Bahn-WM in London: Roger Kluge holt Silber im Omnium mit tollem Punkterennen

BM Updated 06 März 2016
Bahn-WM in London: Roger Kluge holt Silber im Omnium mit tollem Punkterennen

WMDer Samstag in London begann um 11:00 Uhr MEZ mit der Qualifikation im Sprint der Frauen über 200 m und hier waren 33 Starterinnen, darunter mit der Titelverteidigerin Kristina Vogel, ihrer kongenialen Teamsprint-Partnerin Miriam Welte und der jungen, erst 18-jährigen Emma Hinze immerhin drei Deutsche dabei. Letztere musste gleich als erste an den Start gehen und erzielte dabei mit 11,209 Sekunden eine Zeit, die den 19. Platz bedeutete und damit gelang ihr der Sprung ins Sechzehntelfinale. Dieses erreichten auch Miriam Welte als 16. mit 11,107 Sekunden und als Drittplatzierte Kristina Vogel, die 10,812 Sekunden benötigte. Die schnellste Zeit fuhr die Australierin Stephanie Morton mit 10,760 Sekunden, die noch die Chinesin Tianshi Zhong mit 10,779 Sekunden hinter sich ließ.

Im anschließenden Sechzehntelfinale war aber sowohl für Emma Hinze als auch für Miriam Welte Endstation, die ihre jeweiligen Läufe gegen die Neuseeländerin Natasha Hansen bzw. die Chinesin Lin Junhong verloren. Dagegen zeigte sich Kristina Vogel der nicht ungefährlichen Russin Daria Shmeleva überlegen und zog ins Achtelfinale ein, wo sie auf ihre Dauerkonkurrentin Anna Meares aus Australien treffen wird. 

KnauerFür die Frauen stand in der 1. Session am Vormittag noch die erste Disziplin des Omniums auf dem Programm, für das aus deutscher Sicht Anna Knauer ins Rennen ging. Das 10 km Scratchrennen  beendeten alle 20 Starterinnen in der gleichen Runde und der Endspurt sah dann die Dänin Amalie Dideriksen vor der Italienerin Simona Frapporti und der britischen Topathletin und Mitfavoritin Laura Trott in Front. Für die Titelverteidigerin Annette Edmondson aus Australien reichte es nur zu Platz 8 unmittelbar vor der sich gut schlagenden Anna Knauer. 

VivianiAuch im Omnium der Männer ging es mit dem 1000 m Zeitfahren als vierter Disziplin weiter und der Kampf der Favoriten spitzte sich langsam zu. Mit der guten Zeit von 1:02,409 Minuten war der Däne Lasse Norman Hansen der Schnellste, aber wiederum überzeugten auch Fernando Gaviria und Elia Viviani auf dem zweiten bzw. dritten Platz. Ein wenig abreißen lassen musste hier Roger Kluge, der 1:04,408 Minuten fuhr und damit Platz 11 belegte. Dennoch nahm er jetzt den dritten Platz in der Gesamtwertung mit 116 Punkten ein, da sein unmittelbarer Kontrahent Thomas Boudat als 13. im Zeitfahren Boden einbüßte und jetzt 114 Punkte aufweist. An der Spitze vor den beiden letzten Disziplinen liegen gleichauf Fernando Gaviria und Elia Viviani mit 140 Punkten, so dass für Roger Kluge derzeit bestenfalls Bronze im Bereich des Möglichen liegt. Aber vielleicht kann das abschließende Punkterennen das Ergebnis noch durcheinander wirbeln!?

Den Abschluss des Vormittagsprogramms bildete das Achtelfinale im Sprint der Frauen mit einer glänzenden Kristina Vogel, die offensichtlich zur rechten Zeit ihre Bestform abrufen kann. Die starke und sehr erfahrene Australierin Anna Meares hatte keine Chance gegen die Titelverteidigerin und so zog Kristina Vogel locker ins Viertelfinale, wo sie dann in zwei Läufen auf die Neuseeländerin Natasha Hansen trifft. Eine Aufgabe, die durchaus lösbar sein sollte, aber danach warten ja noch u.a. drei bislang überzeugende Asiatinnen oder auch Stephanie Morton und ihre über den Hoffnungslauf noch qualifizierte Landsmännin Anna Meares.

