× Reiseberichte, Erfahrungen für Reisen nach Lateinamerika, insbesondere Brasilien. Karneval in Rio, Regenwald und Amazonas – der grüne Kontinent steht Euch offen, was interessiert Dich am meisten?

Brasilien- und Bolivien-Tagebuch von Flo

07 Feb 2006 11:31 #2980 von Thommy O.
oder sagen wir es mal so:
Wenn die Frau etwas besser bezahlt werden würde.
Wenn Du zwei Minuten eher gekommen wärst.

Ich wäre einfach eingestiegen, hätte dem Schaffner gesagt, die zahle später, und hätte ihm notfalls 5 R$ in die Hand gedrückt... und die Vordrängler, nun ja... ich kann Deine Wut verstehen :-) )

Aber wie Du schriebst, ist nur ein Zug!

So long,
Thomas

In Rio @ <a class="postlink" href="www.thommyo.com/RioBlog/">www.thommyo.com/RioBlog/

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09 Feb 2006 23:42 #3000 von flo
5. Februar
Die Nacht wird schlimm. Ich muss jede halbe Stunde aufs Klo. Durchfall. Magenschmerzen. Ich bin definitiv krank. Zum zweiten Mal in Brasilien. Malaria? Dengue? Geschlechtskrankheit? Mitnichten. Wohl was Falsches gegessen. Draussen regnets.
Am Morgen gehts etwas besser, ich glaube, es ist vorbei. Ich will Lua treffen. Bernard kommt auch gleich und so fahren wir zu viert (mit Luas 12-jaehrigen Tochter; sie ist 28 ) an den Praia Calhao. Die Wolken klaren auf. Der Sandstrand ist ewig weitlaufig, sauber. Die Restuarants vielfaeltig und spaerlich gefuellt.
Es haett ein wunderschoener Ausflug werden koennen. Doch die immer wieder und ploetzlich aufkommenden Magenschmerzen machen mich nur noch leiden. Ich kann nicht auf einem Stuhl sitzen (wie das in Brasilien am Strand ueblich) sondern muss mich auf mein Badetuch in den feinen Sand legen (unueblich). Allzu viel Konversation gibts nicht. Ich hab nicht die Kraft dazu. Bernard fehlts an Vokabular. Zu schade. So werdens sehr reservierte, nicht mehr als freundliche, 3 Stunden. Dann moechte ich definitiv zurueck. Laengst hab auch Fieber.
Anzumerken gibts, dass Lua die Rechnung bezahlte. Zum ersten mal wurde ich einer Brasilianerin eingeladen!
Ich geh mich ausruhen, spaeter noch mit Bernard kurz raus. Im Zentrum ist heute tote Hose.

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10 Feb 2006 22:59 #3004 von flo
6. Februar
Nach einer ausgeruhten Nacht treff ich mich um elf mit Bernard.
Es wird ein Einkaufstag (1 Hemd, 1 Reaggae-CD) und Kinotag ("Zathura","Munique").
Die enge und gut bevoelkerte Einkaufsmeile der Avenida Grande beginnt nahe der historischen Zone. Am anderen Ende haette es ein Kino geben sollen. War einmal. Das zweite Kino liegt auf der anderen Seite des Flusses, grad nach der Bruecke nach Sao Francisco. Es kostet R$3. Also reingehaengt. Wir entscheiden uns, mangels besserem, fuer den schwachen Jumaji-Nachfolger. In schlechtem Licht auf der Leinwand ist er dadurch genuegend, dass die TV-Qualitaet in Brasilien oft genauso trueb ist. TV-Qualtiat in Brasilien: Ein Bisschen flackern, ein bisschen flimmern zumindest am Rand gehoert dazu. Dazu gibts via Antenne glaub ich nicht mehr als 3 Kanaele, die dann wahlweise Trickfilme, Telenovelas, Fussball oder Nachrichten (ueber Fussball und Telenovelas) senden. Und natuerlich jede Menge Werbung. Auch so ein Ding, denn dass Hauptverkaufsargument ist immer der billige Preis. Qualitaet scheint unwichtig zu sein.
Am Ende des Kinos beginnts zu regnen. Obwohl mein Magen wieder Probleme macht, suchen wir auch noch das zweite Kino, wo " Munique" laufen soll. Es liegt im "Shopping Sao Luis". Unser Bus kommt nach 40 Minuten. Endlich. Wir hatten schon so viele Passanten und Busfahrer genervt.
Das Kino im Shoppingcenter ist viel moderner. Dementsprechend sind die Preise. Hier kostet der Eintritt R$11. Bernard versuchts mit dem Kindertarif von R$5.50 (schliesslich seien wir Studenten). Wir kommen ohne Probleme rein. Als wir zurueckwollen ist es halb zwoelf. Nach 20 Minuten ohne einem Bus nehmen wir doch ein Taxi. Wir koennen R$6 bis zum Busterminal aushandeln. Zum ersten Mal fuehl ich mich von einem Taxifahrer in Brasilien nicht verschaukelt.
Zuhause legts mich zusammen. Fieber, Durchfall, Magen- und Kopfschmerzen werden mich eine weitere Nacht in meinem hoelzernen Hotelloch begleiten.

