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Von Supertalenten und Neulingen: Six Day Berlin bieten dem Nachwuchs eine Plattform

 
5.0 (7)

Der Einblick in das gut gestaltete Programmheft – ein Muß für einen Besucher, der gut unterrichtet sein will - läßt erkennen, wie wichtig es dem Veranstalter auch ist, den Blick auf den Nachwuchs zu richten. Erstmals sind nicht nur alle Teilnehmerlisten im Nachwuchsbereich aufgeführt, vielmehr haben die Veranstalter auch im Profifeld für junges Blut gesorgt. Nicht weniger als 14 Fahrer sind zum ersten Mal in Berlin, was es so in dieser Form noch nicht gegeben hat. Darunter mit dem Berliner Moritz Malcharek, den Dänen Oliver Wulff Frederiksen und Arne Birkemose, den Polen Bartosz Rudyk und Damian Slawek, dem Italiener Imerio Cima, dem Briten Matthew Bostock, dem Iren JB Murphy und Richard Banusch aus Forst alles Fahrer, die noch jünger als 23 Jahre sind.

Es bahnt sich also ein Generationswechsel an, der den Fortbestand der Sechstagerennen sichern könnte. Und einige von ihnen haben bereits am ersten Abend Nadelstiche gesetzt, wie zum Beispiel Oliver Wulff Frederiksen als Sieger im Dernyrennen und sein Landsmann Arne Birkemose, der das Punkterennen gewann. Aber auch der bisher als Bahnfahrer kaum in Erscheinung getretene Imerio Cima bot an der Seite des Russen Vladislav Kulikov eine beachtenswerte Leistung, die Kenner des Bahnradsports überraschen musste. So kann es weitergehen und auch der Geschäftsführer der Berliner 6-Tage-Rennen GmbH, Valts Miltovics, war angetan von dem Sport, den die Akteure auf die Bahn brachten. „Abgesehen von der etwas enttäuschenden Zuschauerzahl am Starttag, war ich zufrieden mit den sportlichen Leistungen“, äußerte sich Valts Miltovics, der zuversichtlich für die nächsten Tage ist.

Noch nicht ganz so weit sind zwei sehr junge Fahrer im Feld der Klasse U 23: Tim Torn Teutenberg, ein bekannter Name aus einer berühmten Radsportfamilie, an der Seite von Laurin Drescher, beide erst 17 Jahre alt, bilden ein starkes Team, das sich gegen überwiegend ältere Konkurrenz bislang hervorragend schlägt. Am ersten Tag langte es sogar zum Tagessieg, während am zweiten Tag im  Madison über 40 Minuten mit einer Runde Rückstand der dritte Platz heraussprang, den sie auch in der Gesamtwertung einnehmen. „Seit zwei Monaten fährt mein Partner Laurin Drescher erst im Ausdauerbereich und so gab es heute hinten heraus leichte Probleme, aber noch haben wir alle Chancen auf den Sieg“, meinte ein sympathischer, selbstbewußter Tim Torn Teutenberg. 

„Um zu lernen, wäre ich auch gern mit einem älteren U 23-Fahrer gestartet, aber nun fahren wir hier beide mit einer Sondergenehmigung und es klappt ganz gut“, fuhr er fort, der in der kommenden Saison auch verstärkt auf der Straße im ROSE Team NRW zum Einsatz kommen will.  Natürlich sind für ihn auch in diesem Jahr wieder die Europa- und Weltmeisterschaften auf der Bahn ein Thema, wo Omnium, Madison und Ausscheidungsfahren im Fokus stehen. Dabei hat sich Tim Torn Teutenberg noch nicht festgelegt, wer sein künftiger Partner im Madison ist, zumal sein bisheriger Partner Luca Dreßler, der hier eigentlich noch in der U 19 fahren sollte und dann ins Starterfeld der U 23 nachrückte, und auch Benjamin Boos noch eine Alternative darstellen. 

Sein jetziger Partner Laurin Drescher vom ESV Lok Zwickau war ehrlich genug zuzugeben, dass er heute mit Schwierigkeiten zu kämpfen hatte. „Die Beine waren am Ende einfach schwer und da merkte man, dass ich aus dem Sprintbereich komme und erst seit zwei Monaten im Ausdauerbereich unterwegs bin“, hielt er nicht hinter dem Berg zurück und suchte nach irgendwelchen Ausreden. Ein freundlicher, sympathischer junger Mann, der mit Sicherheit noch einiges im Bahnradsport erreichen kann. 

Interessantes erfuhren wir auch von zwei Fahrern aus dem Profistarterfeld: Imerio Cima und JB Murphy sind erstmals in Berlin dabei und begeistert von der Atmosphäre hier im Velodrom. „In der Jugend bin ich schon auf der Bahn gefahren und ich liebe den Bahnradsport, aber zuletzt war nur die Straße angesagt. Durch mein Team Gazprom-RusVelo habe ich die Gelegenheit bekommen hier starten zu dürfen, es macht riesigen Spaß und kommt einer riesigen Party gleich“, gestand Imerio Cima, der sich nach Berlin wieder der Straße widmet. Dem Iren JB Murphy stellten wir die Frage wegen seines ungewöhnlichen Kürzels „JB“ im Vornamen, mit dem er überall auftritt und auch in der UCI entsprechend so gelistet ist. „JB steht für Jack und Bernard, das sind die Vornamen meiner beiden Großväter“, gab der Ire zu verstehen. Es blieb aber offen, warum er nur die Abkürzung benutzt. So hat halt jeder seine besondere Note. Er liebt den Bahnradsport und da insbesondere die Wettbewerbe Madison und Omnium, während er eine Straßenkarriere nicht anstrebt. Er wird aber bei der kommenden Bahnweltmeisterschaft hier an gleicher Stelle dennoch nicht am Start stehen. 

Einer der Höhepunkte des Abends war der Rekordversuch im Paracycling von Robert Förstemann/Kai Kruse auf dem Tandem über 1000 Meter, als sie den deutschen Rekord von 1:01,78 Minuten aus dem Jahre 2016 von Stefan Nimke und Kai Kruse unter großem Jubel des diesmal zahlreicheren Publikums auf 1:01,63 Minuten verbesserten. Man kann ihnen nur für die in der nächsten Woche stattfindenden Paracycling-Weltmeisterschaften in Kanada alles Gute und viel Erfolg wünschen, damit die angestrebte Medaille realisiert werden kann.

Nach der zweiten Nacht, die vor gut gefüllten Rängen wiederum hervorragenden Sport brachte, führen bei den Profis die Österreicher Andreas Graf/Andreas Müller allein mit Rundenvorsprung, die Gesamtwertung der Sprinter führt weiterhin Maximilian Levy an, während bei den Frauen die Britinnen Elinor Barker/Katie Archibald an der Spitze liegen, die sowohl das 20 km Madison als auch das Mannschaftsausscheidungsfahren für sich entschieden. Beim Nachwuchs der Klasse U 17 behaupteten Luca Kasnya/Nicolas Zippan die Führung und bei der Klasse U 23 liegen mit Rundenvorsprung die Dänen Frederik Egehus/Marcus Sander Hansen in Front.

Bericht: Bernd Mülle

Foto: Arne Mill / frontalvision.com

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  • Six Days
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  • Berliner Sechstagerennen

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