Der Nachmittag begann ebenfalls mit den Rennen der Sprinter, aber dieses Mal waren die Männer mit dem Viertelfinale an der Reihe. Leider wie im Vorjahr wieder ohne Beteiligung eines deutschen Sprinters, was nach den vielen Jahren großer Erfolge ein weiteres Mal zur Ernüchterung im deutschen Lager führte. Dafür waren die Briten als einzige Nation mit zwei Fahrern im Viertelfinale und dabei mit Jason Kenny und Callum Skinner durchaus mit Aussichten auf Edelmetall. Der erste Lauf mit dem Australier Matthew Glaetzer als Sieger der Qualifikation und dem französischen Titelverteidiger Gregory Bauge versprach dann gleich ein Highlight, das der Australier in zwei Läufen gewann und damit den favorisierten Gregory Bauge in die Schranken wies. Ebenfalls in zwei Läufen setzten sich der Brite Jason Kenny gegen den Neuseeländer Sam Webster und der polnische Altmeister Damian Zielinski gegen den Kolumbianer Fabian Hernando Puerta durch. Der zweite Brite Callum Skinner gab sich gegen den Russen Denis Dmitriev erst nach drei Läufen geschlagen, nachdem er den ersten verloren hatte und den zweiten hauchdünn siegreich gestaltete. So standen mit Matthew Glaetzer gegen Denis Dmitriev und Jason Kenny gegen Damian Zielinski die Halbfinal-Paarungen, die am Abend zur Austragung kamen, fest. Der Lauf um die Plätze 5-8 wurde von Fabian Hernando Puerta vor Gregory Bauge, Sam Webster und Callum Skinner gewonnen.

o´sheaWar die fünfte Disziplin im Omnium der Männer schon eine gewisse Vorentscheidung vor dem großen Finale im Punkterennen? Einmal mehr unterstrich der italienische Straßenprofi aus dem Team Sky Elia Viviani seine hervorragende Form und seine Allroundfähigkeiten. In der Runde mit fliegendem Start war er mit 13,149 Sekunden der Schnellste und ließ dabei den Australier Glenn O’Shea und den Niederländer Tim Veldt hinter sich. Seine bislang gefährlichsten Gegner büßten aber Boden ein, allen voran Fernando Gaviria mit Platz 8, Roger Kluge erneut mit Platz 11 und Thomas Boudat, der sogar nur auf Rang 15 landete. Damit hatte sich Elia Viviani mit 180 Punkten an die Spitze gesetzt vor seinem ärgsten Rivalen Fernando Gaviria, der mit 166 Punkten noch relativ klar vor Tim Veldt mit 144 Punkten lag. Für Roger Kluge, der auf den sechsten Platz mit 136 Punkten zurückfiel, waren aber die weiteren Aussichten unverändert gut, zumal der Rückstand auf Bronze nur acht Punkte beträgt.

Die Frauen trugen ihre zweite Disziplin des Omniums aus und die Einzelverfolgung über 3 km wurde eine Beute von Sarah Hammer aus den USA, die in 3:28,63o Minuten Laura Trott aus Grossbritannien und die Weißrussin Tatsiana Sharakova klar hinter sich ließ. Die Britin, als Favoritin ins Rennen gegangen, übernahm damit mit 74 Punkten die Führung vor Sarah Hammer mit 72 und der Dänin Amalie Dideriksen mit 70 Punkten. Für Anna Knauer verlief dieses Rennen eher enttäuschend und mit Platz 18 in mäßigen 3:45,780 Minuten fiel sie in der Zwischenwertung auf Rang 15 zurück. 

Im Mittelpunkt des Abendprogramms standen zwei Punkterennen, wobei zunächst die Frauen über 25 km ihren Titelträger ermittelten, bevor die Männer im Rahmen des Omniums ihre letzte Disziplin über 40 km absolvierten. Zunächst kamen die Sprinter zu Wort, die ihre Halbfinals austrugen. In jeweils zwei Läufen zeigten sich Matthew Glaetzer und Jason Kenny ihren Gegnern Denis Dmitriev und Damian Zielinski überlegen und so kam es zwischen Denis Dmitriev und Damian Zielinski zum Duell um Bronze, das der Russe in zwei Läufen relativ sicher gewann. Die Stimmung des Publikums erreichte einen weiteren Höhepunkt als Jason Kenny im Kampf um Gold gegen den bislang überragenden Matthew Glaetzer anzutreten hatte. Der erste Lauf wurde hauchdünn vom Australier gegen den stark aufkommenden Jason Kenny gewonnen, während im zweiten Lauf der Brite die Führung übernehmen musste, mit einer Klasseleistung den vermeintlich schon in Front liegenden Australier niederhielt und ihn in einen dritten Lauf zwang. Das Publikum war begeistert, als die beiden Kontrahenten zum alles entscheidenden dritten Lauf antraten, in dem Matthew Glaetzer die Führung übernehmen musste. Der Jubel kannte dann keine Grenzen mehr, als Jason Kenny auf den letzten Metern förmlich an den Australier heranflog, ihn distanzierte und Gold gewann.    

