„Hoch soll´n sie leben, hoch soll´n sie leben!“, ertönte es lautstark durch den abendlichen Jahn-Sportpark. „Hier regiert der BFC!“ Sämtliche Spieler ließen sich von den Fans auf der gesamten Gegengerade abklatschen. Der BFC Dynamo hat als Außenseiter den Zweitligisten aus der Mainmetropole bezwungen?! Hätte man denken können, wenn mal rein zufällig dazu gestoßen wäre. Der Einzug in die zweite Runde des DFB-Pokals? Nein, das war nicht der Fall. Auch wenn der BFC Dynamo - vor allem im zweiten Spielabschnitt - durchaus das Zeug dazu gehabt hätte. Gefühlte 40-mal tauchten die Weinroten vor dem Gehäuse des FSV Frankfurt auf, doch selbst beste Möglichkeiten wurden ausgelassen. Der Ball konnte einfach nicht untergebracht werden. Und als Krönchen schoss Rockenbach da Silva in der 63. Minute den fälligen Elfmeter an den linken Pfosten. Wäre der drin gewesen, hätte der Regionalligist mit Unterstützung des Publikums das Spiel gedreht. Sagt das Bauchgefühl. So aber brachte der FSV Frankfurt recht clever das 2:0 über die Zeit, indem man den Gastgeber kommen ließ und selber punktuell weiter brandgefährlich blieb.
Pokalfight mit offenem Visier: BFC Dynamo belohnt sich gegen FSV Frankfurt nicht
Der BFC Dynamo, der im Ligabetrieb auf die dritthöchste Spielklasse schielt, hatte sich gegen den FSV Frankfurt einiges ausgerechnet. Das spürten auch die Fans. Auch wenn fantechnisch das Los hätte schlechter kaum sein können - aus Frankfurt verloren sich rund 100 Fans im überaus geräumigen Gästeblock -, so strömten doch 6.891 Zuschauer in den Jahn-Sportpark. Manch einer hatte bereits vorher auf der auf der Karl-Marx-Allee aufgebauten Biermeile vorbeigeschaut und sich dort fröhlich auf den Pokalabend eingestimmt. Bei tropischen Temperaturen liefen schließlich kurz vor 19 Uhr die Mannschaften auf den sattgrünen Rasen auf. Nur zu gut, dass wenigstens eine leichte Brise wehte. Somit war das Ganze halbwegs erträglich. Jeder Zuschauer durfte zudem ein kleines Tetra-Päckchen Softgetränk mit ins Stadion nehmen. Dass an den Außenlinien Wassereimer aufgestellt waren, versteht sich von selbst.
Mitte der Gegengerade hatte die Fraktion H eine aus weißen und weinroten Fähnchen bestehende schlichte Choreo vorbereitet. Abgerundet wurde das Ganze durch große geschwenkte Fahnen. Mit vor Ort waren befreundete Ultras von Eintracht Trier. Bitter aus Sicht der Berliner: Die letzten Fähnchen wurden noch geschwenkt, als es schon 0:1 stand. Strafstoß für den FSV Frankfurt. Empörung auf den Rängen. Foul oder nicht Foul? Diese Frage bekam man im Laufe des Abends noch häufig gestellt. Kein Foul, meinten die meisten. Zurawski soll aus Sicht des Schiedsrichters den schnellen Golley gelegt haben. Kapllani ließ sich nicht lange bitte und lochte souverän ein. Zu jenem Zeitpunkt hatte das kleine schwarz-blaue Ultra-Häuflein noch gar nicht seine Banner am Zaun befestigt.
Schlimmer hätte es aus Sicht des Gastgebers nicht kommen können. Als Außenseiter gegen den hinten kompakt arbeitenden Zweitligisten einem frühen Rückstand hinterherlaufen zu müssen, ist nicht gerade optimal. Allerdings hatte das rasche Gegentor auch einen positiven Aspekt. Das Visier konnte sogleich geöffnet werden. Kein taktisches Geplänkel. Forsch und mutig ging der BFC Dynamo zu Werke. Die hochkarätigeren Möglichkeiten hatten im ersten Spielabschnitt allerdings die Gäste, die immer wieder brandgefährlich vor dem Gehäuse von Keeper Hendl auftauchten. Die erste richtig fette Möglichkeit hatte Haastrup per Kopf in der 31. Minute. Hübsch anzusehen waren zudem etliche Vorstöße über die linke Seite vom gut aufgelegten Christian Preiß.
Und gerade hatte man das Gefühl, dass der Gastgeber das Ding noch schaukeln könnte, platzte kurz vor der Pause das 0:2 herein. Freistoß für den FSV Frankfurt. Vier Spieler liefen an, den abschließenden Schuss konnte der BFC-Keeper nicht festhalten. Zlatko Dedic war zur Stelle und schob ein. Nachdem „Dieter“ N’Diaye in der 45. Minute über das Gehäuse ballerte, ging es mit dem 0:2 in die Kabinen.
In der zweiten Halbzeit agierte der BFC Dynamo noch mutiger, doch bei Zweikämpfen verhielt sich der FSV Frankfurt recht geschickt. Manch eine Entscheidung des noch jungen Freiburger Schiedsrichters war diskussionswürdig, das Publikum hatte den Schuldigen eh bereits ausgemacht. Mitten in einer spannenden Sturm- und Drangphase, in der es nach dem Anschlusstreffer schnupperte, aber auch der FSV nach Vorstößen prächtige Chancen hatte, zeigte der Schiri auf den Punkt. Elfmeter für den BFC Dynamo. Der Gefoulte trat selber an - und traf wie eingangs erwähnt nur den linken Pfosten. Derbe Sache. Wieder wurde es nichts mit dem ersten Treffer im DFB-Pokalwettbwerb. Nachdem in der Vergangenheit die Partien gegen den SC Freiburg, Arminia Bielefeld, den 1. FC Kaiserslautern und den VfB Stuttgart ohne eigenen Treffer blieben, sollte dies auch an diesem Abend nicht gelingen. Hunderte Kameras waren bereits gezückt. Vom Smartphone bis zur großen Spiegelreflex. Doch aus der orgiastischen Entladung wurde nichts.
Zwar schien nun ein wenig Dampf raus, doch immer wieder kamen die Gastgeber weiterhin vielversprechend vor das gegnerische Gehäuse. Das einzige, was fehlte, war der richtige Abschluss. Und somit blieb es am Ende beim 0:2. Groll und Unmutsbekundungen gab es allein in Richtung Schiedsrichtergespann. Die eigene Mannschaft wurde gefeiert wie ein Sieger. Wenn man den Schwung - sowohl auf dem Rasen, als auch auf den Rängen - mit in das nächste RL-Heimspiel gegen den FC Carl Zeiss Jena mitnimmt, könnte es nach dem 6:2 in Halberstadt vielleicht den nächsten Paukenschlag geben. Man darf gespannt sein.
Fotos: Marco Bertram
Ligen
Benutzer-Kommentare
Aber union ist auch raus....