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10 Feb 2006 23:26 #3005 von flo
7. Februar
Ich moechte nur noch weg aus Sao Luis. Bin viel zu lange hier rumgehangen. Beschliesse, heute abend mit Bernhard nach Belem weiterzureisen.
Meine Gesundheit laessts eigentlich nicht zu. Ich versuche alles, dass es mir Abend besser geht. 3 Tee getrunken (natuerlich musste ich suchen, da es in meinem Hotel und in den meisten Restaurants KEIN Tee gibt). Ein kuemmerlicher ueberteuerter Fruchtsalat im antiken, schoen gemachten Touri-Restaurant verdrueckt. Ein Immodium geschluckt. Geschlafen.
Um halb sieben bin ich im Youth Hostel. Dank der auessert unfreundlichen Reçeptionista kann ich mein Gepaeck keine 20 Minuten hier deponieren, um gemeinsam was essen zu gehen. Er trifft noch 2 Deutsche. Ich warte draussen und schaue den Kakerlaken zu, die in guter Anzahl bei den nassen Stellen am naheglegenen Gully rumkriechen. Ein besoffener Brasilianer streitet mit einem anderen um irgeinene Dienstleistung im Wert von einem Real. Von der viel gelobten Sao Luiser Herzlichkeit hab ich leider wenig mitbekommen. Von einer hilfsbereiten Person am Arm gestreichelt, wie das von kallemann gechildert wurde? Mir leider nie passiert.
Wir sind um 20:15Uhr am Busbahnhof. Der einzige Bus nach Belem fuhr um 20 Uhr und ist weg. Nanu. Auf der offiziellen Internetseite war was anderes angegeben. Ich frag noch ein bisschen rum, ob dass wirklich die letzte Chance war, heute weg zu kommen. Es gibt um 20:30 UHr einen Kleinbus nach Sta. Ines, wo alle Busse nach Belem vorbeikommen. Wie gut. Also schnell Tickets gekauft. Bernhard muss ichs erst erklaeren. Er will auserdem noch Getraenke und Essen kaufen, wahrend der Motorista auf die Minute genau abfahren will.
Der Minibus ist nur kurz voll. Danach kann ich mich zuhinterst ueber 5 Sitze hinlegen. Wie gut tut das meinem geschwaechten Koerper. Der Minibus rast ultrakurzen Halten ueber die Landstrasse. Doch es wird Mitternacht, ehe wir in Sta Ines ankommen. Der Bus von Sao Louis - Belem steht noch hier. Also schnell umgestiegen. Eine dumme Idee, wie mir spaeter klar werden sollte.

