Laut Überschrift könnte man vielleicht meinen, die Rede sei von einem Verein irgendwo am Rande von Berlin-Hohenschönhausen oder Adlershof. Nein, vielmehr wurde einem derzeit siebtklassigen Klub einen Besuch abgestattet, der auf der Julius-Hirsch-Sportanlage in Berlin-Eichkamp beheimatet ist. Mehr Westberlin geht eigentlich nicht. Gelegen an der Kante des Grunewaldes, in Sichtweite der Teufelsberg mit der ehemaligen US-amerikanischen Radaranlage. Allerdings ergibt sich vor Ort ein leicht skurriler und zugleich liebenswerter Anblick, wenn man derzeit bei einem Heimspiel von Makkabi Berlin vorbeischaut.
Osteuropäisches Flair beim TuS Makkabi Berlin zu Fuße des Teufelsberges
Laut Überschrift könnte man vielleicht meinen, die Rede sei von einem Verein irgendwo am Rande von Berlin-Hohenschönhausen oder Adlershof. Nein, vielmehr wurde einem derzeit siebtklassigen Klub einen Besuch abgestattet, der auf der Julius-Hirsch-Sportanlage in Berlin-Eichkamp beheimatet ist. Mehr Westberlin geht eigentlich nicht. Gelegen an der Kante des Grunewaldes, in Sichtweite der Teufelsberg mit der ehemaligen US-amerikanischen Radaranlage. Allerdings ergibt sich vor Ort ein leicht skurriler und zugleich liebenswerter Anblick, wenn man derzeit bei einem Heimspiel von Makkabi Berlin vorbeischaut.
Vorbei am Mommsenstadion, der Heimstätte von Tennis Borussia Berlin, und zahlreichen Tennisanlagen und Wochenendgrundstücken geht es die Harbigstraße entlang zur Julius-Hirsch-Sportanlage. Auf dem dortigen Areal wimmelt es nur so vor lauter Sportanlagen. Hans-Rosenthal-Sportanlage, Willy-Wittmann-Sportanlage, Sportanlage Maikäferpfad. Verfehlen kann man die Julius-Hirsch-Sportanlage jedoch nicht, denn ein großes Schild weist den Weg: „Clubhaus TuS Makkabi Berlin“. Blau auf weiß. Unübersehbar.
Während das neue Gebäude für Platzwart, Verwaltung und Umkleidekabinen überaus modern daherkommt, strahlt das Clubhaus gegenüber eher einen maroden Charme aus. Beim Betreten dieses Gebäudes fühlt man sich irgendwo auf den Balkan versetzt. Fremde Sprachen erklingen aus dem hinteren Raum, aus einem Kühlschrank kann das gewünschte Flaschenbier entnommen werden. Muffig, staubig und doch haben die Räumlichkeiten ein gewisses Etwas. Auf alle Fälle hätte man beim ersten Besuch etwas anderes erwartet.
Das gleiche trifft auf den Sportplatz als solches zu. Ein Metallgeländer, dass auch in Vladivostok, Minsk oder Banja Luka stehen könnte. Eine Asche-Rundlaufbahn, eine einsam flatternde Makkabi-Fahne, ein ebenso vereinsamter Plastikstuhl, an der einen Ecke ein paar alte Stufen und dazu viel Grün. Sehr viel Grün. Der Sportplatz liegt quasi nicht am Wald, sondern eher bereits im Wald.
Am Mittwochabend stand eine vorgezogene Partie der Landesliga Staffel 2 auf dem Programm. Gastgeber Makkabi Berlin empfing Stern Marienfelde. Um wahnsinnig viel ging es nicht mehr, denn Makkabi stand bereits vor dem Spiel als Aufsteiger fest. In der kommenden Saison darf man sich in Berlin-Eichkamp auf die Duelle in der Berlin-Liga freuen. Ein Highlight werden gewiss die Spiele gegen Tebe, den direkten Nachbarn aus dem Mommsenstadion.
In der laufenden Saison zeigte Makkabi Berlin eine tolle Leistung. Nur zweimal ging das Team als Verlierer vom Platz, 23-mal konnten drei Punkte eingefahren werden. In den bisherigen 29 Partien wurden nur 16 Gegentreffer zugelassen. Im Kader steht Abwehrspieler Erdal Özdal, der laut transfermarkt.de derzeit einen Marktwert von 50.000 Euro hat. Gewiss nicht wenig für einen Spieler aus der siebten Liga. Im Sturm hat Makkabi Berlin sogar einen Robben – einen René Robben – und dieser schoss am gestrigen Abend bereits in der siebten Minute das erste Tor gegen Marienfelde.
Viele Zuschauer darf Makkabi Berlin nicht gerade begrüßen. Obwohl kein Eintritt genommen wurde, fanden sich nur rund 20 Personen ein. Ein Großteil von ihnen unterhielt sich auf osteuropäischen Sprachen und behielt die Spieler genau im Fokus. Dazu ein paar Sonnenblumenkerne und ab und an ein prüfender Seitenblick zum Mann mit der Fotokamera.
Während hinter dem Teufelsberg langsam die Sonne verschwand, ließen die Jungs von Makkabi nichts anbrennen, wenn gleich die Gäste aus Marienfelde durchaus bemüht waren. Es half nichts. Am Ende hieß es 2:0 für die Hausherren. Zudem hatten die Gäste einen an der Hand verletzten Torhüter zu beklagen, für den in der Endphase der Partie ein Feldspieler zwischen die Pfosten ging.
Was es eigentlich mit dem Namen „Makkabi“ auf sich habe? Bereits am 22. Oktober 1898 wurde der Verein als „Bar Kochba“ ins Leben gerufen. 1903 wurde der Makkabi Deutschland als Dachverband für jüdische Vereine gegründet. Einer dieser Makkabi-Verein war Makkabi Berlin, allerdings setzten die Nationalsozialisten im Jahre 1938 dem Verein ein Ende. Während nach dem Zweiten Weltkrieg bereits in den 50er Jahren vielerorts die Makkabi-Vereine wieder neu gegründet wurden, dauerte es in Berlin bis November 1970, bis auch die TuS Makkabi Berlin wieder neu ins Leben gerufen wurde. Von 1982 bis 1986 wurde sogar in der damals drittklassigen Oberliga gespielt. Keine Frage, aktuell werden kleinere Brötchen gebacken. Jedoch darf der Aufstieg in die Berlin-Liga durchaus als echter Achtungserfolg gewertet werden.
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