× Reiseberichte, Erfahrungen für Reisen nach Lateinamerika, insbesondere Brasilien. Karneval in Rio, Regenwald und Amazonas – der grüne Kontinent steht Euch offen, was interessiert Dich am meisten?

Brasilien- und Bolivien-Tagebuch von Flo

17 Apr 2006 01:54 #3655 von flo
12. April
Vor dem Haus bellende Strassenkoeter wecken mich aus dem wohligen Schlaf. Ich strecke meine Fuehler aus der Lage von waermenden Decken und verfluche die Kaelte und warum ich nicht schon laengst wieder am Strand in Brasilien hocke.
Angelys Schwester zeigt mir, wie ich den Gasdurchlauferhitzer in der Kueche entzuenden muss, um zu einer heissen Dusche zu kommen. Heiss? Knapp lauwarm ist das Getraeufel. Meine Dreckwaesche schmeisst sie draussen im Unterstand in die Waschmaschine. Meine Frage nach der Waschtemperatur ist nicht sehr intellligent: Es gibt nur kaltes Wasser. Waschmaschine, Kuehlschrank, Mikrowelle. Es mangelt dem Haushalt nicht an technischen Geraeten. Ein grosser Fernseher steht in jedem Zimmer. Seit neustem sind sie auch stolze Besitzer eines Computers mit Flachbildschirm. Dennoch wuerde ich dem im Moment eine Zentralheizung vorziehen.
Ich hole Angely beim 4-Stern Hotel oberhalb des Zentrums ab, wo sie als Servierduese jobbt. Wir gehen ins Kino. CLP 2000 der Eintritt. Das chilenische Drama "La Fuga" mit viel klassischer Musik gehoert zur eher schwereren Filmkost. War aber ganz gut.
Von den Fastfood-Staenden holen wir uns Empanadas, Hamburger und ein Haeuschen voll Pommes und sind nun fit fuer einen weiteren Abend gemuetliches Biertrinken. Paula, das traeumende huebsche Maedchen von gestern, kommt ebenfalls. Sie scheint recht angetan von mir. Leider verpasse ich die entsprechenden Saetze und kann folglich auch nicht reagieren.
Zu zweit sprechen sie verdammt schnell. Hinzu kommen die rein chilenischen Ausdruecke wie "buena onda" / "mala onda", "cachay" / "cache" und das bestaendige "-po" als eine Art Verniedlichung an die Woerter angehaengt (ja und nein werden so zu "sipo" bzw "nopo").
Der Schuppen "Pascha" ist modern eingerichtet. Vierertische mit Plastikstuehlen. Eine grosse Jukebox. besonders im oberen Stock fehlt ein bisschen die Atmosphaere. Dafuer ist das Bier verhaeltnissmaessig guenstig. Den Liter "Baltica" gibts fuer CLP 900. Fuer zwei "Brahma" erhaelt man ein Kartenspiel gratis dazu. Diesen Deal lass ich mir nicht entgehen. Mit Karten spielen, saufen und Fotos schiessen verinnt die Zeit. Um elf Uhr muessen wir aufbrechen. Der letzte Bus nach Alerce faehrt um 22 Uhr. Danach gibts nur noch Kollektiv-Taxis. Wohlgemerkt, der Vorort zaehlt 35'000 Einwohner!

