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Team Sunweb präsentiert seine Teams 2019: Der Nachwuchs drängt nach vorn

 
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Zum zweiten Mal hintereinander wurde am 03. Januar 2019 im Umspannwerk am Alexanderplatz das mit deutscher Lizenz ausgestattete Worldtour-Team Sunweb den zahlreichen Medienvertretern aus dem In- und Ausland vorgestellt. Darüber hinaus erfolgte auch die Präsentation  des Development Teams, das bekanntlich den Nachschub für das Profiteam bildet und aus dem in diesem Jahr der Schweizer Welt- und Europameister der U 23 im Straßenrennen Marc Hirschi ebenso wie der Deutsche Meister im Straßenrennen der U 23 Max Kanter den Sprung in die Worldtour geschafft haben. Auch die Vorstellung des Frauenteams, das allerdings weiterhin mit niederländischer Lizenz die Rennen bestreitet, wurde vorgenommen, darunter auch die einzige Deutsche im Team, Liane Lippert, die im letzten Jahr die Deutsche Meisterschaft im Straßenrennen und die Gesamtwertung der Lotto Belgium Tour gewinnen konnte.

Das gesamte Aufgebot umfasst 50 Fahrerinnen und Fahrer, von denen in Berlin nur vier Profis nicht anwesend waren. Dabei handelt es sich um den deutschen Routinier Johannes Fröhlinger, seit 2011 bereits im Team, der seine langjährigen Erfahrungen aus 15 Grand Tours und 18 Klassikern als absoluter Teamplayer an die jungen Nachwuchsfahrer weitergibt, sowie die drei Australier Chris Hamilton, Jai Hindley und Michael Storer, die bereits für die in Kürze beginnende Santos Tour Down Under in Australien weilen. Für den dortigen Saisonauftakt wird die Mannschaft noch ergänzt durch den Niederländer Cees Bol und die beiden Deutschen Max Walscheid und Max Kanter, die kurzfristig nachreisen werden.

Moderiert wurde die Präsentation erneut vom bekannten Nachrichtensprecher Marc Bator, der zunächst mit dem sympathischen Generalmanager Iwan Spekenbrink einige Worte wechselte. Insgesamt war es schon die fünfte Vorstellung des Teams in Berlin, das seinerzeit Giant-Alpecin hieß und vorher schon unter Giant-Shimano, Argos-Shimano und Skil-Shimano firmierte. „Für uns ist es in erster Linie wichtig, die Spitzenfahrer und den Nachwuchs sukzessive auf ein höheres Level zu führen und dabei sind wir überzeugt, den richtigen Weg mit unseren vielen Partnern zu gehen“, gab der Teamchef zu Protokoll. „Wir haben eine gute Basis, die Organisation wird immer besser und wir glauben an unser Team, ohne konkrete Vorhersagen für Siege und Platzierungen machen zu können, dazu gibt es immer zu viele Unwägbarkeiten“, fuhr er fort, der seinem gesamten Team vertraut und seinen Stolz nicht verbergen konnte. 

Dann wurden einige Fahrer von Marc Bator vorgestellt, der dem Schweizer Marc Hirschi als Präsent ein Bild von seinem Weltmeistersieg überreichte und natürlich Topathlet Tom Dumoulin aus den Niederlanden und der Spitzenfahrerin Coryn Rivera aus den USA einige Worte entlockte. So wird der Niederländer wie im Vorjahr den Giro d’Italia bestreiten und danach zu 90% auch die Tour de France in Angriff nehmen. Ob die beiden zweiten Plätze aus 2018 verbessert werden können, dafür gilt es die starken Briten zu schlagen, die bei der Vergabe des Sieges mit Sicherheit wieder ein ernstes Wort mitsprechen werden. 

Im Anschluß daran standen sämtliche Sportler für Interviews zur Verfügung und da waren natürlich Tom Dumoulin, der Australier Michael Matthews und auch der Deutsche Nikias Arndt die gefragten Gesprächspartner. Das Worldtour Team verfügt nach dem Weggang von Simon Geschke und Phil Bauhaus sowie dem Zugang von Max Kanter nur noch über fünf deutsche Fahrer, während das Development Team unverändert fünf Deutsche in seinen Reihen hat, wo der Vizeweltmeister im Straßenrennen der Junioren Marius Mayrhofer den Platz von Max Kanter einnimmt. Im nunmehr elfköpfigen Aufgebot des Frauenteams ist Liane Lippert nach wie vor die einzige Deutsche, die sich aber in diesem Team sehr wohlfühlt. 

