Willkommen in der Oberliga: BSG Wismut Gera nimmt Aufstiegsrecht wahr

BSGDie am 06. März 2015 im Rahmen des 1. Geraer Fußballabends getroffene Aussage war recht ernüchternd. Bei der nach der Lesung („Zwischen den Welten“) stattgefundenen Diskussionsrunde wurde erklärt, dass die BSG Wismut Gera das Aufstiegsrecht in die NOFV-Oberliga nur wahrnehmen werde, wenn am Ende der Saison die BSG Wismut Rang eins belegt. Man werde sich den Aufstieg nicht schenken lassen. Und diese Aussage sei in Stein gemeißelt. Daran gebe es nichts zu rütteln. Nicht jeder im Umfeld der BSG Wismut Gera ging mit der Aussage des Vorstandes konform. Warum nicht auch als Zweiter aufsteigen, wenn der FSV Wacker Nordhausen II nicht nach oben will? Und auch sonst gab es keine Kandidaten, die in der laufenden Saison den Sprung in die Oberliga wagen würden. Somit waren auch die Konkurrenten SV Eintracht Eisenberg, Spielvereinigung Geratal, die SG FC BW Dachwig/Döllstadt und der FSV Martinroda aus dem Rennen.

GeraDer Mannschaft und den Fans war im März nun endgültig klar: Um in Gera endlich wieder Oberligafußball zu haben, muss der erste Platz erobert werden. Und was soll man sagen? Die BSG Wismut legte sich mächtig ins Zeug! Nach einem Hänger im März ging es im April aufwärts. Nach dem 0:1 gegen Martinroda folgte ein 3:0-Erfolg beim FC Union Mühlhausen. In der Woche darauf wurde vor 249 Zuschauern im Stadion am Steg Motor Altenburg mit 4:1 vom Platz gefegt. Die orangefarbene Fanszene machte nun kräftig mobil. So kamen am 18. April über 450 Zuschauer zum Heimspiel gegen den SV Eintracht Eisenberg. Und das Kommen hatte sich gelohnt, mit 3:0 konnte dieses wichtige Duell gewonnen werden. 

GeraEs ging flott weiter: 2:0 beim SV 1879 Ehrenhain, 3:1 gegen die Spielvereinigung Geratal vor 319 Zuschauern, 3:0 beim SV 09 Arnstadt. Da Wacker Nordhausen II gegen Dachwig/Döllstadt mit 0:2 verloren hatte, war Rang eins plötzlich wieder in Reichweite. Es blieb spannend. Nordhausen II kam bei Motor Altenburg nicht über ein 0:0 hinaus, doch zeitgleich verlor Wismut Gera gegen Eintracht Sondershausen vor knapp 300 Zuschauern mit 1:2. Da jedoch das verlegte Spiel bei Borsch 1925 mit 3:1 für sich entschieden werden konnte, blieb Gera weiterhin im Rennen und hatte alles in der Hand. 

Am 25. April stieg schließlich das alles entscheidende Spiel beim Tabellenführer FSV Wacker Nordhausen II. Ein echtes 6-Punkte-Spiel. Alles oder nichts. Was am Ende blieb? Nichts! Die Partie wurde knapp mit 1:2 vergeigt. Der lang ersehnte Aufstieg in die Oberliga wurde verpasst. Aber was heißt verpasst? Aufsteigen könnte die BSG Wismut auch als Zweiter, Dritter oder Vierter der Thüringen-Liga. Wenn da nicht die in Stein gemeißelte Aussage wäre. 

GeraDoch nun die frohe Botschaft! Am Mittwochabend beriet der Vorstand der BSG Wismut Gera mehrere Stunden lang und kam zu dem Entschluss, auch als Nichtmeister das Aufstiegsrecht in die fünfthöchste Spielklasse wahrzunehmen. Die bis dato in Stein gemeißelte Aussage wurde revidiert. Wortwörtlich heißt es in der Erklärung des Vereins:

"Die Oberliga ist viel interessanter geworden. Mit dem FC Carl Zeiss Jena II verbleibt nur noch ein Reserve-Team in der Liga. Mit dem 1. FC Lok Leipzig, Chemie Leipzig und dem VFC Plauen gibt es zudem hoch interessante Gegner. Mit diesen Mannschaften wollen wir uns messen", formulierte Wismut-Präsident Volker Fiedler. "Wir haben nächtelang abgewogen. Der Aufstieg macht Sinn. 2015/16 hätten wir ohnehin nach oben gewollt, doch werden da auch andere Verbandsliga-Mannschaften aufrüsten. Trotz beschränktem Budget gehen wir die Aufgabe an, eine konkurrenzfähige Mannschaft zu formieren. Zudem ist der Aufstieg für Gera eine gute Sache", äußerte sich auch Trainer Rene Grüttner zufrieden mit der im Vorstand einstimmig getroffenen Entscheidung.

