× Reiseberichte, Erfahrungen für Reisen nach Lateinamerika, insbesondere Brasilien. Karneval in Rio, Regenwald und Amazonas – der grüne Kontinent steht Euch offen, was interessiert Dich am meisten?

Brasilien- und Bolivien-Tagebuch von Flo

02 Jan 2006 23:22 #2301 von flo
31. Dezember
Die heutige Exkursion fuer R$70 fuehrt uns mittels Allrad-Jeep auf die Halbinsel Marau. Ich hab verpennt, mir knapp noch 2 Broetchen gestrichen und Geld hab ich auch keins dabei...
Wir fahren ca. 1 Stunde ueber eine holprige breite Drerckpiste, ehe wir an dem Touristenpunkt ankommen.
Hier kann man bei Ebbe schnorcheln gehn, was in der Tour inbegriffen ist. Es ist schoen. Hat ein geschwungenes Korallenriff, wie ein Wanderweg im Meer. Ideal fuer einen Anfaenger wie mich. Die kleinen farbenpraechtigen Fische sind dieselben, die ich schon in Morro entdeckt habe. Die Unterwasser-Pflanzenwelt ist hingegen nicht ueberwaeltigend. Es wird kuehl.
Die Reastuarantpreise haben hier beinahe Schweizer-Niveau. Ich verzichte, auch wegen meines fehlenden Cashes. Es kommt die Flut. Man kann sich nun wunderbar in die Wellen werfen. Der Strand ist ueberfuellt. Trotz dem windigen dicht bewoelktem Himmel. Hoechstsaison eben.
Die naechste Station der Tour bildet eine ruhige braungefaerbte Lagune mit Suesswasser. Hier kann man schwimmen. Ausserdem quatsche ich mit meinen anderen Tourteilnehmer. 3 Paerchen, alles Brasilianer. Ueberhaupt bin ich weit und breit der einzige Gringo.
Schliesslich gehts zu einem Aussichtspunkt hin zu einer anderen Halbinsel im Meer, welche ich aber als eher langwielig empfinde.
Am Abend besuche ich Lu von der Gelateria Grao. Ich mich schon viel zu lange nicht mehr gezeigt. Sie hat Traenen in den Augen, als sie mit mir spricht. Empfindet, als hatte ich nichts mehr mit ihr zu tun haben wollen. Ich moechte sie aufheitern, verspreche, morgen wiederzukommen.
Um 21:30 hab ich mit den 3 Paerchen abgemacht. Wir laufen durch die vollen Strassen. Spaeter erscheinen bei der Kirche weisse Frauen mit Blumen in den Haenden und in Toepfen auf den Koepfen. dann eine Gruppe junger Trommler. Den laufen wir nach, wie viele andere Gaeste auch. Scheint eine Art Brauch zu sein. Der Laerm ist ohrebetaeubend. An einem Aussichtspunkt am Strand unter Palmen geniessen wir das sehenswerte Feuerwerk. Es gibt Champagner. Wir begeben uns zum absolut vollen Strand. Ueber sieben Wellen sollst Du springen. Auch irgeneine Tradtion hier, die ich gerne mitmache. Fehlen noch die ueberwiegend weissen Kleider, die man hier zur "Reveillon" (Neujahrsnacht) anzieht. Natuerlich erkennt man darunter BH und Hoeschen aber aehh wie war das mit dem guten Vorsatz?
Wir beginnen saufen. Meine nachdenkliche Stimmung verschwindet engueltig. Es geht zurueck zur Kirche/ zum Platz mit Open-Air Buehne fuer jedermann. Die Live-Band ist Mittelmass. Doch die Stimmung ist Hammer. Viele tanzen, ueberall ist etwas los.
Mikaley hat sich gar nicht gezeigt. Sie erhielt, woher auch immer, ein Ticket fuer die teure Strand-Party mit bekannten brasilianischen Musikgruppen. Meine Paerchen werden muede. Ich feiere alleine weiter bzw. lach mit einem Maedchen. Mein guter Vorsatz geht schon nach 3 Stunden floeten.