Wir haben uns bei diversen kurzen Interviews auf alle deutschen Fahrer-/innen konzentriert, aber auch dem Schweizer Marc Hirschi und dem jungen Österreicher Felix Gall konnten wir ein Statement im Hinblick auf die kommende Saison entlocken.

Nikias Arndt: „Wir haben viele junge Talente, denen wir vertrauen können. Ich bin inzwischen einer der Kapitäne, der den jungen Fahrern einiges mit auf den Weg geben kann. Nach einem etwas durchwachsenen Jahr 2018, das in Australien zunächst gut anlief, kam ich krank mit einem Infekt zurück und musste an den Nasenmuscheln operiert werden. Danach lief es dann wieder besser, insbesondere in Kanada, wo Michael Matthews in Quebec und Montreal gewinnen konnte. Meine diesjährige Saison beginnt Ende Februar bei der UAE Tour, wobei ich bis dorthin drei Trainingslager absolvieren werde. Bei meinem Lieblingsrennen Paris-Roubaix möchte ich dabei sein, ebenso erneut bei der Tour de France mit der Tour de Suisse wieder als Generalprobe. Eventuell ist dann auch noch die Vuelta vorgesehen, aber zunächst bleibt der Traum von einem Etappensieg bei der Frankreich-Rundfahrt. Der Weggang von Simon Geschke hat mich etwas traurig gestimmt, aber er wollte noch einmal etwas Neues beginnen und dafür habe ich durchaus Verständnis“, äußerte sich Nikias Arndt aber durchaus zuversichtlich im Hinblick auf die kommende Saison.

Lennard Kämna: „Ich freue mich auf die kommende Saison, bin nach den ersten Trainingseindrücken zuversichtlich und werde bei der Tour de la Provence Mitte Februar ins Renngeschehen eingreifen und dann erneut Tirreno-Adriatico unter die Räder nehmen. Danach hoffe ich auf einen Start beim Amstel Gold Race und beim Fleche Wallonne, während hinsichtlich einer Teilnahme bei einer großen  Rundfahrt noch keine Entscheidung gefallen ist. Nach der letztjährigen krankheitsbedingten Auszeit hoffe ich in diesem Jahr auf einen weiteren Schritt nach vorn“, zog das große Talent sein Fazit.

Max Kanter: „Mit dem deutschen Meistertitel im Straßenrennen der U 23 und weiteren Topplatzierungen im letzten Jahr konnte ich auf mich aufmerksam machen und so hat sich mein Traum als kleiner Junge erfüllt, einmal Profi zu werden. Es wird nicht einfach werden in der obersten Liga des Radsports, aber die Strukturen im Team stimmen mich zuversichtlich. Ich werde wahrscheinlich bei Gent-Wevelgem und Paris-Roubaix dabei sein, wo ich schon durch die Teilnahme bei den Espoirs Erfahrungen sammeln konnte. Ich nehme mir dabei John Degenkolb als Vorbild, der sich auch in Sachen Doping gut positioniert hat. Der deutsche Radsport sollte eine neue Chance bekommen, zumal wir jungen Fahrer aus der unrühmlichen Vergangenheit gelernt und im Team viele Programme gegen Doping haben. Ich werde im Frühjahr bei den Rennen weitere Erfahrungen im Profizirkus machen und hoffe, das ein oder andere gute Ergebnis einfahren zu können“.

Max Walscheid: „Nachdem ich Ende Oktober des letzten Jahres noch eine OP über mich ergehen lassen musste, wo die Metallplatte aus dem Oberschenkel entfernt wurde, lief es zuletzt beim Training schon wieder recht gut. Ich hoffe, das bei der Santos Tour Down Under umsetzen zu können, wo ich mit Cees Bol und Max Kanter neben den bereits in Australien weilenden Teamkameraden am Start stehen werde. Für große Rundfahrten in dieser Saison wie die Tour de France wird es schwer für mich, da ich in den Bergen kein großer Helfer sein kann. Vielleicht ist die Vuelta erneut möglich, wo es im letzten Jahr besser lief als gedacht. Ansonsten will ich schon versuchen, ein paar Siege einzufahren und vielleicht beim Sparkassen Münsterland Giro meinen Vorjahreserfolg zu wiederholen“, blickt der sehr umgängliche, gebürtige Neuwieder optimistisch nach vorn.

