Sixday Nights Zürich: Keisse und Dillier brachten Wädlitempel in Wallung

AM 03 Dezember 2013
zuerich 2013

Zürich 2013Die Formel des Erfolges, aus den vier Nächten von Zürich, war die Kombination aus einem jungen Schweizer Nachwuchstalent, gepaart mit einem der erfahrensten und erfolgreichsten Fahrer, die das Sechstagerennen-Geschehen derzeit zu bieten hat. Für den Belgier Iljo Keisse, der unmittelbar in der Nähe der Radrennbahn von Gent aufwuchs, ist das Rennrad schon sehr früh Lebensbegleiter geworden. Das ehrgeizige Ziel, einmal Radprofi zu werden, hatte sich bereits sehr früh in seinem Kopf festgesetzt. Heute ist er bei einem der erfolgreichsten Profi Teams der Welt (Omega Pharma Quick Step), unter Vertrag und neben seinem Teamkollegen Niki Terpstra, einer der ganz wenigen Profis, die den Spagat zwischen Strasse und Bahn hinbekommen bzw. sich leisten dürfen. 

KeisseMit fünf Siegen im UIV Cup, dem Nachwuchs- und Förderprogramm in der Altersklasse U23, welches seit Jahren Bestandteil fast aller Sechstageveranstaltungen ist, begann die erfolgreiche Karriere von Iljo Keisse auf der Bahn. Mittlerweile ist er dreifacher Madison – Europameister und hat nach 72 Sixday-Starts 18 Siege zu Buche zu stehen. Auf der Straße konnte er 2012 eine Etappe der Türkei Rundfahrt gewinnen und drei Siege bei den kleineren belgischen Klassikern einfahren. Sein persönliches Ziel, bleibt der Sieg in einem großen belgischen Klassikerrennen.

DillierEbenfalls mit Leib und Seele Radrennfahrer ist sein 23-jähriger Partner Silvan Dillier. Der Schweizer kam über das Mountainbike fahren zum Radrennsport. Er wurde von dem Schweizer Erfolgstrainer Daniel Giesiger entdeckt, der 2006 aus dem Nichts begann, ein Schweizer Bahnradsportteam aufzubauen. Anfang diesen Jahres wechselte Dillier in das Development Team von BMC und durfte als Stagiaire im BMC Racing Pro Team die Tour of Georgia bestreiten, wobei er sich mit einem Etappensieg bedankte.

Für die kommende Saison ist geplant, dass er die belgischen Klassiker bestreitet. Sein persönliches Ziel sind die beiden Rundfahrten Tour de Suisse und die Tour de Romandie. Die Priorität in Zukunft liegt auch bei im auf der Strasse. Dennoch liebäugelt Dillier, genau wie Keisse, im Winter von seiner Teamleitung grünes Licht für die Six Days zu bekommen, ja vielleicht sogar 2016 bei den olympischen Spielen in Rio Teil des Schweizer Bahn Nationalteams zu sein.

Zürich 2013In Zürich lag das Duo Keisse - Dillier bis zur letzten 250 Runden Américaine in Lauerposition auf Rang 2. Kenny De Ketele kontrollierte mit dem in dieser Saison überragend fahrenden Jasper de Buyst souverän das Geschehen auf der Bahn. Wieder sah es so aus, als wenn alle Angriffsversuche von Keisse und Dillier, wie vor einer Woche in Gent, wo Keisse mit dem Niederländer Wim Stroetinga Zweiter wurde, scheitern würden und er sich am Ende zum wiederholten Male, nach Gent und Grenoble mit Rang 2 zufrieden geben müsste. Doch im heißen Finale von Zürich gelang es dem schweizerisch–belgischen Duo, wenige Runden vor Schluss, eine kurze Unaufmerksamkeit von de Ketele und de Buyst gnadenlos auszunutzen und den Sieg mit einem Rundengewinn herauszufahren. Ein Moment, der die Zuschauer des Züricher Hallenstadions dann doch von den Sitzen riss und das Schweizer Publikum, angesichts der beherzten Fahrweise ihres „jungen Wilden“ zu einem regelrechten Emotionsschub von tosendem Applaus und Jubel verleitete.

de TheoLeider leider war das Züricher Hallenstadion auch in der finalen Nacht, nur zu knapp dreiviertel gefüllt. Ein Problem, mit dem man seit Jahren im Wädlitempel zu kämpfen hat, weshalb man die Veranstaltung vor zwei Jahren auch von 6 auf 4 Nächte verkürzen musste. Ohne die vielen treuen Sponsoren und dem leidenschaftlichen Engagement der Organisatoren um Ueli Gerber, Urs Freuler und Max Hürzeler wäre die Veranstaltung nicht mehr durchführbar. Dabei ist das Züricher Sechstagerennen durchaus eines mit Tradition. Offiziell war der Start des ersten Züricher Sechs Tage Rennens zwar erst 1954 doch Radrennen wurden schon seit 1939 an gleicher Stelle durchgeführt.