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05 Jan 2006 11:16 #2314 von Marco
Bom dia Flo,

auch Dir ein erfolgreiches & gesundes Jahr 2006!
Weiterhin viel Spaß in Brasilien - und denke an die guten Vorsätze! :
wink:

Até logo, Marco :D

PS: Vielen Dank auch zurück für das tolle Tagebuch, das unser Forum wirklich bereichert!

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06 Jan 2006 01:22 #2394 von flo
1. Januar
Mikaely lasse ich schlafen, als ich um zwei uhr nachmittags aufstehe. Ich hab sie nicht heimkommen gehoert.
An den Strand. Er ist voll. Alle Welt hier verbringt den tag am Strand, ehe die Feiertage zu Ende sind. Ich treffe auch Bel und Dilma, Mikaelys Freundinnen.
Ich gehe, wie versprochen, Lu in der Gelateria besuchen. Doch es hat zu viele Gaeste. Wir koennen nur wenigt plaudern. Ihr Sohn sei weggegangen. Er mache jetzt die Militaerschule. Diese beginnt mit 12 Jahren. Wuerg. Ich als Mutter wuerd schreien.
Spaeter treffe ich mich mit Dina, der Frau von gestern nacht. Sie wuerd mich ja doch auf der Strasse treffen, also geh ich besser zum abgemachten Ort. Sie ist 33, weniger huebsch ohne Alkohol, hat ein 12-jaehriger bub und arbeitet in Sao Paulo. Macht hier ferien bei Verwandten. Wir gehen im Freizeitpark in Klein- und Rostformat Putschauto-Fahren. Danach zu ihrer Familie . Ein armes Einheimischen-Quartier im Norden, das ich bis anhin nicht kannte. Alle verwandten und Bekannten sind da. Es gibt Churrasco (Spiesschen). Gegrillt wird vor dem haus. Ich geniesse das Essen. Doch es sind mir zuviele gesichter. Zuviele Verwandschaftsbeziehungen. Dazu Musik aus dem Fernseher und den Auto-Boxen. Wir laufen zuerueck zum Meer. ich erzaehle ihr endlich, dass ich hier eine Freundin haette. Sie kuesst mich trotzdem. Um zehn Uhr verlasse ich sie. Ein Wiedersehen in sao Paulo ?
In der Nacht gehe ich aus mit Mikaely und Kolleginnen. Laengst mag ich ihre Freundinnen mehr, als sie selber. Sie hat ihren Reiz verloren. Ist mir zu lasch geworden. Sie raucht nur. Erzaehlt nicht. Tanzt nicht. Spielt nicht. Kuemmert sich nicht um ihre Zukunft.
Bei der Kirche geht das Open-Air geht weiter. Viele Leute. Tolle Stimmung. Ueberall ist Musik. Wir hocken und stehen zwar bloss rum. Alle sind muede. Der typische Neujahrskater.

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06 Jan 2006 01:42 #2395 von flo
2. Januar
Meine Weiterreise verzoegert sich um einen tag. ich habs schlichtweg nicht geschafft, am Morgen aufzustehen. Viel zu erschoepft von den letzten tagen. Ich bleibe ich eine weitere nacht, da ich nirgendwo in der Nacht ankommen moechte.
achdem in den letzten die Hoelle los war, ist es heute ploetzlich wieder ruhiger in den Strassen.
Marcus, der mich mit mikaley, zusammenbrachte, arbeitet im Resatuarant "Estrela Dalva". Er kriegt keine Frau. Es sei zum Verrueckt werden. Weder an Weihnachten noch an neujahr. Er ist zu scheu und zu kindlich. Am Auesseren kanns nicht liegen.
Meine Stimmung ist nachdenklich, gehemmt, unruhig. Ich wollte weg heute und habs nicht geschafft. Und auch andere sachen bleiben unerledigt.
Am Abend treffe ich, zufaellig, Mikaely, Bel und Dilma. Wir gehen Birt trinken. Ich schaekere mit den Freundinnen. Sie schaetzen es, dass ich nicht nach alle 2-3 Tage mit einer anderen umherziehe. Sie moechten, dass ich das nachste Mal meine maennlichen Single-Kollegen mitbringe. Dilma schenkt mir ein Freundschaftsbaendeli. Mit Mikaley gibts kaum mehr ein Wort zu wechseln. Ausgereizt. In einer Woche wird sie alleine sein in Itacare. Die Freundinnen sind naemlich nciht von hier. Sind nur zum Arbeiten hergekommen. Ihre familien sind verstreut.