Der logistische Aufwand ist für die zentral gelegenen Geraer in der Oberliga eher geringer. "Die Fahrtstrecken werden für uns kürzer. Wir können das stemmen", so Präsident Volker Fiedler. Man will die einmalige Aufstiegschance nicht verstreichen lassen, auch wenn der Etat nur überschaubar wachsen kann. Doch hofft man, in der Oberliga als Traditionsverein auch für alte und neue Partner attraktiver zu werden.  

GeraZuletzt wurde als 1. SV Gera in der Saison 1999/200 in der Oberliga gespielt. Nach dem Abstieg folgte im Jahr 2003 der Insolvenz. In der Bezirksliga wurde als FV Gera-Süd wieder neu durchgestartet, die Farbe Orange war wieder im Vereinsemblem vertreten. Seit 2009 wird schließlich wieder mit altem Namen und altem Logo angetreten. Als BSG Wismut Gera spielte der Verein von 1953 bis 1990 vor allen Dingen in der DDR-Liga (zweihöchste Spielklasse) eine wichtige Rolle. Und nicht nur das, die BSG Wismut nimmt in der Ewigen Tabelle der DDR-Liga vor der SG Dynamo Eisleben und der BSG Stahl Eisenhüttenstadt den ersten Platz ein. In 36 Jahren absolvierte Gera ganze 959 Partien in der 2. Liga der DDR. 444 von ihnen konnten gewonnen werden, 253-mal ging man als Verlierer vom Platz.

GeraStichwort DDR. In der kommenden Oberliga-Saison dürfte man auf alte Bekannte treffen. So zum Beispiel auf die BSG Chemie Leipzig, die in der Sachsenliga ebenso auf Aufstiegskurs ist. Letztmalig wurden 1966/67 in der DDR-Oberliga die Klingen gekreuzt, in der DDR-Liga gab es Ende der 80er Jahre etliche Duelle. Ebenso traf man in den 70ern und Anfang der 80er in den Aufstiegsrunden zur Oberliga öfters aufeinander. So bevölkerten 18.000 Fußballfreunde am 01. Mai 1983 das Stadion der Freundschaft. Chemie Leipzig konnte dieses Spiel mit 2:0 für sich entscheiden. 

GeraEventuell könnte es 2015/16 auch Duelle mit dem 1. FC Lokomotive Leipzig geben. Sollte die Loksche in der Relegation gegen den Tabellendritten der Nordstaffel nicht gewinnen, würde auch diese die Visitenkarte in Gera abgeben. Zuletzt geschah dies am 10. Dezember 1977. Vor 5.000 Zuschauern behielten die Jungs aus Probstheida mit 5:1 ganz klar die Oberhand. Weitere Gegner werden in der kommenden Saison unter anderen der VFC Plauen, der FC Eisenach, der VfL Halle 1896 und der SV Schott Jena sein.

GeraEinziger Wermutstropfen für die Orange-Schwarzen: Gespielt werden muss vorerst im eher ungeliebten Stadion der Freundschaft. Im heimischen Stadion am Steg stehen in der nächsten Saison umfangreiche Baumaßnahmen zur Beseitigung der Hochwasserschäden an. Sei es, wie es sei: Die Entscheidung des Vorstandes, das Aufstiegsrecht wahrzunehmen, ist goldrichtig. Wer weiß, wann das nächste Mal die Chance da sein wird, den Sprung nach oben zu packen und dort auf solch lukrative Gegner zu treffen. 

Fotos: Beate Pauli, Marco Bertram, Glenn Dawson, Danny N.

> zur turus-Fotostrecke: BSG Wismut Gera

Artikel wurde veröffentlicht am
05 Juni 2015

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3 Kommentare
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K
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Eine richtig gute News. Hoffe nur das die andere BSG den Aufstieg auch packt ...
Das Spiel bei International wird hart.
G
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Willkommen zurück in der OL!
G
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