Von der kids-tour Berlin zur WM-Medaille

Von der kids-tour Berlin zur WM-Medaille

 
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Im fernen Australien haben sich deutsche Zeitfahrspezialisten-/innen wieder einmal hervorragend in Szene gesetzt. Bei den Weltmeisterschaften im Einzelzeitfahren in Wollongong hatte zunächst Ricarda Bauernfeind für den Bund Deutscher Radfahrer (BDR) in der Klasse U 23 eine Bronzemedaille hinter der Italienerin Vittoria Guazzini und der Niederländerin Shirin van Anrooij geholt. Gemeinsam waren sie mit den Frauen über 34,2 km gestartet, wo die Niederländerin Ellen van Dijk nach 2013 und 2021 ihren dritten Titel gewann vor der Australierin Grace Brown und der Schweizerin Marlen Reusser, die sich nach zuletzt zwei zweiten Plätzen dieses Mal mit Platz drei zufriedengeben musste. 

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Als 18. landete Ricarda Bauernfeind hinter Mieke Kröger, die einen guten 12. Platz belegte, und das reichte zur Bronzemedaille in ihrer Altersklasse. Sie hat in diesem Jahr einen großen Sprung gemacht und sich auch in der Eliteklasse bestens behauptet. Ein dritter Platz in der Gesamtwertung der Ruta Del Sol, Fünfte der Internationalen LOTTO Thüringen Ladies Tour, dazu Deutsche Meisterin der U 23 im Straßenrennen und dem Einzelzeitfahren, dazu Zweite im Straßenrennen der Deutschen Meisterschaft der Elite, Europameisterin der U 23 im Mixed Relay und zuletzt Siegerin im Eintagesrennen Visegrad 4 Ladies Race Slovakia, all das sind Erfolge, auf denen sie aufbauen kann. Wir kennen sie schon seit ihrem Sieg bei der Internationalen kids-tour Berlin 2013 in der weiblichen Klasse U 13, als sie für den Landesverband Mittelfranken erfolgreich war.

 

Zu ihrer Bronzemedaille äußerte sich die sympathische Sportlerin wie folgt: „Ich war sehr nervös, weil es mein erster Einsatz bei einer Weltmeisterschaft der Elite war. Gerechnet hatte ich in meiner Altersklasse mit einer Top 5 Platzierung, dass es am Ende sogar eine Medaille wurde, ist einfach ein tolles Gefühl. Die Strecke kannte ich sehr gut und bekam gute Anweisungen aus dem Auto. Der Kurs war technisch anspruchsvoll mit ständigen Rhythmuswechseln, so dass ich anfangs nicht zu schnell losfuhr und das Rennen mit 34 km auch ganz schön lang war. Es war eine tolle Erfahrung und ich hoffe, dass ich mich in den nächsten Jahren in dieser Disziplin noch steigern und entwickeln kann“, war sie sichtlich zufrieden mit ihrer Vorstellung. Es bleibt mit Spannung abzuwarten, wie sie sich am Samstag im Straßenrennen der Elite mit gesonderter Wertung für die Klasse U 23 schlägt, wo sie gemeinsam mit Romy Kasper, Franziska Koch, Mieke Kröger, Liane Lippert und Lea Lin Teutenberg an den Start gehen wird.

 

Eine Silbermedaille im 14,1 km langen Einzelzeitfahren der Juniorinnen erreichte die 18-jährige Justyna Czapla, die lediglich der überragenden Britin Zoe Bäckstedt den Vortritt lassen musste, die im Vorjahr schon Zweite in dieser Disziplin geworden war und darüber hinaus den Titel im Straßenrennen gewonnen hatte. Für Justyna Czapla war es nach den Titeln bei den Deutschen Meisterschaften und den Europameisterschaften im Einzelzeitfahren ein weiterer großer Erfolg, bei dem sie die Drittplatzierte Belgierin Febe Jooris um 13 Sekunden auf den Bronzerang verwies. Mit dem deutschen Meistertitel auch im Straßenrennen unterstrich sie ihre Vielseitigkeit und dürfte mit diesen Erfolgen auch bei der Weltmeisterschaft im Straßenrennen am Samstag durchaus eine Rolle spielen.

Auch Justyna Czapla hat bei der Internationalen kids-tour in Berlin im Jahre 2017 ihre Visitenkarte abgegeben. Ihre Entwicklung seit dem Jahre 2014, als sie beim RV Union Nürnberg als Schülerin mit dem Radsport begann, hat insbesondere in diesem Jahr zu einer beachtlichen Leistungssteigerung geführt, die für die Zukunft noch einiges erhoffen lässt. Nach dem Zeitfahren gab sie uns gegenüber folgendes Statement ab: „Vor dem Rennen war die Aufregung groß, die ich aber gut unter Kontrolle halten konnte. Dennoch gab es einen kurzen Schockmoment, als mein Nationaltrainer Lucas Schädlich zu mir auf die Startrampe kam und mir mitteilte, dass sein Funkgerät nicht mehr funktioniert. Das habe ich versucht auszublenden und mein Rennen nicht beeinflussen zu lassen. Glücklicherweise hat sich das Problem schnell gelöst, so dass ich den hilfreichen Informationen meines Trainers folgen konnte. Seine Anfeuerungen haben mich sehr motiviert, habe alles gegeben, auch wenn die Beine gebrannt haben. Ich konnte es nicht glauben, dass ich nach Überqueren der Ziellinie so eine gute Platzierung erreicht hatte. Mein ganzes Team kam auf mich zu und nahm mich in die Arme, was große Emotionen in mir ausgelöst hat. Ich war einfach nur froh über meine Leistung und die erreichte WM-Medaille“, so schilderte sie uns ihre Eindrücke aus dem fernen Australien. Abschließend ließ sie uns wissen, dass sie für das nächste Jahr bereits einen Vertrag bei einem bekannten Continental Team unterschrieben hat.

