Was war das alte Stadion Antona Malatinského doch für ein Schmuckkästchen. Charismatische Tribünen, schöne Flutlichtmasten und viel von dem rauen und ungeschminkten Flair, der den Fußball in dieser Region umnebelt. All dies ist mittlerweile eher mehr als weniger passé, denn Mitte 2015 wurde an gleicher Stelle ein hochmodernes Fußballstadion mit integrierter Shopping-Mall und Tiefgarage fertiggestellt. Das erste Derby im neuen Stadion gegen den Erzrivalen SK Slovan Bratislava wollten sich 15.101 Fußballfreunde nicht entgehen lassen. Für ein normales Ligaspiel ist das ein wirklich sehr beachtlicher Wert, verwirren sich doch sonst kaum mehr als 3.000 bis 4.000 Zuschauer zu Spielen in der ersten Liga. Die neue City Arena ist ein hochmoderner All-Seater mit einer Kapazität für fast 20.000 Zuschauer. Die Arena trägt zwar noch den Namen der slowakischen Fußballlegende Antona Malatinského, hat aber wohl kaum noch etwas gemeinsam mit der Art Fußball, wie er sie noch erlebt hat. Kiss Cam, Dance Cam, Scheinwerferkugeln die wie beim Eishockey durch das Stadion wandern. Viele Autos, die es zu kaufen gab und ähnlicher Eventrotz stießen mir persönlicher eher sauer auf.
Vom Kultstadion zur Eventhölle: Bestandsaufnahme in Trnava
Die Ultras Trnava wirkten fast ein bisschen wie ein Fremdkörper in dieser Szenerie. Sie zeigten zu Beginn der Partie eine größere Choreografie, welche die Atmosphäre in den slowakischen Stadien thematisierte. Totengräberstimmung Dank SFZ (slowakischer Fußballverband), ULK (Ligaverband) und TV war auf einer großen Blockfahne zu lesen, die durch weiße und schwarze Papptafeln an den Seiten abgerundet wurde. Schade dass die Choreo nur zirka 30 Sekunden gehalten wurde, danach kam ein großes Spruchband mit der Aufschrift „My ale zijeme azza hrob“ (sinngemäß „Doch wir leben auch nach dem Grab“), dahinter etwas Pyro und Fahnen.
Alles in Allem eine gelungene Aktion. Auch danach konnte der Anhang der Rot-Schwarzen überzeugen. Auf dem Spielfeld entwickelte sich eine durchaus gefällige Partie, in der Trnava insgesamt den besseren Eindruck machte. Leider erwischte der Schiedsrichter nicht den besten Tag und sorgte mit seiner Leistung dafür, dass jeglicher Spielfluss nach kurzer Zeit wieder abhanden kam. Somit blieb es auch beim 0:0 nach 90 Minuten.
Gäste aus Bratislava reisten übrigens nicht an. Die Gründe hierfür sind sicher auch beim eigenen Verein zu suchen, der unter anderem schon seit Ewigkeiten im ungeliebten Pasienky Stadion (ehemals Inter Bratislava ) spielt, aber auch bei den örtlichen Prügel-Cops, die auch heute wieder in großer Zahl vor Ort waren. Warum genau, entzieht sich leider meiner Kenntnis, denn die Information, dass die Slovan Ultras in dieser Saison nur das Nachwuchsteam unterstützen, sollte sich doch auch bis zu den Herren der örtlichen Sicherheitsorgane herumgesprochen haben. Einen kleinen Einblick in die Arbeitsweise der Exekutive konnte ich mir nach dem Spiel auf dem Weg zum Auto noch selbst machen, als mich ein Polizeihund ohne ersichtlichen Grund ansprang und wohl Appetit auf meinen Arm hatte.
Wer die Fussballkultur der Slowakei sucht, wird sie in der City Arena nicht finden, die liegt wohl irgendwo zwischen den Geschäften im Einkaufszentrum begraben. Traurig aber ist so.
Fotos: Tim Seidenberg