Six Day Berlin: Sprinterinnen und Sprinter begeistern das Publikum

BM Updated 30 Januar 2018
Six Day Berlin: Sprinterinnen und Sprinter begeistern das Publikum

Die Montagnacht, in diesem Jahr als „After Work Party“ tituliert, bringt in der Regel immer eine gewisse Vorentscheidung auf den Ausgang des Rennens. Aber nicht nur die Rennfahrer sind mit sportlichen Topleistungen gefordert, vielmehr erwartet man in diesem Jahr im Velodrom eine große Party, wie sie die Veranstalter namentlich ausgerufen haben. Von großer Party konnte trotz deutscher Schlagermusik, die derzeit eigentlich „in“ ist, zwar nicht unbedingt die Rede sein, aber der Ansatz war zumindest nicht verkehrt und sollte durchaus wiederholt werden. Vielleicht eignet sich dafür ein Freitag oder Samstag mehr dazu, denn da war die Halle sehr gut gefüllt, während am vorletzten Tag der Six Day Berlin die Zuschauerränge doch einige Lücken aufwiesen. Die Stimmung war dennoch sehr gut und so blieben auch einige Highlights nicht aus, für die die Sechstagefahrer mit tollen sportlichen Leistungen sorgten.

Sprint

Ein Novum beim Berliner Sechstagerennen bieten die vier Sprinterinnen, die allesamt von der Atmosphäre in der Halle begeistert sind. Wir haben am vorletzten Tag mit allen ein kurzes Gespräch geführt und dabei einige interessante Dinge erfahren. Zunächst war es die mehrfache Spanische Meisterin im Sprint und Keirin Helena Casas, mit der wir einige Worte wechselten und die in ihrem Heimatland im Kurzzeitbereich derzeit die Spitzenposition einnimmt. Die 29-jährige Helena Casas hat als bislang größte Erfolge die Vize-Europameisterschaft sowie zwei Weltcupsiege jeweils im Teamsprint im Jahre 2016 aufzuweisen.

Casas

„Ich habe in der Schule meines Vaters mit sechs Jahren mit dem Radsport begonnen und bin dort einem Radsportclub beigetreten. Nach den Europameisterschaften im letzten Jahr bin ich zum zweiten Mal in Berlin und liebe diese Stadt, die ich mit meiner Familie im vergangenen Oktober ein bißchen näher kennenlernen durfte. Es ist mein Ziel Ende Februar bei der Weltmeisterschaft in Apeldoorn das 500 m Zeitfahren, den Teamsprint mit Tania Calvo und das Keirinrennen zu bestreiten. Die größten Chancen auf eine gute Platzierung werden wir wohl im Teamsprint haben, wo mindestens Platz sieben möglich sein sollte“, gab die sehr sympathisch daherkommende Spanierin zu verstehen.

Sara

Die jüngste im Teilnehmerfeld der Sprinterinnen ist die Tschechin Sara Kankovska, deren Lieblingsdisziplin das Keirinrennen ist, wo sie bei den Juniorinnen 2016 sowohl Europa- als auch Weltmeisterin wurde. Es ist jetzt ihr erstes Jahr bei den Frauen und da gibt sie sich noch bescheiden hinsichtlich ihrer weiteren Entwicklung. „Ich hoffe, dass ich bei der kommenden Weltmeisterschaft in Apeldoorn am Start sein kann, allerdings werde ich dann dort nur das Keirinrennen bestreiten“, erzählte uns das hoffnungsvolle Talent, das aus einer Radsportfamilie stammt. Ihre Zwillingsschwester Ema ist zum Beispiel aktuelle Tschechische Meisterin im Madison mit Lucie Hochmann und ist mehr auf den Ausdauerbereich fokussiert. „Mein Vater ist hier in Berlin als Mechaniker an meiner Seite“, fuhr sie fort und so erfuhren wir noch, dass dessen Bruder der bekannte Profi Alois Kankovsky ist, der hier in Berlin als Starter im Sechstagefeld vorgesehen war, aber krankheitsbedingt absagen musste. 

