Weltcup in Cali: Fünf Siege unterstreichen deutsche Dominanz auf der Bahn

BM Updated 03 November 2015
Weltcup in Cali: Fünf Siege unterstreichen deutsche Dominanz auf der Bahn

weinsteinDer Medaillenspiegel vom ersten Bahn-Weltcup der Saison im kolumbianischen Cali sah ganz anders aus als zuletzt bei den Europameisterschaften in Grenchen. Neben fünf Erfolgen gab es noch einen zweiten und einen dritten Platz für die Mannschaft des Bundes Deutscher Radfahrer (BDR), die einmal mehr unter Beweis stellte, dass auch bei den nächsten Weltmeisterschaften und den folgenden Olympischen Spielen in Rio mit ihr zu rechnen sein wird. Der Sieg in der Nationenwertung war ihnen nicht zu nehmen und dabei überraschten sie mit einigen Ergebnissen, die so vorher nicht unbedingt zu erwarten waren.

Kristina VogelBei den Frauen gab es einen tollen Erfolg im Keirin für Kristina Vogel, die die starke Chinesin Shuang Guo und die Russin Ekaterina Gnidenko auf die Plätze verwies. Dieser Erfolg war Balsam für die kleinen Wunden, die die vierten Plätze von Kristina Vogel im Sprint und Teamsprint an der Seite von Miriam Welte hinterlassen hatten. Im Sprint war die Dominanz der Asiatinnen mit Tianshi Zhong, Shuang Guo und Wai Sze Lee zu groß und auch im Teamsprint siegten die Chinesinnen Jinjie Gong und Tianshi Zhong vor den Australierinnen Anna Meares und Stephanie Morton. Im Kampf um Bronze mussten Kristina Vogel und Miriam Welte auch noch den Russinnen Daria Shmeleva und Anastasiia Voinova den Vortritt lassen, gegen die sie schon bei den Europameisterschaften im Kampf um Gold den Kürzeren gezogen hatten.

Für Lisa Klein gab es im Scratchrennen nur einen 17. Platz und auch im weiteren Ausdauerbereich waren die erzielten Ergebnisse eher bescheiden. In der Mannschaftsverfolgung fuhren unter 16 Teams Charlotte Becker, Mieke Kröger, Stephanie Pohl und Gudrun Stock zunächst in der Qualifikation mit 4:33,606 Minuten auf einen akzeptablen 6. Platz, um dann in der 1. Runde mit Lisa Klein anstelle von Charlotte Becker gegen siegende Polinnen mit mäßigen 4:38,054 Minuten nur noch den Lauf um Platz sieben zu erreichen. Aber auch gegen die Mannschaft aus Italien hatte das wieder mit Charlotte Becker fahrende deutsche Team keine Chance und ließ die Uhren wieder nur bei 4:37,776 Minuten stehen.

Im Omnium der Frauen gab es mit Laura Trott aus Grossbritannien mit 213 Punkten eine überlegene Siegerin in einem recht gut besetzten Feld, in dem die Deutsche Anna Knauer am Ende den 10. Platz belegte unter immerhin 24 Teilnehmerinnen. Ihr bestes Ergebnis fuhr sie im Ausscheidungsfahren heraus, als sie dort den sechsten Platz erreichte.

EilersBei den Männern war wieder einmal auf die Kurzzeitathleten Verlass, die im Teamsprint und im Keirin siegten und darüber hinaus Bronze im Sprint holten. Dabei unterstrich besonders Joachim Eilers seine derzeit gute Verfassung als Schlussmann im Teamsprint, den er mit Rene Enders und Max Niederlag nach dem Sieg in der Qualifikation unter 19 Teams auch im Finale gegen Polen gewinnen konnte. Am Ende setzte er noch einen drauf, als er im Keirinrennen ebenfalls Sieger wurde und so starke Fahrer wie Matthew Glaetzer aus Australien, Edward Dawkins aus Neuseeland und Francois Pervis aus Frankreich auf die Plätze verwies. In dem stark besetzten Rennen blieben für Tobias Wächter und Maximilian Levy die Plätze 11 und 12 übrig, wobei Maximilian Levy im Sprint seinen Formanstieg mit dem undankbaren vierten Platz untermauerte, als er gegen den erneut stark fahrenden Max Niederlag im Kampf um Bronze knapp unterlag. Beide hatten im Halbfinale gegen Jeffrey Hoogland aus den Niederlanden bzw. den späteren Sieger Denis Dmitriev aus Russland den Kürzeren gezogen. Die erzielten Qualifikationszeiten von Max Niederlag und Maximilian Levy von 9,900 bzw. 9,928 Sekunden wurden nur von Jeffrey Hoogland und Matthew Glaetzer noch unterboten.