13. April
Am Morgen scheint die Sonne! Zum ersten Mal, seit ich in Puerto Montt angekommen bin. Selbst die traurigen Kiesstrassen ums Haus erscheinen in einem freundlicheren Licht.
Im Busbahnhof erkundige ich mich ueber Direktbusse nach Cordoba, Argentinien. Es gibt nur samstags einen, ab Santiago. Mist. Das ist mir zu frueh. Ausserdem moechte ich eine Strecke befahren, die ich noch nicht kenne. Ich entschliesse mich, am Ostersonntag die Anden nach Bariloche zu ueberqueren und von dort moeglichst schnell in den Norden vorzustossen. Verdammt, ich muss zurueck nach Rio. In zwei Wochen sind meine "klitzekleinen" Ferien zu Ende.
An der Meerpromenade werde ich an der Hand gezurrt. Eine Zigeunerin verlangt Geld fuer die Milch fuer ihr Baby. Kann sie vergessen. Die Zigeuner sind die einzigen Personen, die in Chile und Argentinien sehr aufdringlich und nervig sind. Ich mag sie ueberhaupt nicht. An der Promenade hocken aber weniger herum als bei der letzten Visite. Wohl, weil die Touristensaison laengst vorbei ist.
Fuers Abendessen haben wir Wuerstchen, Brot und Avocados fuer HotDogs im Eigenbau gekauft. Den Abend verbringen wir zuhause. Ich langweile mich. Der Fernseher lauft unentwegt. Die Kommunikation beschraenkt sich auf was grad lauft. Morgen ist Karfreitag. Fleisch und Spiele sind verboten. Saemtliche Bars und Kneipen werden geschlossen sein. Angely hat frei, was ich erst jetzt mitkriege. Wir werden wohl mit dem Bus irgendwo hinfahren. Der juengere Bruder nimmt an einem 5h-Kreuzigungsmarsch nach Puerto Varas teil.

14. April
Angely kocht und waescht ab. Ich bezahle dafuer die Ausgaben ausser Haus. Wir sind irgendwie in unseren Rollen gefangen.
Logisch, dass auch zum Mittagessen wieder der Fernseher laeuft. Das Fernsehbild ist mehr ein graues Flackern, als dass man wirklich ein sauberes Bild erkennen koennte.
Wir fahren mit dem Minibus nach Puerto varas. Wir durchfahren dabei weitere eintoenige Reihenhausquartiere im noerdlichen Teil von Alerce. Die geschindelten Haeuser in Puerto Varas sind groesser, oft drei- bis vierstoeckig und besitzen fein herausgeputzte Vorgaerten. Die herbstliche Atmosphaere mit fallendem Laub den letzten bluehenden Rosen erinnert mich an das Schweizer Mittelland in der Zeit vor Einbruch des zaehen Winterhochnebels. Auf einem heiligen Huegel, an dem es heute von Spazierganegern wimmelt, prangen hinter Gintern Mariafresken. Auf dem Boden wurden hunderte weisser Kerzen angezuendet. Menschen knieen nieder und suchen die Naehe zu Gott. Teilweise brennt das Wachs selbstaendig vor sich hin. Die Leute und das Feuerspiel vor ihnen auf dem Boden bilden ein erwaermend bizarres Bild.
Wir begeben uns unten an den See und auf den Steg. Geniessen ein paar Strahlen Sonnenschein und waermen uns gegenseitig die Haende. Wir entscheiden uns fuer die Variante "Heisse Schokolade in einem Cafe". Dafuer klappern wir ein gutes Stueck des beschaulichen Dorfzentrums ab. Meine komplizierte Seite: Ein Cafe ist zu teuer, andere leer und ohne Atmosphaere, die meisten sind ganz einfach geschlossen. Hinter dem Schokoladenmarkt kostets CLP 700. Das Cafe erweist sich als gute Wahl. Es ist frische Milch und kein Nestle-Pulver, an das ich mich seit dem dem Sueden Bolivien langsam aber sicher gewoehnt habe.
Am Abend schreibe ich mein Tagebuch. Angely liest neben mir. Mutter und Bruder haben sich schlafen gelegt. Schade, dass unsere Konversation schwindet. Immerhin gehts fuer einmal ohne eine worttoetende Flimmerkiste.