 

Für eine dritte Medaille für das Team des BDR sorgte nicht ganz unerwartet Emil Herzog, der 17-jährige aus dem Team Auto Eder, für das er in dieser Saison schon beachtliche Ergebnisse eingefahren hatte. Siege beim Giro di Primavera, Gesamtsiege bei der Internationalen Cottbuser Junioren-Etappenfahrt, beim Course de la Paix Juniors, bei der Ain Bugey Valromey Tour und beim Grand Prix Rüebliland sowie der nationale Titel im Straßenrennen haben seine Klasse oft genug bestätigt. Nun die Bronzemedaille im Einzelzeitfahren bei der Weltmeisterschaft der Junioren hinter dem Briten Joshua Tarling und dem Australier Hamish McKenzie, nachdem er diese Medaille schon bei den Europameisterschaften errungen hatte. „Ich habe mich gut vorbereitet auf das Zeitfahren, auf einen Kurs, der mir liegt. Es war wichtig, das Rennen gut einzuteilen“, gab Emil Herzog nach der Siegerehrung zu verstehen. Der aktuelle deutsche Straßenmeister war das Rennen nicht zu schnell angegangen und konnte später noch zulegen. Er wird auch am Freitag versuchen, mit seinen Teamkameraden Matteo Groß, Fabian Wünstel, Mauro Brenner und Louis Leidert für den BDR ein achtbares Ergebnis zu erzielen und wenn möglich aufs Podium zu fahren. 

 

Bei den Männern und der Klasse U 23 dominierten in diesem Jahr die Norweger, die mit Tobias Foss und Sören Waerenskjold jeweils die Goldmedaille errangen. Während der Sieg von Tobias Foss vor dem Schweizer Favoriten Stefan Küng und dem frischgebackenen Sieger der Spanien-Rundfahrt Remco Evenepoel aus Belgien als große Überraschung zu bezeichnen ist, war der Sieg seines Landsmannes nicht minder spektakulär, hatte er doch so starke Zeitfahrer wie den Belgier Alec Segaert und den Briten Leo Hayter distanzieren können. Die Deutschen Nikias Arndt auf Platz 16 und Miguel Heidemann als 20. blieben bei den Männern im Rahmen ihrer Möglichkeiten, während in der Klasse U 23 Michel Hessmann als Fünfter knapp hinter dem Neuseeländer Logan Currie überzeugte und nur um 14 Sekunden den Bronzeplatz verpasste. Auch Hannes Wilksch auf Platz 20 hielt sich achtbar und zog sich gut aus der Affäre. 

 

Den Abschluss der Zeitfahrwettkämpfe bildete der Mixed Relay über 28,2 km mit 16 Nationen am Start, die aber zum Teil nicht mit dem bestmöglichen Aufgebot das Rennen in Angriff nahmen. Von Beginn an in der Führungsposition lagen die Schweizer Männer mit Stefan Küng, Stefan Bissegger und Mauro Schmid, die zur Halbzeit bei Übergabe auf die starken Frauen Marlen Reusser, Elise Chabbey und Nicole Koller schon einen Vorsprung von zehn Sekunden auf die Italiener herausgefahren hatten. Deren Frauen gaben sich aber nicht so leicht geschlagen und wurden am Ende Gewinner der Silbermedaille mit nur noch drei Sekunden Rückstand auf die Schweiz. Bronze ging an die Gastgeber aus Australien, die das deutsche Sextett als Titelverteidiger, in diesem Jahr mit Miguel Heidemann, Jannik Steimle, Nikias Arndt, Liane Lippert, Mieke Kröger und Romy Kasper antretend, knapp mit acht Sekunden Rückstand auf den undankbaren vierten Platz verwies. Das Ziel für das deutsche Team hieß Bronzemedaille, die nur denkbar knapp verpasst wurde. „Man gewinnt als Mannschaft und man verliert als Mannschaft“, wollte der Sportliche Leiter der Männer Jens Zemke kein Trübsal blasen. 

 

Für die mitfavorisierten Niederländer war es ein Albtraum, als wenige Kilometer nach dem Start ein Kettenschaden bei Bauke Mollema auftrat und er mit einem Ersatzrad nicht mehr zu seinen Teamgefährten Mathieu van der Poel und Daan Hoole aufschließen konnte, die die nahezu volle Distanz zu zweit bestreiten mussten. Die Frauen sollten es schließlich richten, aber als die Übergabe stattfand, war es Annemiek van Vleuten, die direkt nach dem Start zu Fall kam und nicht mehr das Rennen fortsetzen konnte. Nach eigenen Angaben war ihr Vorderreifen geplatzt und die hinter ihr fahrende Ellen van Dijk konnte gerade noch ausweichen. Aber auch sie musste mit Riejanne Markus zu zweit das Rennen zu Ende fahren und so war der fünfte Platz am Ende nur sechs Sekunden hinter Deutschland in Anbetracht der Umstände durchaus noch ein akzeptables Ergebnis. Bleibt zu hoffen, dass die ambitionierte Annemiek van Vleuten am Samstag beim Titelkampf im Straßenrennen der Frauen mitwirken kann. 

Bericht: Bernd Mülle 

Fotos: Arne Mill / Bildagentur frontalvision.com

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  • Straßenrennen
  • UCI-Rennen

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