Wenn der SK Rapid in die Provinz „einfällt“

Ja, Belgrader Derby schön und gut, aber eines meiner liebsten soziokulturellen Phänomene ist es, wenn Rapids Hauptstadtmob in die Provinz einfällt. Sportlich elegante Herrschaften unter dem Einfluss sämtlicher bewusstseinserweiternden Substanzen treffen auf schockierte Erziehungsberechtigte, die gar nicht wissen, ob sie ihren Sprösslingen zuerst Augen oder Ohren zuhalten sollen. 

Ziel der Ausflugsfahrt der urbanen Meute war dieses Mal das beschauliche Hartberg in der Steiermark. Ein 7.000-Seelen-Dorf auf der einen, und Ottakring-Multikriminell auf der anderen Seite – ein Traum für jede Milieustudie!

Wachgeküsst von zirka 800 Gästefans entwickelte sich im Umfeld des Stadions dann zumindest ein bisschen so etwas wie Leben. Das Stadion ist eher ein besserer Sportplatz, ergänzt durch zwei Stahlrohrtribünen. Was in Hartberg wirklich überzeugt, ist das Essen. Wenn die Verständigung dann mal geglückt ist, (selbst die Tatsache, seit zehn Jahren den Lebensmittelpunkt in Wien zu haben, war nur bedingt hilfreich, um dechiffrieren zu können, was der freundliche Verkäufer denn tatsächlich von mir möchte) kommt man in den Genuss einer wirklich überzeugenden Käsekrainer. Welch wohltuende Abwechslung zu dem Systemgastronomiezeug, den man anderswo vorfindet.

Auf den Rängen nahmen die Rapid-Fans fast die komplette Längsseite ein. Ein Statement. Eine Machtdemonstration. Zum Einlaufen gab es dann eine perfekt durchgeführte Choreo zu sehen. Ein maskierter Rapid-Hool, der die Richtung für Fans und Mannschaft vorgab: Forza Rapid!

Ich persönlich bin kein ausgemachter Rapid-Fan, aber vor dem was dort bei jedem Spiel gezeigt wird, muss man einfach den Hut ziehen. Schöne melodische Lieder, Pyro, Fahnen, Schals, Doppelhalter - am Block West kann man sich nicht satt sehen oder hören.

Als Kontrast dazu gab es Einheimischen, die dem Geschehen im Auswärtsblock mit einer Mischung aus Unverständnis und Bewunderung begegneten. Was erblickte das Auge? „Der Ane duat jo nua dirigiern.“ Gemeint war wohl der Capo der Ultras Rapid. „Wos steht do auf den Leiberl? – Kennzeichnung für Polizisten?? – Wos soi des?“ Nun denn, die Lebenswelten könnten wohl kaum unterschiedlicher sein.

Auf dem Rasen tat sich der SK Rapid indes recht schwer mit den Hausherren. Vor insgesamt 5.017 Zuschauern in der PROfertil Arena ging Rapid Dank des Eigentores von Luckeneder in der 40. Minute mit 1:0 in Führung. Unmittelbar vor dem Pausenpfiff konnte Rep den Ausgleichstreffer für Hartberg erzielen. In der 74. Minute machte Luckeneder seinen Fehler aus der ersten Halbzeit wieder gut und machte mal eben das 2:1 klar. In der dritten Minute der Nachspielzeit rettete schließlich Kara dem SK Rapid einen Punkt. 2:2 lautete der Endstand, nach 20 Spieltagen ist Rapid mit 12 Punkten Rückstand auf Tabellenführer LASK auf Rang drei zu finden. Der TSV Hartberg steht aktuell auf Rang acht.

Bericht: Wochenendpöbler

Fotos: Wochenendpöbler

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