Zwischen den Sprintentscheidungen fuhren zunächst die Frauen ihr Punkterennen mit der Titelverteidigerin Stephanie Pohl, die in diesem Jahr das Podium verpasste, ohne dabei zu enttäuschen. Ihr letztlich 6. Platz war aller Ehren wert, doch die erspurteten 7 Punkte reichten nicht für eine Medaille, die sich die Polin Katarzyna Pawlowska mit 15 Punkten, die Kanadierin Jasmin Glaesser und die Kubanerin Arlenis Sierra mit jeweils 14 Punkten sicherten. Es gab in diesem Rennen keinen einzigen Rundengewinn und von den 20 gestarteten Fahrerinnen verlor lediglich Ausrine Trebaite aus Litauen eine Runde.

rogerDie letzte Disziplin des Omniums der Männer, das Punkterennen, wurde dann zum absoluten Höhepunkt des Abends. Die ersten sechs von 16 Wertungen wurden ohne ernstzunehmende Vorstöße gefahren, wobei sich auch Roger Kluge schon früh an der Spitze des Feldes zeigte und seine Ambitionen andeutete. Er gehörte auch zu den vier Fahrern, die 83 Runden vor Schluss einen Rundengewinn vollzogen und damit lag er wieder auf Bronzekurs. Den 10. Spurt gewann Roger Kluge vor dem Belgier Jasper de Buyst und dem Australier Glenn O’Shea, die eine erneute Attacke fuhren und 57 Runden vor Ende des Rennens das Feld überrundeten, womit Roger Kluge erstmals die Führung übernahm. Danach ging die Führung wieder an Elia Viviani, bevor der clever fahrende Fernando Gaviria die 12. Wertung gewann und seinerseits die Spitze einnahm. Das Rennen erreichte seinen Höhepunkt als Roger Kluge den 14. Spurt siegreich gestaltete und mit einem Punkt vor dem Kolumbianer in Front lag.

Aber sowohl Fernando Gaviria als auch Glenn O’Shea, der noch einen Rundengewinn herausfahren konnte, ließen sich nicht abschütteln und so lagen sie mit Roger Kluge vor der letzten Wertung punktgleich in Front. Ein phantastisches, äußerst spannendes Finale sah die Drei auch nach der Schlusswertung, wo sich keiner von Ihnen mehr platzieren konnte, mit 191 Punkten punktgleich auf dem Podium mit Gold für Fernando Gaviria, der damit seinen Titel verteidigte, Silber für Roger Kluge und Bronze für Glenn O’Shea, während sich der bis zur letzten Disziplin dominierende Elia Viviani mit 189 Punkten auf dem undankbaren vierten Platz wiederfand. Mit insgesamt zwei Rundengewinnen zählte Roger Kluge zu den stärksten Fahrern des Feldes und katapultierte sich mit dieser ganz starken Vorstellung noch vom sechsten auf den zweiten Platz. Chapeau, Roger!  

Das Ausscheidungsfahren der Frauen im Rahmen des Omniums bildete den Abschluss des vorletzten Tages dieser Weltmeisterschaften. Auch hier spitzte sich das Duell zwischen Sarah Hammer und Laura Trott erneut zu, als die US-Amerikanerin in einem mitreißenden Schlussspurt die Ziellinie als Erste überquerte. Eine gute Leistung bot auch Anna Knauer, die sich im Feld der Elite behauptete und einen nicht unbedingt erwarteten 7. Platz belegte. In der Zwischenwertung liegen Sarah Hammer und Laura Trott mit jeweils 112 Punkten gleichauf vor der starken Dänin Amalie Dideriksen mit 106 Punkten, die auch den dritten Rang im Ausscheidungsfahren herausfuhr. Nach der Hälfte der Disziplinen belegt Anna Knauer mit jetzt 58 Punkten den 9. Platz und liegt damit im Rahmen ihrer Möglichkeiten.

Text: Bernd Mülle

Fotos: Arne Mill

> zur turus-Fotostrecke: Bahn-WM in London

 

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