Ein echtes Leckerli für Groundhopper: Luch Vladivostok

MB Updated
Der 1952 gegründete Futbolny klub Lutsch-Energija Wladiwostok wurde 1992 in die zweithöchste Spielklasse eingestuft, nachdem die russische Liga gegründet worden ist. 1993 spielte Vladivostok nach dem Aufstieg bereits ein Jahr in der ersten russischen Liga. 2005 gelang der Klub im fernen Osten der Wiederaufstieg. Sehr zur "Freude" der anderen Erstligisten, denn diese hatten nun enorme Reisekosten, um ihr Auswärtsspiel in Vladivostok auszutragen. Bekanntlich waren diese nicht traurig, als Luch 2008 wieder abstieg.
 
Der 1952 gegründete Futbolny klub Lutsch-Energija Wladiwostok wurde 1992 in die zweithöchste Spielklasse eingestuft, nachdem die russische Liga gegründet worden ist. 1993 spielte Vladivostok nach dem Aufstieg bereits ein Jahr in der ersten russischen Liga. 2005 gelang der Klub im fernen Osten der Wiederaufstieg. Sehr zur "Freude" der anderen Erstligisten, denn diese hatten nun enorme Reisekosten, um ihr Auswärtsspiel in Vladivostok auszutragen. Bekanntlich waren diese nicht traurig, als Luch 2008 wieder abstieg.
 
 
Für Groundhopper gibt es bekanntlich gute Punkte, wenn man solch exotische Stadien besucht. Zwar nicht als Groundhopper, sondern als Fotograf und Autor ging es im Herbst 2000 und Sommer 2001 mit der Transsib von Moskau nach Vladivostok und Peking. In Vladivostok war ein Besuch einer Partie im Dynamo-Stadion Pflicht. Aus dieser Zeit entstand folgender Bericht:
 
 
Vladivostok ist eine Hafenstadt  am Pazifik im südöstlichen Winkel der russischen Föderation. Zu Sowjetzeiten war Vladivostok wichtigster Stützpunkt der Pazifikflotte, heute ist Vladivostok eine Stadt mit einem besonderen Charme. Teilweise scheint es, als wäre die Zeit stehen geblieben.
Neben diversen Touren in der Stadt und ins Umland statteten wir dem dortigen Fußballverein einen Besuch ab. Bereits zwei Tage zuvor liefen wir zum Dynamo-Stadion und warfen einen Blick auf die schlichten Betontribünen und die rot angemalte Rundlaufbahn, die ebenfalls aus Beton angefertigt wurde. Ein Jogger drehte einsam seine Runden, ansonsten war kein Mensch zu sehen.
 

Ein Plakat an einer Außenmauer versprach ein Ligaspiel, das am Wochenende stattfinden sollte. Zu Gast war Schachtjer Prokopjewsk, und wir beschlossen, uns dieses Spiel der "Zweiten Division" der "Zone Sibirien" anzuschauen.
16 Teams spielten in dieser Division, und Lutch Vladivostok befand sich zu jener Zeit auf dem 10. Platz. Schachtjer Prokopjewsk lag nur auf dem drittletzten Platz, und somit erhofften wir uns einen Heimsieg für Vladivostok.

Tabellenführer war im Juni 2001 CKA-Energia Chabarowsk, die aus 8 bisherigen Spielen satte 19 Punkte geholt hatten. Mit in der Zweiten Division Zone Sibirien spielten: Sibirsk Bratsk, Okean Nachodka, Tjumen Tjumen, Metallurg-Sabcib Nowokusnezk, Celenga Ulan-Ude, Irtisch Omsk, Ukalowez-1936 Nowosibirsk, Kusbac-Dynamo Kemerowo, Ukalowz-Olympic Nowosibirsk, Dynamo Barnaul, Swesda Irkutsk, Armur-Energia Blagoweschensk und Dynamo Omsk.
 

Derbys gab es somit in den sibirischen Großstädten Omsk und Nowosibirsk, die an der Strecke der Transsibirischen Eisenbahn liegen. Beim Ligaspiel zuvor gegen den Tabellenzweiten Kusbac-Dynamo Kemerowo erkämpfte sich Lutch Vladivostok zu Hause ein 1:1 vor rund 7000 Zuschauern. Was die Zuschauerzahlen anbelangt, so kamen zum Beispiel in Nachodka 5000, in Irkutsk 2500 und in Chabarowsk sogar 12500 Zuschauer.
 
Bei den zweiten Divisionen gibt es neben der Zone Sibirien noch die Zone Westen, die Zone Zentrum, die Zone Süden, die Zone Ural und die Zone Wolgabebiet (Powolsche).
Vladivostoks Spiel gegen Schachtjer Prokopjewsk war nur mäßig spannend, aber immerhin gewann Lutch mit einem späten Tor. Die rund 6000 Zuschauer waren erstaunlich zurückhaltend, nur wenn es eine wirkliche Torchance für Lutch Vladivostok gab, ertönten Anfeuerungsrufe auf den spartanischen, unüberdachten Tribünen. Absperrzäune zum Spielfeld existierten im Stadion nicht, und somit übernahm die Miliz die Aufgabe, das Spielfeld zu den Zuschauern hin abzutrennen. Die Männer in schlichten, grauen Uniformen bildeten eine eng gestaffelte Reihe und blickten in Richtung Tribünen. Nur während der Pause durften sie sich auf den Bänken am Spielfeldrand setzen.

Gästefans aus Prokopjewsk konnten wir nicht ausmachen, und es gab auch nur wenige Anhänger von Lutch, die Fan-Utensilien trugen. Während des gesamten Spiels lief alles äußerst geordnet und akkurat ab. Schmährufe gegenüber den Gästen waren überhaupt nicht zu vernehmen, und nach dem Spiel verließen sämtliche Zuschauer gesittet und ruhig das Stadion wie nach einer Parteiveranstaltung. Von euphorischer Jubelstimmung trotz des 1:0-Sieges war keine Spur...
 
 
Fotos: Marco Bertram

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