2:1 gegen RB Leipzig! Leidenschaftliches Publikum treibt Union zum Sieg

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MB Updated 17 Juli 2017
2:1 gegen RB Leipzig! Leidenschaftliches Publikum treibt Union zum Sieg

UnionEs war eines jener Spiele, das man erst einmal setzen lassen musste, bevor man sich an den Rechner setzt und auf die Tastatur einhackt. Der brachiale Wechselgesang „Eisern! – Union!“ dröhnt einem noch immer im Ohr. Als man am Sonntagnachmittag nach dem Spiel gegen RasenBallsport Leipzig den Innenraum des Stadions An der Alten Försterei verließ, merkte man erst einmal, wie laut es phasenweise gewesen sein musste. Ein leichtes Pfeifen im Ohr ließ vermuten, dass die Dezibel-Zahl beeindruckend war. Wie kann man – zumindest sportlich – den selbst ernannten Roten Bullen des Leipziger Brauseklubs Einhalt gebieten? Die Fans des F.C. Hansa Rostock hatten es im vergangenen Herbst beim Auswärtsspiel eindrucksvoll unter Beweis gestellt. Das eigene Team muss nach vorn gepusht werden. Das Adrenalin muss sprudeln, die Mannschaft muss dazu motiviert werden, auch das letzte Quäntchen Energie aus sich herauszuholen. Und wenn dann am Ende ein Sieg zu Buche steht – dann wurde alles richtig gemacht.

UnionAlles richtig gemacht hat mit Sicherheit auch die Anhängerschaft des 1. FC Union Berlin. Die ersten 15 Minuten wurde ein klares Zeichen gesetzt. Ein Zeichen gegen Vereinskonstrukte wie RasenBallsport Leipzig. Nach Ablauf der Viertelstunde folgten ein farbenfrohes Chaos-Intro mit reichlich Konfetti und ein Support erster Güte. Waldseite und Gegengerade brüllten sich phasenweise wie in einen Rausch. Und dann wurde es so laut, dass sprichwörtlich die Heide wackelte und die Augen feucht wurden. Oder halt die Ohren ein wenig piepsten. Aber halt, drehen wir die Uhr noch einmal zwei Stunden zurück. Und zwar auf 11:45 Uhr!

RBVor einigen Wochen wurde gemunkelt, dass RB-Fans das Spiel in der Alten Försterei boykottieren würden. Davon war allerdings recht bald nichts mehr zu hören. Die RasenBallsport-Gemeinschaft wollte anreisen – und das äußerst zahlreich. Rund 2.000 Leipziger wollten sich auf den Weg nach Berlin-Köpenick machen. Mit zahlreichen Bussen und mit der Bahn. Allerdings gab es keinen Sonderzug, nur eine geschlossene Fahrt mit dem WE-Ticket. Am S-Bahnhof Spindlersfeld sollten sich Zug- und Autofahrer treffen, um gegen 12:30 gemeinsam in Richtung Stadion zu marschieren. Shuttle-Busse wurden nicht eingesetzt, das wurde bereits im Vorfeld bekanntgegeben. Ein Spaziergang über die Brücke stand an – mit Blick auf die Spree bei recht angenehmer Witterung.

RBDass die Hauptstraße vor dem Stadion von der Polizei abgesperrt wurde, versteht sich von selbst. Manch einem schwollen die Zornesadern. „Wozu kauft man für viel Geld ein VIP-Ticket inklusive Parkplatz vor der Haupttribüne, wenn man diesen nicht erreichen kann?“, echauffierte sich ein Mann, der über die Gleise lief und den Polizisten zur Rede stellen wollte. „Dann müssen sie halt früher zum Stadion fahren. Das kennen sie doch, oder?“, gab es als Antwort zu hören. Es war nichts zu machen. Die Straße blieb frei für die zahlreichen Busse der Gästefans. Doch bevor diese geschlossen anrollten, traf der Marsch der Zug- und Autofahrer ein. Begleitet von zahlreichen Einsatzkräfte. „Hurra, hurra, die Leipziger sind da!“, ertönte es aus der ersten Reihe. „Schalalala, scheiß Union Berlin …“ Durchaus selbstbewusst marschierte die Truppe die Straße entlang und winkte den wenigen vor Ort befindlichen Berlinern fröhlich zu. Ganz vorn eine recht sportliche Fraktion mit schwarzen Jacken und einem doppelten Messe-M auf der Brust, dahinter eine Mischung aus allem. Mutter, Vater, Kind und Kegel.

RB„Wir sind Saxy!“, war auf einem der Busse zu lesen. Auf einem anderen waren Blümchen und Teddybären geklebt. Witzigerweise war dies der Bus, in dem der Alkoholpegel am höchsten gewesen zu sein schien.  Grölend schlugen die „Leipzig Fanatics“ gegen die Scheiben. Oha, das war in der Tat ein Ansatz echter Fußballatmosphäre. Könnte RasenBallsport Leipzig schon bald ein Klub sein, bei dem man auswärts fröhlich die Sau rauslassen kann? Ganz nach dem Motto „Lassen wir es laufen!“ und „No one likes us – we don´t care!" Interessant auf jeden Fall, dass bei jüngeren Fans meist nur etwas von „Leipzig“ zu hören und lesen war. Klar, nicht wenige trugen brav ein RB-Trikot, doch eine gewisse Anzahl grenzt sich optisch ab und spricht auch sonst eine andere Sprache. Da wird mit Schmackes schon mal die Faust gehoben oder der Stinkefinger gezeigt. „Ohne Leipzig wär hier gar nix los!“ Mit flotten Schritten ging´s zum Gästeblock. Noch 30 Minuten bis zum Anpfiff.