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17 Apr 2006 02:42 #3658 von travelnator
Ola Flo,

flo schrieb: Angelys Schwester zeigt mir, wie ich den Gasdurchlauferhitzer in der Kueche entzuenden muss, um zu einer heissen Dusche zu kommen. Heiss? Knapp lauwarm ist das Getraeufel. Meine Dreckwaesche schmeisst sie draussen im Unterstand in die Waschmaschine. Meine Frage nach der Waschtemperatur ist nicht sehr intellligent: Es gibt nur kaltes Wasser. Waschmaschine, Kuehlschrank, Mikrowelle. Es mangelt dem Haushalt nicht an technischen Geraeten. Ein grosser Fernseher steht in jedem Zimmer. Seit neustem sind sie auch stolze Besitzer eines Computers mit Flachbildschirm. Dennoch wuerde ich dem im Moment eine Zentralheizung vorziehen.


Über diese krassen Widersprüche habe ich mich auch schon oft gewundert und weiss mir das bis heute nicht ganz zu erklären. Vor allem in Brasilien: Etwas heruntergekommener "Bungalow" im Ziegelsteinbau, der Putz fehlt, innen teilweise nicht gestrichen, ganz primitive Küche und doch gibt es das Hightech-Internet der Superlative auf DSL in diesem Haus. Eigenartig. Vielleicht kannst Du ja etwas über die Gründe herausfinden, warum das so ist? :-) )

flo schrieb: Ich hole Angely von der Arbeit ab.


Was arbeitet sie denn?

Achja, wegen den Frauen in Südamerika und weil Du da ein wenig einer etwas nachtrauerst: Es gibt so viele hübsche Frauen. Hunderte. Tausende. Und sehr viele sind sehr sehr nett und unwahrscheinlich lieb. Es gehört zu einer Seltenheit, dass Dich da eine mal so derart heftig hängengelassen hat. Wenn das am Anfang schon so heftig ist, vergiss es einfach. Das kann nichts Vernünftiges sein.

Mir ist beispielsweise auch aufgefallen, dass diejenigen Südamerikanerinnen, die relativ streng gläubig sind, wesentlich ehrlicher und seriöser auftreten. Sie sind dann nicht so - grob gesagt - solche Schlampen, die da herumlaufen und es nur auf Gringos abgesehen haben.

flo schrieb: 13. April
Am Morgen scheint die Sonne! Zum ersten Mal, seit ich in Puerto Montt angekommen bin....... Im Busbahnhof erkundige ich mich ueber Direktbusse nach Cordoba, Argentinien. Es gibt nur samstags einen, ab Santiago. Mist. Das ist mir zu frueh. Ausserdem moechte ich eine Strecke befahren, die ich noch nicht kenne. Ich entschliesse mich, am Ostersonntag die Anden nach Bariloche zu ueberqueren und von dort moeglichst schnell in den Norden vorzustossen. Verdammt, ich muss zurueck nach Rio. In zwei Wochen sind meine "klitzekleinen" Ferien zu Ende.


www.mapquest.com/maps/map.adp?fo ... rto+Montt+
www.puertomonttchile.cl/

Bleib doch noch eine Woche dort bei Angely in Puerto Montt und Angelmo. Ich bin mir sicher, Du wirst es nicht bereuen. Auch die Insel Tenglo und Llanquihue-See, wunderbare Gegend.

Und weil Du schon so weit unten bist, ich würde an Deiner Stelle mit Angely sogar einen Trip noch weiter runter in den Süden machen. Punta Arenas, San Sebastian und so, der südlichste Punkt von Südamerika. Wenn Du sie mitnimmst, achte darauf, dass sie einen Ausweis für den Grenzübergang nach Argentinien hat. Das geht locker an einem Wochenende.

Um Rio und den Abflug würde ich keine Hektik machen. Das war schon immer Gift bei einer Reise. Wenn Du das mit dem Abflug nicht schaffst, ja und? Dann tust halt einfach für ein paar Dollars (rechtzeitig) umbuchen. Solange wie Du jetzt unterwegs warst, auf die eine oder andere Woche länger kommt es auch nicht mehr darauf an. :-) ) Und es sind nur ein paar hundert Kilometer "Umweg", die sich sicher lohnen. Auch Montevideo ist sehenswert und dann noch das Dreieck Argentinien-Uruguay-Brasilien bei Bella Union.