Leon Heinschke: „Ich will, wenn möglich, mehr zeigen als im Vorjahr, wo ich durch einen Bruch des Mittelhandknochens gleich zurückgeworfen wurde und erst spät ins Renngeschehen eingreifen konnte. In dieser Saison muss es besser laufen, zumal mein Vertrag zur Verlängerung ansteht und ich gern in diesem Team weiterfahren würde. Ziel bleibt natürlich weiterhin eine Profilaufbahn, aber der Weg dorthin ist nicht gerade einfach“, und so geht der junge Mann durchaus ambitioniert in seine zweite Saison beim Development Team. 

Niklas Märkl: „Im kommenden Jahr trage ich schon etwas mehr Verantwortung aufgrund der starken Verjüngung des Teams mit fünf 18-Jährigen. Aber das ist kein Problem für mich und so werde ich bei den künftigen Rennen meine Chancen suchen und dann vielleicht zuschlagen. Die Renneinsätze werden erst kurzfristig konkret, aber ich hoffe auf ein ähnliches Programm wie im letzten Jahr. Bei den Klassikern, wo mir die kürzeren Anstiege durchaus liegen, will ich versuchen, vorne dabei zu sein. Die im Winter von mir geliebten Crossrennen werde ich dagegen nicht mehr bestreiten, um mich ganz auf die Straße zu konzentrieren“, teilte uns der aus einer radsportverrückten Familie stammende Nachwuchsmann mit.

Marius Mayrhofer: „Ich mache jetzt erst einmal mein Abitur im April und kann daher nur an zwei Trainingslager teilnehmen. So werden mir am Anfang der Saison etliche Kilometer fehlen, so dass ich auf die zweite Hälfte der Saison setzen werde. Inwiefern ich Helferdienste leisten muss oder auch einmal einen Freifahrtschein erhalte, wird sich dann zeigen. Ich wäre gern Weltmeister im letzten Jahr in Innsbruck geworden, aber am Ende war ich gegen den Belgier Remco Evenepoel chancenlos. Danach habe ich dann alles gegeben, um wenigstens Silber zu retten, was mir ja gelungen ist“, äußerte sich der sympathische Shooting Star selbstbewusst, mit dem in der Zukunft mit Sicherheit zu rechnen ist.

Martin Salmon: „Durch eine OP an der Harnröhre verlief meine letzte Saison nicht so wie erhofft. Ich hatte keine Top Ten-Platzierungen aufzuweisen und habe auch nicht so viele Rennen bestreiten können, wie ich vorgesehen hatte. Für die neue Saison habe ich mir viel vorgenommen, will gute Ergebnisse erreichen, um vielleicht als Stagiaire eine Chance zu bekommen. Das Ziel bleibt die Laufbahn als Profi, die ich auch gern beim Team Sunweb fortsetzen möchte“, zeigte sich der junge Mann engagiert und zuversichtlich.

Florian Stork: „Die letzte Saison betrachte ich mit gemischten Gefühlen. Eine Steigerung war zwar da, aber ich konnte nicht alles aus mir herausholen, was auch an einer Knieverletzung im Frühjahr lag, die mich doch zurückwarf. In diesem Jahr sieht es positiv aus, die im Training erworbene Form ist gut und ich setze großes Vertrauen darin, den Sprung in die höhere Kategorie schaffen zu können. Beim Trainingslager in Calpe mit den Profis habe ich viel gelernt und warte jetzt auf mein Rennprogramm, das in Kürze erst bekanntgegeben wird“.  

