× Reiseberichte, Erfahrungen für Reisen nach Lateinamerika, insbesondere Brasilien. Karneval in Rio, Regenwald und Amazonas – der grüne Kontinent steht Euch offen, was interessiert Dich am meisten?

Brasilien- und Bolivien-Tagebuch von Flo

28 Dez 2005 19:49 #2247 von flo
23. Dezember
Das nahe Internet-Cafe ist zu. Ich weiss ein anderes, soch laufe bestimmt 15 Minuten in der mittaeglichen Hitze. Die verbindung ist zum Kotzen langsam. Schliesslich geht gar nichts mehr. Fuer das Rueckgeld warte ich weitere 10 Minuten. Das Geschaft mit Zellen fuer internationale Anrufe ist zu. Ich bin genervt. Laufe alleine an den 4ten Stand. veruche mich zu beruhigen, die Sonne und den Strand zu geniessen, portugisiesch lernen. Spaeter spaziere ich mich in der Ebbe weit raus. Dorthin wos noch andere Leute hat. Ich wate durch den Sand und ueber spitze, durchloecherte Steine. Im klaren Wasser entdecke ich viele wundervoll farbige Fische. Hier waere ein guter Platz zum schnorcheln. Leider habe ich keine Zeit. Ich hatte Marianna versprochen, vorbeizukommen, bevor sie zu arbeiten beginnt.
Ich moechte die Entschiedung treffen, ob wir an Weihnachten gemeinsam nach Valença fahren, wos eine tolle Party geben soll. Sie redet nicht wirklich mit mir. Ich laufe davon.
Mit meinem "Vater" Ian suchen wir das Restaurant, wo er gestern war. Es liegt an einem der Pfade in Richtung der "Favelas". Das Essen ist gut, aber immernoch teuer. Im Nachbarhaus hats mit farbigen leuchtlaempchen geschmueckte Baume. Nur wenige Passanten. Der Koch spielt neben uns auf seiner Gitarre und singt. Seine Frau mit Baby sitzt daneben. Sonst herrscht Ruhe. Keine plaerrende Dosenmusik von nirgendwo. Richtig angenehm. So koentte fuer mich ein gelungener Weihnachtsabend aussehen. Spaeter moechte ich via Aussichtspunkt zurueck. Ich finde den Weg nur nach mehrfachem nachfragen. Und es ist zu dunkel. Vom Strand und den Hausern kann man nicht viel erkennen. Schade.

Bitte Anmelden oder Kostenlos registrieren um der Konversation beizutreten.

