Düsseldorf und Umgebung im Radsportfieber: Start zur zweiten Etappe vor erneut toller Kulisse

BM Updated 03 Juli 2017
Düsseldorf und Umgebung im Radsportfieber: Start zur zweiten Etappe vor erneut toller Kulisse

Bei der Tour de France ist Jahr für Jahr auch prominenter Besuch angesagt und so war es nicht das erste Mal, dass Fürst Albert von Monaco beim Einzelzeitfahren am Samstag dem Radsport seine Aufwartung machte. Aber auch ehemalige Radsportgrößen wie die Sieger der Frankreichrundfahrt vergangener Jahre Bernard Thevenet aus Frankreich (1975 und 1977), der Ire Stephen Roche (1987) oder der Australier Cadel Evans (2011), dazu der Däne Michael Rasmussen, der die Bergwertungen der Jahre 2005 und 2006 gewann und jetzt für eine dänische Zeitung von der Tour berichtet, sie alle können offensichtlich nicht von diesem Großereignis lassen. Verständlich ist es allemal, denn die Tour ist einfach nur beeindruckend, allein schon als ein logistisches Unternehmen der Extraklasse.

Tour

Zwei Stunden vor dem Start setzte sich die Tourkarawane in Bewegung und ließ eine Art Karnevalsstimmung in Düsseldorf aufkommen, dabei für beste Unterhaltung sorgend. Nach drei Wochen werden die daran beteiligten Personen mit Sicherheit urlaubsreif sein, denn an jedem Tag sind sie ebenso wie die Radprofis gefordert. Bemerkenswert nach den am gestrigen Tag geschätzten 500.000 Zuschauern entlang der Zeitfahrstrecke auch die riesigen Zuschauermassen auf deutschem Boden auf dem Weg nach Lüttich und das bei miserablen Wetterbedingungen. Es zeigt sich wieder einmal, dass Radsportgroßereignisse durchaus gefragt sind und so kann der deutsche Radsport mit viel Zuversicht dem nächsten Jahr entgegensehen, wenn die Deutschlandrundfahrt eine Fortsetzung erfahren soll.

Tour

Pünktlich um 12.03 Uhr setzte sich das Fahrerfeld am Burgplatz in Bewegung, nachdem die Profis sich eingeschrieben und noch etliche Fragen der wartenden Journalisten beantwortet hatten. Danach ging es zur offiziellen Startzeremonie zur Fußgängerbrücke, bevor der scharfe Start in der Fischerstraße um 12.30 Uhr erfolgte. Nahezu alle waren gut gelaunt und erwartungsfroh, wobei die Einschreibung etwas anders verlief als von den vielen sonstigen Weltcuprennen her gewohnt. Als erster auf weiter Flur erschien der Franzose Alexis Vuillermoz von AG2R La Mondiale, dem in Abständen sein Teamkamerad aus Belgien Jan Bakelants und der Ire Nicolas Roche von BMC Racing folgten. Erst allmählich füllte sich das Podium zur Einschreibung, aber die wie üblich komplett erscheinenden Teams hatten Seltenheitswert. Der Belgier Oliver Naesen von AG2R La Mondiale  bestätigte dem Unterzeichner seine Vertragsverlängerung bis 2020 und die Deutschen Andre Greipel von Lotto Soudal, der Berliner Simon Geschke vom Team Sunweb, Marcus Burghardt von BORA-hansgrohe und John Degenkolb von Trek-Segafredo zeigten sich allesamt begeistert von der Atmosphäre in Düsseldorf, die sie so nicht erwartet hatten. Der gestern gestürzte Rick Zabel vom Team Katusha-Alpecin, der sich an der Schulter verletzt und dabei zwei Bänder gerissen hatte, war guten Mutes und wollte erst einmal sehen, ob es geht. „Es sind nicht die wichtigsten, verletzten Bänder und das Bremsen bereitet mir keine Probleme“, gestand er locker und bewies damit einmal mehr, wie Rennfahrer mit Verletzungen zum Teil umgehen. Ganz entspannt war auch Rüdiger Selig von BORA-hansgrohe, der seine Aufgabe als letzter Anfahrer für den Slowaken Peter Sagan wahrnehmen wird. „Eine vordere Etappenplatzierung wie beim Giro d’Italia ist für mich sekundär, ich stelle mich ganz in den Dienst für meinen Kapitän“, gab der sympathische Berliner zu verstehen, schwang sich auf sein Rad und rollte zum Start.

