Wattenscheid vs. Bochum: Stadtderby geht an den VfL

Wenn in den 1990er Jahren das Stadtderby zwischen der SG Wattenscheid 09 und dem Vfl Bochum auf dem Plan stand, ließen sich die Fans beider Klubs nicht lange bitten. So kamen am 8. Dezember 1990 am 16. Spieltag der ersten Bundesliga beispielsweise 33.300 Zuschauer ins Ruhrstadion - es war das erste Pflichtspielderby zwischen den beiden Klubs, die sich danach nur noch sieben Mal in erster und zweiter Bundesliga zu Punktspielen trafen: Insgesamt gewann der VfL viermal, Wattenscheid nur einmal und das vor fast genau 20 Jahren am 11. Dezember 1992 im Lohrheidestadion vor 18.000 Zuschauern.

Das Spiel endete damals 2:0 und nicht wenige Wattenscheider hofften heute auf eine Wiederholung, obwohl die Ausgangslage auf dem Papier eigentlich klar war: Die SG Wattenscheid 09 spielt in der Oberliga Westfalen (5.) und der VfL Bochum in der zweiten Bundesliga. Und tatsächlich für viele überraschend, konnte Wattenscheid über weite Strecken gut mithalten. Das ersteTestspiel der beiden Vereine nach vier Jahren (am 10. Oktober 2008 gewann der VfL mit 4:1) avancierte zum offenen Schlagabtausch auf dem Feld und auf den Rängen.

Genau 1.381 Fans (darunter gut 450 Unterstützer des VfL) wollten sich den städtischen Klassiker nicht entgehen lassen. Kurz vor Spielbeginn gab es außerhalb des Stadions vor und unterhalb der Osttribüne des Lohrheidestadions einen kurzen verbalen Kontakt mit gegenseitigen Drohgebärden zwischen den rivalisierenden Fangruppen, bevor die VfL-Anhänger von der nicht sehr stark präsenten Polizei in den Gästebereich geführt wurden. Kurz nach Spielbeginn (20. Spielminute) präsentierten sie dort ein Banner der SG Wattenscheid 09, das sie zusammen mit reichlich Pyromaterial und Böller verbrannten und leider auch (und das ist negativ anzumerken) in Richtung Balljungen auf die Tartanbahn warfen. Fast während der gesamten ersten Halbzeit schmokelte das verbrannte Banner im Gästeblock vor sich hin, aber erst genau 60 Minuten später traf die gerufene Feuerwehr der Stadt Bochum ein.

"Nicht aus dem Knick gekommen", nennt man das umgangssprachlich. Ähnlich wie die Mannschaft des VfL Bochum. Nur knapp drei Chancen konnte sich das Team von Andreas Bergmann erspielen, da der Fünftligist sehr gut und vor allem forsch dagegen hielt. Zur Pause stand es 0:0, die die SG09 Fans mit einer klaren Banner-Ansage einleuteten: "Wattenscheid statt Bochum", um auch gleichzeitig an die Zwangseingemeindung von 1975 zu erinnern - ähnlich wie der Stadionsprecher der den Stadtnamen "Bochum" kaum in den Mund nahm, sondern nur von "1848" sprach.

Spielerisch wusste aber wohl nur das Team von André Pawlak um das Prestige, denn auch in der zweiten Halbzeit - jedenfalls zu Beginn - war der VfL auf dem Platz kaum sichtbar. Beide Trainer wechselten durch und tauschten sieben Spieler in einem Rutsch, aber direkt nach dem Seitenwechsel spielte nur der Fünftligist und hätte durch Vaidas Rocys in der 46. Spielminute in Führung gehen können. Erst nach wenigen Minuten fingen sich die Profis und kamen zu guten Chancen im Minutentakt. In der 58. Minute fiel ein Tor für Wattenscheid, das aber wegen einer Abseitsstellung nicht gegeben wurden. Die Riesenmöglichkeit zur Wattenscheider Führung hatte Jordi Barrera in der 63. Spielminute, als er alleine vor dem glänzenden VfL Keeper Philipp Heerwagen auftauchte - er vergab die Sensation. Am Ende versuchte sich die Wattenscheider das eigentlich verdiente Unentschieden zu ermauern, aber am Ende gewann der VfL das Derby dann doch mit 1:0. Den schmeichelhaften Treffer erzielte Sören Bertram in der 87. Minute.

Für Wattenscheid 09 geht es in der Oberliga Westfalen schon am kommenden Sonntag beim 1. FC Gievenbeck weiter, wo der Klub seine Aufsteigsambitionen weiter untermauern kann. Der VfL Bochum, hat eine Woche Pause und bittet am 19. Oktober den Erstligaabsteiger Hertha BSC zum Heimspiel an die Castroperstraße - eine Leistungssteigerung ist dann aber nötig, um sich aus dem unteren Bereich der Tabelle zu befreien.

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