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Dynamischer Rock´n Roll beim kleinen Derby ECC Preussen Berlin vs. EHC Eisbären Juniors

 
5.0 (7)

2019 mach ick mal nen bissel ruhiger. So lautete mein Vorsatz. Und dann kam das kleine Eishockey-Derby am Samstagabend - und schon war der Vorsatz wieder flöten. Es lief aber auch wieder gut. Also nicht nur das Bier, sondern halt der Abend als solches. Das war mal wieder nen dolles Ding! Jut, ich hatte im Vorfeld durchaus damit gerechnet, dass ein bisschen was los sein würde beim Eishockey-Landesliga-Duell ECC Preussen Berlin (1b) vs. EHC Eisbären Juniors Berlin. Dass sich jedoch solch eine dynamische Party in der Eishalle am Glockenturm entpuppen würde - das hatte ich so nicht auf dem Schirm gehabt. Bis dato hatte ich nicht einmal die Landesliga Berlin jemals auf dem Schirm gehabt. Mit Regionalliga und Oberliga war ich stets gut vertraut, doch darunter hörte schlichtweg mein Horizont auf. 

Nachdem mit dem größeren Söhnchen zuvor beim Testspiel SV Lichtenberg 47 vs. BSG Chemie Leipzig vorbeigeschnuppert wurde und die ersten richtig warmen Sonnenstrahlen genossen wurden, ging es mit der S-Bahn gen Pichelsberg. Aus dem Olympiastadion hallten bereits das „Nur nach Hause fahr´n wir nicht…“ und die Schlachtrufe aus dem Gästeblock rüber, als die letzten Nachzügler zur Partie Hertha BSC vs. SV Werder Bremen hasteten. Eine Station später stiegen fünf, sechs Leute aus, die erkennbar zum kleinen Berliner Eishockey-Derby wollten. „Ach kiek ma an, bin ick ja doch nicht alleene hier heute…“, sprach uns ein Mann mit reichlich Aufnähern auf der Jacke an. Smalltalk beim kurzen Marsch zur Eishalle. „Willste nen Bier? Habe noch zwei Flaschen dabei.“ Ich konnte wieder mal nicht nein sagen. Wenn man schon so gefragt wurde. Später in der Halle revanchierte ich mich mit einer Runde Fassbierchen. 

Apropos Bier. Ich kannte noch gar nicht den Durchgang am Imbissbereich, der zu einer zweiten Spielfläche führt. Dort wurde bereits das Duell EHC Berlin Blues vs. OSC Berlin angepfiffen. Okay, OSC Berlin sagte mir etwas. Aber Berlin Blues? Noch nie gehört. Ich konnte aber beruhigt werden. Mein neuer Kumpel mit der Kutte hat weiß Gott schon paar mehr Eishockey-Partien in seinem Leben gesehen, doch Berlin Blues sagte selbst ihm nichts. Rasch fiel der erste Treffer vom OSC Berlin. Als dann das 0:1 auf der kleinen Anzeigetafel aufleuchtete, war erst mal klar, wer hier überhaupt Heimrecht hatte. 

Kurz vor Beginn der eigentlichen Partie ging es dann rüber in die Haupthalle. Während auf Heimseite im Großen und Ganzen auf Support verzichtet wurde, ging es auf der Gästeseite sogleich flott los. Schätzungsweise die Hälfte der rund 450 Zuschauer drückte den Eisbären Juniors die Daumen, unter ihnen waren wiederum locker 50-70 EHC-Anhänger, die zur festen Fanszene der ersten Mannschaft gehören. Das Ganze wurde ein akustisches Heimspiel. Von Drittel zu Drittel wurde sich gesteigert, quasi das gesamte Spiel über wurde gesungen, geklatscht und gepöbelt. Eintritt frei, moderate Getränke- und Imbisspreise, einfach mal ein anderes Ambiente abseits der DEL - was will man mehr? Dazu ein Spiel, bei dem mit viel Kampf und Leidenschaft zu Werke gegangen wurde. 

Mit einem lauten „Schalala, Eisbär´n!“ sowie einem ebenso kraftvollen „Schwarz-rot-weiße West-Berliner Scheiße!“ stimmten sich die EHC-Fans auf der einen Seite der Tribüne ein. Wenig später war ein echter Klassiker zu vernehmen: „Eins und zwei und drei und vier, so viele Tore schießen wir. Lustig, lustig, lustig, tralalala, heut ist Dynamo mit dem Hammer wieder da.“ Der Großteil der Gesänge und Schlachtrufe war indes direkt auf die Eisbären Juniors gemünzt. Sicherlich eine dufte Sache für die Spieler auf dem Eis. Schade indes, dass die Heimszene der Preussen an diesem Abend nicht die Landesliga-Mannschaft akustisch unterstützen wollte. 

