Union Berlin besiegt FSV Frankfurt trotz ungewohnter Vorteilssituation

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neue Tribüne AFDer 1. FC Union Berlin hat einen sehr guten Saisonstart in der 2. Bundesliga hingelegt, zumindest rein zuschauertechnisch betrachtet: In vier Spielen (gegen Braunschweig, Hertha, Köln und Cottbus) war die Alte Försterei mit 16.750 Zuschauern viermal ausverkauft. Der Neubau der Haupttribüne hat der Stimmung keinen Abbruch getan, und auf dem Rohbau tummeln sich immerhin schon munter Journalisten unter einem improvisierten Dach.

Sportlich verlief es hingegen anders als erwartet, erst am sechsten Spieltag konnte die Mannschaft von Uwe Neuhaus den ersten Saisonsieg feiern. Seitdem hat Union nicht mehr verloren, ist aber immer noch gefährlich nahe an den Abstiegsplätzen. Siege wurden bisher nur zu Hause gefeiert.

Union-FansDort warteten jetzt sowohl zuschauertechnisch als auch sportlich zwei Prüfsteine in Folge: Sowohl der FSV Frankfurt (heutiges Spiel) als auch der SC Paderborn (eine Woche später) haben einen etwas besseren Saisonstart erwischt. Frankfurt konnte immerhin Hertha BSC die bisher einzige Niederlage beibringen, und holte bei nahezu identischen Gegnern insgesamt sechs Punkte mehr als Union. Die Formkurve bei den Hessen zeigt allerdings leicht nach unten, in den letzten drei Spielen gab es keinen Sieg.

Beide der kommenden Gegner sind weder als Zuschauermagneten noch für eine reiselustige Anhängerschar bekannt. Sowohl Frankfurt als auch Paderborn rangieren in der Zuschauerstatistik für Auswärtsspiele auf den letzten beiden Plätzen. Ein ausverkauftes Haus war daher schon allein durch den Gästeblock nicht zu erwarten.

Die Frage, wie viele Union-Anhänger sich für den kleinen Frankfurter Club vom Bornheimer Hang interessieren würden, war schon am Vortag geklärt: es gab nur noch Restkarten die dann am Spieltag verkauft wurden. Bei einer Gesamtzuschauerzahl von 15.701 müssen nach Adam Riese auch über 600 Frankfurter den Weg an die Alte Försterei gefunden haben – eine respektable Anzahl!

SpruchbandVor Anpfiff wurde Unions kritische Stellungnahme zum aktuellen DFL-Papier „Sicheres Stadionerlebnis“ erwähnt, die Position des Vereins erntete auf den Rängen viel Applaus. Der versiegte auch nicht, als bekannt gegeben wurde, dass nun auch Hertha BSC in den Chor der Bedenkenträger einstimmte. Im Union-Block gab es zum Thema anfangs nur ein kleines Transparent, die Fans ließen die deutlichen Worte ihres Vereins wirkungsvoll für sich stehen. Erst später folgte ein größeres Banner in Richtung des DFL-Präsidenten („Gerauballter Populismus von den Fans bezahlt – während die eigene Vita im Zwielicht erstrahlt.“).

Von den Fans stimmgewaltig unterstützt, startete Union recht druckvoll, Frankfurt hielt dagegen, und so gab es schon in den ersten Minuten je eine gelbe Karte (Union: Björn Jopek, Frankfurt: Marc Heitmeier). Dann überschlugen sich die Ereignisse in Minute 15: nach einer Reihe von Ecken für Union nahm Marc Heitmeier im Strafraum die Hand zur Hilfe. Der Schiedsrichter entschied auf Elfmeter, gab gelb – und richtig, der hatte doch schon: Platzverweis. Der nach seinen zwei wuchtigen Toren in Hamburg als „König von St. Pauli“ angekündigte Torsten Mattuschka verwandelte lässig und wurde ausgiebig dafür mit seinem Lied besungen.

Elfmeter gab es zuletzt an der Alten Försterei nur für den Gegner, meistens gepaart mit einem frühen Rückstand für Union. Die doppelte Vorteilssituation war daher ungewohnt, und die Mannschaft hatte arge Probleme damit umzugehen. Es gab zwar vereinzelt Torchancen, auffälliger war aber die Gefahr in die sich Union nach ungenauen Abspielen selbst brachte. Uwe Neuhaus wechselte daher noch vor der Pause: der bereits gelb verwarnte und hektisch wirkende Björn Jopek machte Platz für Patrick Zoundi. In dieser Phase war der Zwischenstand aus Leipzig (Unions U23 spielte bei Lok) deutlich interessanter und erfreulicher für den Union-Anhang: zur Pause stand es dort schon 2:0 für die bisher in der Regionalliga Nordost sieglosen Youngster.

Nach Halbzeit-Klängen von System of a Down spielte Unions erste Mannschaft konsequent ihren nachlässigen, leicht pomadig wirkenden Stiefel weiter. Es gab wenig konstruktives Aufbauspiel gegen tief stehende Frankfurter, die immer mal wieder gefährliche Nadelstiche setzen konnten. Trotzdem konnte sich Union in dieser Phase zwei gefährliche Situationen herausarbeiten (Christian Stuffs Weitschuss krachte an die Latte und Simon Terodde tauchte alleine vor dem FSV-Keeper auf).

Union-FansDie Berliner Fans versuchten ihre danach immer passiver werdende Mannschaft mit energischen Rufen zum „Aufwachen!“ zu bewegen, doch erst die Hereinnahme von Tijani Belaid in der 75. Minute brachte frischen Schwung in die Offensive. Union war plötzlich viel beweglicher, Belaid leitete mehrere Angriffe ein, zwang den Frankfurter Torhüter in der Schlussphase auch selbst zweimal zu guten Paraden und legte Mattuschka das 2:0 kurz vor Abpfiff aufs silberne Tablett, aber dessen Schuss ging über das Tor.

In Leipzig stand es mittlerweile 5:0 – während Steven Skrybski und Daniel Ujazdowski die Lok in ihre Einzelteile zerlegten, mussten die Union-Fans in der Alten Försterei bis zum Schluss zittern. Am Ende konnte Frankfurt auch zum vierten Mal in Folge keine Punkte aus Köpenick entführen, die jeweiligen Auf- und Abwärtstrends beider Mannschaften gehen weiter. 

Am nächsten Sonntag spielt der FSV Frankfurt daheim gegen Aufsteiger Jahn Regensburg, während Union dem SC Paderborn punktgleich auf Augenhöhe begegnet. Vermutlich wieder vor stattlicher Kulisse und gegebenenfalls (da vermutlich ohne doppelten Vorteil) mit etwas mehr Schwung.

Auf www.GroundhoppingEtc.com und www.facebook.com/GroundhoppingEtc berichtet Felix über seine Stadionerlebnisse, u.a. in Berlin, London oder Prag.

> zur turus-Fotostrecke: 1. FC Union Berlin

 

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