welte

Zu den seit Jahren mit Weltklasseleistungen aufwartenden deutschen Kurzzeitathletinnen zählt Miriam Welte, die als Olympiasiegerin im Teamsprint 2012 und dem Gewinn der Bronzemedaille in der gleichen Disziplin 2016 derzeit in bestechender Form ist und ihre dritten Olympischen Spiele im Auge hat. Darüber hinaus ist sie fünfmalige Weltmeisterin im Teamsprint (3) und 500 m Zeitfahren (2) und mehrfache Europa- und Deutsche Meisterin. „Wir freuen uns sehr, hier in Berlin bei diesem phantastischen Publikum fahren zu dürfen und haben eine Menge Spaß dabei. Es ist nicht mehr so lang hin bis zu den Olympischen Spielen und darauf richte ich noch einmal meinen Focus. Vorher will ich bei der Weltmeisterschaft im 500 m Zeitfahren und im Teamsprint dabei sein, wobei der Bund Deutscher Radfahrer (BDR) entscheiden muss, in welcher Formation wir dort antreten werden, denn auch Pauline Sophie Grabosch meldet natürlich Ansprüche an“, ist sich die sehr umgängliche Miriam Welte durchaus bewusst, dass noch ein hartes Stück Arbeit vor ihr liegt.

Vogel

Eine Ausnahmeathletin ist Kristina Vogel, ihres Zeichens u.a. zweimalige Olympiasiegerin im Teamsprint und Sprint und 9-fache Weltmeisterin. Sie stellt derzeit das Nonplusultra im weiblichen Kurzzeitbereich dar, hat einen unbändigen Siegeswillen und steht darüber hinaus den vielen Medienvertretern immer freundlich zu Interviews zur Verfügung. Eine Ausnahmeerscheinung, die es längst verdient hätte, einmal zu Deutschlands Sportlerin des Jahres gewählt zu werden. Auf eine entsprechende Frage des Unterzeichners gab sie zur Antwort: „Natürlich wäre es eine tolle Auszeichnung für mich, aber es gibt in Deutschland so viele herausragende Sportlerinnen, die diese Ehrung auch verdient hätten. Mit dem 4. Platz bei dieser Wahl kann ich durchaus leben und richte mein Augenmerk eher auf weitere Titel im Radsport. Dementsprechend steht der Formaufbau für die Weltmeisterschaft Ende Februar an erster Stelle, wo ich natürlich den ein oder anderen Titel anstrebe. Die Konkurrenz ist stark und so ist auch ein gewisser Druck vorhanden“, teilte sie uns mit, deren Siegeswillen ungebrochen ist, um als erfolgreichste Bahnradsportlerin aller Zeiten in die Radsportgeschichte einzugehen.

levy und Bötticher

Erwähnenswert am vorletzten Tag war noch eine kurzfristig einberufene Pressekonferenz mit dem BDR-Präsidenten Rudolf Scharping, in der über die Nachwuchsförderung des BDR in Kooperation mit dem Sechstageveranstalter und den Ausrichtern des Velothon Berlin gesprochen wurde.  So soll es in Berlin eine Serie von Veranstaltungen geben, in denen es zur Austragung von Rennen mit Laufrädern kommen soll, um die jüngsten Kids an den Radsport heranzuführen. Der Auftakt hierzu erfolgte am Familiensonntag im Velodrom, als fünf Kids vor begeistertem Publikum eine halbe Runde absolvierten. Ein Thema war auch der sensationelle Auftritt des Stefan Bötticher hier im Velodrom, um dessen Starterlaubnis für die kommende Weltmeisterschaft der BDR eine Sondergenehmigung beim Weltverband UCI beantragt hat, da er aufgrund seiner langwierigen Verletzung nicht genügend UCI-Punkte sammeln konnte. Einen Start in Apeldoorn hätte der Topsprinter allemal verdient!

Koch und Levy

Zum sportlichen Teil des vorletzten Tages sei nur soviel erwähnt, dass es ein spannendes Steherrennen um den Sieg gab, den Franz Schiewer als Europameister hauchdünn vor Reinier Honig und Stefan Schäfer einfahren konnte, während bei den Sprintern und den Sechstagefahrern eine Vorentscheidung ausblieb. Bei den Sprintern führt jetzt wieder Maximilian Levy mit 229 Punkten knapp vor Stefan Bötticher mit 222 Punkten und im Hauptrennen sind es noch fünf rundengleiche Teams, die um den Sieg fahren werden. Leider mussten die Dänen Marc Hester/Jesper Mörköv wegen Krankheit von Jesper Mörköv neutralisiert werden, so dass sie aus dem Kreis der Topteams ausgeschieden sind. Die Führung haben die Belgier Kenny de Ketele/Moreno de Pauw inne, wobei die Lokalmatadoren Roger Kluge/Theo Reinhardt auf dem vierten Platz noch alle Siegchancen besitzen.

Steher

Bericht: Bernd Mülle

Fotos: Arne Mill

> zur turus-Fotostrecke: Berliner Sechstagerennen 2018

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Inhalt der Neuigkeit:
Rennbericht
Radrennen-Art:
  • Six Days
Name des Radrennens
  • Berliner Sechstagerennen

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