Naja, Du machst das schon und wirst es schon wissen. Ich wünsch Dir was. :-) )

Tchau,
TM

Liberdade, essa palavra que o sonho humano alimenta que não há ninguém que explique e ninguém que não entenda.

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17 Apr 2006 20:46 #3665 von westi
da gehe ich mit dir ganz einig. am besten wäre es gleich noch eine kurve ganz in den süden zu machen (torres del paine) und dann von da nach argentinien rein.

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19 Apr 2006 17:22 #3672 von westi
salu flo, herzlichen dank für die physische karte, sie ist am 18.4. eingetroffen.......

es grüsst dich reto

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21 Apr 2006 00:58 #3693 von flo
15.April
Um elf Uhr morgens fahert die Familie mit mir als Gast zu den Grosseltern. Sie wohnen in Gehdistanz zum Zentrum in einer ruhigen Quartiertstrasse. In den huebschen Vorgaerten wachsen allerlei Buesche und Blumen. Ich erkenne maechtige Rosenstrauecher und auch einen Quittenbaum mit Fruechten. Im ueberdeckten Hinterhof hinter dem grossen Haus der Grosseltern lagert eine Unmenge von Plunder: Holz, Werkzeuge, Glasflaschen, ein ausgebautes Whirlpool.
Drinnen wird gekocht. Die Frauen haben sich schnatternd in der Kueche vor dem holzbefeuerten Herd versammelt. Die maenner machen sich rar. So spiele ich mit den 3 Jungs draussen Tischtennis. Als Tisch dient eine geschindelt, sonst aber flache Holztuere, aufgestellt auf zei Boecken. Eine Holzlatte trennt die Spielfelder und weil die zu kurz, wird halt an der einen Seite noch ein Scheit hinzugelegt. Die Schlaegerflaechen sind ebenfalls nicht mehr als rauhe Holzfasern. Der eine Junge kriegts trotzdem hin, den baellen trickreicher Drall zu geben. Wer auf 7 gewinnt bleibt am Tisch, der andere uebergibt das Spiel einem neuen Heruasforderer. Stunden vergehen. Zweimal geh ich mit Angely in den nahegelegenen Jumbo was einkaufen. Um halb fuenf Uhr nachmittags endlich kann das festmahl beginnen. Die Muscheln werden aufgebrochen und ihr Inhalt weggeschluerft. Als Beilage gibts scharfe kleine Wuerstchen und eine Art Brot aus Kartoffelbrei, was mir nicht so schmeckt. Im Fernseher vor uns laeuft Fussball.
Um sehcs Uhr verabschiede ich mich von dem Familientreffen in kleinem Kreis. Es war nicht so interessant, da es ausser Angely niemand in meinem Junggesellen-Alter zu treffen gab. Ausserdem will ich mein Busticket fuer morgen kaufen. Angely begleit mich. Unterwegs suchen wir ein Geschenk fuer ihre Muetter. Ein dank fuer die Gastfreundlichkeit. Ein knuffiger Stoffhase mit vorgelagertem Schokoladenschaelchen ist das einzig "sinnvolle", dass mir vor die Augen kommt. Die Schokolaeden haben um diese spaeteuhrzeit noch Hochbetrieb. Wir sind nicht die einzigen, die noch rasch einen Nager brauchen.
In Alerce packe ich meine Sachen. Angely erhaelt zwei, drei fuer mich ueberfluessige Sachen und sie kopiert noch kurz saemtliche meiner Audio-Cd auf die Computerfestplatte. Auf diesem Weg erreichen skandinavische Elektrorythmen vergessene Winkel im Sueden Chiles. naja, Axel F's "Crazy Frog" hatte es ja auch laengst in Amazonas-Nebenarme geschafft.
Zu dritt (Mutter, Angely und ich) wird heute ausgegangen. Bis die Damen zufriedenstellend schick eingekleidet und aufgetakelt sind, dauerts ein Weilchen. Mit dem Taxi collectivo fahren wir kurz vor Mitternacht ins Zentrum (danach kostets doppelt so viel).

