Tour de Suisse Wochenende für Männer und Frauen

Tour de Suisse Wochenende für Männer und Frauen

 
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Der Samstag begann zunächst mit der vorletzten Etappe der Männer von Ambri nach Malbun über 194,6 km und sie wurde zum Triumph des Franzosen Thibaut Pinot von Groupama-FDJ, der hier seinen zweiten Saisonsieg realisieren konnte. Er war schon früh in der Fluchtgruppe des Tages, die sich nach 45 km gebildet hatte und aus 20 Fahrern bestand, von denen lediglich noch der Spanier Oscar Rodriguez vom Movistar Team als am Ende Zweitplatzierter und Andrey Lutsenko aus Kazakhstan vom Astana Qazaqstan Team übrig blieben, der als Dritter aufs Podium fuhr. Die Favoriten sorgten durch Tempoverschärfung für das Auseinanderfallen der Führungsgruppe und erreichten schließlich durch den Kolumbianer Sergio Higuita von BORA-hansgrohe als Tagesviertem mit einem Rückstand von 1:19 Minuten das Ziel.

Dadurch dass der kleine Kolumbianer am Ende noch die Pace erhöhte und sich an der schweren Schlusssteigung von 8,7 % nach Malbun seinen direkten Kontrahenten noch einige Zeit abnehmen konnte, übernahm er das Gelbe Trikot mit zwei Sekunden Vorsprung vor dem Briten Geraint Thomas von INEOS Grenadiers und 19 Sekunden vor dem Dänen Jakob Fuglsang  von Israel-Premier Tech. „Higuita ist der beste Kletterer bei uns und so werden wir alles versuchen, um ihn zu unterstützen“, sagte sein Sportlicher Leiter Jens Zemke vor dem Start zum Anstieg nach Malbun, der nun auch auf Marco Haller verzichten musste, der positiv auf Corona getestet worden war, nachdem er noch am Vortag eine starke Leistung gezeigt hatte.

 

Die Spannung für den Schlusstag mit dem Einzelzeitfahren über 25,6 km dürfte kaum größer sein. Geraint Thomas dürfte dabei im Vorteil sein und die größten Chancen haben, diese spektakuläre, von Corona schwer gezeichnete, Rundfahrt zu gewinnen, auch wenn die einheimischen Schweizer auf Stefan Küng von Groupama-FDJ hoffen, der als Siebter im Gesamtklassement allerdings schon 2:19 Minuten Rückstand aufweist.

Bevor es zum absoluten Showdown am Sonntag kommt, begann am Abend des Vortags auch die zwei Tage parallel laufende Tour de Suisse Women mit einem Rennen über 46 km, wobei zehn Runden zu absolvieren waren. Schon in der zweiten Runde hatten sich mit den Niederländerinnen Lucinda Brand von Trek-Segafredo und Pauliena Rooijakkers von Canyon//SRAM Racing sowie der Deutschen Clara Koppenburg vom Cofidis Women Team drei Fahrerinnen vom Feld abgesetzt und das Rennen unter sich ausgemacht. Am Ende siegte Lucinda Brand vor Clara Koppenburg und Pauliena  Rooijakkers mit 50 Sekunden Vorsprung auf die erste große Verfolgergruppe, die von der amtierenden Straßenweltmeisterin Elisa Balsamo aus Italien von Trek-Segafredo angeführt wurde. „Ich habe keine großen Ambitionen und benutze die Rundfahrt als Training für den Giro d’Italia Donne, der am 30. Juni beginnt“, gab die Weltmeisterin bei der Teampräsentation uns zu verstehen, um dennoch gleich den Spurt der Verfolgergruppe zu gewinnen.

