Stürmische Zeiten in Vorpommern: Vereine kämpfen ums blanke Überleben

Ohne Ehrenamt geht gar nichts mehr! „Man hangelt sich so durch“, meint Frau Stübs, die Kassenwartin des VSV Lassan. Der VSV Lassan spielt aktuell in der 10. Liga im Kreis Vorpommern. Das vorherige Heimspiel fiel ins Wasser, da man nicht antreten konnte. Wer kann, der setzt in der Kreisliga schon alles an Jugend ein, was geht. Das Problem ist bekannt und allgegenwärtig. Die Leute können nicht in der Region gehalten werden - so schön sie auch sein mag. Den ehemals vorwiegend landwirtschaftlich genutzten Gebieten  werden zu große Steine in den Weg gelegt. Darunter leidet natürlich auch der Sport. Wir schreiben das Jahr 2015 und es gibt im ganzen Land Mecklenburg-Vorpommern keine A-Jugend-Kreisliga mehr!

Ohne das Ehrenamt wäre hier sowieso schon der Ofen aus. Das merkt man sofort. Der Kassierer ist gleichzeitig der Ordner und verkauft nebenbei noch die Bockwürste. Zwischenzeitlich ist die Kasse nicht besetzt, wodurch die erwähnte Frau sich scherzhaft zu einem „Ey, die Kasse ist weg!“ in Richtung des Bockwurstverkäufers hinreißen lässt. Hier muss man viel mit Humor nehmen. Es müssten auch heute wieder um die 50 Zuschauer gewesen sein. Frau Stübs kennt noch die Zeiten, als hier locker dreistellige Werte erreicht wurden. Ein Euro wird verlangt, um den Schiedsrichter zu bezahlen. Eintrittskarten - leider Fehlanzeige. Es ist nicht verpflichtend, doch gehört es eigentlich irgendwie zum guten Ton ein Kärtchen anzubieten. „Hier gibt es nie welche“, heißt es. 

Nun wird wahrscheinlich der Verein in 100 Jahren einmal von einem Sammler besucht werden, was nun ausgerechnet heute sein musste. Aber auch das ist kein Problem. Die Kassenwartin schickt mal schnell die Tochter mit dem Fahrrad los, um einen Stempel zu holen. In der zweiten Halbzeit wird dann ein kleines Zettelchen überreicht. Der Volkssportverein macht seinem Namen alle Ehre! Hier wird noch authentischer Fußball mit Herz gelebt. Abseits des Platzes spielt der Nachwuchs des VSV ein „Dortmund“ gegen „Schalke“ der realitätsfernen Bundesliga nach – wie abstrakt. Die Vorbilder müssten doch eigentlich eher im eigenen Verein gesucht werden. 

Heldenhaft geht es auch auf dem Platz zu. Aus einem 0:2 macht Lassan sogar noch ein 2:2. Die Gruppe der Zuschauer, die im Gegensatz zu den vielen Herren im gesetzten Alter doch etwas jünger ist, lässt sogar noch ein paar Schlachtrufe los. Die Tribüne klatscht. Auch weitere Vereine in der Umgebung setzten sich ein kleines Tribünchen hin, um den Zuschauern Schutz vor ungemütlichem Wetter zu bieten. Es wirkt alles so idyllisch, wenn man nicht wüsste, wie die kleinen Vereine tagtäglich ums Überleben kämpfen müssen. Es wird berichtet, dass vor einem Heimspiel im Herbst die alte Pappel dem Wind nicht standhalten konnte und auf’s Gelände stürzte. Mit solchen Problemen kann man hier zusätzlich noch konfrontiert werden. 

Dazu kam in der Vergangenheit noch eine schlechte Berichterstattung über die Kleinstadt am Peenestrom (ca. 1.300 Einwohner), deren Altstadt sehr ordentlich und hübsch zurechtgemacht daherkommt. Die Freundlichkeit der Leute und die Bausubstanz laden hier wirklich auch so zu einem Besuch außerhalb eines Fußballspiels ein. Kleine Mängel lassen sich in jeder Stadt finden. Auch hier ist mal ein Haus nicht bewohnt, wohingegen es in manchen Gegenden Deutschlands nun wirklich katastrophal aussieht, an einer Laterne fehlt das wichtigste Teil und am Rande des Hafens liegt ein altes Schiffswrack, was die ganze Sache doch wieder interessanter erscheinen lässt. Der Wellengang ist heut etwas höher und das Schilf wiegt sich im Wind, welcher an diesem Nachmittag über die Peene-Wiesen weht. 

Der VSV wird wahrscheinlich in dieser Saison noch einmal sicher den Heimathafen erreichen. Ob der Klassenerhalt auch im nächsten Spieljahr gepackt werden kann, steht noch in den Sternen. Im Prinzip hofft man nur, noch irgendwie antreten zu können! Andere Vereine in der Region mussten bereits die Segel streichen. Wir bleiben natürlich am Thema dran.

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