SV Sandhausen vs. 1. FC Union Berlin: Hübner setzt verrücktem Spiel die Krone auf

Für den Verein aus dem kurpfälzischen Sandhausen geht es nun in die vierte Runde. Nach dem Aufstieg im Frühjahr 2012 konnte der SV Sandhausen bereits drei Spielzeiten in der 2. Bundesliga absolvieren. Allerdings hätte das Abenteuer Zweitligafußball bereits nach einer Saison als Vorletzter vorerst geendet, wenn nicht dem MSV Duisburg aus wirtschaftlichen Gründen die Lizenz entzogen worden wäre. So jedoch konnte sich Sandhausen in der 2. Bundesliga etablieren. Sowohl 2013/14 als auch 2014/15 wurde die Saison als Tabellenzwölfter abgeschlossen. Die drei abgezogenen Punkte wegen Verstöße gegen die Lizenzbedingungen ließen keine Gefahr aufkommen, mit recht ausgeglichener Bilanz wurde das Ganze über die Bühne gebracht. Auch in der laufenden Saison startete Sandhausen mit minus drei Punkten. Mit einem überraschenden 3:1-Sieg bei Eintracht Braunschweig konnten diese jedoch sogleich egalisiert werden.

Für den 1. FC Union Berlin geht es seit dem Jahr 2001 bereits in die zehnte Zweitligasaison. Seit 2009 gehören die Eisernen aus Berlin-Köpenick nonstop der 2. Bundesliga an. In den vergangenen vier Spielzeiten sprang am Ende jeweils ein einstelliger Tabellenplatz heraus (dreimal Rang 7, einmal Rang 9), immer wieder wurde zwischenzeitlich nach oben geschnuppert. Die 1. Bundesliga scheint in Reichweite zu sein. Nachdem sämtliche anderen Vertreter aus der Region Nordost - RasenBallsport Leipzig lassen wir mal außen vor - sich aus der 2. Bundesliga verabschiedet und nun in der 3. Liga ein stimmungsvolles Stelldichein mit massig Ost-Duellen haben, würde es der Fanszene des 1. FC Union überaus gut gefallen, im Fußballoberhaus mal ganz neue Herausforderungen zu haben. 

Die Saison fing für die Eisernen sogleich prima an. Bereits nach fünf Minuten erzielte Benjamin Kessel gegen Fortuna Düsseldorf vor knapp 21.000 Zuschauern das 1:0, am Ende mussten sich die Köpenicker jedoch mit einem 1:1 begnügen. Auf nach Sandhausen, hieß es am gestrigen Sonntag. Rund 650 Kilometer waren auf der Straße zurückzulegen. Pro Strecke, versteht sich. Ein paar hundert Union-Fans hatten sich im Gästeblock eingefunden, insgesamt wollten 4.753 Zuschauer bei sommerlichen Temperaturen diese Partie sehen. Und wahrlich, es gab einiges zu bestaunen. Sieben Treffer, davon fünf im zweiten Spielabschnitt. Los ging´s nach 20 Minuten. Bouhaddouz brachte nach langem Zuspiel von rechts den Ball rein, an der Torraumgrenze stand Andrew Wooten bereit und lochte problemlos ein. 1:0 für die Jungs aus dem Hardtwald! Wooten machte zur Freude Liegestütze, die Union-Abwehr hob indes ratlos die Arme.

Sandhausen wollte in der Folgezeit nachlegen, von den Gästen war indes vorerst wenig zu sehen. Bis zur 41. Minute. Raffael Korte flankte den Ball hoch rein, Maximilian Thiel brachte ihn prima vor das Gehäuse, wo Bobby Wood eigentlich nur reinhauen musste. Allerdings verpasste er und das Leder rollte weiter zu Sören Brandy, der aus recht spitzem Winkel den Ball in die Maschen drosch. 1:1 für Union Berlin. Das kam überraschend! Doch wer dachte, beide Teams würden das 1:1 erst einmal mit in die Kabinen zur Pausenbesprechung nehmen wollen, der sah sich getäuscht. Sandhausen machte Ende der ersten Halbzeit noch einmal Druck und stürmte in Richtung Union-Gehäuse. Die Gäste gaben vor dem eigenen Strafraum den Ball unnötig ab und Bouhaddouz versuchte sich mal sogleich aus der Distanz, doch der Ball ging recht knapp über den Querbalken.

Auf in die zweite Halbzeit, in der richtig was los war! Nachdem in der Pause noch einmal der stark erhitzte Rasen befeuchtet wurde, legten die Berliner sogleich einen Zahn zu. Erst probierte es Dennis Daube von schräg links mit einem Schlenzer, der zur Ecke führte, dann trat Daube selbst eben diese Ecke und schon stand es 2:1 für den 1. FC Union Berlin. Damir Kreilach, im Juni 2013 von HNK Rijeka zu den Eisernen gekommen, war zur Stelle und drückte den Ball über die Linie. 

Richtig Fahrt nahm die Partie schließlich in der 70. Minute auf. Nur eine Minute nachdem Ranisav Jovanovic eingewechselt wurde, ackerte er sich über die linke Seite nach vorn und bediente mustergültig Andrew Wooten, der seinen zweiten Treffer des Tages mit dem Kopf klarmachen konnte. Dann wurde es irre. Der Stadionsprecher gab soeben noch den aktuellen Spielstand durch und das Heimpublikum gab die Antwort, als es plötzlich 2:3 stand. Knapp außerhalb der Strafraumgrenze nahm Kreilach Maß und schlenzte den Ball platziert am rechten Pfosten rein. Gut was los im Gästeblock, der Berliner Anhang war verständlicherweise völlig aus dem Häuschen.

Und vielleicht hätten die Eisernen den Sieg nach Hause geschaukelt, wenn in der 80. Minute der Schiedsrichter nicht auf den Punkt gezeigt hätte. Jovanovic wurde von Benjamin Kessel gelegt, Elfmeter für Sandhausen. Bouhaddouz trat zum Punkt und lochte souverän ein, Union-Keeper Haas hatte auf die andere Seite gesetzt. 3:3 der Stand der Dinge. Und noch war nicht Schluss! Nach einer von rechts getretenen Ecke war Florian Hübner zur Stelle und wuchtete den Ball mit dem Kopf in die Maschen. 4:3 für Sandhausen. Erst zweimal hatte der SV Sandhausen bisher viermal in einer Zweitligapartie treffen können. In Leipzig im Mai 2015 und zuvor beim 4:1 gegen den FC St. Pauli im Februar 2013. Gegen Union ließ Sandhausen nichts mehr anbrennen und brachte die drei Punkte in trockene Tücher. Allerdings war ein ordentliches Portiönchen Glück im Spiel, denn kurz vor Schluss traf Kreilach nur das Gebälk. Eine Punkteteilung wäre unter dem Strich gerecht gewesen.

Wie bereits eingangs erwähnt reist der 1. FC Union Berlin im DFB-Pokal nach Köln, der SV Sandhausen tritt indes beim Bahlinger SC an.

Fotos: Arne Amberg

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