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11 Feb 2006 16:15 #3013 von flo
8. Februar
Der bessere Bus der Gesellschaft "Guanabara" aus Teresina kommend ware nur kurze spaeter eingetroffen.
Dieser Bus von Transbrasiliana kostete zwar nur R$60 bis Belem, doch er ist uralt. An der Front ist eine Seite abgerostet, wo es raustropft. Ich lasse mich neben einem schlanken schwarzen Herr nieder, der sich als stiller und angenehmer Zeitgenosse herausstellen sollte. Auf einen anderen freien Sitzplatz tropft es von der Decke herunter. Die Klimananlage rinnt. Der pensionierte Schweizer entdecke ich an ein Fenster gedrueckt, neben ihm eine stillende Mutter mit einem weiteren Kind auf dem Schoss. Berechnet man die Kinder, die ohne eigenen Sitzplatz gratis mitfahren, ist der Bus ueberfuellt. Am Anfang sei er alleine gewesen, bemerkt der Schweizer. Aha. Damit haben sich saemtliche Brasilianer die Busbahnhof-Gebuehr geschenkt und sind erst ausserhalb davon auf der Strasse eingestiegen. Gute Busse verweigern sich dem Spielchen aus Gruenden der Sicherheit. Immerhin ist es recht ruhig. Niemand schnarcht. Der Bus holpert durch die Nacht. Alles zittert und lottert. Manchmal hab ich das Gefuehl, der Bus falle gleich auseinander. Im Tageslicht kann man die Sauberkeit des Buses erkennen: Geputzt wurde wohl seit Jahren nicht mehr. Beim WC, wos normalerweise Kaffee gibt, liegt nur Abfall herum. Der Boden ist pechschwarz verschmutzt. Ein Halbvertrockneter Reisring schmueckt den Flurboden. Ausserdem seis muffig, aber ich riech zum Glueck nciht viel. Das WC geh mir nciht angucken, Bernard war angewidert.
Nach weniger Zwischenhalten als befuerchtet, gibts morgens um 8 Uhr 15 Minuten Pause zum Morgenessen. Eine Riesenschlange bildet sich vor dem Restaurant, das auf die Masse ueberhaupt nicht vorbereitet scheint. Unglaublich, wenn man bedenkt, dass die Busse taeglich zur gleichen Zeit hier ankommen. Ein haus weiter gaebs ebenfalls Kaffee. Zwei Hauser weiter gibts ein Minimarkt. Hierhin verliert sich keiner der Passagiere.
ich hol Banananen. Tee gibts nirgends. Um 12:15Uhr erreichen wir belem. Das war eine lange Reise. 2 Tage spaeter wird im Fernsehen gezeigt, dass von ebendieser Gesellschaft nahe Belem ein Bus ausgeraubt worden sei, wie der alte Schweizer erzaehlt. Schuesse in die Fenster. Blut auf den Sitzen.

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14 Feb 2006 02:12 #3016 von flo
8. Februar, Fortsetzung
Beim Aussteigen weiss ich noch nicth, dass die kommenden 24 Stunden anstrenger als busfahrt selbts werden sollten.
In Belem solls eine Jugenherberge geben. Doch meine Reisekumpane weiss die Adresse nicht.
Wir muessen uns zur richtigen Busstation und dem richtigen Bus durchfragen. Niemand weiss was von einer Jugendherberge. Als wirs endlich rauskkriegen, hat er irgenwo sein Stativ leigenlassen und ich laufe alleine mit Koffer und Rucksack an die angegebene Adresse.
Ich bin genervt. Ich hatte gehofft, er hatte aus seinem Guide ein paar anstaendige Adressen raus, die fuer ihn stimmen. Den Durchfall hab ich mit Immodium unter Kontrolle. Durch die immer wieder aufkommenden Magenschmerzen kann ich nciht klar denken. Doch so ist mein Reisekumpane keine Hilfe, im Gegenteil.
Laerm, Dreck und Verkehr fluten meine Sinne. Das feuchtheisse Klima tut sein uebriges.
Das Hostel Amazonia, die Jugenherberge, hat einen schoenen kleinen Garten. Doch die 6-Dormitorios sind voellig eng eingerichtet und als Nichtmitglied waers R$35. Wuerg. Ohne mich. Weitersuchen. Wir nehmen den Bus zum Ver-O-Peso. Das Hostel Transamzonica ist im Lonely Planet angegeben. R$ 12 kostet das heruntergekommene Zimmer. Die voellig ausgeleierte Matraze ist bestimmt nicht das richtige zum Genesen. Mit Rucksack und Koffer suchen wir in der Hitze und in den engen Strassen mit vielen Markstaenden weiter. Es scheint hier nur billige Absteigen um die R$10 zu geben. Oder dann halt die Hotels nahe des Praça Republica, wohin sich unser pensionierter Schweizer aufgemacht hatte. Pousadas fuer R$20-30? Scheints hier nicht zu geben. Wir quartieren uns schliesslich dirket vor dem beruhmten ueberdeckten markt im Hotel “Ver-O-Peso” ein. Das Zimmer eine Zumutung, aber wir sind beide zu fertig, um weiterzusuchen. Das Stundenhotel in Recife hatte etwa gleichviel Charme (nur war es guenstiger und sauberer). Aussicht gibts auf den Innenhof der Groesse eines Lueftungsschachtes. Von dort kommtt Laerm und muffig feuchte Luft der vielen anderen Klimanalgen in Betrieb. Ein uralter Kuehlschrank kuehtl kostenpflichtige Getraenke. Ich moecht nicht wissen, wieviel Energie durch dieses Modell schon sinnlos verbraucht wurde. Im Bad wirds nochmals enger. Als wir zum ersten die Spuelung betaetigen, hoert das Wasser nciht mehr auf zu plaetschern. Alles drehen und ziehen nuetzt nichts. Auch das noch. Wir melden den Schaden und verzichten auf die zu spaete Siesta. Unrasiert und ungeduscht quaelen wir uns den Marktstaenden entlang. Beim exklusiven Café am “Praza Republica” warten wir auf den Bruno, den pensionierten Schweizer und trinken ein Bier zusammen. Danach wollen wir endlich was essen gehen. Ich bin zwar nicht hungrig. wenn ich was konsumiere, stich mein Magen immernoch so stark das ich mich kruemmen muss. Wir fragen uns durch, landen in der Naehe des Youth Hostels. Doch wir erwischen nicht die richtige Strasse oder es zu weit. Landen bei der arabisch angehauchten Fastfood-Kette "Habibs". Wiederum ist es eine Wahl mangels Alternativen. Das Essen ist aber gut geniessbar.

