint, in der Berlin-Liga finde man bereits den authentischen Fußball, der wird in der Freizeitliga so richtig glücklich. Doch Vorsicht! Bei solchen Bier- und Weinpreisen wie bei Traktor Boxhagen kann man schon mal leicht über den Durst trinken... ;-)

Fotos: Glenn Dawson (Canberra/Australien)

> zur turus-Fotostrecke: unterklassiger Fußball in der Region Nordost

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