28 Dez 2005 23:05 #2250 von flo
24. Dezember
Marianna wollte heute Nacht an eine Party. Doch es regnet und ist es zu spaet, als sie mit Arbeiten aufhoert. Wie war das mit der Party morgen in Valença? Ich ueberlege. Ich will weg morgen. Egal ob sie mitkommt oder nicht. Sie will Geld. Der neue Mieter des anderen Hauses zahle erst am 2. Januar. Sie brauche Ueberbrueckungsgeld fuer die Anschaffungen fuer die Neujahrsnacht. Quasi Erwerbsausfall. Wenn ich mit ihr morgen nach Valença fahre. R$ 100 wuerde sie an Heiligabend mit der Barraca schon machen. Dafuer wuerden wir uns die Kosten in Valença teilen. Mir geht das gegen den Strich. Mit dem Nachfragen nach Geld, hat sie in mir saemtliche Gefuehle fuer sie im Keim erstickt. Ich haett ihr auch was gekauft fuer Weihnachten. Haette gutschweizerisch ein Budget erstellt mit einem fixen Tages-Betrag zum Ausgeben fuer alles. Aber so vergeht mir die Lust. Ich entscheide mich, sie morgen zu verlassen. Als Entschaedigung, dass ich geh, fuers Kochen, fuer Weihnachten, fuer ihre Anschaffungen geb ich ihr R$50. Verglichen mit der Schweiz ist es ein jaemmerlicher Betrag. Doch hier arbeiten Leute lange dafuer (wie lange erfahre ich ein paar tage spaeter). Habe ich einfach fuer den Sex bezahlt? Ja und nein. Ich hab das Abenteuer gesucht und eine ganze Persoenlichkeit, ein ganzes Leben kennengelernt. Sie ist traurig, dass ich gehe und spricht wenig. Schliesslich schlafen wir doch wieder zusammen.
Morgens um neun verlasse ich Marianna. In der "Agençia da viagens" (Reisebuero, und die Dinger sind in Brasilien echt klasse) erkundige ich mich ueber die Busverbindungen. Ich moechte zurueck nach Itacare. Moechte Lu und Mikaely ueberrraschen. Sie haben nie nach Geld gefragt. Genau das, wonach ich mich im Moment sehne. Vor allem moechte Weihnachten nicht alleine verbringen. Doch zurueckkehren ist auch ein Risiko.
Es gibt noch eine letzte Verbindung heute. Ich muss mich sputen. Muss das "Barco rapido" um zwoelf Uhr, also in 50 Minuten erwischen, denn um 13:40 geht der Bus ab Valença nach Illheus. Ich bin keine Minute zu frueh am Bootsanlegeplatz. Geb dem Gepaeckschlepper ueberrissene R$ 5 (er wollte 10; sie versuchens einfach immer wieder). Auf dem Boot fuehle ich mich frei. Ich bin seit langem wieder alleine unterwegs. Marianna hatte mich zu sehr eingeengt. Mit dem Fragen nach Geld hat sies mit meinem Gemuet verspielt. Liebe wars nie. Sie hatte wohl recht, dass ich keine Sehnsucht nach ihr verspueren werde. Vergessen werde ich sie trotzdem nicht.
In Valença brauche ich ein Taxi zum Busbahnhof. Grrml. R$7. Ich hasse ungeplante Ausgaben. Die Fahrt nach Illheus verlaeuft ruhig. Die Zeit vergeht schnell. Die Landschaft ist wunderschoen. Draussen nieselts. Naesse liegt in der Luft. Ein idealer Tag zum Reisen. Ich fuehl mich, wie als ich im Flugzeug Rio ansteuerte. Nur bin ich nun vollkommen entspannt. Mir kann nichts passieren.
Eine Backpacker-Italienerin faehrt auch nach Itacare und so warten wir gemeinsam in Illheus. Ich moechte meine Freunde in der Schweiz anrufen. Nach 10 Versuchen, hab ichs endlich raus, wie man in Brasilien von der Telefonkabine internationale Anrufe taetigt. Die besten Karten seien die von Embratel. Ohne Vorwahl die angegebene 0800er Nummer waehlen. Dann schnell die gesammte gewuenschte Nummer eintippen. Ist man zu langsam, heissts, die Verbidung konnte nicht gefunden werde und futsch sind ein paar Kredite.
Der Bus nach Itacare hat eine Stunde Verspatung und ist brechend voll. Fuer die halbe Strecke gibts einen zweiten Bus. Man kommt ins Gespraech. Der Bus faehrt, ausser wenn Leute zusteigen, ohne Innenbeleuchtung. Ich liebe das. Ist wie in einem Computerspiel. Die Strasse ist unbeleuchtet. Man sieht die Sterne und die Palmen. Das Meer liegt in der Luft. Ich bin voller Vorfreude auf Itacare. Wenn das nur gut kommt.
Erstmal gar nicht. Wir suchen zu fuenft eine Pousada. In der "Pedra Bonita", wo ich meinen ersten Aufenthalt verbrachte, steht ein anderer Typ an der Reception. Der Preis ist hoeher. Die "Gelateria Grao", wo Lu arbeitet, ist geschlossen. Ein Typ unserer Gruppe diskutiert hier und dort. Staendig muessen wir warten. Er hatte uns wohl auch die Guias aufgehalst, die sich uns bereitwillig angeschlossen haben. Ein Guia packt meine Rolltasche und will ihn tragen. Ich will das nicht. Er laesst nicht. Ich werde ich zum ersten Mal in Brasilien laut und unfreundlich. Ich schreie ihn an, er habe nicht mal gefragt, es sei meine Tasche und meine Entscheidung, ob ich sie schleppen wolle und er solle gefaelligst die Finger davon lassen. Bin stocksauer. In einer Pousada hats nur noch was fuer morgen, doch mit einer Empfehlung fuer eine Nachbarpousada. Die anderen wollen nicht. Ich geh alleine dorthin, die Scouts hintendrein. Das Zimmer kostet R$60. Zuviel. Ich moechte warten, bis sich meine Scouts verzogen haben. Sage dem Receptionsten, er solle sie gefaelligst nicht bezahlen und er verpricht mir, fuer mich zu sorgen. Danke, danke, danke. Schliesslich beziehe ich das luxuriose Zimmer fuer R$40. Kann fuer diesen Preis aber nur eine Nacht bleiben.
Ich dusche, ziehe meine bestes Hemd an und hoffe, das Restaurant, wo Mikaley arbeitet, ist noch nicht zu. Sie ist da. Juhui. Feliz Natal a voçe. Dann heisst es Warten. Es kommen immer wieder Gaeste. Es wird halb zwei in der Nacht, bis wir zusammen das Restaurant verlassen koennen. Sie geht zu einer Kollegin. Zusammen ans "Fest". Es ist der Ort, wo wir uns kennegelernt haben. Wie romantisch. Und veraendert hat sich hier gar nichts. Spaeter beginnt es zu regnen. Sie kommt mit mir. Ich finde die Pousada nicht mehr. Ich daemlicher Gringo bin am Abend einfach rausgelaufen, ohne mir den Namen zu merken. Ich weiss die Strassenseite und, dass es eine massive Holztuere war. Doch jetzt sieht alles gleich aus. Mein Schluessel passt nirgens. Niemand kann helfen. Erst als ich glaubte, ich wuerde die Pousada tatsaechlich nciht mehr finden, entdecke ich eine weitere moegliche Tuere und wir konnen endlich schlafen gehen.