ZürichAuch an den Akteuren kann es wohl kaum liegen, dass die Sixday Nights von Zürich so ums überleben kämpfen müssen, zumal aus den eigenen Reihen in den letzten Jahren immer wieder vielversprechende Talente nachrücken und den „alten Hasen“ ganz schön Feuer unter´m Hintern machen. Zwei davon sind Stefan Küng und Théry Schir.
Stefan Küngs Bahnkarriere nahm ihren Anfang, als er bei den Dreharbeiten zu einem Film über Hugo Koblet, bei dem er als Statist tätig war, den Fahrradverrückten Alain Baumann kennenlernte. Baumann integrierte den 15jährigen Küng in ein eigens gegründetes Bahnteam, wo sich schnell Küngs unglaubliches Talent und seine nahezu grenzenlose Leidensfähigkeit herausstellte.

In diesem Jahr wurde er zweifacher Europameister in der U23 in der Einerverfolgung und der Mannschaftsverfolgung. Aber auch auf der Straße holte er sich den Schweizer Meistertitel im Einzelzeitfahren der U23 und belegte Rang Sechs in dieser Disziplin bei den Weltmeisterschaften in Florenz. Diese Erfolgsbilanz sicherte ihm, seit Ende diesen Jahres einen Platz im Development Team BMC.

ZürichBei den Sixday Nights Zürich fuhren beide auf Rang 4 mit nur einer Runde Rückstand auf die beiden Drittplatzierten David Muntaner und Albert Torres. Im Finale gaben sie alles die beiden Spanier vom Podest zu stoßen, denn bei Rundengleichstand hätten sie aufgrund ihres besseren Punktestandes Platz 3 erobern können. Doch die Spanier, mittlerweile auch zwei erfahrene Hasen im Sixday Geschäft, ließen auf den letzten Runden nichts mehr anbrennen. Zudem waren die beiden Schweizer während der 4 Nächte mehrmals vom Sturzpech heimgesucht worden. Alles in allem ist der 4. Platz in der Gesamtwertung ein hervorragendes Ergebnis. Küng und Schir haben eindrucksvoll bewiesen, dass sie im Sechstage Geschäft für Hochspannung und erstklassige Unterhaltung sorgen können.

LampaterEbenfalls vom Sturzpech mit schwerwiegenden Folgen heimgesucht, wurde der Eisenhüttenstädter Roger Kluge, der an der Seite von Leif Lampater an den Start ging. Bereits in der 3 Nacht verletzte sich Roger Kluge so schwer, dass er das Rennen aufgeben musste. Kapselsprengung in der Schulter und Bänderriss lautete die Diagnose, welche eine längere Pause mit umfangreichen Reha Maßnahmen zur Folge haben wird.

Auch der Ersatzpartner an Lampaters Seite, der Schweizer Jan Keller musste Bekanntschaft mit dem harten Holzuntergrund in Zürich machen, konnte aber am Finaltag das Rennen wieder aufnehmen. Am Ende sprang für Leif Lampater und Jan Keller (plus Roger Kluge) Rang 6 in der Gesamtwertung heraus. Christian Grasmann war, wie zuvor in Gent mit seinem österreichischen Teamkollegen Andreas Graf ins Rennen von Zürich gegangen und wurde am Ende Siebenter.

AtzeniDas Rennen der Steher konnte der Hausherr, Vorjahressieger und mehrfache Schweizer- und Europameister Giuseppe Atzeni mit seinem deutschen Schrittmacher André Dippel für sich entscheiden. Eine knappe Entscheidung mit Punktgleichstand gab es auf den Plätzen 2 und 3. Letztlich konnte sich der Niederländer Patrick Kos mit dem 2. Rang im letzten Rennen auch Rang zwei in der Gesamtwertung sichern. Somit ging der Dritte Rang an Atzenis Landsmann Mario Birrer. Auf Platz 4 mit einem Punkt dahinter beendete der einzige deutsche Starter Marcel Barth das Steherrennen von Zürich.

Im Rennen der Amateure U23 war´s letztlich eine klare Sache für die beiden Niederländer Didier Caspers und Melvin van Zijl. Die UIV Cup Gesamtsieger des Vorjahres, siegten mit Rundenvorsprung vor den beiden Schweizern Frank Pasche und Lukas Sprengler, die die beiden Dänen Elias Helleskov Busk und Simon Bigum noch vom 2. Platz verdrängten.

ZürichAchim Burkart belegte am Ende mit seinem jungen niederländischen Ersatzpartner Dylan van Zijl Rang 8. Beide sind zwar rundengleich mit den beiden Führenden in die letzte Jagd gegangen und haben auch versucht den Rundengewinn und die damit verbundene Führungsposition herauszufahren, doch am Ende fehlte, vor allem bei dem jungen Niederländer die Kraft den Rundengewinn zu vollenden. Beim anschließenden Konter der Führungsteams mussten die beiden deutlich Federn lassen.

Weiter geht die wilde Jagd im kommenden Jahr vom 02. - 07.01.2014 in Rotterdam, vom 09. - 14.01.2014 in Bremen und vom 23. – 28.01.2014 der Höhepunkt im Berliner Velodrom. Vorher gibt es aber noch einmal eine Generalprobe in Berlin an der Landsberger Alle. Dort sind vom 21.12. – 22.12.2013 die Deutschen Meisterschaften im Omnium und die offene Berliner Meisterschaft der Steher.

Fotos: Arne Mill

> zur turus-Fotostrecke: Sixday Nights Zürich 2013

Inhalt über die Radrennfahrer:
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