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06 Jan 2006 15:21 #2401 von flo
3. Januar
Heute geht meine Reise endlich weiter. Ich nehm den Regionalbus nach Ubaitaba. Von dort moechte ich nach Cachoeira, ein Doerfchen mit vielen restaurarierten Kirchen und Kolonialhausern, fernab grosser Touristenstroeme.
Ein Verkaufer in ubaitaba begleitet mich zur Karte und zeigt mir, dass ich am besten den Bus bis Governador Mangadeira nehme und dort umsteige. na gut. Der Bus kommt bald (Mit der obligaten 30 minuetigen Verspaetung). In Governador Mangadeira steige ich als einziger aus. Ich lande auf dem pannenstreifen der Landstrasse. Der Busbahnhof sei dort hinten. Ist er auch. Zum Glueck. Ein Minibusbahnhof. Ein taxifahrer kommt mir entgegen. Ob ich nach Cacheira wolle und es gaebe keinen Bus mehr heute. Leider hat er recht. Mit dem taxi gehts vor dem Viadukt der Nationalstrasse ueber eine kurvige Pflastersteinstrasse hinunter zum Fluss. Mein Ziel ist schon erkennbar. Es ist nicht weit. Jede menge Krichen und restaurierte Kolonialhauser lachen mich an. Mir gefaellts schon jetzt. Es ist klein und lauschig. Es erinnert mich etwas an Valdivia/Chile.
Leider ist es schon dunkel, als ich mich fuer in der Pousada Tia Rosa einquartiert habe. Ich entscheide mich deshalb, 2 naechte zu bleiben und morgen auf Fototour zu gehen.
Es ist unglaublich still hier. Voellig verschlafen. Am Fluss und in den kleinen Paerken hocken wenige Leute. An einer Barracca im Zentrum gibts Spiesschen. Ich bleibe dort. Es hat dahinter zwei plastiktische und ein paar Plastikstuehle. ich trinke zwei grosse Bier und schaue den leuten zu. Es gibt sogar Musik aus einem Autoradio. Der Inhaber und seine 11 jaehrige Tochter, die schon fast den gleich grossen Bauch wie ihr vater hat, verkaufen gut. Es scheint ein beliebter Imbisspukt zu sein. Sonst hats ein paar paerchen, mit denen ich ein wenig quatsche. Doch heute bleibe ich alleine. das erste Mal seit langer Zeit.
Um zehn laufe ich nach hause. Es gaebe keine Bar/Club hier. in den Strassen fuehtl es sich an als seis 2 uhr morgens.