Bitte Anmelden oder Kostenlos registrieren um der Konversation beizutreten.

29 Dez 2005 00:05 #2251 von travelnator
Oi flo,

hehehe, Mikaely widda da, ich wusste es doch. kkkk Na also und: Glückwunsch, gut gemacht! :-)

tchau,
TM

Liberdade, essa palavra que o sonho humano alimenta que não há ninguém que explique e ninguém que não entenda.

Bitte Anmelden oder Kostenlos registrieren um der Konversation beizutreten.

29 Dez 2005 23:24 #2266 von flo
25. Dezember
Ich hab keine Real mehr. Konnte gestern nicht mal die Pousada bezahlen. Jetzt verweigert sich der Bancomat. Und es gibt diese eine Bank in Itacare. Ich hab keine Kreditkarte. Ueberhaupt ist heute alles zu. Es ist wohl Weihnachten. Wenigstens finde ich einen Ort, um meine Notfall-Euro wechseln. Zu einem schwachen Kurs. Aber Hauptsache ich hab wieder Cash...
Die Kuechenchefin des Restaurants von Mikaely vermittelt mir eine neue Pousada. R$ 25 die Nacht fuer ein Einzelzimmer mit allen Annehmlichkeiten, die ich nicht brauche (Klimaanlage, Ventilator, Fernseher, Kuehlschrank).
Mikaely haette um drei Uhr frei. Es wird 18:30, bis sie das Restauarant verlaesst. Ich warte und es macht mir nicht mal viel aus.
Es geht zu ihren Kolleginnen, die sich auf diesen Ausgang vorbereiten und am Haare foenen sind. Dann gehts zu ihr nach Hause. Ich lerne ihre Mutter kennen. Ich sage nicht viel, weiss nicht, wie ich mich verhalten soll. Wir bleiben auch nicht lange. Danach laufen wir zurueck ins Zentrum zu meiner Pousada, dann in eine Pousada, wo der aktuelle Freund ihrer besten Freundin beherbergt ist. Er ist Israeli. Wie befuerchtet haengt er in einer Gruppe, sie sprechen Hebraeisch und kuemmern sich einen Scheiss, dass wir weitergehen moechten. Mit der ganzen Gruppe gehts dann raus. Doch niemand weiss so recht wohin. Staendig muessen wir warten. Diesmal machts mir was aus. Ich hab keine Geduld. Moechte maximal zu fuenft weiterziehen. Am Strand die grosse Enttauschung. Die "Party" gibts nicht. Es ist alles leer, geschlossen, dunkel und still. Es gibt nicht mal ein Bier. Schliesslich trinken wir in Pituba, der Touristenmeile, in irgendeiner Pizzeria ein Bier.
Naja, so schlimm war der Abend auch wieder nicht. Ich hab ihre Kolleginnen kennegelernt und viel gekuesst. Die Fuesse schmerzen und es geht Hand in Hand nach Hause.

