Guter EM-Start im Einzelzeitfahren: 1x Gold und 2x Silber lassen auf mehr hoffen

Guter EM-Start im Einzelzeitfahren: 1x Gold und 2x Silber lassen auf mehr hoffen

 
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Mit den Einzelzeitfahren der Junioren, der U 23 sowie der Elite jeweils über 25,6 km begannen die diesjährigen Europameisterschaften auf der Straße im französischen Plouay. Insgesamt sechs Wettbewerbe am ersten Tag kamen in der Bretagne unmittelbar nach den in vielen Ländern gerade ausgetragenen Landesverbandsmeisterschaften zur Austragung, für etliche Athleten wie zum Beispiel der frischgebackenen Deutschen Meisterin Lisa Brennauer eine echte Herausforderung. Vom Sachsenring direkt nach Plouay, insofern war der undankbare 4. Platz für Lisa Brennauer dennoch eine großartige Leistung unter den 26 Starterinnen. 

Gegen die starken Niederländerinnen Anna van der Breggen und Ellen van Dijk war einmal mehr kein Kraut gewachsen. Dagegen war die starke Leistung der Schweizerin Marlen Reusser schon etwas überraschend, die als Dritte aufs Podium fuhr. Die Deutsche hatte am Ende mit einem Rückstand von 1:14 Minuten auf die Europameisterin Anna van der Breggen dennoch ein starkes Rennen abgeliefert. Zum Schluß fehlten ihr lediglich 15 Sekunden zur Bronzemedaille, die durchaus im Bereich des Möglichen lag, während die zweite deutsche Teilnehmerin Lisa Klein auf Platz 9 einkam. Ihre Hoffnung auf einen erneuten Podestplatz – im Vorjahr gewann sie immerhin Silber – erfüllte sich nicht, zumal sie auch zuletzt mit gesundheitlichen Problemen zu kämpfen hatte. 

Für den Bund Deutscher Radfahrer (BDR) verlief das Rennen der weiblichen U 23 dagegen nahezu sensationell. Gold für Hannah Ludwig und Silber für Franziska Koch mit nur 24 Sekunden Rückstand unterstrichen einmal mehr die Stärke des BDR in dieser Spezialdisziplin, hatte doch Hannah Ludwig damit ihren Titel aus dem Vorjahr verteidigt, nachdem sie schon 2018 bei den Juniorinnen eine Silbermedaille gewann. Die Bronzemedaille in diesem Jahr sicherte sich die Polin Marta Jaskulska, die ihre Zeitfahrstärke gerade bei den nationalen Meisterschaften als Zweite hinter Anna Plichta bewiesen hatte. Ihr Rückstand von 1:18 Minuten auf die überglückliche Siegerin war schon recht erheblich und bewies, dass die beiden Erstplatzierten eine Klasse für sich waren. 

Bei den Juniorinnen feierte die Niederländerin Elise Uijen einen souveränen Sieg vor der Französin Maeva Squiban und der Italienerin Carlotta Cipressi in einem Rennen, in dem sich auch die beiden deutschen Teilnehmerinnen achtbar aus der Affäre zogen. Die Deutsche Meisterin Hannah Buch landete auf dem 6. Platz mit 2:03 Minuten Rückstand, während die Berlinerin Paula Leonhardt mit genau drei Minuten Rückstand auf Platz 12 unter 24 Starterinnen einkam.

Lucas Schädlich, der Bundestrainer der Juniorinnen, war mit seinen Schützlingen zufrieden: „Beide haben auf dem technisch anspruchsvollen Kurs ein gutes Rennen gezeigt, das für diese Altersklasse ungewöhnlich lang war“, waren aufmunternde Worte des Coaches für zwei noch sehr junge Fahrerinnen, von denen in Zukunft noch einiges zu erwarten ist.