Liane Lippert: „Das letzte Jahr wird für mich kaum zu steigern sein, denn die Ergebnisse waren ja besser als erwartet. Insgesamt drei Einzelsiege und drei Siege zuzüglich die Bronzemedaille im Teamzeitfahren bei der Weltmeisterschaft in Innsbruck waren schon Highlights, die nicht unbedingt so zu erwarten waren. Für die neue Saison bin ich dennoch zuversichtlich und hoffe, vor allem bei dem einen oder anderen Klassiker in Belgien Akzente setzen zu können, wobei mein Programm noch nicht endgültig feststeht. Ich bin optimistisch für die Zukunft, habe noch alles vor mir und lasse alles auf mich zukommen. Ich habe noch Vertrag bis 2020 und darüber hinaus gehe ich davon aus, dass auch meine weitere Karriere gesichert ist“, gab sie vielversprechend zu verstehen.

Wir wollten auch einmal Fahrern aus unseren Nachbarländern zu Worte kommen lassen und haben uns bei dieser Präsentation sowohl für den Österreicher Felix Gall aus dem Development Team als auch für den Schweizer Marc Hirschi entschieden, der ja aufgrund seiner letztjährigen Erfolge einen Profivertrag für die kommende Saison beim Team Sunweb bis 2021 erhalten hat.  

Felix Gall: „Im letzten Jahr beim Grand Prix Priessnitz spa platzte bei mir der Knoten, wo ich in der Gesamtwertung auf Platz 6 landete und Vierter der Nachwuchswertung wurde. Danach der 4. Platz bei der Tour de Savoie Mont Blanc und der Sieg in der Nachwuchswertung waren weitere Highlights, wo ich feststellen konnte, was ich am Berg drauf habe. Vielleicht kann ich bei Gent-Wevelgem dieses Jahr zeigen, was möglich ist und hoffe auf einen guten Start in die Saison. Die Ausdauer und Härte für die Anstiege bringe ich auf jeden Fall mit“, so der Österreicher, der sich eine Vertragsverlängerung, möglichst bei den Profis, erhofft.

Marc Hirschi: „Ich bin sehr motiviert nach meinen Erfolgen des Vorjahres und es ist ein großer Schritt, der jetzt gemacht wird. Schwer zu sagen, was in Zukunft möglich ist, aber ich blicke hoffnungsvoll in die Zukunft. Beginnen werde ich die Saison mit der Volta ao Algarve und danach folgt Strade Bianche und dann werde ich sehen, wohin die Reise geht. Man gibt mir mit dem Vertrag bis 2021 genügend Zeit, mich in Ruhe weiterzuentwickeln. Durch den seit 2015 in der Schweiz als Nationaltrainer tätigen Danilo Hondo habe nicht nur ich in der Vergangenheit viele Erfahrungen sammeln können, insbesondere was Renntaktik betrifft. Am Aufschwung des Schweizer Radsports hat er mit Sicherheit maßgeblichen Anteil“, vergaß der Jungstar nicht zu erwähnen. 

Der Optimismus beim Team Sunweb insgesamt ist jedenfalls groß und es gilt, die Ergebnisse des Vorjahres zu steigern. Mit 12 Siegen, 21 zweiten Plätzen und 9 dritten Plätzen konnte man sich in der Siegrangliste der Teams nur auf Platz 28 platzieren und musste dort sogar einigen Continentalteams den Vortritt lassen. 

Zum Abschluss sei der Hinweis gestattet, dass auch über eine Präsentation des zweiten, mit deutscher Lizenz fahrenden Worldtour-Teams BORA-hansgrohe in der Hauptstadt oder zumindest in Deutschland nachgedacht werden sollte. Das kann der weiteren positiven Entwicklung des Radsports in unserem Lande nur dienlich sein. 

Bericht: Bernd Mülle

Fotos: Arne Mill - frontalvision.com

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Ausgezeichneter Bericht, vor allem mit Interviews aller deutschen Rennfahrer im Team! Den positiven Kritikpunkt am Team BORA-hansgrohe kann man unterstreichen! Die Präsentation des neuen Trikots für die kommende Saison ist sicherlich nicht dienlich, wenn dies auf Mallorca stattfindet! Wenn sich das Team schon im Ausland der internationalen wie nationalen Presse vorstellen möchte, dann auch bitte wie die ganz großen Teams gerne mit einem Fototermin! Das war in der Vergangenheit möglich, diese Jahr nicht! Bleibt die Frage - warum !!!
G
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