Bitte Anmelden oder Kostenlos registrieren um der Konversation beizutreten.

29 Dez 2005 23:59 #2267 von flo
26. Dezember
Die Pousada ist eine Baustelle! Es laermt, klopft und haemmert ab 8:30. Ich geh Morgenessen und schau dem Maurer beim Arbeiten zu. Aushub ist hier wohl ein Fremdwort. Betonsand wird direkt auf den nackten Lehmboden geleert und dann mit der Kelle verteilt und begradigt. Fuer die eine Stufe des Eingangs braucht er eine Stunde. Der naechste Regen wird zeigen, wie gut die Sache geraten ist (Anm.: ziemlich gerade... aber dass der Regen irgendwo abfliessen muss, daran wurde natuerlich nciht gedacht).
Als Mikaely und ich endlich aufstehen, gibts kein Wasser! Wir koennen nicht duschen. Wasserknappheit. Komme hier in den Sommermonaten oefters vor. Wir laufen zu ihr nach Hause. Hier koennen wir Duschen.
Auf dem Weg frage ich sie nach ihrem Lohn. Sie verdient R$300 im Monat, R$ 10 am Tag. Das sind zwischen R$1 und R$1.50 die Stunde. Ich werde diese schockierend tiefe Zahl so schnell nicht vergessen. Fuer den Betrag wuerd ich keinen Finger ruehren. In den naechsten Tagen werde ich mich mit der Frage rumplagen, wie sie sich damit den Ausgang und vor allem ihre Zigaretten finanziert
Ich stehe im Badezimmer (also der Extrahuette im Garten mit Vorhang und WC-Schuessel) und brauche eine Weile bis ich kapiere. Es gibt einen grossen Eimer arschkaltes Wasser und einen Krug mit Loechern. Den haelt man sich ueber den Kopf und fertig ist die Dusche. Das System funktioniert erstaunlich gut.Ich brauche keinen Drittel des Eimers. Es war mein erstes Mal.
Ich lerne die Familie kennen. Natuerlich spielt sich das Leben entweder vor der Glotze in der Stube oder ausserhalb des Hauses ab. Drinnen gibts ausserdem zwei mit Vorhaengen abgetrennte Schlafzimmer (fuer 2 Erwachsene und 4 Kinder!). Die Kueche ist weiter unten und verhaeltnissmaessig grosszuegig.
Ich habe ein dunkles (Southside-Festival)T-Shirt mitgebracht. Als Geschenk. Ihr Dankeschoen ist aufrichtig. Sie sind nett, aber ich verstehe sie schlecht. Ihr Vater verdient R$360 und arbeitet in einer Pousada mit Schweizer Patron. Wie man damit die 3 kleinen Kinder, eine Frau und sich selber durchfuettert ist mir schleierhaft.
Mikaely geht arbeiten und ich an den Strand.
Bis jetzt hab ichs gar nicht gemerkt, es sind von der Pousada zum wellenlosen, weil abgeschirmten Dorfstrand (bei dem ich bisher nur via einem anderen Weg in der Nacht rumstolperte) keine 2 Minuten. Genial. Leider habe ich zuwenig Vertrauen ins Meer und schwimme und nur wenig hinaus.
Im Restaurant "Estrela Dalva" arbeitet Raffael alleine. Marcus, mit dem ich Mikaley kennenlernte, sei krank. Raffael muss richtig arbeiten und kann nicht rumhaengen. Ich spreche mit einer eher haesslichen Paulista (Sao Paulo). Ich bin am Portugisiesisch-Aussprache lernen. Sie ist hilfsbereit, doch total unfaehig, mir das Gewuenschte beizubringen.
Fast haett ich Mikaely verpasst. Heute hatten sie puenktlich geschlossen. Es sei ein Geburtstag von jemandem. Zusammen mit ihrer besten Freundin Bel wollen sie dorthin.
Wiederum verbringen wir den Abend damit, sinnlos durch das Dorf zu latschen. Fuer die GeburtstagsParty am Strand sind wir zu frueh. Es lauft Eurodance und sonstige europaische Partyhits. Der Mix gefaellt mir, weckt Erinnerungen. Es geht zurueck ins Zentrum wos nciht besser aussieht. Also zurueck zum Strand. Doch die Stimmung ist weiterhin schwach. Die maedels hoffen auf mehr leute bei der anderen Party etwas weiter weg. Was nicht geschehen sollte. Wir stehen gelangweilt bei den Barraca rum (die hier edler, auf Raedern, und verglichen zu Morro de sao paulo in weniger Konkurrenz als zueinander auftreten).
Endlich, um zwei Uhr nachts, beginnen wir zu saufen. Es wird lustig. Der Israeli von Bel ist heute, ohne was zu sagen, abgehauen. Ein anderer, der gestern schon dabei war, aber nicht zu Gruppe gehoerte, moechte was ihr. Ich find ihn um einiges sympathischer als der Gestrige. Nicht nur, weil er anstaendiges Englisch und Portugisiesch spricht. Der andere Macker konnte ja kaum ein Wort. Er versucht sie zu ueberzeugen. Sie ziert sich. Ich mach bloede Sprueche. Und auch die anderen Maedels werden offener.