Für eine weitere Silbermedaille des BDR sorgte das Ausnahmetalent Marco Brenner, der in der Juniorenklasse nur dem Tschechen Mathias Vacek den Vortritt lassen musste. Am Ende waren es nur drei Sekunden, die zu Gold fehlten, das der im kommenden Jahr als Profi beim Team Sunweb unter Vertrag stehende, noch 17-jährige Marco Brenner mit Sicherheit ins Visier genommen hatte. Aber Silber vor dem Italiener Lorenzo Milesi ist aller Ehren wert und freute auch Bundestrainer Wolfgang Ruser, der ob der langen Zwangspause wegen Corona mit dem Ergebnis sehr zufrieden war. Der zweite deutsche Starter Moritz Kärsten belegte im Feld der 33 Teilnehmer einen guten 15. Platz mit einem Rückstand von 1:33 Minuten. 

Die beiden Starter des BDR in der Klasse U 23, die mit 35 Fahrern ein international starkes Feld aufwies, schlugen sich äußerst achtbar. Hinter dem Europameister Andreas Leknessund aus Norwegen, dem Schweizer Stefan Bissegger und dem Belgier Ilan Van Wilder, die vom Podium auch nicht vom Briten Thomas Pidcock, immerhin Junioren-Weltmeister 2017, und dem Italiener Jonathan Milan zu verdrängen waren, belegte der 19-jährige Michel Heßmann einen ausgezeichneten 6. Platz und auch der 11. Platz von Miguel Heidemann war in dem Klassefeld mehr als erfreulich. Auch hier war Bundestrainer Ralf Grabsch mehr als zufrieden mit seinen Schützlingen, von denen Michel Heßmann erst sein erstes Jahr in dieser Rennklasse bestreitet.

Der Abschluß dieses ersten Wettkampftages war den Elitefahrern vorbehalten, die mit nur 27 Fahrern am Start waren. So kurz nach den nationalen Meisterschaften und vor der am kommenden Wochenende beginnenden Tour de France war für einige Profis noch eine Ruhepause angesagt und auch einige Sturzverletzungen der letzten Tage von Remco Evenepoel oder Maximilian Schachmann, die sicherlich zu den Favoriten gehört hätten, trugen zum überschaubaren Starterfeld bei. Dennoch gab es einige Fahrer, die sich im Einzelzeitfahren in den letzten Jahren mehrfach hervorgetan hatten, wie zum Beispiel Rui Costa aus Portugal, Ryan Mullen aus Irland, Edoardo Affini aus Italien, der Brite Alex Dowsett oder der Franzose Remi Cavagna, der einst das Einzelzeitfahren der letztmals 2016 ausgetragenen Tour de Berlin gewann und dann auch als Gesamtsieger geehrt wurde. Favorisiert aber waren der Belgier Victor Campenaerts und der Schweizer Stefan Küng, während mit Justin Wolf und Juri Hollmann für den BDR zwei krasse Außenseiter ins Rennen gingen. 

Aber die beiden Deutschen schlugen sich ganz hervorragend, insbesondere Justin Wolf konnte mit seinem 7. Platz bei 1:30 Minuten Rückstand überzeugen, während Juri Hollmann als Zwölfter bei seiner ersten Elite-Europameisterschaft ein gutes Rennen hinlegte. „Juri hat sich gut verkauft als sehr junger Fahrer und Justin Wolf hat unsere Erwartungen voll erfüllt“, äußerte sich der Sportliche Leiter Jens Zemke nach dem Rennen. 

Den Europameister-Titel holte sich schließlich Stefan Küng, der den Franzosen Remi Cavagna um 17 Sekunden und den Belgier Victor Campenaerts um 21 Sekunden distanzierte. „Ich bin einfach nur glücklich. Hier musste man von Anfang an Vollgas geben und ich freue mich sehr über den Titel. Jetzt geht’s ab zur Tour, wo ich meine Helferdienste unserem Kapitän Thibaut Pinot zur Verfügung stellen werde“, gab der Schweizer noch vor der Siegerehrung zu verstehen.

Abschließend sei noch vermerkt: es war durchaus interessant, dass die Rennen alle über die gleiche Distanz ausgetragen wurden, egal ob Junior oder Elite, ob Männer oder Frauen. So konnte man mit den gefahrenen Zeiten Vergleiche ziehen und daraus etliche Schlüsse herleiten.

Bericht: Bernd Mülle

Fotos: Arne Mill / frontalvision.com

> Sämtliche Fotos sind verfügbar bei der Bildagentur frontalvision.com

 

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