Tour

Bei noch halbwegs trockenen Bedingungen bildete sich alsbald eine vierköpfige Spitzengruppe mit dem US-Amerikaner Taylor Phinney von Cannondale Drapac und den drei Franzosen Thomas Boudat von Direct Energie, Yoann Offredo von der Wanty-Groupe Gobert und Laurent Pichon von Fortuneo Vital Concept, die alle zum ersten Mal bei der Tour dabei sind und über drei Minuten Vorsprung herausfuhren. Die Gruppe harmonierte gut, lag lange Zeit in Führung und dabei genossen alle die tolle Stimmung am Rande der Strecke, die bei eigentlich katastrophalen Wetterbedingungen nur als sensationell bezeichnet werden konnte. Die erste Bergwertung gleich nach 6,5 km auf der Cote de Grafenberg sah Taylor Phinney in Front, während nach 82,5 km in Mönchengladbach Thomas Boudat die erste Sprintwertung für sich entschied. Der Rückstand des Peloton pendelte zwischen zwei und drei Minuten hin und her, doch dann regnete es nur noch ununterbrochen. Etwa 31 Kilometer vor dem Ziel sorgte ein Massensturz in einer Kurve für einen großen Schreck an der Spitze des Feldes, zumal u.a. auch der Tourfavorit Christopher Froome vom Team Sky und der Franzose Romain Bardet von AG2R La Mondiale darin verwickelt waren. Sie schafften aber schnell wieder den Anschluss an das Feld, während zu diesem Zeitpunkt der am Vortag gestürzte Australier Luke Durbridge von Orica-Scott wegen seiner Verletzungen das Rennen aufgegeben hatte.

Phinney

Danach gewann Taylor Phinney auch die zweite Bergwertung, wo das führende Quartett nur noch 40 Sekunden Vorsprung hatte und das übliche Procedere seinen Lauf nahm, indem das Feld die Spitzenreiter erbarmungslos jagte. Nachdem dem US-Amerikaner damit das erste Bergtrikot der Tour sicher war, startete er einen Angriff, dem nur noch Yoann Offredo folgen konnte. Als noch fünf Kilometer zu fahren waren, lagen sie noch mit 30 Sekunden vor dem jagenden Feld unter Führung der Mannschaften Quick-Step Floors und BORA-hansgrohe sowie Lotto Soudal, die letztlich dafür sorgten, dass die beiden Spitzenreiter kurz vor der 1000 Meter Marke eingeholt wurden. Sowohl Peter Sagan von BORA-hangrohe als auch der endschnelle Franzose Nacer Bouhanni von Cofidis schienen gute Aussichten auf den Sieg zu haben, aber es war schließlich Marcel Kittel von Quick-Step Floors („Ich werde Vollgas geben“, so seine Aussage vor dem Start!), der ohne seinen üblichen Sprinterzug sich gegen die komplette Riege der Sprinter gekonnt durchsetzte, die auf den letzten Metern keine Chance hatten und dem Deutschen seinen jetzt schon 10. Etappensieg überlassen mussten.

Kittel

Der Franzose Arnaud Demare von FDJ erspurtete sich den zweiten Rang vor Andre Greipel, der damit an diesem für den deutschen Radsport denkwürdigen Tag das Erfolgserlebnis der deutschen Fahrer komplettierte. Für den erfolgsverwöhnten Peter Sagan reichte es „nur“ zum 10. Rang, noch vor John Degenkolb, der 13. wurde. Großes Pech an diesem Tag hatte Tony Martin von Katusha-Alpecin, der mit fast zehn Minuten Rückstand auf Platz 187 das Ziel erreichte, nachdem er Sturzverletzungen am rechten Arm und rechten Bein erlitten hatte, die hoffentlich eine Weiterfahrt möglich machen. Nach dem verlorenen Zetfahren war das für Tony Martin alles andere als ein optimaler Start in seine mittlerweile schon 9. Tour de France.

Kittel

Der Brite Geraint Thomas vom Team Sky behielt sein Gelbes Trikot als Führender der Gesamtwertung vor dem Schweizer Stefan Küng von BMC Racing (weiterhin bester Nachwuchsfahrer), während Marcel Kittel mit nur noch sechs Sekunden Rückstand dank Zeitgutschrift auf Platz drei vorrückte und das Grüne Trikot in seinen Besitz bringen konnte. Hervorragend in der Gesamtwertung platziert ist auch Nikias Arndt vom Team Sunweb, der als 10. nur einen Rückstand von 16 Sekunden aufweist. In der Mannschaftswertung führt das Team Sky vor Quick-Step Floors und dem Team Sunweb, das gerade die deutschen Fahrer Max Kanter und Leon Rohde aus ihrem Development Team ab dem 01. August 2017 als Stagiaires übernehmen wird.

Text: Bernd Mülle    

Fotos: Arne Mill / frontalvision.com

> Impressionen von der Tour de France 2017 

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  • Rundfahrt
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  • Tour de France

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