Bitte Anmelden oder Kostenlos registrieren um der Konversation beizutreten.

30 Dez 2005 01:24 #2269 von flo
27. Dezember
Meine gebuchte 2 Naechte in der Pousada sind um. Aber es gaebe ja noch ein schlechteres fuer die Zeit danach. Ich erfahre den Preis. Es kostet R$ 500 fuer 6 Tage. Scheisse. Ich bin voll ins Messer gelaufen. Alle Welt will hier Neujahr am Strand verbringen und dementsprechend werden die Preise angepasst. Ein Argentinier derselben Pousada, meint ich koenne den Preis vielleicht auf R$400 runterhandeln, aber er sei ok. Unter R$80 wuerd ich nichts finden, selbst Loecher wuerden fuer ueber R$100 feilgeboten. Wohin ich denn wolle? In salvador und allen anderen Staedten wuerde ich ohne Reservation kein Zimmer mehr kriegen. Gehen oder Bleiben. Die Frage beschaeftigt mich den ganzen Tag. Auch mit Mikaely und Bels Hilfe finden wir nichts Guestigeres.
Ich will noch nicht gehen. Habe hier ja alles, was man(n) braucht: Ein Maedchen, ein paar Freunde, Verpflegung, Strand, Natur, Party, einen Bancomaten. Ich entscheide mich zu bleiben und handle nicht mal mehr den Preis hinunter.
Im Ausgang umarmt und backenkuesst mich ein Maedchen, das mir in der einen Sprachschule in Salvador ueber den Weg gelaufen ist. Das hat Mikaley offenbar gar nicht gefallen (wie ich erst spaeter erfahre). Sie schon den ganzen Abend schweigsam, reserviert, gelangweilt, ohne Freude ueber meinen verlaengerten Aufenthalt und raucht nur Zigaretten.
Mit ihren FreundInnen und dem Israeli von gestern laufen wir zum "Praia da Ribeira", wos eine Party geben soll. Es der letzte Strand in Laufdistanz, ca 15 Minuten ausserhalb des Dorfes. Licht gibts nur durch die wenigen vorbeifahrenden Autos. Ansonsten ist es arg dunkel. Aber schooen, so durch die Nacht zu spazieren. Es ist mitternacht. Einmalmehr sind wir zu frueh.
Hihi, ich finds irgendwie lustig, dass die maedels anscheindend zu der genauso uncoolen Sorte gehoeren, wie meine Clique in der Schweiz. Nie an den "coolen", hippen partyz, und wenn, dann ist uns der Eintritt zu hoch, die Musik ist doof etc.
Es ist noch kaum jemand da, die Party kostets Eintritt und es laeuft harter Trance, fast schon Goa. Wir setzen uns in eine Bar vor dem Eingang. Es laeuft Reagge und es ist sonst angenehm ruhig. Ich schiesse Fotos . Nach 30 Minuten wollen die anderen wieder nach Hause. Ich waer gern geblieben, waer ich fitter gewesen und die Party in Europa. Doch Techno in Brasilien funzt nicht mit den hauseigenen Tanzgewohnheiten. So freue ich mich auf den Spaziergang im Dunkeln.