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22 Apr 2006 02:18 #3716 von flo
16. April
Die Discothek "Pasaporte", wohin sie mich schleppen, liegt in Angelmo, was ich erst nach und nach mitkriege. Das bedeutet rund 3km Fussmarsch durch die Kalete. Ich marschiere wortlos, weiss nichts zu erzaehlen. Angekommen stehen wir vor erloschenen Lichtern und abgeschlossenen Tueren. Der Schuppen ist heute zu. Ich bin nicht mal gross ueberrascht oder veraergert. CLP 2500 kostet das taxi der Kueste entlang ans andere Ende der Stadt. , wos mehr Clubs gibt. Die eine bar fuer ein Bier ist aber sauteuer und ohne Stimmung. Ein langweiliges Gitarrentrio dudelt in einer Ecke Rock-Evergreens. Immerhin kommen wir mit der Quittung ohne Eintritt in die Diskothek gliech dahinter. Kaum bin ich drin und hab noch nicht mal die ganze Uebersicht ueber die dunkle Tanzhoehle, macht sich eine Frau an Angely ran, fragt ob ich ihr Freund sei und ich sei guapo und lindo und ob ich gleich mit ihr tanzen wuerde. Ich reagiere kalt, es ging mir zu schnell. Die rund 35-jaehrige superaufgetakelte Frau gefaellt mir nicht so. Ich kann sie nicht einordnen und meine, wir koennen ja spaeter mal tanzen.
Ich hab Lust zum Trinken. Nuechtern ist das hier drin nichts fuer mich. Nach 4 teuren Wodka-Cola gehts mir besser. Die Tanzflaeche ist voll, die Sitzecke leer. Es stampfen Rythmen von Eurodance (I like to move it) bis zu Siebziger-Evergreens, wechselnd im fast im Minutentakt. Latinoamerikanische Toene fehlen, was mir erst am Schluss auffaellt, als monotoner Techno Angelys Tanzbeine engueltig zum Stillstand bringen. Angely bestaetigt mir, die Musik habe geaendert. Vor zwei Jahren wurde ausschliesslich zu zweit getanzt. Angely kannte damals jedes Lied und zu jedem Lied ein paar spezielle, originelle Tanzeinlagen...
Angelys Mutter hat einen Typen aufgegabelt, der uns nach Hause fahert. sei besoffener Kumpel ist weniger sympathisch. Im Auto geht seine hand hinter mir durch auf Angelys Schulter oder soweit wie er eben langen kann. Eine Schweizerin haette die Belaestigung keine 10 sekunden hingenommen, doch Angely bleibt still. irgendwann wirds mir zu bunt. Ich packe den Arm und lege ihn sanft aber bestimmt zurueck wo er hingehoert. Dann veranstaltet das Arschloch ein Riesendrama. Er oeffnet waehrend der Fahrt die Tuere, will raus. Sein freund muss anhlaten und braucht 5 Minuten um ihn zu beruhigen.
Wir hocken zusammen in der guten kalten Stube und trinken das unterwegs gekaufte Bier. Die zwei Herren scheine mir ok zu sein, den Fahrer hatte die Mutter offenbar schon gekannt. Seion Freund entschuldigt sich bei mir, es sei ein Missverstaendnis gewesen und ich mache ebenfalls auf gut wetter. Irgendwann verziehen sie sich und auch fuer mich wirds Zeit, aufzubrechen. Abschied. ich ziehe meine Koffer durch den dichten Morgennebel In Richtung Hauptstrasse, wo nach 10 Minuten ein Ortsbus auftaucht.
Im Bus nach Bariloche zeigt die durchgemachte Nacht seine Wirkung. Aus Landsschaft gucken wird nichts. Ich verschlafe die 3 Stunden bis zur Chile-Migration. Durch dichten Bergwald kurven wir nach Argentinien. Nach der Passhoehe wird der Wald rauher und bizarrer: Auf den abgestorbenen Aesten der maechtigen Nadelbaume haengen jede Menge gelb-weisse Flechtenpolster.
Die Faehrt verlauft angenehem. Wenn wir nur nciht so viel Zeit stehend verbringen wuerden: Nach der chilensichen grenze muss der Bus den Rueckwartsgang einlegen, um zwei verlorene Passagiere abzuwarten, die Formalitaeten an der argentinischen Immigration dauern ewig. Im naechsten groesseren Ortschaft wechseln wir in einen anderen, baugleichen Bus, der jedoch erst nach 20 Minuten eintrifft. Bariloche erreichen wir um 17 uhr. ich kenne dieses schoene Touristendestination bereits und will schnell weiter. Doch ich hab kein Glueck. Alles ausverkauft oder von der Nase weggefahren. Nicht mal nach Neuquen hats was frei. Natuerlich aergere ich mich. Im speziellen, weil unser neuer Bus gleich direkt nach Buenos Aires weiterfahren wuerde, es aber nicht moeglich war, ein solches Ticket in Chile zu kaufen. Ich kaufe den letzten Sitzplatz fuer morgen nach Buenos Aires.
Das Hostel 1004 im obersten Stockwerk des Hochhauses im Zentrum ist voll. Im dunklen Hostel auf der anderen Seite der Strasse kostet das Dormitorio Ar$ 17 und ich akzeptiere. Der Herr an der Reception ist ausgesprochen freundlich, das Internet ausserdem gratis und auschecken kann ich auch erst am Nachmittag.

