Vorbei an Kühen und Schafsherden, Holzhäusern und Märkten und auch Wracks von Minibussen, deren Reise irgendwann endete, weil sie zu schnell sein wollten. Zu meinem grossen Erstaunen gibt es keine Fähre mehr über den mächtigen Demerra-River. Stattdessen rasen wir nun über eine gewaltige Brücke weiter Richtung Moleson Creek: Grenze und Fährhafen. Unterwegs steigen die Passagiere aus und überschütten den Fahrer mit zweifelhaften Komplimenten „fastest Driver ever met“ und so.

Mit mir allein rast er nun Richtung Fähre und tatsächlich: Um 10.30 Uhr erreicht der Wagen Moleson Creek, von hier fährt die Fähre Richtung Suriname ab. Genaugenommen besteht dieses Moleson Creek nur aus einem Fährhafen. Der Driver will mich gleich noch an einen anderen Driver vermitteln, der weiter nach Suriname fährt. Unerhörte 30 Dollar soll das Kosten, 10 Dollar wären demnach in seiner Tasche gelandet. Er wechselt auch noch Geld für mich, denn ich war so ungeschickt, gleich ins Abfertigungsgebäude loszumarschieren, die Geldwechsler müssen aber draussen bleiben. Der Kauf des Tickets geht schnell, dann folgt ein Checkpoint, wo man sich registrieren lassen muss. Dort hängt auch eine Liste, auf derer sämtliche Länder, welche kein Visum für die Einreise nach Suriname benötigen, aufgeführt sind. Darunter auch die Schweiz. Zufrieden gehe ich zum Zoll. Alles verläuft ohne Probleme. Nun fehlt nur noch die Fähre, ein altes Vehikel, das kurz nach 11 Uhr eintrifft.

Meinen Weitertransport nach Paramaribo habe ich auch organisiert. Die Busse, die aus Georgetown Richtung Paramaribo unterwegs sind, befinden sich auf derselben Fähre, nur dass sie fünf Stunden vor mir in Georgetown aufgebrochen sind, und sind froh über weitere Passagiere. Mein Rucksack wird auf ein Begleitfahrzeug geworfen. Dies gefällt mir gar nicht, denn bald fängt es an heftig zu regnen, doch niemand kommt auf die Idee, eine Plane auf die zahlreichen Rucksäcke und Koffer zu werfen und so hole ich ihn wieder herunter und trage ihn wieder auf dem Rücken. Ich gebe ihn sowieso nicht gerne her, er ist schon fast ein Teil von mir. Der Correntine-River, der die Grenze zwischen Guyana und Suriname bildet, ist unglaublich breit. Überhaupt sind europäische Flüsse Rinnsale im Vergleich zu diesen mächtigen Gewässern hier in Südamerika. Bald werden die Einreiseformulare für Suriname verteilt und bald werde ich gebeten, sie auszufüllen. Offenbar können einige hier an Bord weder lesen noch schreiben. Nach rund 40 Minuten nähern wir uns South Drain, Suriname. Auch South Drain scheint lediglich aus einem Hafengebäude zu bestehen. Die Leute an Bord sind nervös.

Das Schiff braucht einige Versuche, bis es anlegen kann und dann rennen die Passagiere los. Ich laufe zügig hinterher und sehe bald warum. Suriname hat lediglich einen Zöllner, der sich die Pässe begutachtet, und das dauert. Bald drängen immer mehr Frauen vorne rein mit einer Hartnäckigkeit, der ich nicht gewachsen bin. Endlich komme ich an die Reihe, aber der Zöllner schüttelt den Kopf und fragt, wo denn mein Visum sei. Völlig entgeistert entgegne ich, dass ich keins brauche, das findet er aber gar nicht und so muss ich mich hinsetzen, während er telefoniert und telefoniert. Dann fängt er an mit einem Typ mit einer roten Sportmütze zu diskutieren und der scheint sich stark für mich einzusetzen und redet was von Hotel und mir schwant übles. Dann die Hiobsbotschaft. Schweizer Bürger brauchen seit fünf Tagen ein Visum und ich habe keins und daher darf ich nicht einreisen.

Das ist aber schlecht, denn ausreisen kann ich auch nicht, die Fähre fährt erst morgen wieder. Der Mann mit der Sportmütze fährt mich und Korporal Entung, den Zöllner, zum Polizeiposten und der ist in Nieuw Nickerie, der zweitgrössten Stadt in Suriname, rund eine Stunde von South Drain entfernt. Dabei sieht Nickerie so gar nicht nach Stadt aus, eher nach einem grossen Dorf. Grosse Kolonialhäuser mit grosszügigen Gärten sehe ich. Einzig im Zenturm gibt es ein paar Betonbauten. Der Mann mit der Sportmütze fährt vor ein grosses Kolonialgebäude, Korporal Entung und ich steigen aus, die Treppe hoch. Dies scheint also der Polizeiposten zu sein und alle hier sind so richtig am Arbeiten. Fünf Sofas gibt es hier und alle sind besetzt von schlafenden Polizisten. Korporal Entung weckt seinen Chef und der findet das nicht witzig. Dann wird mein Pass eingezogen.