Die Kogge sinkt: FC Hansa Rostock verliert unglücklich gegen Erzgebirge Aue

MB Updated

Pünktlich zum Anpfiff kam die Sonne heraus. Auf den Rängen der DKB-Arena herrschte erstaunlich gute Stimmung. Die Zuschauer verwandelten beim Vereinslied mit ihren hoch gehaltenen Schals die Tribünen in ein großes blau-weißes Meer. Die Hoffnung stirbt zuletzt. Gegen den FC Erzgebirge Aue drei geholte Punkte und schon ist der Relegationsplatz wieder in Sichtweite, schließlich hatte die direkte Konkurrenz verloren. Alemannia Aachen ging am Freitag beim FSV Frankfurt als Verlierer vom Platz, der Karlsruher SC musste am Samstag bei den ambitionierten Fürthern Federn lassen.

Hansa RostockPünktlich zum Anpfiff kam die Sonne heraus. Auf den Rängen der DKB-Arena herrschte erstaunlich gute Stimmung. Die Zuschauer verwandelten beim Vereinslied mit ihren hoch gehaltenen Schals die Tribünen in ein großes blau-weißes Meer. Die Hoffnung stirbt zuletzt. Gegen den FC Erzgebirge Aue drei geholte Punkte und schon ist der Relegationsplatz wieder in Sichtweite, schließlich hatte die direkte Konkurrenz verloren. Alemannia Aachen ging am Freitag beim FSV Frankfurt als Verlierer vom Platz, der Karlsruher SC musste am Samstag bei den ambitionierten Fürthern Federn lassen.

Aue-Fans13.000 Zuschauer fanden sich am Sonntagnachmittag im Rostocker Stadion ein, unter ihnen rund 400 Anhänger aus dem Erzgebirge. Nur 400? Ist das denn kein Ostderby, wie es in den Medien immer so hübsch bezeichnet wird? Hm ja, Fakt ist, Rostock und Aue trennen auf dem Straßenweg mal eben locker 500 Kilometer. Von Derby keine Spur. Die Aue-Fans mussten so weit fahren wie Bochumer oder Dortmunder, die in Berlin vorbeischauen möchten. Masse ist bekanntlich nicht immer klasse – auch kleine Fangrüppchen können durchaus für Stimmung sorgen. Der veilchenfarbene Anhang siedelte sich im oberen Bereich des recht geräumigen Gästeblocks an und gab sein Bestes.

Hansa-FansAuf Rostocker Seite gibt es derzeit eine kuriose Fan-Situation. Die räumliche Aufteilung der Gruppierung ist wohl einmalig. Im Stehblock an der Ecke zwischen Nord- und Osttribüne befindet sich der eigentliche Fanblock des FC Hansa. Im Stehblock zwischen Nord- und Westtribüne (auf der sich Pressesitze und VIP-Bereich befinden) schauen die Stehplatzfreunde Fußball, die es etwas ruhiger angehen lassen. Da die Südtribüne derzeit nicht geöffnet wird, ist bei aktuellen Heimspielen der Stehblock zwischen Süd- und Westtribüne ebenfalls mit Rostocker Fans / Ultras gefüllt. Allerdings gehören diese zum Menschenschlag, der es etwas knackiger mag. Während gegenüber die Vereinsfarben überwiegen, herrscht in diesem besagten Block die Farbe Schwarz vor. Ein Stimmungsherd ist zudem eine obere Ecke der Nordtribüne, die ausschließlich Sitzplätze hat. Der Nachteil, dass die Rostocker Fanszene komplett zerstückelt ist, kann jedoch bei guten Spielen zu einem Vorteil werden. Stimmungspole in fast allen Ecken.

Die große Frage: Sprang der Funke über? Wurde das Rostocker Stadion zum Hexenkessel? Oder bekam die Kogge noch mehr Schieflage? Die Mannschaft des FC Erzgebirge Aue versuchte sogleich das Heft in die Hand zu nehmen. Gekleidet waren die Erzgebirgler etwas kurios. Mit ihren dunkelgrauen Hosen und blassgelben Trikots hätten sie auch eine Meute Schiedsrichter sein können.
Nach ersten Angriffsbemühungen der Gäste versuchten die Hausherren in der 10. Minute ihr Glück. Zweimal hintereinander musste zur Ecke geklärt werden. Zwei Minuten später allerdings ein echter Rückschlag. Stephan Gusche traf seinen Gegenspieler mit dem Fuß im Gesicht. Schiedsrichter Tobias Welz zeigte die Rote Karte, welche von den Zuschauern mit gellenden Pfiffen quittiert wurde. Gusche trabte in Richtung Kabine. Als Trost gab es von den Rängen Applaus und ein „Fußballmafia DFB“-Sprechchor.