Eine gute Leistung bot im Teamsprint auch das Track Team Brandenburg, das mit Robert Förstemann, Tobias Wächter und Eric Engler den 6. Platz belegte, während das dritte deutsche Team Erdgas 2012 mit Erik Balzer, Maximilian Levy und Sascha Hübner nicht über den 18. Platz hinauskam.

Der Ausdauerbereich glänzte in Cali mit zwei Siegen und einem zweiten Platz, womit nicht unbedingt zu rechnen war. Im Madison gab es am Schlusstag durch die jungen Kersten Thiele und Leon Rohde einen überraschenden Erfolg, die mit sechs Punkten vor den Europameistern aus Spanien Sebastian Mora und Albert Torres mit vier Punkten siegten. Beide Teams hatten einen Rundengewinn herausgefahren, den die Schweizer Stefan Küng und Thery Schir, die als   Dritte 19 Punkte erspurteten, nicht mehr egalisieren konnten. Am Vortag war es der bereits bei den Europameisterschaften glänzende Domenic Weinstein, der in der Einerverfolgung den Sieg davontrug. In der Qualifikation mit erneut guten 4:20,641 Minuten noch Zweiter hinter dem Briten Andrew Tennant, drehte er im Finale um Gold den Spieß um und distanzierte den Briten mit 4:20,069 Minuten um zwei Sekunden. 

Roger KlugeEine Klasseleistung bot auch Roger Kluge als Zweiter im Omnium, wo er nur dem Russen Viktor Manakov den Vortritt lassen musste und dabei so starke Fahrer wie Elia Viviani aus Italien, Tim Veldt aus den Niederlanden und den Briten Jonathan Dibben hinter sich ließ. Hier wird der Bundestrainer für die Weltmeisterschaften und den Olympischen Spielen die Qual der Wahl haben, stehen ihm doch mit Lucas Liss und Maximilian Beyer zwei weitere Kandidaten für das Omnium zur Verfügung, die keinen Deut schlechter sind. Nach Platz 12 im Scratchrennen, wo der Schweizer Olivier Beer schwer stürzte und ins Krankenhaus musste, wurde Roger Kluge Zweiter in der Einerverfolgung und Vierter im Ausscheidungsfahren. In den Zeitfahrdisziplinen über 1000 m und 250 m mit fliegendem Start belegte er dann die Plätze 9 und 7, um dann im abschließenden Punkterennen über 40 km noch vom vierten auf den zweiten Gesamtrang nach vorn zu fahren. Damit setzte Roger Kluge ein deutliches Ausrufezeichen und legte die Latte für Liss und Beyer recht hoch.

Nachdem im Punkterennen aus Deutschland kein Fahrer am Start war, bliebe noch die Mannschaftsverfolgung zu nennen, in der die Deutschen in der Qualifikation mit 4:02,217 Minuten die fünftbeste Zeit unter 18 Teams erzielt hatten. In der Besetzung Henning Bommel, Nils Schomber, Kersten Thiele und Domenic Weinstein trafen sie dann in der 1. Runde auf China, die sie in 4:00,598 Minuten klar bezwangen, was aber letztlich „nur“ zum Finale um Platz fünf reichte. Der Gegner war kein Geringerer als Europameister Grossbritannien mit Steven Burke, Owain Doull, Andrew Tennant und Bradley Wiggins, gegen die das deutsche Team mit Leon Rohde anstelle von Nils Schomber nicht die Spur einer Chance hatte und eingeholt wurde. Etwas überraschend trug Russland den Sieg davon, die im Duell gegen die Schweiz erfolgreich waren.

BötticherInsgesamt war das Auftreten der BDR-Auswahl ausgezeichnet, das im Hinblick auf die weiteren Weltcups etc. zu großen Hoffnungen berechtigt. Die Sprinter fahren nach wie vor auf hohem Niveau und verfügen mit Stefan Bötticher noch über eine weitere starke Alternative, während Kristina Vogel und Miriam Welte, die durch ihre kürzlich erlittene Fußverletzung etwas gehandicapt war, nach wie vor zur Weltspitze gehören. Als besonders  erfreulich erwies sich aber der Ausdauerbereich, wo deutliche Fortschritte zu erkennen sind. Hier verfügt man über einen großen, leistungsmäßig recht ausgeglichenen Kader, der dem Bundestrainer zwar viele Alternativen lässt, es ihm aber bei der Auswahl seiner Fahrer nicht immer leicht macht. Vor allem für die nächste Weltmeisterschaft sowie den Olympischen Spielen kann man ihm diesbezüglich nur ein glückliches Händchen wünschen.

Bernd Mülle

Fotos: Arne Mill (Archivbilder Bahn-EM 2015, World Cup 2014) 

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