RBIm Stadion war aufgrund der Protestaktion des heimischen Publikums anfangs nur der Gästeblock zu vernehmen. Und wieder ein „Hurra, hurra, die Leipziger sind da!“ Recht weit vorn am Zaun hatte sich das aktive schwarze Häuflein versammelt. Beim Einlaufen der Mannschaften wurden schließlich die Schals hochgehalten und bunte Luftballons präsentiert und anschließend zum Platzen gebracht. Auf Heimseite dagegen ein gespenstisches Schwarz. Tausende schwarze Überzieher wurden vor dem Stadion verteilt, zudem war keine einzige Zaunfahne ausgerollt. „In Leipzig stirbt die Fußballkultur!“, stand stattdessen weiß auf schwarz auf der Waldseite geschrieben. Klare Botschaften einmal ringsherum. Den Gästeblock mal ausgenommen. Dort wurde ein „Einmal Leipzig, immer Leipzig, hey, hey!“ gerufen. Verdammt noch mal, fragten sich nicht wenige. Warum stehen dort nicht die Fans des 1. FC Lokomotive Leipzig oder der BSG Chemie Leipzig!? Wie konnte das in der Messestadt soweit kommen?

unionNach 15 Minuten gespenstischer Stille wurden die letzten Sekunden heruntergezählt und es folgte das eingangs erwähnte Chaos-Intro. Konfetti. Arme hoch. Die Zaunfahnen und Banner wurden von Helfern ausgerollt. Das Publikum zeigte nun, was es heißt, für echte authentische Fußballatmosphäre zu sorgen. Auf dem Rasen gab es indes einen flotten Schlagabtausch. Ganz gewiss hatten die Gäste die reiferen Spielansätze, doch die Hausherren machten dies mit Einsatz, Willen und Kampf locker wett. Hochkarätige Tormöglichkeiten blieben jedoch in den ersten 45 Minuten aus. Vor 21.366 Zuschauern gab es diese auch im zweiten Spielabschnitt nicht en masse, sehenswert war das Spiel allerdings zu jedem Zeitpunkt. Zumal es die eine oder andere hitzige Situation gab.

UnionIn der 70. Minute dann der große emotionale Ausbruch. Nach einem Freistoß von Köhler konnte Sebastian Polter mit dem Kopf den Ball präzise aufs Gehäuse drücken. RB-Keeper Bellot sah beim aufsetzenden Ball nicht wirklich gut aus und ließ diesen in die Maschen springen. 1:0 für Union! Das Stadion stand Kopf. Nachdem bei den Leipzigern zwei neue Spieler aufs Feld kamen, gelang auch ihnen ein Treffer. Sieben Minuten nach der Berliner Führung konnte Poulsen den Ball über den Union-Keeper hinweg ins Tor heben. Freudiges Ausrasten nun im Gästeblock. Man hätte vermuten können, dass nun die Partie kippen und RB noch einmal nachlegen würde. Allerdings lief aus Heimsicht alles perfekt. In der 83. Minute bekam Polter von Schönheim den Ball zugespielt, Sekunden später zappelte dieser im Netz. 2:1 für die Eisernen. Und dabei blieb es auch. An diesem Tag konnte ein Traditionsverein dem finanzstarken Emporkömmling Paroli bieten und ihn selbst auf die Hörner nehmen. Dass der erste Saisonsieg frenetisch gefeiert wurde, versteht sich von selbst.

RBNach dem Spiel wurde der Gästeanhang wieder zu Fuß zum S-Bahnhof Spindlersfeld gebracht. Und wieder war es erstaunlich, wie forsch und selbstbewusst sich einige jüngere RB-Anhänger präsentierten. Man darf gespannt sein, wo die Wege hinführen werden. Vor allem, wenn es eines Tages zum Aufeinandertreffen mit den richtig großen Fanszenen in Gelsenkirchen, Köln und Frankfurt kommen wird. Gehobene Stinkefinger hinter Polizeiketten machen sich generell nicht gut. Wenn man Anhänger von RasenBallsport Leipzig ist, schon mal gar nicht …

Fotos: Felix, Marco Bertram

Zur Fotostrecke: 1. FC Union Berlin

Zur Fotostrecke: RasenBallsport Leipzig

Artikel wurde veröffentlicht am
22 September 2014
Spielergebnis:
2:1
Zuschauerzahl:
21.366
Gästefans
2000

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Inhalt über Liga
2. Bundesliga

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G
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Sollen wir uns von den sogenannten "echten" Fans alles gefallen lassen?
Fans, die sich hinter ausgehöhlten "Traditionsvereinen" verstecken und heuchlerisch von Mitbestimmung faseln? Und uns was vorschreiben wollen?
Vergesst es!
R
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Ob die ohne Cops auch noch so hübsch gewunken hätten? An dem Bus hätten sich dann bestimmt auch nen paar Berliner gefunden die mal von außen klopfen.
G
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Ich versteh nicht, weshalb die Typen schon so einen großen Rand haben. Hörte ich auf dem Video irgendwas von "Pyrotechnik ist kein Verbrechen!"? Was für ein Irrsinn! na ja, mal schauen.
*
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Gut gemacht! Hübsch die Ratten aus dem Forst verjagt!
S
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G
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