Der Mann mit der Sportmütze bringt mich in ein Hotel und hier muss ich bleiben und morgen holt er mich ab und bringt mich wieder zur Fähre. Und nun meint er, ich habe ihn zu bezahlen, 30 Suriname-Dollar will er, fast soviel wie mein Hotel kostet. Mir geht das gar nicht in den Kopf. Wer bezahlt schon für seine Abschiebung?

Am Abend schaue ich mich noch etwas in Nickerie um. Die meisten hier haben indische Vorfahren, was gleichbedeutend damit ist, dass es sehr schöne Frauen gibt. Ansonsten scheint hier der Samstagabend vor allem darin zu bestehen, um ein paar Blöcke zu schlendern. Das lokale Bier, das Parbo schmeckt noch scheusslicher als diejenigen Guyanas. Ich bin ziemlich depremiert, die verweigerte Einreise hat mir mehr zugesetzt, als ich es mir eingestehen wollte. So lege ich mich früh schlafen. Ich muss darüber nachdenken, wie es weitergehen soll. Es gibt nur zwei Möglichkeiten: Zurück nach Manaus oder von Georgetown aus Suriname zu überfliegen. Während ich grüble, höre ich eindeutige Geräusche. Mein Hotel scheint gleichzeitig ein Lovehotel zu sein. Die armen Frauen kann ich da nur sagen.

Am nächsten Morgen wartet bereits der Mann mit der Sportmütze. Er erweist sich als unglaublich selbstverliebter Pfau. So wie er da mit der Sonnenbrille auf der Motorhaube liegt, macht er sich mir nicht gerade sympathisch. Ich hingegen bemühe mich, keine gute Laune aufkommen zu lassen. Ich habe überhaupt keine Lust, nach Georgetown zurückkehren zu müssen – auch wenn es Schlimmeres gibt. Kurz nach Beginn der Fahrt will er wieder Geld von mir, ich sage aber, ich hätte ja gestern schon bezahlt und damit habe ich ihn tief in seinem Stolz verletzt. Er will wieder 30 Dollar und meint, dass er eine ehrliche Haut sei und überhaupt, nur dank ihm hätte ich in einem Hotel übernachten dürfen, statt in einer Polizeizelle. Er missversteht meine schlechte Laune, zudem hätte ich eine Nacht im Polizeiknast von Nickerie durchaus als Abenteuer empfunden. Doch er ist nun zutiefst beleidigt und wechselt kein Wort mehr mit mir. Ja, er würdigt mich auch keines Blickes mehr.

Auf der Fähre fülle ich wieder die Zollformalitäten für einige Reisende aus. Kurz vor der Landung drängen die Leute zum Ausgang und kaum hat die Fähre angelegt, rennen sie los Richtung Zoll. Dabei machen sie ein Wettrennen, wer zuerst dort ist. Amüsiert sehe ich zu. Als ich schliesslich beim Zoll ankomme und in die Reihe stehe, drängen sich wieder die Frauen vor mich rein. Aber in Guyana geht alles flott. 3 Zöllner kümmern sich um die Pässe. Überhaupt, die Guyaner sind ein sehr nettes, unkompliziertes Volk. Die Surinamer sind zwar auch nett, aber viel komplizierter.

Ein paar Stunden später sitze ich wieder in der Sheriff-Bar, diesmal hat es ein paar wenige Leute. Ein junger Mann sitzt auch an der Bar und meint, ich müsse unbedingt mit einer Guyanerin schlafen und die Kellnerinnen machen klar, dass sie seiner Meinung sind. Der Guyaner plagiert noch rum, dass in rund 30 Minuten eine komme, welche die sei die Beste. Ich winke ab, natürlich kommt niemand mehr.

Am nächsten Morgen sitze ich in einem Reisebüro und will ein Flugticket nach Cayenne, aber das geht irgendwie nicht. Die Verkäuferin begreift einfach nicht, was mein Problem ist. Schliesslich blicke ich verzweifelt um mich und sehe ein Plakat der Fluggesellschaft Meta und die fliegt zweimal in der Woche nach Belem und heute fliegt sie. Doch nun meint die Verkäuferin, dass ich für diesen Flug kein Ticket kaufen könne, weil dieser Flug einen Zwischenstopp in Paramaribo, der Hauptstadt Surinames, einlegt und da ich ja kein Visum für Suriname habe… Ein Anruf bei der surinamesischen Botschaft bestätigt ihr, dass man in Suriname selbst für eine Zwischenlandung im Besitz eines Visums sein muss. Ich hingegen kann mir das nicht vorstellen und will es drauf ankommen lassen. Mir ist egal, was die sagen, ich verlasse ja in Paramaribo nicht einmal das Flugzeug und will das Ticket. Die Verkäuferin aber zickt. Sie will mir ohne Visum kein Ticket verkaufen. Ich fass es nicht, bin angefressen, schnappe mir den Hörer, rufe nochmals der Botschaft an und lasse ein Donnerwetter los. Die Angestellte der Botschaft wird unsicher und verspricht ihren Chef zu fragen. Schliesslich bestätigt sie, dass alles in Ordnung sei und ich fliegen könnte – ohne Visum. Mein Auftritt hat die Verkäuferinnen im Reisebüro tief beeindruckt. Wurde ich vorher noch ziemlich reserviert behandelt, kommen sie mir nun vor wie meine Gruppies. Einzig der Preis des Flugtickets lässt mich leer schlucken.

Im Flugzeug von Georgetown nach Belem blicke ich aus dem Fenster. So weit mein Auge reicht nur Wald.


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