Aue JubelBittere Sache für Rostock. Das Spiel blieb hitzig. Aue versuchte sogleich, die neue Ausgangslage in ein Tor umzumünzen. Zwei Freistöße zuerst für Aue, fast im Gegenzug versuchten die Rostocker bei einem Freistoß und einer folgenden Ecke ihr Glück. Nach einem Gerangel an der Außenlinie blieb Aue-Spieler Mike Könnecke liegen und musste auf Grund einer Verletzung unter dem Auge behandelt werden.
Nur wenig später schlief die Hansa-Abwehr komplett. Fabian Müller spielte Jan Hochscheidt, der ganz allein vor dem Rostocker Kasten stand, perfekt an. Abseits? Kein abseits! Nicht lange gefackelt und eingelocht. 1:0 für Aue. Das erste Aue-Tor im neuen Rostocker Stadion. Der sächsische Journalistentross freute sich riesig.
Weniger Freude bei der schreibenden Zunft aus Mecklenburg-Vorpommern. Schon bald wird es im hohen Nordosten wohl nur noch drittklassigen Fußball zu sehen geben. Der Nichtabstiegsplatz rückt in immer weitere Ferne. Zeitgleich führte der MSV Duisburg beim SC Paderborn. Allein der Relegationsplatz kann der mögliche Strohhalm sein. Gut möglich, dass es dann zu einem Nordostkracher zwischen dem FC Hansa Rostock und dem Chemnitzer FC kommen würde. Allerdings müssten aus eigener Kraft erst einmal der KSC und Aachen überholt werden.

„Steht auf, wenn Ihr Hansa seid...“, sangen die Fans nach rund einer halben Stunde, doch es half nichts. Die Hansa-Mannschaft war sichtlich verunsichert. Motiviert war sie indes in jedem Fall. Arbeitsverweigerung kann man ihr gewiss nicht vorwerfen. Wenn gleich es phasenweise in der Hintermannschaft ein heilloses Durcheinander gab. So zum Beispiel in der 33. Minute, als sich einige Aue-Spieler mal versuchen durften. Letztendlich landete der Ball nur im rechten Außennetz.

SpruchbänderIn der 36. Minute hatte Hansa nach einem Freistoß eine gute Möglichkeit, doch der Ball sauste links am Gehäuse vorbei. Im „schwarzen Eckblock“ der Rostocker rumorte es noch einmal. „Wir woll´n die Südtribüne!“ ertönte es. Parallel wurden mehrere Spruchbänder hochgehalten. „Südtribüne geschlossen“, „Stadion halbvoll“, „Stimmung zum kotzen!“, „Ist es das, was Sie wollen?“ Angesprochen waren wohl die Vereinsverantwortlichen des FC Hansa.
Kurz vor der Pause legten die Rostocker auf dem Rasen einen Zahn zu und zeigten gute Ansätze. Mehr jedoch nicht. Mit dem Spielstand von 0:1 ging es in die Kabinen zum Pausentee.

FlutlichtJetzt aber. Mit Schwung kamen die Rostocker aus der Kabine und wollten den Ausgleich. Die letzten Zuschauer kamen gerade noch mit ihrem gekauften Pausenbier, als der Schiedsrichter auf den Punkt zeigte. In der Tat klare Sache. Foulelfmeter für die Gastgeber. Nun aber! Freddy Borg legte sich den Ball zurecht und ... Oh, meine Güte! Schlechter konnte man einen Elfer nicht schießen! Mag sein, dass Freddy hoffte, dass Martin Männel in die andere Ecke springen würde. Trotzdem, dieses Schüsschen war nicht mehr als eine lächerliche Rückgabe!
Wenige Minuten später gab es noch einmal eine strittige Situation. Das Rostocker Publikum forderte einen weiteren Strafstoß, Tobias Welz ließ allerdings weiterspielen. Dann eben aus dem Spiel heraus. Ein prima Zuspiel auf Timo Perthel, doch der Aue-Keeper war ein Bruchteil einer Sekunde fixer am Ball. Volle Granate in die Wolken schoss der eingewechselte Dominic Peitz in der 61. Minute. Vier Minuten später vergab Marek Mintal von der rechten Seite aus leichtfertig.

Zu hören waren nun nur die Gästefans. „Vorwärts BSG...“ Erst, als es auf dem Rasen wieder hektischer wurde, wachte der Rostocker Anhang wieder auf. Zudem läutete das Hansa-Team den Endspurt ein. Ein Freistoß kam straff rein, doch Aue-Keeper Männel war auf der Hut. Ecke für Rostock. Gute Spielzüge. Sturm- und Drangphase. Das Publikum war da. Allerdings war Hansa vor dem Tor völlig glücklos. Dominic Peitz, Tobias Jänecke und Unglücksrabe Freddy Borg vergaben recht gute Möglichkeiten. Jedoch sollte nicht unerwähnt bleiben, dass Aue hätte zwischenzeitlich alles klar machen können. Die sächsischen Schreiberlinge brauchten auf der Pressetribüne Nervenfutter. Schließlich muss Aue auch noch einiges tun, um den Klassenerhalt in trockene Tücher zu bringen. Zittern auf beiden Seiten. Die einen hofften auf den Ausgleich, die anderen sehnten den Abpfiff herbei. Zwei Minuten Nachspielzeit noch, dann durfte im Gästebereich gefeiert werden. „Wismut Aue, Wismut Aue...“ hallte es durch das Stadion.

Rostock muss am kommenden Samstag beim TSV 1860 antreten, der FC Erzgebirge Aue empfängt dagegen den Tabellenführer SpVgg Greuther Fürth.

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