Bei den Bahnradsport-Weltmeisterschaften im französischen Saint-Quentin-En-Yvelines gab es am ersten Tag bereits drei Entscheidungen mit nicht unbedingt erwarteten Ergebnissen. Für den Bund Deutscher Radfahrer (BDR) war Stephanie Pohl im Punkterennen der Frauen über 25 km mit 38 Punkten überlegene Siegerin und holte sich Gold vor der Japanerin Minami Uwano mit 28 Punkten und der US-Amerikanerin Kimberly Geist mit 25 Punkten. Sie hatten ebenso wie die Französin Elise Delzenne einen Rundengewinn erzielt, während die Mitfavoritin und äußerst spurtstarke Giorgia Bronzini aus Italien nur Platz fünf belegte und ebenso wie u.a. die Niederländerin Kirsten Wild, Maria Luisa Calle aus Kolumbien oder Leire Olaberria aus Spanien die 20 Bonuspunkte für einen Rundengewinn nicht mehr egalisieren konnten.
Erstes Gold für Deutschland durch Stephanie Pohl, Im Teamsprint Bronze für den BDR
Nachdem Stephanie Pohl ihre Silbermedaille aus dem Vorjahr vergolden konnte, gab es bei den erfolgsverwöhnten deutschen Teamsprintern zum Teil lange Gesichter. Sowohl die Männer als auch das Duo Kristina Vogel/Miriam Welte hatten jeweils den Finaleinzug verpasst und in der Qualifikation nur den dritten Platz erreicht, der nur bei den Männern in der Besetzung Rene Enders, Robert Förstemann und Joachim Eilers noch zu einer Bronzemedaille führte. Dabei wurde Russland knapp geschlagen, während im Finale die siegreichen Neuseeländer aufgrund eines Wechselfehlers distanziert wurden und hinter Frankreich nur die Silbermedaille erhielten. Vielleicht kam der Einsatz des in Berlin trainierenden Robert Förstemann nach seinem Bandscheibenvorfall etwas zu früh, doch sollte der BDR nicht hadern, denn es zeigte sich einmal mehr, dass die Weltspitze immer enger zusammenrückt.
Dieses mussten auch Kristina Vogel und Miriam Welte erkennen, die hinter Russland und China in der Qualifikation nur Dritte wurden und dann im kleinen Finale um Bronze noch an Australien scheiterten. Auch China drehte im Finale noch den Spieß um und schlug Russland mit neuer Weltrekordzeit von 32,034 Sekunden eindeutig. Wie Vogel und Welte die unerwartete Platzierung verkraften, wird sich in den Einzeldisziplinen zeigen, wo sie auch zu den Favoritinnen zählen.
Erfreulich aus deutscher Sicht verlief die Mannschaftsverfolgung der Männer, wo die Berliner Henning Bommel und Theo Reinhardt gemeinsam mit Kersten Thiele und Domenic Weinstein in der Qualifikation in 3:58,861 Minuten einen ausgezeichneten dritten Platz hinter Neuseeland und Grossbritannien belegten und somit auf Medaillenkurs liegen. Ob in der 1. Runde am Donnerstag der Finaleinzug gegen Grossbritannien möglich ist, wird sich zeigen. Unabhängig davon hat der Bahnvierer bewiesen, dass der bislang eingeschlagene Weg genau der richtige war, zumal auch die hier erzielte Zeit unter vier Minuten eine deutliche Sprache spricht.
Die deutschen Frauen belegten in der Mannschaftsverfolgung mit der Berlinerin Charlotte Becker sowie Stephanie Pohl, Mieke Kröger und Gudrun Stock unter 16 Teams Platz sieben in 4:31,078 Minuten und erreichten das zuvor gesteckte Minimalziel, unter die besten Acht zu kommen. Nun gilt es gegen die USA in der heutigen 1. Runde diese Position zumindest zu sichern, um die Chance der Olympia-Qualifikation zu wahren.
Text: Bernd Mülle
Fotos: Arne Mill