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06 Jan 2006 15:47 #2403 von flo
4. Janaur
Ich bin angespannt. Moechte Bus + Hostel fuer Lençois reservieren. Doch hier gibts keine Agençia de viagems. Ich werds morgen drauf ankommen lassen muessen.
Das Hostel Tia Rosa ist witzig. Es hat seine besten Zeiten hinter sich. Alles funktioniert, baer nichts funktioniert 100% ig.
Licht gibts nur nach festem Druecken. Das wassertropft aus dem WC-Behalter und muss abgedreht werden. Duschen gibts nur kalt. Dazu muss ich nach 5 Minuen abdrehen, weil der Abfluss sonst nicht nachkommt und ich das Zimmer fluten wuerd. Das Schloss ist verkehrt eingebaut und ein Schluessel breche ich ab... Ich bin der einzige gast.
Um ein Uhr hats einen Zug. dampfbetrieben. Doch ich verpasse ihn. In sao Felix, auf der anderen Flussseite, gaebe es ausserdem eine Zigarrenfabrik, die stattdessen besichtigen gehe. Die klapprige Holzbruecke ueber den Fluss, urspruebnglich fuer die Eisenbahn gebaut, ist ein Erlebnis. Man geht auf mehr oder weniger festen Brettern. ueberall hats Spalten, wo man sieht, wie tief man fallen koennte. Nichts fuer schwache Nerven.
In der modernen Dannemann Zigarrenfabrik, der Touristenattraktion, wo von hand gearbeitet wird, nimmt sich die Rezeptionista der davorliegenden Kultuzenters meiner an. Nega ist ueber 30, eher dick, mit einem schoenen gesicht. Sie zeigt mir den alten, jetzt geschlossenen bahnhof, einige kirchen und weitere "Sehenswuerdigkeiten". Sie arbeitet am morgen, jetzt hat sie Zeit. Wie alle Frauen, die ich bisher kennenlernte und aelter als ich sind, hat auch sie ein Kind schon fast im teenageralter, ist geschieden und auf der Suche nach einem neuen Mann. Wir warten auf den Neun-Uhr Abendzug, der nicht kommt. Dafuer lerne ich ihre Kolleginnen kennen. Wir gucken uns meine Fotos an und ich muss ihnen versprechen, ihnen ein Gruppenfoto mit meinen Freunden zu schicken. Gluecklich kehre ich zurueck nach cachoeira.
Fazit: Cacheiro ist einen Ausflug wert. Ein uebernachtung, nicht mehr. Ausser absolut sehenswerter und unverschandelter Architekutr und Kultur gucken gibts hier nichts ausser einer Menge Ruhe. Ich stelle mir ausserdem vor, dass am Wochendene hier auszugehen, superspannend sein muss, weil man wohl der einzige Touri weit und breit sein wird.

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06 Jan 2006 16:49 #2404 von flo
5. Januar
Ich fahre am Morgen mit dem Regionalbus nach Feira de Santana und hoffe auf einen schnellen Anschluss. Doch oh schreck, die naechste Verbindung nach Lençois gibts erst nach Mitternacht. Hier gibts nichts. Die Stadt hat mir bei der Durchfahrt nicht gefallen. Schweren Herzens entscheide ich mich, nach Salvador zu fahren. Ich freue mich auf guensitiges Internet und Kontakte in der Pousada Sao Jorge. Ich fuerchte mich vor den aufdringlichen Verkauefer und bettelnden Kinder.
heute ist nicht mein tag. Ich vergesse, am Busbahnhof, das Billet zu loesen und muss spaeter nochmals hinfahren. Dabei gehts ewig, bis ich einen geeigneten, aber unbekannten Stadtbus erwische. Prompt verpasse ich die Rodovaria und muss nochmals umsteigen. Nach ueber 2 Stunden bin ich endlich zurueck. verschwitzt und muede. Doch es geht mir besser. Ich werde eine Nacht hier im teuren (R$40) Einzelzimmer verbringen, das Morgenessen geniessen und morgen nachmittag gehts weiter. Die meisten Verbindungen waeren in der Nacht gewesen.
IM Pelourinho hats weniger "Monster", mehr Touristen. Das Monster/Touristenverhaeltnis hats sich gebessert. Wie gut.
Als Abendessen gibts Suppe in einer Strassenecken-Bar unterhalb der blauen Kirche im pelourinho. Eine ertse Sparmassnhame. Ich geb das geld lieber fuer den Luxus Einzelzimmer und Saufen aus. Und esse statdessen in guenstigen Strassencafes.
Am Abend hocke ich mit Leutechen aus Polen rum. Doch sie sprechen nur polnisch, also ziehe ich alleine weiter. Unterhalb der Pousada, wie in vielen Ecken des pelourinho, hats Live-Musik. Die eine, die mit mir tanzen wollte, lasse ich stehen. Ich bevorzuge Frauen, gemaess den Tips der Rio-Girls in Morro, die ich von mir aus anspreche. Was auch heute geschieht. Wiederum ist es eine Frau ueber 30. Sie ist hier mit Nichte und neffe beide ca 16, und einer Spanierin, die bei ihnen in den Ferien verweilt. Wir tanzen, ziehen weiter und tauschen die Mailadresse aus. Sie fahren uebrs Wochenende nach Morro de Sao Poaulo und man wird sich wahrschienlich nie mehr wiedersehen.

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