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22 Apr 2006 02:22 #3717 von flo
17. April
Von Bariloche, seinem riesengrossen See, den wilden Bergen, und seinem Zentrum in alpinen Wintersportort-Stil werde ich wenig sehen. Ich bin zu muede und hab keine Lust dazu. So beschraenken sich meine Aktivitaeten auf ungewuerztes totes Tier mit Beilage verspeisen, Bilder in die Homepage stellen, und schlafen.
Um 14 Uhr verlassen ich Bariloche in einem modernen Doppelstock-Bus. Die Strasse begeleitet einen Fluss und anliegende gelbgefarbte Pappeln. Bald ist jedoch aus mit Bauemen. Wir erreichen die monotone trockene Patagonien-Pampa aus Grasbuescheln und niedrigen Straeuchern.
Der Bordservice ist noch besser als in Chile. Es gibt sogar ein warmes Abendessen.
In Neuquen, einem ueblen Provinzstaedchen (wir sind auf der letzten Reise dort gestrandet) fahert der Bus 4 Busterminals und eine Tankstelle an. ich hab nicht das Gefuehl, dass wir vornakommen. ich erhalte einen ausgesprochen unsympathischen Sitznachbarn. Der gleichaltrige Argentinier scheint mir nicht ganz auf der Hoehe. Oder er haelt mich fuer bloed. Er stinkt und macht sich breit. Es beginnt ein stiller Kampf um die Sitzlehne in der Mitte und um Beinfreiheit. Ich will das Riesenschweinchen nicht spueren, stopfe meine Winterjacke als Abgrenzung dazwischen. Ich walze mich, so kann ich nicht schlafen. Als ich "aus Versehen" mit Wucht an sein Bein bei meiner Lehne stosse, reklamiert er, aber danach bessert sich die Situation. Ich bin trotzdem heilfroh, als Leute aussteigen und ich mich woanders hinsetzen kann.

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