BFC Dynamo holt in Halberstadt den zweiten Dreier

„Scheiß Spiel. Not gegen Elend!“, muffelten die einen. „War doch ne prima Leistung, war nen souveräner Sieg!“, meinten die anderen. Fakt ist, der BFC Dynamo hatte im Friedensstadion des VfB Germania Halberstadt einen klaren, unter dem Strich ungefährdeten 3:0-Sieg eingefahren. Allerdings ließ der Erfolg keine rechte Euphorie bei den Berlinern aufkommen. Es war halt ein unspektakulärer Sieg vor einer eher unspektakulären Kulisse. 1.021 Zuschauer hatten sich am Sonntagnachmittag auf den Rängen eingefunden. Rund 400 von ihnen waren aus Berlin angereist und fanden auf dem mit Gras bewachsenem Hang des Gästeblocks ihren Platz. Die Tour in den Vorharz hatte in der Tat nicht allzu viele BFC-Fans hinter dem Ofen hervorgelockt. Und ja, nach einer brisanten Regionalliga-Partie schnupperte es nicht. Im heimischen Block A versuchten rund 15 Germania-Fans etwas Stimmung zu verbreiten, auf der Haupttribüne maulten ein paar Rentner und im Gästebereich herrschte phasenweise auch eher Kaffeefahrt-Atmosphäre.

Auf dem Rasen legte zu Beginn des Spiels der VfB Germania eine Portion mehr Einsatz in die Waagschale. Wer daheim den favorisierten 1. FC Magdeburg nach Rückstand mit 4:2 schlagen konnte, wird doch auch den Aufsteiger aus Berlin-Hohenschönhausen bezwingen können?! Zumal der BFC Dynamo zuletzt daheim sowohl gegen die U23 von Hertha BSC und die U23 des 1. FC Union Berlin empfindliche Niederlagen wegstecken musste. Allerdings überließen die Berliner nur in den Anfangsminuten den Halberstädtern das Feld, bereits nach sechs Minuten kam Christian Preiss zu einer ersten schmucken Möglichkeit, doch der Schuss ging direkt auf Germania-Keeper Pascal Nagel.

In der 12. Minute ballerte dann BFC-Stürmer Andis Shala den Ball aus recht kurzer Distanz meilenweit über das Gehäuse. Das war zum Hände über den Kopf schlagen. „Ja, der Ball, der muss ins Tor …“, ertönte es aus dem Gästeblock. Shala mit der Seuche am Fuß? Dem Tor näherte er sich nur eine Minute später. Nach weiter Hereingabe von der rechten Seite köpfte er sehenswert auf das Gehäuse, doch mit einer Parade lenkte Pascal Nagel den Ball über die Latte. Der BFC nun am Drücker. Mit Erfolg. In der 26. Minute nahm Philip Saalbach aus der zweiten Reihe einfach mal Maß und haute das Ding unten rechts rein. VfB-Torwart Nagel streckte sich vergeblich, 1:0 für die Weinroten. Jubel bei den Berliner Fußballfreunden, ein Böller detonierte auf der Tartanbahn.

Nach 35 Minuten dann die dicke Chance zum Ausgleich für die Halberstädter. Nach einer Ecke von links wurde der Ball mit Wucht an den rechten Pfosten geköpft. Und dann wurde es doch etwas hitzig. Während aus dem Gästebereich ein „Wir fahr´n nach Haus und ihr müsst hier wohn´n!“ ertönte, meckerte und schimpfte manch ein älterer Halberstädter auf der Sitzplatztribüne wie ein Rohrspatz. „BFC, äh, bäh, interessiert doch keinen!“ Nachdem die Hausherren in der Nachspielzeit der ersten Halbzeit noch einmal die Möglichkeit zum 1:1 auf dem Fuß hatten, ging es mit der knappen Berliner Führung zum Pausentee in die Kabinen oder zu Käffchen und Kuchen ins Restaurant der neuen Haupttribüne.

Zu Beginn der zweiten Halbzeit musste BFC-Kapitän Björn Brunnemann passen und verletzt das Spieldfeld verlassen. Für ihn kam Kevin Gutsche ins Spiel. Nachdem nach einigen Nicklichkeiten zwei, drei VfB-Spieler auf den Rasen fielen, ertönte es aus dem Gästeblock bei jeder Ballberührung der Hausherren immer wieder: „Auuuua! Auuuua!“ Der Stimmungspegel stieg langsam. Aus der Kaffeefahrt-Atmosphäre wurde nun doch langsam eine durchschnittliche Fußballauswärtsfahrt-Atmosphäre. Noch besser wurde diese, als nach knapp einer Stunde Andis Shala endlich seinen ersehnten Treffer erzielte. Nach Vorlage von der rechten Seite brauchte er allerdings nur ins verwaiste Tor einzuschieben. 2:0 für die Berliner. Die drei Punkte waren so gut wie sicher in trockenen Tüchern. „Wir woll´n euch kämpfen seh´n!“, war nun aus dem heimischen Block A der Ultras Halberstadt zu vernehmen.

Daraus wurde jedoch nichts. Der BFC Dynamo ließ nichts mehr anbrennen. Szenenapplaus in der 70. Minute nach einem Hackentrick-Zuspiel von Shala. Von Halberstadt kam nichts mehr. Nach Belieben konnten die Gäste nun das Spiel abspulen. Und nicht nur das. Fünf Minuten vor Schluss kam auch der eingewechselte „Dieter“ N’Diaye noch zu seinem Treffer, mit dem Kopf machte er das 3:0 für die Berliner und machte somit endgültig den zweiten Saisonsieg des Aufsteigers klar.

Hoffnungsvoll kann der BFC Dynamo nun auf das mit Spannung erwartete Regionalliga-Duell gegen den SV Babelsberg 03 schauen. 1.000 plus X – so lautet die Vorgabe der Anhängerschaft aus der Filmstadt. Von Boykott – wie es ihn einst zu früheren Oberligazeiten gab – keine Spur. Der Gästeblock des Jahn-Sportparks wird am Samstag gut gefüllt sein. Und somit ist dieses Spiel das erste Ligaspiel des BFC Dynamo seit etlichen Jahren, bei dem es einen stimmungsvollen Gästeblock geben wird.

Fotos: Marco Bertram

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