 

Beim am Tag darauf zunächst für die Frauen folgenden Einzelzeitfahren über ebenfalls 25,6 km zeigte sich ein verändertes Bild. Während sich Lucinda Brand mit Platz 4 und Pauliena Rooijakkers als Siebte den Rückstand im Zeitfahren noch in Grenzen halten konnten, verlor Clara Koppenburg 3:20 Minuten und erreichte damit nur Platz 40. Noch hinter ihrer Landsmännin Liane Lippert vom Team DSM, die mit der großen Hitze offensichtlich nicht zurechtkam und auf Rang 34 einfuhr und damit ihre Ambitionen auf eine Spitzenposition für diese Rundfahrt wohl zurückstellen muß. Das von einigen technischen Hardwareproblemen begleitete Zeitfahren führte zu Zwischenergebnissen, die am Ende korrigiert werden mussten. Am Ende kann man aber davon ausgehen, dass der Dreifachsieg des Teams BikeExchange-Jayco in der Reihenfolge Kristen Faulkner vor Georgia Williams und Georgia Baker trotz der technischen Pannen in Ordnung geht. 

Einen hervorragenden 5. Platz aus deutscher Sicht belegte Lisa Klein von Canyon//SRAM Racing und auch Lisa Brennauer vom Team Ceratizit-WNT Pro Cycling auf Platz 10 konnte mit dem Ergebnis bei mörderischer Hitze zufrieden sein. Für die beste Schweizerin Jolanda Neff von Swiss Cycling stand ein guter 6. Platz auch in der Gesamtwertung zu Buche, der ihr noch alle Chancen für die restlichen zwei Tage läßt. Gesamtführende ist Kristen Faulkner vor Lucinda Brand und Georgia Williams, die lediglich vier bzw. 14 Sekunden zurückliegen und somit ist Spannung auch hier vorprogrammiert.

 

Wie schon prognostiziert, hat der Brite Geraint Thomas am Schlusstag doch noch den Gesamtsieg perfekt gemacht. Zwar nicht mit einem Sieg im Zeitfahren, den er dem starken Belgier Remco Evenepoel vom Quick-Step Alpha Vinyl Team überlassen musste, der mit drei Sekunden Vorsprung gewann. „Ich hätte gern auch die Etappe gewonnen, aber Remco war einfach heute der Stärkere, der noch eine große Zukunft vor sich hat“, äußerte sich der Brite dennoch mehr als zufrieden, geht doch seine Formkurve offensichtlich wieder nach oben. „Bei der Tour de France werden wir mit einem starken Team um Daniel Martínez antreten und sehen, was dann geht“, war er noch etwas zurückhaltend in Bezug auf seine eigenen Möglichkeiten bei der großen Schleife und stolz, dass er hier bei mörderischer Hitze gewinnen konnte.

 

Recht locker gab sich bei der Pressekonferenz der junge Belgier Remco Evenepoel, der zur Hälfte der Distanz noch zwei Sekunden hinter Stefan Küng lag, der am Ende als Dritter dann 11 Sekunden zurücklag. „Ich habe diese Woche viel gelernt, aber auch einige Fehler gemacht. Jetzt wird erst einmal eine kleine Pause eingelegt, die ich mit meiner Freundin verbringen werde“, gab Remco Evenepoel seine unmittelbaren Zukunftspläne preis, bevor er Ende Juli beim Klassiker San Sebastian wieder ins Renngeschehen eingreifen will.

Ein starkes Rennen fuhr auch Maximilian Schachmann von BORA-hansgrohe, der seinen sechsten Platz zur Hälfte des Rennens bis ins Ziel verteidigen konnte. „Es war heute einfach zu heiß, aber insgesamt bin ich zufrieden mit dem Ergebnis. Nach meinem Sturz auf der dritten Etappe habe ich mit Rückenproblemen zu kämpfen. Ich hoffe auf die Tour de France, meine Form befindet sich auf eine guten Weg“, gab er uns abschließend durchaus optimistisch für den weiteren Verlauf der Saison zu verstehen. Mit dem letztlich 10. Platz in der Gesamtwertung der Tour de Suisse konnte er zufrieden sein, zumal sein Team mit Sergio Higuita, der in einem guten Zeitfahren (11.) seine führende Position zwar einbüßte aber dennoch Zweiter der Gesamtwertung vor dem Dänen Jakob Fuglsang wurde, und mit Felix Grossschartner (7.) einen weiteren Fahrer unter die Top Ten brachte und damit auch die Gesamtmannschaftswertung gewinnen konnte. Damit scheint das deutsche Team für die Tour de France gut gerüstet und kann optimistisch in Frankreich an den Start gehen.

Bericht: Bernd Mülle 

Fotos: Arne Mill / frontalvision.com

 

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