Im ersten Drittel wurde ein neues Erfrischungsgetränk und eine Portion Pommes für den eigenen Junior bestellt, danach wurde kurz in der seitlich offenen Nachbarhalle geschaut, wie dort der Stand der Dinge war. Na kiek mal an. Nachdem der OSC Berlin zu Beginn der Partie nach einem sehenswerten Schuss mit 1:0 geführt hatte, drehten die Blues das Spiel. Am Ende gewannen sie locker 13:3. Fast sämtliche Spieler trugen den Gesichtsschutz aus massiven Draht, was dem Ganzen einen robusten Eindruck verschaffte. Nachdem beide Seiten einen Mann mit zwei Minuten Strafzeit auf die Bank schicken mussten, machten sich ein paar EHC-Fans einen Spaß daraus, die jeweiligen Spieler darüber zu informieren, was der Gegenpart gerade von sich gab. „Ey du, haste jehört, wat der über deine Mutter jesagt hat? Rauf aufs Eis und zeig´s ihm!“ Natürlich war alles Spaß und auch die Spieler mussten über die derben Sprüche lachen. 

Ein Blick auf die Uhr - rüber in die Haupthalle. Je weiter die Zeit verstrich, desto feuchtfröhlicher wurde das Ganze. Einer hatte es sich bereits oben in einer Nische gemütlich gemacht, die anderen legten in Sachen Support ein Schippchen drauf. Auf dem Eis gab es mitunter munter auf die Socken, auf den Rängen wurde gut angeheizt. „Scheiß Schiri!“ Und noch mal: „Scheiß Schiri!“ Jedoch alles mit einem lachenden Auge. „Que será, será, besoffen wie jedes Jahr….“ Lachende Gesichter und schwenkende Becher. Da kannste doch selber nicht trocken bleiben. Die Atmosphäre zeckte an. Inzwischen waren mir die Preussen auf gut Deutsch gesagt ziemlich Latte. Anders noch: Altersmilde betrachtete ich seit ein paar Jahren das Geschehen am Glockenturm recht wohlwollend. Doch an einem solchen Abend werden im Geiste alte Erinnerungen wieder wach. Ost-Berlin! Dynamo! Der legendäre 4:3-Sieg nach Verlängerung der Bärchen an der Jafféstraße Mitte der 1990er! Intensiver als ein Orgasmus! Das war einfach der Oberhammer! Oder die Stimmung bei den Derbys im Wellblechpalast. Da konnten einem ja glatt die Ohren wegfliegen.

Zwar flog am Samstag nix weg, doch nen Portiönchen Adrenalin wurde ausgeschüttet. Die Preussen schlugen sich wacker und erzielten drei Treffer, doch ungefährdet konnten die Eisbären Juniors einen 7:3-Sieg einfahren. Und dieser wurde nach dem Spiel ausgiebig mit der Mannschaft gefeiert. „Kommt, kommt!“ Dann gab es noch eine Uffta, und das "Dynamo!" hallte durch die sich leerende Halle. Eine Klorolle flog in hohem Bogen auf die Eisfläche und dann wieder zurück. Ein Spielerkind - seine zwischenzeitlich vermisste Mütze hatte ich gefunden - durfte mit einem „eins, zwei, drei…“ noch einmal das „Scheiß Schiri!“ anstimmen. Gut gelaunt ging es dann nach draußen. Als geschlossene Gruppe wollten die EHC-Fans zum S-Bahnhof Pichelsberg laufen. Ein Ordner schien jedoch einen Fan im Streit beleidigt zu haben, und die Lage drohte kurzzeitig ein wenig zu kippen. Dann ging es jedoch problemlos gen S-Bahn. Als eine Station später noch etliche Hertha-Fans zustiegen, wurde kurz noch ein Gesangduell eröffnet. Wie dieses letztendlich ausging, weiß ich nicht, da wir Westkreuz raus und in die Ringbahn umsteigen mussten... 

Fazit: Ein sehr netter Eishockeyabend! Und der Fan mit der EHC-Kutte (vorn auf dem Foto), mit dem ich die Bierchen getrunken hatte, möge sich gern bei mir melden. Bei einem der kommenden Eishockey- oder Fußballspiele möchte ich mich noch einmal revanchieren…

Fotos: Marco Bertram 

> Video vom Spiel im turus-Kanal auf youtube

> zur turus-Fotostrecke: Impressionen vom kleinen Berliner Derby

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5. Liga im Eishockey? Stärke Sache. Bei den Preußen war es die dritte Mannschaft, oder? Die haben doch noch eine in der Regionalliga?
K
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