Überfüllte Ränge und kochende Emotionen - Górnik Konin verliert Spitzenspiel und Derby

Überfüllte Ränge und kochende Emotionen - Górnik Konin verliert Spitzenspiel und Derby

Der Samstag vor dem Ostersonntag gehört wie Allerheiligen oder Heiligabend zu den Tagen in Polen, an denen ein äußerst emsiges Treiben auf den Straßen herrscht. Erst das Auto putzen und dann ab mit dem Osterkorb zur Kirche! Dazwischen wird noch Essen zubereitet. So ungefähr sieht das hier jedes Jahr aus. Ostern ist natürlich das wichtigste Datum im Jahr, obwohl Weihnachten weitaus intensiver gefeiert wird. Ebenso ist Ostern auch ein Familienfest. Die Fangruppen in ganz Polen schreiben in den Berichten über die Osterspiele häufig die Phrase, dass alte, schon lange nicht mehr im Stadion gesichtete Gesichter mal wieder auftauchen. An Ostern kommen alle zusammen.

Wenn dann noch ein Spitzenspiel und zugleich noch Derby aufgetischt wird, dann steht einem interessanten Auftakt ins Osterwochenende nichts mehr im Wege. In der Staffel II der 6. Liga von Wielkopolska geht es an der Spitze um die Wurst. Vor dem 18. Spieltag waren Górnik Konin und SMS Ślesin gleich auf, Polonia Golina in Lauerstellung. Es handelt sich hier sogar noch um drei Nachbarn. „Ostersamstag“ wollte Konin die Schmach vom Hinspiel in Ślesin wieder ausmerzen. 3:1 gewann SMS im Sommer.

Wofür SMS steht, weiß ich leider nicht. Konin wurde damals von einem großen Tross begleitet, der mit Autos, Bus, Fahrrad und Boot anreiste. Der Vergleich hinkt zwar etwas, aber Konin verhält sich zu Ślesin wie Berlin zu Potsdam. Ślesin profitiert durch seine äußerst nette Lage am „Seeweg“ nach Kruszwica. Zwischen den Touristen und den Yachten hat SMS Ambitionen, in der kommenden Saison in der höchsten Liga in Wielkopolska mitmischen zu wollen. Das Stadion dafür haben sie.

Konin hat sich nach einer langen Talfahrt wieder gefangen und will auch (zurück) in die 5. Liga. Hier sieht es etwas schwieriger mit dem Stadion aus. Mit dem Sportamt steht man derzeit auf Kriegsfuß, weshalb auch Transparent hing, in dem der Rücktritt des Obersten im Sportamt gefordert wurde. Zudem ist der Anhang sauer auf das Resultat nach dem Umbau der alten Heimstätte, in welcher Górnik Konin wieder spielen soll. Es wurden wohl 12 Millionen Taler ausgegeben, aber eine professionelle Arena ist dennoch nicht entstanden. Die Zustände am Ostersamstag werden noch lange das Gesprächsthema in der Stadt sein. Das Spiel sollte auf dem Trainingsplatz bzw. B-Platz des Paska-Stadions stattfinden. Der Kunstrasenplatz ist lediglich für 200 Zuschauer zugelassen.

Das ist natürlich doof, wenn dann über 500 Leute kommen. Allein der Fanblock zählte schon 180 Köpfe (darunter Unterstützung aus Sompolno und von Ostrovia). Wie klar es war, dass so viele kommen werden, habe ich eingangs beschrieben. Da benötigt man keine Glaskugel. Die 77 Parkplätze waren schnell belegt. Der angrenzende Wald diente schließlich als natürliches Parkhaus. Von überallher strömte das Publikum, in welchem auch viele wieder stolz die Farben des Vereins offen trugen. Die Leute bekamen, sofern sie etwas sehen konnten, ein wildes Spiel geboten.

Konin dominierte stets, kassierte aber Mitte der 1. Hälfte das 0:1 durch Ślesins Omasombo. In Hälfte 2 wurde es hitziger, wovon eine Rangelei auf dem Platz und später eine derbe Platzwunde (Ślesin) zeugten. Jedenfalls glich dann Konin nach einer guten Stunde durch einen Foulelfmeter aus. Die anderen zwei Punkte sollten auch in Konin bleiben. Dann kam es so, wie es kommen musste. 10 Sekunden vor Ende ließ der Ukrainer Tanasiienko die Unterkiefer aller Konin-Fans nach unten klappen – 1:2. Die Älteren werden noch das Spiel von Lautern bei Eindhoven kennen, in dem Mario Basler den Zorn der PSV-Fans auf sich zog, in dem er den Fanblock nach einem Elfer provozierte.

Genau so machte es jetzt auch ein Spieler aus Ślesin, nur etwas dichter am Fanblock. Darüber hinaus gab es auch weit und breit keinen Zaun. Was für eine unbedachte Handlung! Konin ließ sich das nicht bieten und jagte ihm einen Schrecken ein. Blieb nur noch die Frage zu klären, wie sich nun die Mannschaft von Górnik Konin und der Anhang einigen würden. Es wurde um eine sofortige Stellungnahme gebeten. Konins Spieler waren derbe enttäuscht. Es gab schon während des Spiels hitzige Diskussionen mit Nörglern aus dem Publikum. Der Einsatz passte. Das honorierte auch der Fanblock durch Klatschen. Wenn es zurück in Liga 5 gehen soll, dann dürfen weitere Ausrutscher nicht mehr passieren. Die Konkurrenz schläft nicht.

Foto: Michael

Inhalt über Klub(s):
Artikel wurde veröffentlicht am
02 April 2024
Spielergebnis:
1:2
Zuschauerzahl:
500

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