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15 Feb 2006 04:06 #3017 von flo
9. Februar
Das Morgenessen gibts im 4. Stock, wo man (leider hinter Glas) eine gute Aussicht auf den (leider ueberdeckten) Ver-O-Peso Markt geniessen kann. Ich hol meine Spiegelreflex-Kamera, die ich bisher so selten brauchte.
Doch was ist los? Ich kann nicht abdruecken! Ich glaubs nicht! Die Kamera ist hin. Die Spiegelreflexkamera hat wohl einen Schlag abbekommen, die Elektronik spinnt, sie schaltet sofort in den Stand-by Modus. Ich schaffs bald, den Fehler mit Schalten und Fingern kurzzeitig zu umgehen. Die Digitalkamera laesst immerhin noch eine Weitwinkeleinstellung zu… Konfortables neuzeitliches Fotografieren ist was anderes. Ich hab zwei Kameras und beide sind nun praktisch unbrauchbar! Wuerg. Heul. Schluck.
Wir wechseln die Unterkunft. Zur Auswahlstanden das “Hotel Central” fuer R$60 das Zimmer fuer 2 Personen oder ebendoch ins Youth Hostel, wohin wir uns begeben.
Zum Mittagessen besuchen wir eines der unzaehligen inzigen Essecken des ver-O-peso. Mein frittierter Fisch wirft der Koch gleich nochmals ins halbheisse Fett. Schade, dass sie hier den Fisch derart verunstalten.
Wir informieren uns ueber die Boote nach Santarem und laufen mit einem eher sympathischen verkauefer ans 1km entfernte Dock, um uns den morgigen Dampfer anzuschauen. Morgen freitag faehrt dieses ok-aussehende Boot. Dann gaebs erst wieder ein Schiff am Montag, das er nicht empfehlen wuerde. Die teure und bekannte "Santarem" verlaesst den Hafen am Dienstag. Doch Dienstag ist mir zu spaet, Freitag zu frueh. Ich hab nicht mehr genug Zeit. Ausserdem moecht ich am Sonntag einer der Strassenpartys geniessen. Anstatt mich auszuruhen erkundigen wir uns getrennt nach guenstigen Fluegen. Nach langem Warten im Reisebuero "Mundial" findet die kompetente und effiziente Angestellte einen Flug fuer Samstag fuer R$260. Das klingt gut. Das liegt drin.
Zum Abendessen kocht Bernard im Hostel Spaghetti. Erstmal einkaufen. Der Supermarkt zwei Blocks quer und drei Blocks laengs ist Security-ueberwacht, klimatisiert, 24h geoeffnet und bietet alles, was das Herz eines Brasilianers begehrt. Eines Europaers weniger. Kaese zum beispiel: Es gibt Gruyere, Emmentaler, parmesan... doch alles sheint mir von gleicher Konsistenz, gleich weich, gleich pampig. Ausserdem stellen wir fest: Die Preise im Supermarkt sind durchwegs hoeher oder gleich hoch wie beim Strassenhaendler. Fuer eine grasgruene, kleine Standard-Kokosnuss verlangen sie hier satte 95 Centavos das Stueck, waehrend solche Exemplare auf der Strasse schon fuer 50 Centavos zu haben waren. Auch Apfel, Mango, Annanas (ich will Fruchtsalat zubereiten).. allesamt teurer.
Im Hostel geh ich duschen. Ein paar Tropfen, dann ist aus. Es gibt kein Wasser. In 40 Minuten sei das kleine Problem behoben, meint das dickbauechige, behaarte Riesenbaby.. aehh der nette Portier, der wie alle Angestellten hier, seine Zeit hauptsaechlich vor dem Fernseher verbringt. 40 Minuten beudeten 3 Stunden und mit dieser Schaetzung lieg ich nicht mal gross daneben. Erst als wir alles zubereitet und unser letztes Mineralwasser als Spaghettiwasser verschwendet haben, sprudelts endlich aus dem wasserhahn.

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