Bitte Anmelden oder Kostenlos registrieren um der Konversation beizutreten.

30 Dez 2005 01:54 #2270 von flo
28. Dezember
Zum Morgenessen gibts ein Aufsteller: Die Rezeptionista zeigt mir ein besseres Zimmer, in das ich ab morgen, statt dem schlechteren, umziehen koenne. Fertiggestellt wurde es heute. Ab Morgen gaebs auch keinen Laerm mehr.
Es regnet fast den ganzen Tag. Ich verbringe ihn im teueren Internet.
In der Pousada entdecke ich einen Kolibri-aehnlichen nektarsuagenden Vogel. Wundervoll. Ueberhaupt ist die Tier- und Pflanzenwelt hier faszinierend. Viele Tiere sind gegenueber Europa schlichtweg ueberdimensiondiert, z.B. Nachtfalter, Hundertfuessler oder faustdicke Laufkaefer. Bisher am schraegsten finde ich die weissfarbenen, beinahe transparenten Eidechsen, die in der Nacht lichtnah an den Hauswaenden rumkraxlen. Von Kobras (von denen marianna erzaehlte) und anderen gefaehrlichen, angsterfuellenden Spezies (ausser natuerlich den aetzenden Moskitos) bin ich bisher zum Glueck verschont geblieben.
Im Supermarkt versuchen sie mich um einen Real zu bescheissen. Sie rechnen kurzerhand falsch zusammen. Als ich nachfrage kommen sie zum richtigen Resultat. Liegts daran, dass hier nicht alle Leute rechnen koennen? Sie brauchen ja fuer kleinste Rechnungen einen Taschenrechner und im kopf bin ich jedesmal schneller. Immer 1 Real. Auch der Drink kostete schon mehrfach 1 Real mehr als normal. Gringopreis. Man merkts erst, wenn jemand anderes den genaugleichen Drink ordert und weniger bezahlt.
Mikaely kommt um elf. Sie hat sich laengst in meinem Zimmer einquartiert. Da sie die Rezeptionista kennt, haben wir sogar die offizielle Bewilligung. Da es regnet, verzichten wir auf den Ausgang. Sie "entdeckt" den Fernseher. Es laueft ein amerikanischer Schrott-Film, den sie schon kennt und gut findet. Wir liegen nebeneinander im Bett und gucken. Sie interessiert, ich mit anderen Gedanken. So stelle ich mir die Brasilianerin vor, vor der alle warnen. Wenn man sie in die Schweiz "importiert", heiratet und sie beginnt, den lieben langen Tag vor der Glotze zu verbringen und alt und fett zu werden...

Bitte Anmelden oder Kostenlos registrieren um der Konversation beizutreten.